Posts by Sylvana

    Ja... und vermisst werden jene, die ihr Leben einfach weggeworfen haben und alle verletzen, die einen liebten...


    Sie biss sich auf die Lippen und verdrängte diesen zornigen Gedanken. Sie wollte nicht zornig auf Valena sein. Ihre Augen wurden wieder warm und glasig.


    Eigentlich hatte sie so viel geweint, dass sie die letzten Tage nicht mehr in der Lage dazu gewesen war. Sylvana stand für Gemeinschaft und Liebe... manchmal wusste sie nicht, wie sie all das tragen sollte. Doch sie tat es. Und sie würde es weiterhin tun.


    Bis zu ihrem letzten Atemzug... und ihrem letzten Wort, von dem sie schon heute wusste, welches es sein sollte.


    Sie schluchzte leise.


    Ich konnte sie einfach nicht retten... keinen von beiden... ich war da... und konnte es nicht... das verfolgt mich...

    Sylvana sah ihn an, dann sanken ihre Schultern leicht hinab...


    Verstehe... kam es ihr mit heiserer Stimme über die Lippen.


    So ist das also... sie kennen meinen Wert schon... ihre Stimme wurde immer leiser. Sie zog das gesunde Bein hinauf aufs Lager und umschlang es.


    Was tue ich dann noch hier... wenn mich niemand mehr braucht...


    Die Worte von Lishka kamen ihr wieder in den Sinn.


    Darin hat Furcht davor, nicht mehr gebraucht zu werden... Das hatten sie gemeinsam. Lares konnte merken, wie sie sich verschloss und die aus Kelriothar verbliebene Kraftlosigkeit nach ihr griff.

    Ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, der in mir mehr sieht... ich bekomme das nicht gesagt, so wie du... sagte sie ruhig und nachdenklich.

    Sie hat sich schon entschuldigt... auf ihre Art... sagte sie ein wenig heiserer als zuvor.


    Aber... diese Gabe ist oftmals wirklich ein Fluch... ich bin in solchen Momenten da... ich kann diese Nachrichten überbringen und die Trauernden fangen... oder aber ich bringe Seelen auf den rechten Weg... aber ich?


    Sie atmete schwer aus...


    Ich glaube für diesen Moment... ist mir das grad einfach zu viel...


    Sag mir Lares... wird all das gesehen? Oder bin ich am Ende nur jene, die Kummer bringt oder jene, die ein Sprungbrett für andere ist aber selbst unsichtbar bleibt?


    Sie klang ein wenig verwirrt. Vielleicht brach aber auch einfach ganz langsam hervor, was so lange verborgen geblieben war...


    Viele Dinge, vermischt, belastend... zehrend... vielleicht auch einfach der Druck des Feldzuges, die neue Situation nicht mehr Neches Re zu sein und die Furcht davor nicht von ihren Siedlern und den Quihin Assil gesehen zu werden.

    Es dauerte keinen Herzschlag, da wirkte sie um einiges blasser...


    "Warum geschehen immer schreckliche Dinge, wenn du da bist..." ...


    Sie schluckte schwer.

    Nach einer Weile wischte sie sich rasch über die Augen und setzte sich langsam wieder auf... sie atmete schwer aus...

    Ab und an... frage ich mich, ob Eraine recht hat...
    sagte sie mit belegter Stimme und sah dabei auf die Hände in ihrem Schoß, welche am Stoff ihrer Robe nestelten.


    Auch wenn... ich weiß, dass der Schmerz aus ihr gesprochen hat...

    Sylvana presste die Lippen aufeinander, legte ihm die Arme um die Taille und verbarg ihr Gesicht in seinem Wams. Hier in diesem Zelt war es ihr gleich... da gestattete sie sich diese Schwäche...

    All die Namen die uns die Eisernen stets gegeben haben... all die Skepsis und das Misstrauen... ich glaube, dass dieser Feldzug das endlich um einiges ändern konnte...


    Wir haben zusammengearbeitet wie noch niemals zuvor... und Dinge erreicht, die man dem Viribus nicht zugetraut hätte. Ich bin froh... wirklich froh...


    Auch als Valena und Mandred starben standen sie alle geeint um sie zu retten. Ost, West, Süd... Nord... Freye... die Mitte...


    Es geht... ich hab es gesehen... und immer daran geglaubt... ich werde nicht aufhören durch die Siegel zu wandern und dieses zarte band festzuhalten...


    Während sie sprach wirkte sie seltsam matt, ihre Stimme klang müde.

    Aye... sagte sie leise und versuchte sich daran zu erinnern, was ihre letzten Worte an all die Gefallenen gewesen sein mochten.


    Valena: ... Ich habe heute genug gekämpft, ich bin froh, wenn ich mich mal ausruhen kann...


    Mandred: Sylvana, jedes Mal wenn ich dich sehe fällt mir nur das eine ein... Schön dich zu sehen...


    Silas: ... Gut, dass es deine Scherze sind, die mich morgens aus dem Schlaf holen...


    Und noch so viele mehr, an die sie sich nicht recht erinnern mochte.


