Nördlich von Paolos Trutz, gerade noch halbwegs in Sichtweite der Stadt war das Feldlager des Namenlosen aufgeschlagen worden und jeden Tag wuchs es immer ein klein wenig an.
Seit den dem Tag als Hanna die Diener der Bibliothek aus der Festung des Chaos hinausgeführt hatte, führten das Gefolge des Namenlosen einen gnadenlosen Krieg gegen die Anhänger Nurgles. Sie nahmen keine Rücksicht auf Gesetze oder Grenzen und jagten ihre Feinde voller hingabe. Tzeentchs Wille war klar, Nurgles Einfluss in dieser Welt völlig auszulöschen und seine Diener taten dies rücksichtslos, wenn auch oftmals verborgen. Es war ein Krieg im Lande der nur von wenigen wirklich wahrgenommen wurde, den man war mit größeren Dingen beschäftigt.
Doch nun schien dieser Krieg sich langsam seinen Ende zu nähern. Das Gefolge des Namenlosen hatte jeden Anbeter des Seuchegottes erschlagen, ihre Leiber verbrannt und seine Tempel, Schreine und anderen Heiligtümer ausgelöscht.
Nun kehrten die versprengten Krieger des Tzeentchs zurück und mit ihnen kamen andere. Anbeter des Chaos welche orientierungslos waren und an ihrem Leben in Mythodea zweifelten. Das Ungeteilte Chaos war zerbrochen und nun, wie so oft, schlugen sich die Führer des Chaos um das Erbe des großen Auserwählten, während die Anhänger die Dinge in Frage stellten. Es war nicht das Chaos und die Götter welche sie in Frage stellten, es waren die neuen Führer und das Land in dem sie waren.
Der Namenlose selbst ließ sich kaum Blicken und brütete bereits seit einer langen Zeit in der Einsamkeit seines Zelten vor sich hin. Einzig Hanna war es gestattet ihm aufzusuchen, doch sie vermied es bereits kurz nach seiner Rückkehr nach Mythodea ihren Meister zu belästigen wenn es nicht wirklich erforderlich war.
Die junge Frau, welche wie die rechte Hand ihres Herrn agierte, hatte schnell die Veränderungen in diesem erkannt. Er war schwächer aber auch verschlagener und finstere geworden. Vielleicht war es der Verlust seiner Macht, als die Götter ihn nicht mehr als ihre Stimme brauchten und ihn zurückholten in ihr Reich. Vielleicht war es das schließen des Zugangs zum Reich der Götter welches ihm so zu schaffen machte. Sie wusste das der Dämon viel von seiner wahren Kraft dahin lenken musste sich überhaupt in Mythodea halten zu können. Dennoch blieb er immer noch ein Dämon und er war noch die Stimme ihres Gottes. Der Herold Tzeentchs. Sein Abgesandter und soweit Hanna wusste der einzige seiner Art in Mythodea. Ein ausreichender Grund für sie, seine Macht nicht auf die Probe zu stellen. Sie hatte lange gebraucht bis sie es sich eingestand aber sie hatte Angst vor ihm. Seit dem er zurückgekommen ist, schien die Maske der Menschlichkeit zu bröckeln. Dennoch gehorchte sie ihm. Nicht aus Angst sondern aus Überzeugung und Hingabe an ihren Gott und ihr Schicksal. An Tzeentch selbst.
Der Namenlose ertappte sich in der Stille seiner Unterkunft, wie er still seinen Herrn anrief, doch Tzeentch antwortete ihm nicht. Nicht das dieser umstand etwas neues für ihn war. Dennoch spürte er die Wut in ihm aufsteigen als er sich dieser Schwäche bewusst wurde.
War er es nicht der den Wandel eingeleitet hat? War er es nicht welcher den Auserwählten der Chaosgötter zum stürzen brachte, da die Götter es so wollten und er seinen Zweck erfüllt hatte?
