Beiträge von Viktor Seel

Eine Gruppe Kultisten schob sich durch die Menge, gekleidet in grün-braunen Kutten und mit dem Zeichen des Morbus Invitat auf der Kleidung. Einige in der Gruppe waren männlich, ein paar weiblich, und ein oder zwei undefinierbarer Natur. Die meisten von ihnen läuteten rostige Handglocken, und einer von ihnen schwang ein verbeultes Räuchergefäß, aus dem dicker, grünlicher Rauch quoll.
An der Spitze der Gruppe ging Viktor Seel, in, für seine Verhältnisse, festliche Roben gekleidet. Allerdings hätte selbst der verzweifelste Bettler sie nicht von der Straße aufgehoben, so verschlissen und dreckig waren sie.

Die drei Nurgle Kultisten blieben alleine auf der Treppe zurück. Viktor wandte sich noch kurz Gett zu. "Ich werde das Dokument später durchlesen. Jetzt werde ich mich erstmal in meine Praxis zurückziehen, bevor sich hier noch jemand einmischt. Vielleicht sehen wir uns bald wieder."
Mit diesem Worten drehte Viktor sich um und verließ zusammen mit Konstantin, desses Totenschädelgesicht Gett noch kurz zunickte, den Platz vor der Akademie.

Viktor hatte sich abgewandt und die Hand zum Schutz vor den Wind erhoben, der seine Kutte flattern ließ. Er verzog das Gesicht, als der Hexer sich wieder abwandte. Leise, eher zu sich selbst flüsterte er leise. "Schau an, wer da ein Machtwort spricht."

Während Vitus sich wieder aufrichtete, waren Viktor und Konstantin links und rechts neben Gett getreten. Rauch kräuselte aus der Mündung der Waffe, als Konstantin die Arkebuse einmal drehte, und nun wie eine Keule in der Hand hielt.

Viktor sah zu dem Krieger herab und nahm beiläufig das veränderte Gesicht zur Kenntnis. "Ich glaube, dieser Unsinn ist jetzt weit genug gegangen. Ich weiss nicht, wer ihr seid, aber ihr habt es hier mit den Dienern des Seuchenvaters zu tun. Und ihr seid uns nicht gewachsen."

Als Vitus sich wieder aufrichtete und die Morbus Invitat Kultisten das Blut sahen, das unter der Maske heruntertropfte, reagierten sie beinahe zeitgleich. Mit einem wölfischem Grinsen zog Konstantin den Abzug durch, und mit einem lauten Krachen löste sich der Schuß aus der alten Arkebuse. Viktor warf die Phiole in hohem Bogen dem Krieger vor die Füsse, wo sie klirrend zerbrach. und ein grünlicher Rauch aufstieg, der Vitus einzuhüllen begann.

Als die Auseinandersetzung zwischen Vitus und Gett eskalierte, zogen Viktor und Konstantin sich seitlich über die breiten Stufen zurück. Letzter zog mit einer fließenden Bewegung eine rostbedeckte Arkebuse unter seiner Robe hervor, die er sofort auf den Krieger richtete.
Viktor griff gleichzeitig zu dem Trankgurt, den er vor der Brust trug und wählte eine kleine Glasphiole aus.

"Ich kenne diesen aufgeblasenen Angeber nicht, aber was ich von ihm kenne, wurde gestern ziemlich übel zugerichtet." Viktor zuckte mit den Achseln, während Konstantin seine dürren Arme vor der Brust verschränkte, und den Slaaneshi laut auslachte.

Der ausgemergelte Nurgler musterte Vitus von oben nach unten, legte den Kopf schief, und antwortete in honigsüßem Tonfall. "Wo nichts ist, kann auch nichts beeinträchtigt werden."

Viktor sah kurz auf, als er die Hexer aus der Akademie treten sah, schenkte ihnen aber keine weitere Beachtung. Gleichzeitig versuchte er, Konstantin und den Krieger mit der goldenen Maske im Auge zu behalten.

