Beiträge von Furlon Akaides

    An den größten Plätzen von Paolos Trutz und als Schreiben an die Protektorate wurde in den ersten Wochen des Jahres folgender Text verteilt.


    Werte Bewohner des Nordens,


    hiermit sei verkündet, dass meine Person nunmehr das Amt des Botschafters des Westens für das Nördliche Siegel Mythodeas übernommen hat.
    Ziel meiner Arbeit wird es sein, den Westen zu repräsentieren und den Kontakt zwischen den Bewohnern des Nordens und des Westens zu vereinfachen.


    Alle Anfragen oder Probleme, welche den Westen betreffen sind zukünftig über mich abzuwickeln.
    Meiner Arbeit werde ich von den Gästequartieren des Palasthügels in Paolos Trutz aus nachgehen, dort bin ich oder eine Vertretung zu erreichen.


    Hochachtungsvoll,
    Furlon Akaides,
    Botschafter des Westlichen Siegels

    Der Abend zog sich dahin, man sprach noch länger über die kleinen und die großen Themen, welche Mitraspera bewegten. Als es spät wurde, kündigte der Botschafter an, sich zu Bett zu begeben. Er gab dem Wirt ein paar Münzen und zog sich zurück.


    Der nächste Tag würde wieder ein Tag der Reise werden und Furlon wollte konzentriert sein.

    Ich meine, das es andere Wege der Zusammenarbeit als eine große Armee gibt. Eine solche ist sinnvoll, wenn sie straff geführt ist und man sich auf Ausführung eines Befehls verlassen kann. Solches wird mit einer geeinten Armee der Elemente wohl aber noch viel Zeit brauchen. Vielleicht zu viel.


    Doch auch kleinere Einheiten können ein großes Ziel erreichen, wenn sie ein wenig koordiniert vorgehen. Also...


    Furlon dachte kurz nach.


    Ein Beispiel... wäre vielleicht das Einkesseln eines Truppenverbandes des schwarzen Eises. Eine gleich große, aber schlecht organisierte Armee wird nicht oder nur unter Schwierigkeiten bestehen können. Doch wenn mehrere kleine Gruppen von allen Seiten angreifen - jede Gruppe unter eigener Führung und unter Ausnutzung der eigenen Stärken - kann ein Sieg gelingen.


    Die Siegel kämpfen doch ... überwiegend ... gegen die gleichen Feinde. Und die Archonten und Nyamen schaffen es normalerweise sich abzusprechen. Ich bin überzeugt das sich so auch endlich ein paar größere Siege gegen die Verfemten erreichen ließen. Die Siegel arbeiten nicht direkt zusammen und doch kämpfen sie am gemeinsamen Ziel. Vielleicht sogar, ohne selber genau zu wissen, dass oder mit wem man zusammenarbeitet.


    Jetzt sah der Botschafter Vorn direkt an.


    Eigentlich kämpfen die Siegel also bereits zusammen. Es könnte wohl besser laufen, aber das dies nicht zum Sieg führt, liegt an etwas anderem.


    Ich denke, der Grund für unser Scheitern ist das zu vielen der Willen zum Sieg fehlt. Manche mögen denken, sich bei einer drohenden Niederlage in die alte Welt zurückziehen zu können. Andere verlassen sich auf diejenigen, die kämpfend vorstürmen, statt selbst zu den Waffen zu greifen. Und es gibt sogar Solche, die wollen nichteinmal etwas von dem Kampf gegen die Antielemente wissen. Die sitzen lieber in ihren Lagern und halten ihr Frühstück ab - während kaum eine Meile entfernt viele Kämpfer für die Elemente bluten und Doerchgard ein weiteres Mal an den Feind zurück fällt.


    Furlon hatte sich in Rage geredet. Seine Stimme war zwar beherrscht und ruhig, doch hörbar von Zorn geprägt. Erst bei den nächsten Worten wurde er wieder ruhiger.


