Beiträge von Sylvana

    "Die Rebellen... glaubst du, sie hatten gute Gründe sich gegen das Kaisertum aufzulehnen?"


    Sie beobachtete ihn während er sprach. An sich wusste sie nicht viel über Kor. Ein wenig konnte Remi ihr erzählen... aber die Zusammenhänge erschlossen sich ihr noch nicht in Gänze.


    Aber vielleicht war es gerade das, was es ihr leichter machen würde ihm dabei zu helfen diesen Scherbenhaufen besser zu sortieren...

    "Die einzige Person die dich wahrhaftig richten kann... bist du allein."


    Sie erhob sich, schritt langsam auf ihn zu und griff nach seiner Hand.


    "Erzähl mir von den Dingen, die geschehen sind... " ihre Stimme war sanft und einladend.

    "Du hast diese Tage viel davon gesprochen, dass du eine schwarze Seele hast... und von Dunkelheit gesprochen."


    Sie legte den Kopf leicht schief.


    "Ich weiß, dass viel geschehen ist und einiges davon tiefe Spuren auf der Seele hinterlässt. Die... Sache mit deinem Bruder... Du warst viel in Gedanken. Und ich bin mir beinahe sicher, dass viel Gelächter und Albernheit nur Maske dafür war, wie es dir wirklich geht."

    "Du hast nichts Dummes gesagt... ich könnte genauso sagen, ich habe furchtbar Dummes gefragt."


    Wieder blickte sie zu dem Reisealtar. Der leicht metallische Geruch von Blut irritierte sie.


    "Ich weiß, dass du das Ernst gemeint hast. Nur weil meine Antwort unbeholfen war, muss das nicht heißen, dass ich dir nicht glaube."


    Sie löste sich vom Zeltgestänge, zog einen Stuhl heran und setzte sich vor ihn. Ihr Blick gewann diese ihr so eigene Art... sie versuchte ihn zu lesen... hinter die kusliker Maske zu blicken.


    "Ich gehe nicht, ehe wir nicht über die "schwarze Seele" und ein, zwei andere Dinge gesprochen haben..."

    Ein Phönix... und ein Pfau... kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen, dann lehnte sie sich gegen das Zeltgestänge.


    "Ein verletzter Pfau, wie mir scheint... in mehrerer Hinsicht."


    Ihre grünen Augen ruhten auf ihm als sie auf seine Reaktion wartete.

    "Remi und die Schwarzen Greifen warten auf Cupa und mich. Der Archon des Westens hat nach mir gerufen... Als ein Teil der Führungsspitze der Waffenmeister kann ich mir nicht leisten sie warten zu lassen, fürchte ich."


    Wieder strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück.


    "Zu wenig Schlaf... zu viel Wein..." wiederholte sie seine Worte und musterte ihn nachdenklich.


    "Martinius... ich... ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen. Mir ist zu vieles nicht vertraut, was dich und deine Erziehung betrifft. Es war nicht meine Absicht dich in Verlegenheit zu bringen."

    "Nau, alles gut, vielen Dank. Wir reisen bald ab und da sollte ich vorher nicht mehr so viel trinken..."


    Sie sah sich flüchtig im Zelt um. Ihr Blick ruhte einen Moment länger auf dem kleinen Reisealtar.


    "Du... siehst müde aus."

    Sie stand nicht allzuweit entfernt und rätselte immer noch welcher der Zelteingänge es wohl sein mochte, als er selbst suchend um die Ecke kam.


    Ein Blinzeln kam ganz automatisch, dann räusperte sie sich etwas unbeholfen.


    "Martinius..." kam es ihr über die Lippen, verwundert, dass er schon, oder vielleicht auch, noch wach war.


    Unter ihrem schwarzen, mittellangen Reisemantel konnte er ihren mit Goldrand besticktem Reisequestor erkennen. Sonst waren die Farben ihrer Kleidung eher gedeckt... so dass man sie in den Schatten der Wälder nicht gleich entdecken mochte. Nun... sah man von ihrem Haar ab, welches kupfern in den ersten Sonnenstrahlen des Morgens schimmerte. Jetzt wo sie das Haar offen trug, war es weit auffälliger als noch zuvor.


    "Ich... wollte eigentlich nicht stören... aber ich wollte auch nicht abreisen... ohne mich zu verabschieden."


    Genau... als wenn DAS der Grund gewesen wäre... sie verschränkte leicht die Arme vor der Brust, so als würde es sie frösteln.

    Sylvana fiel zu süpät ein, dass sie eigentlich gar nicht genau wusste, welches dieser Zelte das seine war...