Sollten die Magier und Elkantar doch denken was sie wollten, er wusste es besser. Sie alle waren nur Spielfiguren in dem großen Spiel des Schicksals und zog an den Fäden wie es sein Gott und Meister von ihm verlangte. Und zugleich fragte er sich immer wieder in wie fern er nicht selbst ein Spielstein war. Er wusste dass er einer war. Alles geschah immer so wie Tzeentch es wollte, egal was die Sterblichen dachten.
Seine Gedanken gingen zu Elkantar, welche die Siedler nun Verräter schimpften. Ob sich ihre Wege nocheinmal kreuzen würden? Er konnte es nicht sagen. Nicht mehr. Nicht in dieser Welt, die er so hasste und verachtete.
Seine Gedanken gingen zu der Drow-Priesterin, welche immer noch ihre Aufgabe zu erfüllen hatte. Doch lag es nicht an ihm diese Figur zu bewegen, auch wenn er sich manchmal nahe an der Grenze des erlaubten bewegte. Doch Ka’Shalee war eine Figur der Spinnenkönigin und die Götter hatten ihre eigenen Regeln für das große Spiel an denen auch er gebunden war.
Seine Gedanken gingen zu Melekh, Urquart und Vel’Inthul den Magiern welche immer och ihr eigenes Spiel spielten, ohne das sie merkten das dies immer noch ein Teil von Tzeentchs Plan war. Und da war immer noch Irai. Als er Mythodea verlassen hatte, konnte er das Schicksal der jungen Hexe erkenen und ihre Rolle in Tzeentchs Plänen. Aber da waren noch die anderen. Sterbliche welche nicht dem Chaos folgten oder es zumindest dachten. Dennoch waren sie nichts als Spielfiguren auf einen Spielbrett das Mythodea hier. Allen voran Ganura Fidòsi.
Doch was den Namenlosen wirklich störte war das Gefühl der Hilflosigkeit das an ihm nagte. Der Zweifel. Bisher erfüllte er den Willen Tzeentzchs. Er war sein Geschöpf. Seine Stimme und sein Werkzeug. Doch nun wo Nurgle in dieser Welt so gut wie ausgelöscht ist, was sollte er nun hier?
Er hatte angenommen das Tzeentch seinen Willen ihm mitteilte, doch er schwieg. Selbst er als Magica gebeten hatte ihm den Kontakt zu gewähren schwieg sein Schöpfer. Er kannte die wahre Natur Mythodeas in der Sicht des Chaos und wusste was es wirklich auf sich hatte. Doch hatte er bisher immer angenommen das er selbst davon verschont bleiben würde doch nun zweifelte er stark daran. Er begann die Dinge in Frage zu stellen bis hin zu seiner eigenen Existenz. Sein Hass auf die Sterblichen wurde mit jedem Gedanken größer, den sie existierten in einer blinden Unwissenheit voller Überzeugung die Dinge zu verstehen. Doch er war ein Wesen welches die Wahrheit kannte und dieses Wissen war quälender als jede Folter dich sich einer seiner Art ausdenken konnte.
Sollte er nun, da Nurgle in dieser Welt praktisch ausgelöscht war, jene Macht bekämpfen, welche Nurgle so ähnlich war? Doch würde dies nicht gegen die kosmischen Regeln verstossen? Er kannte das Urteil über Elkantar, den er hatte es ausgesprochen. Seine Seele sollte für immer den Göttern des Chaos gehören, doch sie würden sie niemals einfordern und auf ewig sollte er an diese Welt gefesselt sein. So sehr die Ölige Pestilenz auch dem Bildnis Nurgles entsprach, war sie doch ein Teil dieser Welt. Es lag nicht an ihm diese Ordnung zu stören, so seltsam es auch erscheinen mag. Das Gleichgewicht, welche die Existenz der Dinge Aufrecht erhielt, war viel zu instabil, als das er es wagte in dieses einzugreifen ohne das es vorhergesehen war.
Der Dämon wusste das die Dinge so geschehen würden, wie es Tzeentchs Wille war, doch es missfiel ihm, vom Wandel abgeschnitten zu sein um diesen Willen zu erkennen. So blieb ihm nichts als seine Gedanken wo er über die Zukunft grübbelte.