    Ich stamme aus einem Reich, in dem eine Niederlage gleichbedeutend mit dem Ende der Existenz ist. Da lernt man, einen Kampf ernst zu nehmen. Ich bin mir bewusst, welche Pflicht auf den Schultern der Siedler lastet und das ein Kampf gegen die Verfemten nicht aufgeschoben werden darf.
    Ich habe auch nie einen Drow zögern sehen. Ich denke dass dies so ist, weil den Drow die Notwendigkeit eines Sieges ebenso klar ist.
    Meiner Meinung nach wird ein Triumpf über den Feind erst dann greifbar, wenn eine Möglichkeit gefunden wird, die Zögerer und Zauderer vom Kampf zu überzeugen. Einigkeit im Sinne des gemeinsamen Zieles, statt in einer gemeinsamen Schlachtreihe.
    Aber ich bin nicht überzeugt, das eine solche Einigkeit durch einen einzelnen Anführer aller Siegel erreicht werden kann.

    Vorn, ihr habt recht. Wir reagieren seit viel zu langer Zeit lediglich auf den Feind und das, was da vor Doerchgardt zusammengekommen war, ist alles andere als vereint. Aber ich denke, ob wir eine Einigkeit erreichen können, und wie diese dann aussieht, wird eine der Fragen sein, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden können.
    Ich meine, ein geeintes Heer hat nicht funktioniert. Ein gemeinsamer Oberbefehl durch Thorus noch weniger. Doch es gibt noch mehr Wege, auf denen die Elementtreuen zusammenarbeiten können. Es würde fast reichen, wenn keine Kraft mehr darin verschwendet wird, sich gegeneinander zu wenden.

    Ich stimme zu, Jorth'Tall. Es wird viel geredet und die Zeit wird knapp. Vielleicht wird zu viel geredet. Das der Feind uns keine Wahl lassen wird, ist auch richtig.


    Doch das Wohl in unüberlegten Aktionismus zu suchen ist ebenso falsch. Es muss schnell und entschlossen gehandelt werden, doch es braucht ein geeintes Heer der Elemente, welches für nur eine Entscheidung streitet.
    Damit aber diese Entscheidung rechtzeitig getroffen werden kann, muss geredet werden. Die Vielfältigkeit der Siedler wird nicht ohne gegenseitiges Verständnis geeint werden. Und deswegen bin ich hier.

    Mit den Achenar hatten wir stets einen guten Kontakt, ja. Und der Preis ist die Frage, richtig. Wenn man gegen einen solchen Feind etwas erreichen will, wird muss man bereit sein dafür sein Leben zu geben. Es gibt Menschen, die das sind. Doch darüber würde ich lieber ein anderes mal mit Euch reden.


    Furlon aß weiter von dem Gulasch. Langsam konnte man sich fast an den Geschmack gewöhnen.

    Ihr habt recht, wir wissen zu wenig. Doch wenn ihr sagt, es wäre zu gefährlich über die Leere zu forschen, sind wir doch immernoch beim alten Thema. Für manche Gewinne müssen Opfer gebracht werden, gerade bei diesem Thema ist das auch anderen außerhalb des Nordens sehr wohl bewusst.
    Das trügerische an der Idee ist, dass das Leben eines jeden Forschers verwirkt wäre, noch ehe klar werden würde, was oder ob etwas herausgefunden wurde. Zumindest im Westen wird dies daher wohl nie passieren.

    Furlon sah Jorth'Tall an und antwortete ohne zögern.


    Ich vertraue dem Westen als Ganzes, das er einen Pakt - auch von einzelnen Leuten - zu verhindern wüsste. Zumindest einen Pakt der aus rationalen Gründen geschlossen werden soll.
    Wenn sich hingegen jemand aus Unwissenheit oder Dummheit auf so etwas einlässt, gebe ich Vorn Recht, das gehört unbequemerweise zur Natur der Menschen.


