Beiträge von Nebel

    Auch Fels schenkte der Kerl, wie zuvor auch Sturm, keinerlei Aufmerksamkeit. Weiterhin starrte er in die Leere. Einzig seine Hautfarbe wurde immer blasser.

    Schon der Schlag hätte dem Jungen gereicht, aber der zweite ließ ihn deutlich erkennbar benommen zurück. Mit gedämpfte, wimmernder Stimme gab er zurück : "Nein Herr, den kenne ich nicht...Wirklich nicht..." schützend hob er die Hände vor den Kopf, wobei er den Kopf sinnloserweise so weit wegdrehte, dass er einen Angriff nicht hätte kommen sehen.

    Dem Burschen war die Angst, aber auch Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Die Bezahlung kommt von so einem kleinen Alten. Der hat mich auch beauftragt. Die anderen hier kenne ich nur vom Sehen. Wenn wir uns zu viel unterhalten, werden wir bestraft, deshalb weiß ich das alles nicht. Die Bezahlung ist gut, dafür arbeiten wir aber auch viel. Ich darf nicht darüber reden, was wir hier machen. Sonst bringen DIE mich um. Erst als er die letzten Worte ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass er vor lauter Panik einfach drauf losgeplappert hatte. Oh Götter, was hab' ich getan...

    Der Bursche verlor alle restliche Farbe aus dem Gesicht. mit noch weiter aufgerissenen Augen sah er Sturm an. Man erkannte, dass er antworten wollte, aber ein Hustenreiz jagte den nächsten, ehe er nach endlos scheinenden Sekunden hervorbringen konnte: "Ich kenne *hust, hust* keinen *hust*Nebel*hust, mein Herr*hust hust*"

    Der Raum schien größer, als man es von außen erwartet hatte, das konnte jedoch auch an der spärlichen Einrichtung liegen. Eine Tür ging frontal ab, eine auf der rechten Seite. Beide Türen waren offen und gaben den Blick auf ebenfalls kaum eingerichtete Räume frei. Leichter rauch und ein beißender Gestank nach Schwefel rundeten die Wahrnehmung ab. Linksseitig der Tür lag ein schmaler Bursche auf dem Rücken, das Gesicht schmutzig und die dunklen Haare schweißnass ins Gesicht hängend sah er Sturm mit weitaufgerissenen Augen an, ehe ihn ein weiterer Hustenreiz überkam.

    Boden und Balken schienen gänzlich in Takt und je näher Sturm dem Haus kam, desto mehr bemerkte er, dass die Rauchschwaden, welche immer durchsichtiger wurden, hinter dem Haus entstanden. Während er nach Fallen suchte, hörte er von drinnen das Husten eines der Stimme nach jungen Burschen. Sturm fand keine Hinweise auf Fallen an der Tür.

    Der Bursche bewegte sich nach wie vor nicht. Der Wind kam von den Klippen und trug neben den langsam weniger werdenden Rauchschwaden auch eine leise, kaum wahrnehmbare Stimme zu der Gruppe >>Oh nein oh nein oh nein oh nein oh nein<<

    Entgegen der Erwartungen war die Hütte vollkommen in Takt. Dichte Rauchschwaden waberten um sie herum und es stank bestialisch nach verbranntem Öl und Holz. Bei genauerer Betrachtung schien es jedoch, als würde sich der Rauch von den Klippen hinter der Hütte nähern.

    Mit dem Rücken zu den Ankömmlingen saß ein kräftiger Bursche mit rotem Haar auf der Erde. Er sah in Richtung der Hütte und bewegte sich nicht. Es sah fast so aus, als würde er meditieren. Auf den Ruf von Sturm reagierte er zumindest nicht.

    Einige der Dorfbewohner schauten in die Richtung der Rauchsäule, keiner schien zu verstehen was dort passiert sein könnte, aber auch niemand machte Anstalten sich in die Richtung zu bewegen. Sturm, den einige erkannten, und sein schneller Schritt schien die Leute noch mehr zu verunsichern.

    Eines Morgens, die Sonne zeigte sich gerade so viel, dass man die Umgebung erkennen konnte, ertönte ein lauter Knall aus der Richtung von Nebels Hütte. Ein leichtes Beben zog sich über das Dorf. Wenige Sekunden später stieg eine Rauchschwade auf, welche vom Dorf aus gesehen aus der Hütte zu steigen schien.