    Etwas ratlos besah sie sich die unterschiedlichen Zelteingänge. Sie konnte sich doch jetzt schlecht einfach durchfragen. Mal ganz davon ab, dass das hier in ihrem Heimatprotektorat alles andere als standesgemäß für die Mutter Konfessor war, wollte sie auf keinen Fall die Gäste unnötig auf sich aufmerksam machen...


    Naja... und wecken wollte sie die armen, vermutlich noch trunkenen, Seelen auch nicht... so ganz nebenbei.


    Sie seufzte hörbar...


    "Bei Ignis... manchmal wäre ich tatsächlich gern ein wenig organisierter..." murrte sie hörbar und fuhr sich grübelnd durch das Haar.

    Sylvana schnürte ihren Reiserucksack zu und strich sich mit einem Seufzen eine Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr. Sie fühlte sich erstaunlich wohl in ihrer Reisekleidung, auch wenn diese in der letzten Zeit selten für schöne Reiseziele sprach. Remi und sie hatten nicht mehr über das Bevorstehende gesprochen... sie würden noch genug Zeit dafür haben wenn sie sich den Schwarzen Greifen anschlossen und sich endgültig auf den Weg in die Hohld machen würden.


    Aber es gab noch etwas, dass Sylvana keine Ruhe ließ. Das letzte Gespräch mit Martinius am Abend zuvor.


    Er war zum Schluss wortkarg gewesen, ja geradezu kurz angebunden und sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Immer wieder musste sie erkennen, dass sie sich auf diesem zwischenmenschlichen Parkett noch immer unbeholfen bewegte. Besonders dann, wenn das Land aus dem ihr Gegenüber kam so gänzlich anders war als alles, was sie bereits hatte kennenlernen dürfen.


    Mit einem Nicken ließ sie die Bediensteten die Sachen hinaus bringen, hin zu den Pferden, die sie ins Zentrum von Engelsweg bringen würden.


    Dann warf sie einen nachdenklichen Blick hinaus auf den Festplatz. Noch immer war es ruhig, die Sonne noch nicht ganz aufgegangen... die Zelte ausnahmslos unbewegt. Mit einer fließenden Bewegung griff sie nach ihrem Reiseumhang, warf ihn sich über die Schulter und schloss noch im Gehen die Schließe an ihrem Schlüsselbein als sie ihre Räumlichkeiten verließ. Bevor sie abreiste, wollte sie noch einmal das Gespräch suchen... Der Ausgang des gestrigen Abends sollte nicht das sein, was sie wieder trennte.


    Schon gar nicht, wenn sie nicht wusste, ob sie von der nächsten Reise lebend zurückkehren würde.


    So lenkte sie ihre Schritte hin zum Festplatz, durch die noch ruhigen Zelte... hin zu der Jurte des Wolfsrudels und den Zelten der Wolfsmark...

    "Nichts... und alles." seufzte sie, dann schien sie wieder im Hier und jetzt zu sein.


    "Ich bin die Mutter Konfessor des Ordens der Seraphim. Davon gibt es nur eine einzige. Das sind Frauen mit einer Gabe, die von ihrem ersten Entdecken an bis zu ihrem Tod eigentlich einem festgeschriebenen Schicksal folgen. Sie werden zu den höchsten Priesterinnen des Volkes. Weil ihr Blick offen für alles sein soll gehen sie innerhalb ihres jungen Lebens viele Wege. Im Grunde gehörte mein Leben unserer Religion, aber nicht mir selbst. Die mächtigste Frau meiner Heimat, war nichts anderes als ein angeketteter Vogel in einem goldenen Käfig."


    Ohne es zu bemerken legte sie nach und nach einen ihrer Finger an die Daumenspitze ihrer Hand.


    "Meine Spezialisierung war die Heilung. Neben der des Körpers schulte ich mich auch in der Heilung der Seele. Vermutlich weil ich hoffte, dass es eine Hoffnung für jene gab, die meiner Gabe zum Opfer fallen würden... nun ja... als man mich mit nach Mythodea schickte sollte ich vor allem darauf achten, dass mein Orden nicht vom "rechten Weg" abkommt. Im ersten Jahr hier waren wir im Lager der Luft. Damals waren die lager noch den Elementen zugeordnet."


    Für einen Moment schien sie nachzudenken, sich zu erinnern... dann sprach sie weiter.


