Beiträge von Aenna Nordstern

    Aenna hörte den beiden zu, nickte hier und da als Zeichen, dass sie zuhörte und aufmerksam war und leerte ihren Teller. Sie möchte nicht in welche Richtung das Gespräch sich entwickelt hatte. Über Schwöre hatte sie nicht reden wollen, schon gar nicht über den Schwur des Nordens. Sie möchte auch nicht, dass sie sich mal wieder fühlte, als würde man sie belehren wollen. Sie wusste sehr genau, dass sie den Schwur auf das Liest sich leisten musste und sie würde es auch tun. Dennoch widerstrebte es ihr. Sie wollte sich niemandem unterwerfen und spürte gerade in diesem Moment sehr deutlich, dass daran kein Weg vorbeiführte.


    Und so unterbrach sie das Gespräch. "Gut, kann ich den Schwur bei euch leisten? Wir haben noch keinen Protektor." Sie sah Naira und Galwine nacheinander an. "Du bist Protektor und du bist doch Atani, Naira."

    "Nein, ich habe den Schwur noch nicht geleistet. Ich hoffe dies auf dem Sommerfeldzug nachholen zu können. Fuchs ist kein Nordbürger, er kommt aus dem Westen."


    Aenna ließ sich das Gemüse schmecken, während ihre Gedanken sich verselbständigten. Warum war es so wichtig einen Schwur zu leisten? Sie hasste es, wenn bestimmte Privilegien nur mit einem Schwur zu erhalten waren. Für sie zählten andere Werte. Zusammenhalt war etwas, für das sie sehr eingestanden hatte. Ehrbarkeit und Treue waren weitere Werte, für die sie auch gekämpft hatte. Doch warum dazu einen Schwur leisten? Warum etwas in Worte kleiden, das durch Taten bewiesen werden konnte? Sie hatte das noch nie verstanden...nicht in ihrer Heimat und auch nicht hier.


    "Oh, sehr aufmerksam. Ja, ich esse Insekten. Sie können nicht denken oder fühlen. Das macht einen Unterschied. Ist es wichtig, ob ich totes Tier esse oder nicht?" Aenna sah Galwine nun wieder etwas aufmerksamer an.

    Aenna nickte lächelnd. Er machte seine Sache gut, die Antworten, so wohl gewählt wie sie waren, gefielen ihr.


    Aenna entschuldigte sich und lehnte den Fisch ab. "Verzeih, ich möchte deine Gastfreundschaft nicht beleidigen, doch ich esse kein totes Tier."


    Das Gemüse ließ sie dankbar auf ihren Teller häufen. Sobald Galwine den ersten Bissen genommen hatte, fing auch sie an zu essen.


    "Fuchs, diese Theorie ist tatsächlich nicht selten bewiesen worden. Ich würde sogar sagen, dass viele gegeben hat und sicherlich auch noch gibt, die Angst ihren Einfluss verstärken lassen. Doch glaube ich nicht, dass dieses hier der Fall ist. Zwar hatten die Menschen in Exilia sicher Angst - natürlich haben sie das. Doch ich spüre hier nicht, dass Galwine dies für seinen Vorteil nutzt. Ich glaube, dass in Zeiten echter Katastrophen wahrer Zusammenhalt erst sichtbar wird. Er lässt sich nicht erst IN dieser Situation aufbauen."


    Aenna hatte fast automatisch gesprochen, als würde sie eine innere Überzeugung antreiben. Doch nun bremste sie sich wieder.

    "Aber ich bin dir noch eine Antwort schuldig geblieben.", sagte sie wieder zu Galwine. "Ich bin ganz sicher nicht auf die Weise mit Kjona verbunden, wie du mit Exilia. Es wäre vermessen dies zu behaupten.", ihr Blick glitt kurz zu Naira. "Aber ich will dieses Land auch nicht führen.", sprach sie schließlich mit einem Augenzwinkern.

    "Ein Land ist immer nur so groß wie derjenige, der es führt."


    Sie lächelte ihn erneut an. Kurz sah sie Naira und Fuchs an, doch dann sah sie erneut zu Galwine.


    "Ich wollte im übrigen nicht wissen, was du im ersten Teil deiner Aussage beantwortet hast. Der zweite Teil ist das, was mich interessiert. Bereite ich dir Unbehagen?", fragte Aenna mit deutlich wachsamerem, aber dennoch ehrlich interessiertem Blick.

    "Der Zusammenhalt ist es also. Ja, das glaube ich auch. Ihr scheint sehr stark verbunden zu sein. Sag, bist du ebenfalls mit diesem Land verbunden? Hast du dieser Stadt die größtmögliche Verbundenheit gegeben?"


