Beiträge von Sylvana

    Sylvana atmete leise aus.


    "Entschuldige, wechseln wir einfach das Thema und ich hoffe dich nicht mit meinem Vortrag vertrieben zu haben. Meinetwegen darfst du mir auch eine unangenehme Frage stellen... oder wir werden kreativ und setzen woanders an."


    Sie lächelte, wirkte dabei ehrlich aber auch etwas ungelenk.

    "Ich habe einen großen Teil meines Ordens zurück nach Samar geschickt, mich der Inquisition und meinen eigenen Zweifeln gestellt, um das hier möglich zu machen. Wenne s die Situation betrifft von der ich im Augenblick maßgeblich ein Teil bin... dann wirkt es so, ja."


    Den Rest ihrer Gedanken ließ sie ungesagt.

    "Für mich spielt es zumindest eine Rolle ob du dich in meiner Nähe unwohl fühlst oder nicht."


    Sie schwieg daraufhin lange und blickte nachdenklich zur Seite.

    "Ich werde niemandem davon erzählen, aber das wirst du mir vermutlich nur dann glauben können wenn du versuchst mir in dieser Hinsicht zu vertrauen."


    Sie schluckte, er hatte keine Ahnung wie gut sie ihn verstand, ihre Miene blieb unbewegt.

    "Die Zeit in der der erste Konfessor entstanden ist liegt so lange zurück, dass die Schriften die dazu in unseren Archiven ruhen ausgeblichen und brüchig sind. Man erzählt sich, dass man den Konfessor schuf, um der Wahrheit Herr zu werden in Zeiten in denen man nicht mehr von wahr oder falsch unterscheiden konnte. Mit mächtiger Magie schuf man ein Kind, dass durch eine bloße Berührung dafür sorgen konnte, dass der Berührte alles um sich herum vergaß und nur dem Konfessor dienen wollte. Dies bis hin zum Tod und ganz gleich was es kosten würde. Von einem quasi seelenlosen Sklaven die Wahrheit zu verlangen ist simpel und ein beinahe untrügliches Vorhaben, wenn man die richtigen Fragen stellte. Im Gegenzug zu dieser Macht jedoch, war es dem Kind nicht mehr gegeben sich jemand anderem in Liebe hinzugeben, denn verlor man die Kontrolle über die Macht, so war auch jeder den man liebte hinterher nichts weiter als eine leblose Hülle.
    Um den Fortbestand der Konfessoren zu wahren wurden ihnen Menschen gebracht die über starke Eigenschaften verfügten, damit auch die folgenden Konfessorenkinder stark bleiben würden.
    Für Menschen, die sich nach Liebe sehnen war dies jedoch in jeglicher Weise ein grausames Schicksal, also lernten sie ihre Gefühle zu vergessen oder zu verdrängen und führten fortan ein Leben in der Abgeschiedenheit.
    Heute kann jeder Priester Konfessor werden und kaum jemand glaubt an die Legende der ersten Konfessoren, doch hat jeder von uns ein Talent dafür, Wahrheiten zu finden, wo sie kaum jemand sieht. Was geblieben ist, ist die Tatsache, dass man uns Gefühle untersagt sobald wir den Weg des Konfessors gehen."


    Sie atmete durch.


    "Ich für meinen Teil habe in all den Jahren etwas für mich herausgefunden. Gefühle haben, wie alle anderen Dinge, zwei Seiten. Sie sind manchmal hinderlich, ganz recht, das streite ich nicht ab. Jedoch... wenn ich meine Gefühle nicht hätte, würde ich ganz sicher nicht hier sitzen. Die Frage ist wie man mit ihnen umzugehen lernt oder ob man es lernt. Sie machen einen ebenso stark, wie sie einen schwächen können. Bei Personen wie uns, sprich dir oder mir, stellen sie oft ein Risiko dar. Wenn man nicht aufpasst öffnen sie Türen die lieber geschlossen bleiben sollten, die angesprochenen Löcher im Panzer, doch bewegen sie auch viele Dinge mit einem ganz eigenen Antrieb in die richtige Richtung. Sie machen uns zu jenen die wir sind und wenn wir das akzeptieren können, nähern wir uns wieder einem Stück mehr der Freiheit die du dir wünscht."