    "Ich rettete den Avatar Aeris' vor dem Schwarzen Eis und gewann so den Respekt und die Dankbarkeit der Naldar. Ich fühlte mich wohl... und... freier als in der Heimat. Ich lernte von den Naldar viele Dinge, wir gingen mit ihnen auf die Jagd und schloss Freundschaften, was neu für ich war. Kurz... ich fing an mich zu verändern. Und das fühlte sich gut an."

    "Die Menschen sagen machnmal: Vielleicht sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht."


    Ihr Blick ging hinüber zu den Flammen.


    "Das ich dich gefunden habe und es dazu kam, dich zu heilen, wird kein Zufall gewesen sein. Du kennst mich als Kriegerin. Das war ich aber nicht immer."


    Dann lächelte sie etwas abwesend.


    "Und ich glaube auch... dein Zwiespalt zwischen Aeris und Ignis ist in diesem Fall kein Zufall... sondern vielleicht Schicksal... Ich war einmal an der selben Stelle wie du."

    "Du beschreibst eine sehr interessante Mischung der Aspekte beider Elemente... Das ist an sich nicht so ungewöhnlich... sie sind sich mit am ähnlichsten unter den Fünf."


    Sie musste leicht lächeln, mehr so als würde sie sich an etwas erinnern als dass es wirken mochte, die würde über ihn lachen.


    "Vermutlich ist dieser Umstand auch der Grund dafür, warum sich Ignis- und Aeriskinder immer wieder finden... und sie die Seele des anderen berühren."


    Dann dachte sie wieder über seine Worte nach.


    "Aeris ist Antrieb... Bewegung... der Weg sich kühn jeder Herausforderung zu stellen. Gleichsam sprichst du von Sorge um die Deinen... Gemeinschaft, Liebe... für sie tapfer sein zu wollen... das klingt sehr nach Ignis."


    Sie gab ein nachdenkliches Geräusch von sich.


    "Anhand deiner Worte würde ich daraus deuten, dass dir der Wind etwas sagen will... und er bringt dich dabei zum Feuer. Das kann aber Vieles bedeuten. Zum einen kann es sein, dass du dir jemanden suchen sollst der dein Wirken in die richtigen Bahnen lenkt, wobei sich mir nicht ganz erschließt warum dich der Wind zum Feuer führt, statt zum Wind selbst. Andererseits kann es auch heißen, dass der Wind dich zwar sieht, dies aber nicht dein Weg ist..."


    Die Waffenmeistern stützte ihren Kopf in ihre Hand und blickte ihn an.


    "Im Gegensatz zu den meisten deiner Art begegnest du dieser Sache auf eine sehr interessante Weise. Daher glaube ich, ich kann dir bereits jetzt diese Frage stellen. Wichtig, denke nciht zu lange über die Antwort nach. Welches der beiden Elemente... glaubst du... entspricht dir mehr?"

    "Was fühlst du denn dabei?"


    Ihr war durchaus bewusst, dass es recht umständlich war einen Dunkelelfen nach seinen Gefühlen zu fragen, aber es half ja nichts. Wenn es um die Elemente ging, dann ging rein gar nichts ohne Gefühl, wenn man den Pfad finden wollte.


    Wie in Gedanken fuhr sie sich über die Innenseite ihres linken Unterarms als würde sie dort etwas unangenehmes spüren. Ihre Stimme war ruhig, ihre Miene wertfrei... ihre Augen jedoch beobachteten ihn genau.

    "Für mich sind derlei Gespräche immer interessant... Außer ich spreche mit Personen, die nicht heller brennen als der glimmende Docht einer ausgepusteten Kerze... ich halte dich für kühn, nicht für dumm... auch wenn diese beiden Eigenschaften gerne nah beieinander liegen."


    Sie legte einen Scheit ins Feuer um es zu nähren und schob diesen mit dem Stiefel in die richtige Position. Das Feuer knisterte und zischte beinahe dankbar.


    "Und es wäre mir auch lieber wenn du weiterhin schallend lachend in händelbaren Ärger rennst und nicht in einen Herold... den definiere ich zur Zeit durchaus als nicht all zu gut händelbar."

    Sylvana wölbte leicht eine Augenbraue und schaute zu dem Dunkelelfen auf als dieser sich mit ans Feuer gesellte.


    "Ich seh' mitgenommen aus? Das sagt ja genau der richtige." frötzelte sie. Sie hatte sich bewusst einen anderen Wappenrock über ihre Kleidung gezogen, damit nicht jeder gleich das Ausmaß dieser Tage sehen würde. Der andere war quasi... nicht mehr zu gebrauchen und vermutlich auch nicht mehr zu retten.


    "Xas, haben wir. Du bist mir ja bisher mehr oder weniger geschickt aus dem Weg gegangen." endete sie mit einem leichten Schmunzeln.