    Ich bin froh, dass das Viribus Unitis endlich zeigen konnte, was in ihm steckt... Endlich weicht all der Spot und der Hass anderen Dingen... sie wechselte das Thema, weil sie sich nicht sicher war, ob sie ausgerehnet mit Lares über die Gefallenen sprechen konnte.

    Sylvana konnte nicht mehr weinen... Sie war im Augenblick tränenleer. Sie hatte so viel Trauer, Wut und Zorn aus ihrem Umfeld abgefangen, dass sie keine Kraft mehr hatte sich ihrem kummer zu öffnen.


    In der Regel war sie die Starke und weinte erst, wenn niemand mehr hinsah... doch auf diesem Feldzug hatte sie das nicht gekonnt.


    Sie hatte so viel geweint, wie schon lange nicht mehr... und als sie sah wie Lares' Augen wieder glasig wurden, schämte sie sich für ihre Frage, auch wenn es da nichts zu schämen gab...


    Für den Moment verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen.

    Wenigstens haben die Stimmen aufgehört...


    Sie blickte ein wenig ziellos ins Innere des Zeltes und war froh, dass Lares einfach da war.

    Ich muss später sehen, dass ich noch mit Darin spreche... ich frage mich wie es ihm jetzt geht nach dem Ritual um den Makel zu entfernen...


    Dann, nach einigen Augenblicken sah sie zu Lares auf.

    Wie geht es Caramel? Und Shanna?

    Sylvana hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, aber jedes Wort klang schal in ihrem Verstand.


    Noch einmal atmete sie tief durch, rutschte ein Stück beiseite und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Sie wusste nicht wohin mit sich. Verfolgt von den Bildern und den Worten, die gefallen waren.


    Blass und erschöpft. Ungebrochen zwar, aber dennoch ...


    Mein Licht ist heute klein... es tut mir Leid...

    Das Wort, welches er flüsterte, rührte ungewollt etwas in ihrem Inneren und ihr Kopf sank für einen kurzen Augenblick gegen den Seinen. Müde. Ja, sie war müde... so wie sie vermutlich alle müde waren.


    Hmhm... ja... ich schlafe nicht gut. sagte sie leise und atmete tief durch.


    Und mein Bein macht mir noch immer Schwierigkeiten... setzte sie nach.


    Die Worte des Thul Sharun hallten in ihrem Verstand nach. Der Schlag, den er ihr versetzt hatte hätte auch ganz anders aussehen können... Selbes galt für Igraina. Wie seltsam Feindschaft manchmal war, wenn es im Grunde genommen das selbe Ziel gab.


    Sie sah auf ihre Hände, die unter den seinen verschwunden waren und schluckte leicht.

    In der letzten Zeit war es häufiger geworden, dass Menschen ihre Nähe suchten. Dass sie sich mit dem Kopf in ihren Schoß betteten, ihre Hand ergriffen, sich an ihrer Schulter anlehnten, oder sich zu ihr legten und sich in einen traumlosen Schlaf streicheln ließen.


    Es fühlte sich richtig an... und dennoch war es manchmal seltsam...


    Sie hatte ihn nicht mehr auf die Geschehnisse und sein darauf gefolgtes Verhalten angesprochen. Sie hatte generell recht viel geschwiegen, seit die Lager den vermeintlichen Sieg feierten.


    Mit einem tiefen Seufzen setzte sie sich auf und strich sich durch die verflochtenen Haare. Sie wollte nicht so daliegen und angesehen werden. Im Augenblick gab es ihr das Gefühl unterlegen zu sein, oder nicht Herrin der Situation zu sein. Sylvana war müde, leer...


    Ein wenig fahrig strich sie sich mit der Hand über die brennenden Augen. Wollte den Kopfschmerz vertreiben... aber es half nicht.


    Sie wollte einfach nur nach Hause... doch... was war zu Hause?

    Wann: Vor der Abreise aus Kelriothar
    Wo: Am Rande des Eisernen Banners
    Wer: Sylvana und Remi, andere auf Anfrage
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    Sylvana hatte schon sehr früh das Lager verlassen. Die letzten Trommelschläge waren noch nicht sehr lange verklungen und in einigen Ecken feierten viele aus dem Banner der Einheit noch immer den Sieg über die Krähe. Ihr war nicht nach feiern. Mal ganz davon ab, dass feiern, sich dem Rausch hingeben und Genuss etwas war, das an ihr zerrte. Zumindest solange sie noch in dieser verfluchten Welt verweilten.


    Sie wurde von Gedanken und Erinnerungen der letzten Tage gequält. So viele, die ihr nahe gestanden hatten, waren gefallen. Sicher, es war Krieg und der Tod machte sein Geschäft damit, dennoch ... Es war etwas anderes wenn aus der grauen Masse Soldaten nicht heim kehrten oder wenn es enge Freunde waren.


    Wobei... sie mit jedem litt, der jemanden verlor... und für jede Seele ein Lied anstimmen würde, wenn sie denn von jeder erfahren würde.