    Nebel war die Enttäuschung sichtlich anzusehen. Zumindest für die, die ihn kannten. Er kletterte auf der gleichen Seite herunter, auf der er hochgeklettert war, wodurch er die Szenerie aus den Augen verloren hat und machte sich auf den Weg in die Taverne, wobei er den Weg so wählte, dass er der Gruppe nicht begegnet.

    Nebel beobachtet die Situation wie interessiert, bis Wolf den Wachen bestätigt, dass die kleine Freche zu ihr gehöre. Schade, sehr schade, dachte er bei sich. Das hätte witzig werden können. Die einzig logische Erklärung war, dass Wolf sie selbst bestrafen will... Da muss ich dabei sein...

    Eigentlich hatte Nebel nur vor, ausnahmsweise einen Humpen zu trinken. Die letzten Mondumläufe hatte er immerhin mit Planungen, Ideen und deren Umsetzung zu tun. Das Dorf und deren Bewohner kannte er bislang kaum und das wollte er ändern. Außerdem wurde es Zeit mit Sturm über die Pläne zu reden, die er mit der Hütte hatte und die er auch schon anfing umzusetzen und umsetzen zu lassen. Mauso hatte ihm endlich die Möglichkeiten bestätigt, die er brauchte und erhofft hatte.


    Auf dem Weg zur Taverne, wo könnte er eher auf die Personen treffen, die seine Planungen was angingen, hatte er die beiden Wachen laufen sehen, die sich der Szenerie näherten. Das könnte interessant werden. Er sah sich um und erblickte prompt die Möglichkeit eines der nebenliegenden Häuser zu erklimmen. Er zog das Kopftuch leicht in die Stirn, zog seine Besqa sichtbar aus dem Hemd heraus und kletterte nahezu gelangweilt auf das Dach, das er sich ausgesucht hatte und so besah er sich die Situation, deren Anfang offensichtlich spannender war, als es die aktuelle Situation vermuten ließ, von oben.


    Er wusste, dass Wolf ihn sofort gesehen hatte, die auf der anderen Seite stand, also wartete er bis sich ihre Blicke trafen und nickte ihr grinsend zu. Er verschränkte die Arme und wartete geduldig, wie es weitergehen würde.

    Lange Zeit war es still gewesen an der abseits gelegenen Hütte, die Nebel nun sein eigen nannte. Selten sah man ihn selbst. Aufmerksame Beobachter wüssten zu berichten, dass er das Haus nie verlässt und nur selten Tageslicht hinein lässt. Dafür kommt es täglich mehrfach vor, dass wechselnde Jungen und junge Männer in das Haus treten, dort stundenlang nicht sichtbar bleiben und dann schmutzig und sichtlich erschöpft in der Dunkelheit wieder gehen. Ein gedrungener, alter Mann lässt sich immer wieder dort sehen, ohne beschmutzt zu gehen. Die Wachen des Dorfes meiden sichtbar den Weg auf ihrer Patrouille.

    Die Ruhe und die vielen neuen Eindrücken zogen ihn irgendwie herunter. Neuerungen und Ungewissheit mochte er nicht. Die letzten Meter zum beschriebenen Haus waren ohne Bebauung und der Blick auf das Meer, der sich ihm offenbarte, ließ Nebel einen kurzen Schauer über den Rücken laufen. Das ist es also. Mit einem Schulterzucken steckte er den Schlüssel der Schankmaid in das Schloß, drehte ihn um und verschwand in seinem neuen zu Hause.

    Nebel machte sich auf den Weg zu der beschriebenen Hütte, um sich anzusehen, welches neue Zu Hause der Sha Qai ihm zugedacht hat. Er schlenderte mehr als dass er sich beeilt hätte. Hierbei sah er sich genaustens um und versuchte sich jede Kleinigkeit zu merken. Für Aussenstehende mochte es aussehen, als sei er ein Landstreicher, der seinen Weg nicht kennt, ehe er den nächsten Schritt gesetzt hat.

    Auch Nebel konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, leerte den Qubiqi und stellte ihn neben sich ab. So soll es sein, Chu'ma. Du weisst wahrscheinlich eher wie du mich zu dir rufen kannst, als ich, aber ich arbeite dran. Er zwinkerte seinem Sha Qai zu und machte sich auf das Haus zu verlassen. Hierbei schaute er mit Bedacht wo er hintrat und wo vielleicht doch eine Falle versteckt sein könnte. Kurz vor der Tür deutete er noch mal in Richtung des Qubiqi. Der nächste geht auf mich.