    Aenna hatte ihre Nachfrage nachdenklich gestellt. Sie wollte wissen, wie sehr der Protektor dieses Land liebte.

    "Interessant! Ihre Exzellenz hat sich diesem Problem also auch angenommen. Ich hoffe, dass sich diese Gruppierung schnell auslöschen lässt."


    Aenna hatt nicht bewusst mitbekommen, dass sie sich angespannt hatte, als Galwine von Ro Yaros erzählte. Nun zwang sie sich wieder zur Entspannung und setzte sich etwas genütlicher auf dem Stuhl . Sie griff zu einem Stück Brot.


    "Es tut mir sehr leid, dass dieser Stadt sich noch erholen muss. Ich konnte noch Reste der Katastrophe auf dem Weg hierher erkennen. Und doch schien die Stimmung innerhalb derStadtmauern positiv. Wie schaffst du das,n Galwine?" Aennas Blick hatte sich bei der letzten Frage auf Galwine geheftet.

    Aenna lächelte Fuchs wohlwollend zu. Als er das Thema allerdings beenden wollte, mischte sie sich wieder in das Gespräch ein.


    Mit einem strahlenden Lächeln wandte sie sich dem Protektor zu.

    "Sag, Galwine, wie ist die Geschichte mit Ro Yaros weitergegangen?"

    Aenna hatte höflich und freundlich auf alles reagiert. Vielleicht war Galwine und aufgefallen, dass Aenna seine Hand zur Begrüßung eine halbe Sekunde zu lang gehalten hatte. Tatsächlich schien sie sehr glücklich ihn zu sehen. Auf jeden Fall verbesserte sich ihre Stimmung deutlich, als sie auf Galwine traf.


    Sie hatte "Exilia, Preis und Ehr" in traditionellem SingSang der Exilia-Hymne erwidert und getrunken. Nun ließ sie sich die Köstlichkeiten schmecken.


    Als Fuchs gesprochen hatte, sagte sie: " Ich bin deiner Einladung gefolgt. Und...Ich habe dir potentielle Kundschaft mitgebracht!"

    Aenna schüttelte den Kopf und warf Fuchs einen einfühlsamen Blick zu.


    "Nein, wir solltenjetzt in diese Taverne hier gehen und uns ausruhen. Mal sehen, ob wir den Protektor hier finden." Den zweiten Satz hatte sie mit etwas Belustigung gesprochen. Sie steuerte aber auf das Gasthaus zu.

    Aenna sah besorgt zu Naira herüber. "Ich denke es ist nur höflich, wenn wir ihren Gepflogenheiten hier folgen, ob angemessen oder nicht. Aber mir würde ein Glas Met auch gut tun." Auch Aenna sah sich nun nach einer Taverne um. "Hertha, wo finden wir die nächste Taverne? Wir würden uns gern stärken."

    Aenna hatte bei Fuchs Frage ebenfalls kurz aufgelacht, es war ein herzliches Lachen. Als der junge Boote nun erneut in das Gespräch trat, konnte man ihr Mitleid ansehen.


    "Mein Name ist Aenna und ich bin auf persönliche Einladungen von Galwyne hier. Deshalb würde ich nun auch gern mit ihm sprechen."



    An Mertha gewandt sagte sie: "Vielleicht solltet ihr eure Booten besser ausbilden. Dann müsste er diese Situation zukünftig nicht mehr ertragen."

    Aenna nickte lächelnd. Ihr war klar gewesen, dass sie nicht einfach so zu Galwine hindurch gelassen werden würde. Der Anblick der Stadt bekümmerte sie und so nutzte sie die Gelegenheit um nachzufragen.


    "Die Zeiten sind vielerorts nicht so friedlich wie sie sein sollten. Ist das hier...", sie machte eine ausladende Geste "..durch den Ausbruch der Tiere geschehen oder gab es einen weiteren Angriff?"

    Aenna war gemeinsam mit den anderen nach Exilia gereist. Es war ihre Idee gewesen noch vor dem Sommerfeldzug nach Exilia zu kommen. Sie war auf persönliche Einladung Galwines hier und wollte diese nutzen.


    Aufregung hatte sie ergriffen als die Hauptstadt Exilias näher kam und sie diese schließlich betreten hatte. Die Aufregung mussten auch Naira und Fuchs gespürt haben. Aenna war noch nie hier gewesen. Die Erzählungen aber hatten sie sehr neugierig gemacht.


    Die salzige Luft erinnerte sie so sehr an ihr Zuhause, dass ihr fast das Herz schwer wurde. Doch sie war mit einem Ziel hier und wollte sich deshalb nicht in die Melancholie fallen lassen.


    Und so fragte sie direkt nach Galwine. Denn schließlich hatte er sie auch eingeladen.