    Im Grunde genommen fand die Waffenmeisterin in dieser Nacht keine Ruhe. Zuviel wirkte unsortiert und umkreiste ihren Verstand wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm. Mit der Kapuze über dem Kopf bewegte sie sich durch die morgendlichen Schatten, über Wege und Wiesen... bis an den Rand des eisernen Banners.


    Was sie hier wollte? Sie wusste es nicht... sie hatte sich einfach leiten lassen...

    Wann: Kurz nach dem Durchschreiten der Weltenschmiede
    Wo: Lager des Nordens auf der Durchreise zurück ins Siegel, Zelt der Waffenmeisterin
    Wer: Lares und Sylvana, andere bitte auf Anfrage
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    Sylvana war müde. Unfähig die Euphorie der anderen zu teilen hatte sie sich seit Ende des Feldzuges mehr und mehr zurück gezogen. Ihr war all das für den Moment zuviel. Sie hörte noch immer die Stimmen in ihrem Kopf, erinnerte sich an den Ausdruck in Eraines Gesicht und spürte den harten Schnitt ihrer verbitterten Worte. Die Trauer und der Zorn einer Mutter und Freundin... Sylvana kannte all das... Andere aufzufangen, Nachrichten zu überbringen, Wut und Trauer mit anderen zu teilen... das konnte sie... dafür war sie einmal geschaffen worden.


    Doch nach diesen Tagen... war sie müde. Verletzt, müde und einfach leer. Veran'Khanis hatte gewusst was er tun musste, damit sie sich nicht in diesem Wirbel fremder Emotionen verlor. Es war gut gewesen, dass er da gewesen war. Das er still die Hände auf ihre Schultern gelegt und sie wortlos angesehen hatte... Er war ein Fels gewesen... ein wahrhaftiger Fels. Ein Mann der sowohl mit seinen Emotionen als auch mit jenen der anderen umzugehen wusste und dennoch wie eine alte Eiche, einfach dastand... fest verwurzelt.


    Sie wollte keine Mitleids- oder Beileidsbekundungen... sie wollte kein Schulterklopfen, oder warme Worte...


    In solchen Augenblicken fehlte ihr Kelnozz. Der stille Krieger, der nicht wusste, was in solchen Situationen zu tun war und dennoch immer intuitiv das richtige tat.


    Für sie war dieser Sieg schal. Sie konnte nicht sagen, warum genau...


    Träume quälten sie. Träume davon was auf diesem Feld geschehen war als Mandred und Valena unter ihren Händen starben... davon, wie Silas allein auf dem Feld seinen letzten Atem getan hatte... und all die anderen... Träume davon, wie sie Darin gemartert hatten, um ihn vom Zweifel zu befreien... davon, wie Lares sich mit dem Nan'urr quälte und sie durch ihre Beinverwundung nicht so helfen konnte, wie sie gewollt hatte... und noch so viel mehr...


    Sie hatte sich auf ihrem Lager niedergelassen und blickte gedankenvoll an die Zeltdecke. Sie konnte die Erleichterung fühlen, die diese Welt zu einem Teil mit sich brachte... aber einlassen, konnte sie sich darauf noch nicht.

    Sie sah ihm über die Schulter hinweg noch einige Augenblicke nach, bevor sie ihren Blick wieder in die Flammen richtete. Es half einfach nichts... ihre Gedanken zogen weite Kreise...


    Zumindest in Bezug auf die eine Sache hoffte sie, und das war im Grunde das Schlimme an der Sache, auf Leomir. Sie war sich mehr als sicher, dass Ka'Shalee die Bedeutung hinter den Worten des Mitray'Kor nicht richtig gedeutet hatte. Es hätte sonst keinerlei Sinn, dass er sie selbst noch einmal auf die Prüfungen angesprochen hatte.


    Es war nicht so, dass Sylvana an Amt und Würden hing, aber dahinter verbarg sich für sie einiges mehr. Sie glaubte fest daran, in der Geschichte der Neches Re ihre Bestimmung auf diesem Kontinent gefunden zu haben. Die Sicherheit ihrer Tochter hing ebenfalls daran... und war sie nicht eine Jehavis Erbin?


    Erschöpft von den Gedanken rieb sich Sylvana mit der Hand über das müde Gesicht...


    So oft hatten ihre Siedler ihr gesagt, dass sie die Brücke zur Nyame war und dass sie der Neches Re war, den dieses Siegel brauchte... doch waren diese Siedler jetzt?

    Damals habe ich auch Kelnozz kennengelernt... ja... ganz andere Zeiten... sie blickte ins Feuer und dann zu Tarabas als dieser die Stimme erhob.


    Naja... du weißt doch, auch wenn man viele in meinem Umfeld für Idioten hält... ich berühre nur in jenen etwas, in denen mehr steckt als das, was man von außen sieht...


    Zumindest... hat man mir das einmal nachgesagt...

    Und wenn ich ihn selbst getragen hätte... er wäre dort nicht liegen geblieben... sagte sie abwesend und schien sich an etwas zu erinnern, nur für den Moment.


    Dann sah sie Nathae wieder an und atmete hörbar leise durch... sie nickte leicht...