    Wann: Vor der Abreise von den Feldern an der Weltenschmiede

    Wo: im westlichen Lager an einem noch nicht erloschenen Feuer

    Wer: Sylvana und Kal'Daka, andere auf Anfrage

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    Eigentlich fühlte sie sich mehr als nur erschlagen von den letzten Tagen. Die Ruhe, die sie gebraucht hätte, um schlafen zu gehen wollte sich jedoch nicht einstellen. Nachdem Remi sie zurück in ihr Lager begleitet hatte und sie für einen Moment unschlüssig an der leeren Tafel des Ordens stand, entschied sie sich noch einmal umzukehren. Die letzten Stunden waren innerlich zermürbend gewesen. So zermürbend, dass der Sieg sich ein wenig schal anfühlte.


    Ihre Fingerspitzen kribbelten. Gedankenverloren rief sie sich den Moment zurück ins Gedächtnis als der Waldläufer ihr die Kette wieder gegeben hatte, die sie ihm zur Aufbewahrung überlassen hatte bis diese Schlacht vorüber sein würde. Dieser kurze Augenblick, der doch so seltsam lang gewesen war. Wie froh sie doch war, dass dieser kühne Verrückte noch am leben war. Vermutlich hatte er keinerlei Ahnung, welchen Platz er inzwischen im Herzen der Waffenmeisterin hatte. Als sie sich daran erinnerte, dass er sie tatsächlich zum weinen gebracht hatte seufzte sie schwer. Manchmal war es ein Fluch ein Igniskind zu sein. All diese intensiven Gefühle, diese Emotionen überall... Sie hätte ihn doch ohrfeigen sollen...


    Mahrukka. Der Tod der Uruk fühlte sich noch immer schrecklich unwirklich an. Der einzige Trost an dieser widerlichen Tatsache, der blieb, war der Umstand, dass die beiden in gewisser Weise stillschweigend Frieden geschlossen hatten. Das Gefühl des Rachedurstes war ihr zwar nicht fremd, jedoch war es sehr lange her gewesen, dass Sylvana derlei viel Zorn für jemanden empfunden hatte, der kein Verfemter gewesen war. Wäre es nach ihr gegangen so hätte sie blind das gesamte Orklager zu Asche verbrannt. Immer und immer wieder...


    Erschöpft wischte sie sich über die Stirn und zog scharf die Luft ein als sie ihre verwundete Schläfe streifte.


    Verfluchter Dreck... Blöde Bogenschützen... wie ich sie hasse... knurrte sie gereizt vor sich hin.


    Ohne es zu bemerken hatten sie ihre Schritte wieder in die Richtung des Lagers von Xarann geführt. Vermutlich lag esdaran, dass sie immer nur drei Wege auf diesem Feldzug gegangen war, so dass sie diese inzwischen beinahe blind gehen konnte. Vielmehr musste sie das, denn wenn sie sich auf die Wege konzentrierte, verlief sie sich in jedem Fall. Möglicherweise hatte sie dann doch den ein oder anderen Schlag zuviel auf den Kopf bekommen. Wer wusste das schon... Bara'kan vielleicht...


    Dann zog sie die Wärme eines einsamen Feuers an... der Tanz der Flammen... die einladende Hitze... der Geruch und das Flüstern der Flammen...


    Ohne groß darüber nachzudenken ließ sie sich an dem Feuer nieder, fütterte dieses und ergab sich ihren schmerzenden Muskeln. In ihren grünen Augen spiegelten sich die züngelnden Flammen während sie über das ein oder andere nachzudenken hatte...

    Warum alle gegeinander aufhetzen, wenn auch Vertreter für das jeweilige Element einen Streit beenden können, indem sie in den Arenen gegeneinander antreten? Außerdem... sehe ich uns als eine Möglichkeit neben den Tivars zu agieren... oder sogar gemeinsam mit ihnen, sobald sie verstanden haben, dass wir den 5 dienen und eigentlich das selbe Ziel verfolgen.


    Ich bin im Augenblick die einzige Freundschaftsträgerin unter den Waffenmeistern... ich stehe meinem Element somit am nächsten... ich kann den Waffenmeistern sagen, was ich spüre... und ich kann sie bitten mich aufzuhalten, sollte ich etwas tun, was dem Land schadet.


    Ich glaube, dass wir zwei Wege bei den Waffenmeistern brauchen... einen ausgleichenden und einen der, sofern nötig, alles aus dem Weg räumt, was uns im Wege steht in diesem Krieg.