    Sachte strich sie siche ine Strähne aus der Stirn.


    "Das Thema ist dir unangenehm, nicht wahr? Ich versichere dir, was hier gesprochen wird, bleibt hinter der Konfessorenmaske verborgen. Ich bin die Letzte die deine Position nicht versteht..." sagte sie leise.

    "Ich glaube, nein... ich bin mir ziemlich sicher, dass du, entgegen dem was du anderen weiß machen möchtest, sehr genau weißt wie es ist wenn man Gefühle hat. Auch sie sind ein Teil von dir, oder sie sind es wieder..."

    "Wenn ich danach gehe müsste ich jeden einzelnen fragen ob er mir etwas über sich als Drow erzählt oder zeigt. Du unterscheidest dich, soweit ich das beurteilen kann bereits in einem Punkt deutlich, vielleicht rührt daher mein Interesse, vielelicht aber auch nicht."


    Sie schmunzelte etwas, sie genoss die Unterhaltung auch wenn es oft ein deutlicher Schlagabtausch war.

    "Ich spreche nicht von deinen Ziele. Und vielleicht hat es für mich auch nur zweitrangige Bedeutung was der Rest der Dunkelelfen denkt, zumindest jetzt in diesem Gespräch. Ich spreche mit dir, nicht mit deinem Volk."

    "Wenn ich mich angegriffen fühlen würde, sollte ich damit anfangen an mir und dem Weg zu zweifeln. Ich bin dir sogar dankbar für diesen, kleineren, Ausbruch. Ich habe so vielleicht etwas über dich erfahren können,w as du mir vermutlich nicht selbst gesagt hättest. Natürlich kann ich mich täuschen, aber damit kann ich leben."

    "Die Welt besteht nicht ausschließlich aus Elfen."


    Sie beobachtete ihn jetzt ein wenig genauer, fast als wäre sie hinter die Lösung eines Rätsels gekommen.


    "Elfen können ebenso grausame Kriege führen wenn es ihnen dienlich ist. Die meisten Elfen die ich kenne glänzen mit Arroganz, verstecken sich hinter ihrer Mauer aus Abgeschiedenheit und existieren meist ohne wirklich zu leben. Doch auch unter den Elfen gibt es Ausnahmen."

    "Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass du oder dein Volk darum bitten muss. Ihr müsst nur den richtigen Weg finden sie zu ergreifen."


    Sie musterte ihn einen Moment, dann hob sie eine Augenbraue, lehnte sich zurück und wirkte, als hätte sie etwas verstanden.

    "Sie hat gehandelt wie unser Nichts handeln würde... Dennoch. Dein Volk wollte überleben. In der Verzweiflung oder der Einsamkeit greift man nach der Rettung die sich einem bietet. Wenn die Ausgangssituation unausweichlich scheint, dann kann man deinen Ahnen nichtmal einen Vorwurf daraus machen, dass sie das Seil ergriffen haben. Nur wenige entscheiden sich, wenn sie die Wahl haben, für den Tod und meist bleibt von jenen nicht viel außer eine weitere Leiche in einer Welt der Kriege. Ob es vielleicht andere Wege für dein Volk gegeben hätte weiß man nicht, wir müssen mit dem arbeiten was wir haben. Mit dem Heute, nicht mit dem Gestern."


    Sie hatte bemerkt, dass er über ihre vorangegangenen Worte nachgedacht haben musste, zumindest glaubte sie dies in seinen Zügen gelesen zu haben.


