Posts by Sylvana

    Also keine Geschichte?


    Du machst es mir heute nicht leicht, mich mit dir zu unterhalten... sagte sie leichthin.


    Und auf meinen bequemen Schoß scheinst du auch verzichten zu wollen... sowas...

    Sie nickte den Anwesenden zu.

    Gerne, sofern ich nicht störe. Ihr seht auch aus als sei euch nicht nach Freudenfeuern und Trommeln...
    sagte sie und schmunzelte leicht dabei. Anders als sonst trug sie nicht die weiten flammenden Roben, diesen Abend war sie gekleidet wie eine Jägerin. Bequem und unauffällig, ließ man ihr Haar außer Acht.


    Die dunklen erdenen Töne mochten ungewohnt an ihr wirken, aber sie selbst wirkte um einiges gelöster. Fast so als hätte sie mit den Roben auch einen Teil ihrer Verantwortung fortgelegt.


    Sie wählte einen Platz der näher am Feuer war als die anderen noch freien Plätze und ließ sich nieder. Trotz der anfänglichen Frage, die auf gedrückte Stimmung verwies, strahlte sie eine seltsame Ruhe aus... und ihre Züge wirkten entspannt.

    Du siehst müde aus... möchtest du dich ausruhen? Wollen wir tauschen?


    Sie neigte den Kopf etwas.


    Du kannst dich ja auch mal hinlegen... ich könnte... dir eine Geschichte erzählen... Irgendwas fern von den Dingen die grad hinter uns liegen... Ein Geschichte, die ich Veran'Khanis auch noch schulde...

    Die Neches ... nein... die Waffenmeistern hatte sich von den anderen entfernt. Ihnen war die Trauer zu viel, die noch immer unter ihnen Einzug hielt und Silas galt. Silas... er war auf seine Art das Herz, die Seele der Gemeinschaft gewesen. Sein Tod hatte eine offene Wunde hinterlassen, die nur schwer zu versorgen war.


    Die reisende Gemeinschaft des Ordens war klein geworden über die zermürbenden Jahre in Mythodea. Aber sie waren immer noch hier, enger verbunden, denn je... Aber eben das machte es auch so unendlich schwer und traurig.


    Ich glaube du musst ob deines Mundwerkes morgen zur Beichte... waren ihre letzten Worte an ihn gewesen. Ein mattes Lächeln glitt ihr über die Lippen als sie mehr ziellos durch das Feldlager wanderte. Fast ganz von alleine führte es sie hin zu jenem Feuerschein... und jenen, bei denen sie auf diesem Feldzug häufiger Zuflucht und Kraft gesucht hatte...


    Langsam und respektvoll näherte sie sich den inzwischen wohl vertrauten Stimmen...

    Das macht nichts... Wir müssen nicht in jedem Punkt einander verstehen... Wir haben davon ausreichend genug... Meistens jedenfalls.

    Jeder von uns sieht die Welt so... nur mit anderen Bildern... erwiederte sie und legte ihren Kopf wieder auf seinen Oberschenkel, so, dass sie ihn anschauen konnte.


    Das habe ich auch nicht gemeint... führte sie weiter aus und klang dabei, als würde sie es sich gemütlich machen.

    Dieses Mal sah sie ihn einfach nur an... es war ja nicht so als könnte sie das nicht, wenn sie es wollte... Und das wusste er.


    Aber das waren Dinge, die sie nicht einfach tat... dafür folgte sie dem falschen Pfad. Oder vielmehr... genau dem Richtigen...

    Sie musterte ihn skeptisch...


    Manchmal würde ich die Welt gern mit deinen Augen sehen... also, ich meine, mehr als wir es einander eh schon tun...


    ... dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und strich ihm durchs Haar.


    Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?

    Ich wollte damit eigentlich nicht bewirken, dass du dich in düsteren Gedanken verlierst...


    Sagte sie vorsichtig, beinahe besorgt und verlegen.

    Sylvana überlegte einen Moment.


    Das... was uns am meisten verbindet. Wahrheit ist das, was uns beide von anderen entfernt uns jedoch zueinander brachte. Sie ist das, was nicht jeder tragen kann, für die es aber Seelen geben muss, die dennoch bereit sind sie zu tragen... zu ihr zu stehen, oder sie zu verkünden...


    Es ist etwas, dass niemand greifen kann... und nur wenige begreifen... So wie das zwischen dir und mir... oder im Grunde, so wie uns beide. Es ist nur einfaches Leder, bescheiden... wenn man bedenkt welche Tragweite das Wort hat. Ein Wort, dass etwas ewiges beschreibt und doch auf etwas endlichem eingefangen wurde...


    Sie hielt inne... dann hob sie leicht verlegen die Schultern.


    Ich dachte es passt vielleicht... und ist... weniger auffällig als ein Schmuckstück...

    Ihr Blick richtete sich auf ihn. Auf seine Züge... musterte ihn und ließ sich Zeit damit. Nach einigen Herzschlägen hob sie die Hand und strich ihm kurz über die Schläfe. Ihr Blick blieb musternd.


    Dann nickte sie leicht, irgendwie zufrieden...


    Kurz darauf griff sie in eine ihrer Gürteltaschen und zog ein ledernes Armband hervor.