Der angesprochene Kultist hob seine Hände und zog die Kapuze nach hinten. Das Gesicht, dass zum Vorschein kam, war düster, die bleiche Haut spannte sich über den kahlen Schädel und die gelblichen Augen lagen tief in den Höhlen. Alles in allem war es ein Gesicht, dass man eher bei einer Leiche als bei einer lebenden Person erwartet hätte.

"Und wer seid ihr, wenn ihr euch so beleidigt fühlt?"

Viktor hingegen nickte Gett freundlich zu und sprach in normaler Sprache an. "Ich bin Doktor Seel, Anführer des Morbus Invitat."

Viktor und sein Begleiter wandten sich den beiden Neuankömmlingen zu. "Ah, der Goldjunge vom Turm. Ist das ein Geschenk der Dunklen Götter, oder heilt eure Verletzung einfach nicht?" Ironie troff von jeder Silbe, und der andere Kultist gab noch einen Kommentar in der Dunklen Sprache dazu, worauf Viktor nur mit Mühe einen Lachanfall unterdrücken konnte.

"Ohne euch nahe treten zu wollen, aber es ist nicht klug, in dieser Stadt allzu unaufmerksam zu sein." Viktor deutete ein Grinsen an. "Gerade, wenn man nicht den wahren Göttern folgt."
Von dem anderen Kultisten kam ein leises, rauhes Lachen, das recht spöttisch klang.

Die größere der beiden Gestalten hob den Kopf und unter der verdreckten Gugel konnte Sylvana Viktor Seel erkennen, der sie überrascht ansah. "Ah, Neches'Re, verzeiht, ich hatte euch nicht gesehen." Der Nurgle-Heiler und sein Gefährte verbeugten sich vor der Mutter Konfessor.

Kurz darauf stapften zwei vermummte Gestalten in grün-braunen Kutten über den Platz und auf die Treppe zu. Die beiden redeten aufgeregt miteinander und hatten die Neches'Re offensichtlich noch nicht bemerkt. Was Sylvana ihrerseits wiederum deutlich bemerkte, war ein ganz eigenes Aroma, das von den beiden Männern ausging.

Durch das Schneegestöber hindurch konnte Sylvana auf der anderen Seite des Platzes kurz einen warmen Lichtschein sehen, und kurz darauf klang lautes, vielstimmiges Gelächter zu ihr herüber.

Viktor wandte sich noch einmal an Sylvana. "Ihr entschuldigt mich, aber kam nur zufällig hier vorbei und habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Wenn ihr den da nicht mehr ertragen könnt, würde ich mich freuen, euch in meiner Praxis zu begrüßen. Fragt einfach einen der Kultisten oder Sklaven nach dem Morbus Invitat."
Er warf noch einen kurzen Blick in Richtung Vitus, der halb wissenschaftliche Neugier, halb Belustigung war. Dann verbeugte er sich vor Sylvana und ging durch die Tür wieder nach unten in die Festung.

"Ah ihr könnt wieder stehen, sehr gut. Wie fühlt ihr euch? Habt ihr Krämpfe oder Zuckungen? Seht ihr Farben?." Viktor überlegte kurz mit was für einer Person er da sprach. "Seht ihr andere Farben als sonst?"
Viktor musterte Vitus genau, drückte mal hier und mal da.

"Vielleicht erinnert ihr euch an den letzten Feldzug gegen Doerchgardt. Ein Trupp von uns wurde von diesen lästigen Schattenstürmern angegriffen und ihr habt für uns Partei ergriffen." Ein leises Kichern kam über seine Lippen. "Das hat denen sicher den Tag verdorben."

Viktor deutete mit einer Hand auf die Tür. "Wenn ihr wollt, begleite ich euch etwas. Ich muss zugeben, in Klah Obscore habe ich die letzten Monate über nicht viel mitbekommen. Ausserdem schulde ich euch noch was, und würde mich freuen, es wenigstens ein wenig zu entgelten."

Da Vitus eine Antwort schuldig blieb, wandte er sich wieder Sylvana zu. "Und wie gefällt euch Verden Avendre?"