    "Ich kämpfe für diese Chance. Denn auch Sedekiel, unser oberster Engel bietet Balachiel die Wahl. Entweder er ergreift die Chance zur Rückkehr, oder er wird mit seinem Bruder die Klingen kreuzen, bis die letzte Schlacht der Welt alles entscheiden wird. Die Worte in den Schriften dazu sind eindeutig, doch viele lesen nur das darin was sie glauben und lesen wollen. Die Inquisitoren mussten einsehen, dass in dem was ich tue keine Falschheit liegt, dass ich nicht lüge und auch nicht gegen die Schrift verstoße. Jetzt bin ich hier und lebe und ergreife für mich die Chance, dir und den anderen die folgen diese für viele so absurde Möglichkeit zu bieten. Mein persönlicher Wunsch dahingehend wird sich entweder erfüllen, oder nicht. Es ändert nichts an dem Ziel, dass Walays und ich für uns gesetzt haben."

    "Die Meinungen gehen da auseinander. Wenn ich deine Ausführungen richtig verstanden habe, dann hat Lloth euch aufgefangen als ihr niemanden mehr hattet, sie ist es also nicht diejenige die die Drow so wie sie jetzt sind geschaffen hat, sie hat nur ihren Teil dazu beigetragen. Sie ist aber ein Teil von euch, so wie es der andere elfische Gott in gewisser Weise noch sein mag. Das Nichts, also unser Chaos, wäre nach der Logik unserer Gelehrten ein Teil von euch. Das Chaos könnte als Lloth verstanden werden, so wie der andere Gott auf einer ähnlichen Ebene wie Balachiel stehen würde. Aber wie gesagt, die Meinungen gehen dabei auseinander..."

    Sylvana zitierte:


    "So sei es denn Bruder, dass du, der das Exil gewählt, in der Dunkelheit wandeln wirst bis das Licht zurückkehrt in dein Innerstes und dir den Weg zeigen wird zurück in eine Welt ohne Zorn und Neid. Allein mit deiner Gier, wird deine Macht in Ketten liegen. Denn während die Kinder des Lichtes wandeln werden, am Tag und in der Nacht, so werden die Kinder der Dunkelheit sofern sie das Erbe deines Zornes tragen gefangen sein in den Schatten deiner Flügel. Und Schmerz wird ihnen sein, unser geliebtes Licht. Bis sich einst die Vernunft in deinen Geist zurückfinden mag, oder sich unsere Klingen das letzte Mal kreuzen werden. Dies ist mein Urteil."


    Sie wartete einen Augenblick, dann fuhr sie fort:


    "Es war die Nacht in der die Völker geboren wurden, die den Reihen des Lichtes in den Weg treten würden und dies über viele Äonen hinweg.
    In den dunklen Hallen unter den Bergen, tief und verborgen in gewundenen Tunneln aus Stein, lebten die Kinder Balachiels, denen sich das Chaos stets in Form einer Spinne zeigte. Hass, Gier und Listigkeit war das Erbe an die elfengleichen Wesen mit der nachtschwarzen Haut."


    Sie wartete auf eine Reaktion und ließ ihre Worte im Raum verklingen.

    "Das ist das, was Walays und mich von vielen zu unterscheiden scheint. Wir legen wert auf das, was jetzt ist und reagieren auf das was geschieht.
    Auch ich habe schon gegen Drow gestritten und ich rechne damit es wieder tun zu müssen. Allerdings sehe ich mehr als weißes Haar, schwarze Haut und schnelle Klingen. Ich sehe auch den Charakter, oder besser die Person, dahinter und gebe ihm, wenn auch unter Vorsicht, eine Chance. Chancen die meines Erachtens nach jedes Wesen verdient, ganz gleich wie grausam seine Kultur sein mag. Ihr seid ein Volk, aber ihr seid nicht alle gänzlich gleich. Egal wie sehr einige es versuchen zu verbergen."


    Sie strich sich über die geschundenen Handgelenke.


    "Was mich angeht, die Inquisitoren dürfen keine Hand an mich legen, aber man muss einen nicht berühren, um ihn leiden zu lassen."