    Hier... sagte sie sanft und reichte es ihm.


    Auf das rotbraune Leder war in feinen Lettern das Wort Wahrheit eingraviert.

    Das weiß ich... es ändert dennoch nichts daran, dass ein seltsames Gefühl zurückbleibt.


    Kurz fuhr sie sich gedankenverloren über ihren linken Unterarm.

    Ich bin meinen Siedlern dankbar... jenen, die es wissen und zu mir gekommen sind, um mir zu sagen, dass ich weiterhin für sie leuchten soll... das sie mich lieben, für das was ich bin und nicht für das, was ich war... Aber ich mache mir auch Sorgen um den Norden. Nicht wegen mir, sondern weil mir das, was ich zur Zeit sehe noch nicht gefällt... Natürlich muss sich alles erst neu einspielen und Kelriothar ist für sowas denkbar ungeeignet... dennoch... das ist meine Natur... dafür wurde ich geschaffen. Ich beobachte, ich sehe und ich warne...


    Doch gehen muss jeder selbst...


    Ihre Stimme gewann an entschlossenem Klang.


    Ich fürchte, dass es Momente geben wird, in denen ich nicht nur drauf hinweisen sollte, sondern eine Stichflamme notwendig wird...

    Es geht nicht darum, sich mit Titeln zu schmücken... für mich war es mehr... sehr viel mehr... Du solltest solche Fragen nicht stellen. Du kennst mich besser.


    Für einen Moment machte seine Frage sie zornig. Titel hatten ihr nie viel bedeutet. Jedoch hatte sie im Neches Re eine Bestimmung gesehen, einen Weg.. einen Weg für den sie unsagbar viel aufgegeben hatte.


    Es ist einfach anders... und das hier... ist wie ein Amulett, dass man nicht mehr trägt und man dann ins Leere greift, weil man gewohnt ist es dort zu wissen...

    Verstehe... sagte sie nachdenklich und ihre Hand glitt an ihre linke Seite, strich über den Stoff ihres Gewandes und hielt wieder inne...


    Der Wimpel, über den sie immer dann strich wenn sie etwas beschäftigte, war nicht mehr da. Ihr Blick glitt an jene Stelle und für einen Moment wurden ihre Lippen schmal.


    Einige hatten sie gefragt wie es für sie war... dieses Nicht-mehr-Neches Re-sein... Sie hatten ihnen gesagt, dass sie nun frei sei, um Ignis zu dienen... das war nicht gelogen, sagte aber nichts darüber aus, wie sie sich fühlte. Seltsam. Seltsam wäre die richtige Antwort gewesen.


    Bitter war, dass so viele noch nicht wussten. Ka'Shalee hatte sie ebenso gehen lassen, wie sie sie damals zu sich geholt hatte... nur unter vier Augen. Irgendwas schmerzte daran... sie wusste nur nicht genau was es war...

    Das habe ich dich auch nicht gefragt... Du wirst aber sicherlich dennoch wissen, was bisher dazu angedacht wurde... außer ihn vor Kjeldor zu bringen.

    Und Tuachal? Wie wird mit ihm verfahren werden? fragte sie und schien nachdenklich.


    Im Grunde... hatte sie Mitleid mit Tuachal. Er war das, was man aus ihm gemacht hatte... Er selbst war eine offene Wunde. VIele fluchten über ihn, nur wenige kannten ihn wirklich. Und noch weniger wussten... welche wirkliche Geschichte sich hinter diesem gebrochenen Mann verbarg.


    Das machte ihn nicht unschuldig... aber dennoch...

    Nach einiger Zeit wurde sie wieder ruhiger, wenn auch der emotionale Ausbruch neue Müdigkeit brachte... sie hatte sich bei ihm angelehnt und zog mit ihren Fingern vorsichtig das TerraSymbol auf seinem Handrücken nach.


    Wie geht es nun mit dem Süden weiter? Er scheint mir erneut im Aufruhr...

    Sie sah ihn an... wirkte für einen Augenblick vielleicht sogar peinlich berührt... oder auch unsicher... Dann flog eine stumme Bitte um Verzeihung über ihre Züge und sie lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter.


    All diese Angst der letzten Wochen, die Sorge um all jene die sie liebte, der Zorn und der Kampf darum, die anderen dazu zu bringen ihren Mut nicht zu verlieren. All das hatte Kraft gekostet. Der Winter war abgewendet... doch niemand wusste genau, was er bereits hinterlassen hatte, wer ihm zum Opfer gefallen war und...


    ... welcher noch mächtigere Feind bereits auf der Türschwelle stehen würde...


    Ich weiß nicht, was mit mir los ist... murmelte sie.

    Ich habe immer so leben müssen, Lares... alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab... damals in Samar, oder als Neches Re... Schwächen waren nicht erlaubt...

    Wieder wischte sie sich über die Wange... wirkte ungewont aufgelöst... Bilder von jenem Tag übermannten sie und sie verbarg ihr Gesicht in ihrer Armbeuge.


    Sie war doch die Starke... Warum gelang ihr das im Moment einfach nicht?

    Entschuldige... ich... wollte nicht, dass du ... mich so siehst...
    bemühte sie sich um Fassung.