    Dann sah der Botschafter wieder zu Vorn.


    Ich denke, Antworten die mich beruhigen bringen uns hier nicht weiter. Ich habe es so verstanden, dass es der Kultur der Drow entspricht, dazu bereit zu sein, jeden Preis zu zahlen wenn der Gewinn groß genug ist. Aber wenn man es so sachlich betrachtet, ist ein gutes Geschäft, die Allianz mit den Verfemten gegen die Feindschaft aller Elementtreuen zu tauschen? Und die Strafe der Nyame, wenn dies sogar das noch üblere Schicksal sein sollte?
    Ich kann die Frage von eben noch einmal anders stellen: Haltet ihr es für
    wahrscheinlich, dass ein Pakt mit dem Feind erneut geschlossen wird, oder ist der Preis inzwischen groß genug, um es zumindest unwahrscheinlich werden zu lassen?

    Der Botschafter hörte Vorns Ausführungen ruhig zu und überlegte einen Moment, als er sie beendete. Als er sprach, klang seine Stimme nicht anders als vorher. Auch seine Gesichtszüge zeigten kaum Regung. Das Gesagte schien ihn tatsächlich nicht sonderlich zu beunruhigen...


    Ein Pakt mit den Verfemten ist ein großer Schritt in eine Richtung, in uns voneinander entfernt. Doch es steht mir nicht zu, das Urteil der Elemente in Frage zu stellen.
    Denn auch wenn die Drow, die hinter jenen Handlungen standen, sich damit sicher nicht nur Freunde gemacht haben, scheint ihre Excellenz Ka'Shalee doch die Gunst der Elemente für den Norden gesichert zu haben. Ich weiß nicht, ob ich zu jener Zeit genauso geurteilt hätte, aber im nachhinein scheint es dem Norden nicht geschadet zu haben.


    Sagt mir, Vorn, haben die Drow sich inzwischen in diesem Land und den Elementen zurechtgefunden? Oder könnte derartiges nocheinmal passieren?

    Furlon blickte noch kurz leicht melancholisch in sein Gulasch, winkte dann aber ab.


    Aber genug von Altem. Kümmern wir uns wieder um das was vor uns liegt. Jarth'Tal, meint ihr, der Osten könnte ernsthaft so sehr in seinem alten Feindbild verbissen sein, um einen Krieg zu beginnen? Auch wenn ich einzelnen Siedlergruppen etwas zutrauen würde, ich kann mir nicht vorstellen das sich ein komplettes Siegel gegen ein anderes stellt. Vorallem, da der Norden nicht alleine stehen würde.

    Ihr habt recht. Ein verschwundener Archon ist nichts Gutes. Selbst, wenn dieser Archon Thorus ist. Gerade, wenn die verfluchte Leere sich seiner bemächtigt hat. Doch vielleicht lernen die Siedler des Ostens daraus wenigstens, das Nihilirium ernst zu nehmen.


    Furlon probierte vorsichtig einen Bissen von dem Gulasch. Als es zu schmecken schien, aß er mehr.

    Furlon, der bisher still dem Gespräch zugehört hatte, nickte dem Neuankömmling zu.


    Also mir ist jede Gelegenheit, einen weiteren Teil des Nordens kennenzulernen, willkommen. Ich grüße euch, Jorth'Tal.


    Furlon versuchte mit eher mäßigem Erfolg den Namen so auszusprechen, wie Vorn es getan hatte.


    Aber ... Vorn, ihr sagt das Thorus verschwunden ist? Davon höre ich zum ersten mal.

    Hm. Das die Nyame des Ostens und ihr Siegel nicht immer die gleiche Auffassung haben, wird hin- und wieder erzählt, ja. Generell sind die Dinge, wie sie im Osten liegen nicht einfach. Das wurde mir - und anderen - auf dem Kriegszug deutlich.


    Dies schien Furlon zu bedrücken.