    Sylvanas Gesicht wurde wieder zu der Maske die sie zeigte, wenn sie unter Fremden war, oder wenn sie nicht zeigen wollte wie sie fühlte, ob sie fühlte oder was sie dachte.
    In jenem Moment wirkte sie zwar routiniert in ihrer Maskerade aber auch ein wenig steif. Kurz nur dauerte der Zustand, dann besann sie sich und atmete tief durch. Man merkte, dass er ein Thema mit schalem Beigeschmack angeschnitten hatte, doch ihrer Ruhe die sie ausstrahlte, tat dies keinen Abbruch.


    "Wir sind uns ähnlich uneins wie dein Volk. Es gibt jene die lesen was in den Schriften steht, aber nicht verstehen wollen was man uns damit sagen möchte. Schon im letzten Jahr wurden die Unruhen laut aufgrund des Vorhabens Archon des Nordens zu werden. Man warf uns das Paktieren mit den Kindern Balachiels vor, meine eigene Schwester beschimpfte mich der Ketzerei und kaum einer, ausgenommen Walays und mir und ganz wenige enge Vertraute, standen hinter uns. Es war viel Aufwand nötig, um jetzt so viele Brüder und Schwestern aufweisen zu können. Dein Volk ist eines der wenigen, dass explizit in unseren Schriften genannt wird. Walays und ich mussten viele Audienzen, Briefe und Reden über usn ergehen lassen in denen wir Samar deutlich machen wollten, was uns bewegt diesen Weg zu gehen. Einige haben ihn verstanden, jene sind hier, andere weigern sich... diese sind fort."


    Ihr Blick wurde ein wenig kühl.


    "An dem Abend nach dem Attentat auf Ka'Shalee begegnete ich meiner Schwester wieder. Wir glaubten sie seid einem Feldzug in den Mittellanden für verschollen. Es war kein freudiges Wiedersehen. Ka'Shalee und andere Drow im Seraphim Lager... ich bin froh, dass man ihr die Waffen abgenommen hatte. Sie war hysterisch. Ich hatte große Mühe sie von euch allen fern zu halten. Ich weiß, dass sie euch keine wirkliche GEfahr gewesen wäre, aber dennoch... Ganz gleich was ihr geschehen sein mochte... es hadnelte sich bei ihren Häschern nicht um Drow des Hauses Zress. Ich schickte sie fort."


    Sie blickte ind ie Flamme eienr Kerze, dann wieder zu ihm auf.


    "Und so haben wir es auch mit all jenen getan, die sich weigern dem neuen Weg zu folgen. Sie sind zurück nach Samar und es ist ihnen verboten nach Mythodea zurück zu kehren. Sie sind ein zu großes Risiko. Es gibt Walays und mich, wir begegnen euch sehr offen, doch unser Schlag ist klein. Alle anderen die hier sind und nter denen ihr euch frei bewegen könnt, vertrauen Walays und mir, folgen uns und versuchen den neuen Weg zu verstehen, auch wenn sie sich davor fürchten oder skeptisch sind."


    Sie blickte auf eine feine Narbe in ihrer Handinnenfläche und ihr Mundwinkel zuckte kurz.


    "Das was die Inquisitoren getan haben, um uns zu befragen, kann ich vermutlich nicht in Worte fassen, ich könnte es dir zeigen, aber ich bin mir nicht sicher ob ein Drow in die Erinnerung eines Menschen eintauchen will."


    Sie suchte wieder sienen Blick, ruhig, fast kühl.

    "Ich glaube viele Fragen beantworten sich durch die gemeinsame Zeit. Durch das was ich sehe und verstehe. Nicht alles muss mit Worten gesagt werden um erkennbar zu sein. Ich erwarte von dir soviel wie du bereit bist zu geben, das sagte ich auch schon zu Beginn unseres Gesprächs."


    Kurz schwieg sie und suchte seinen Blick um ihre Worte zu bekräftigen.


    "Das mag sich vielleicht naiv anhören, aber ich bin ganz zufrieden damit, dass du den Posten behalten hast. Das ist es vielleichta uch, was die Zusammenarbeit unserer beiden Parteien einen guten Anfang nehmen ließ."