Die wesentlich kleinere Uruk zuckte zusammen, so dass die bereits getrockneten Pilze, die sie in ihren flachen Flechtkorb gelegt hatte, übereinander purzelten. Nargzab wuchtiger Leib bebte in sich. Auch wenn er fett war, wusste er dennoch seine Masse in Bewegung zu bringen. Schwächere Gemüter konnte er damit durchaus beeindrucken. Marfa gehörte zu letzteren. Sie drehte sich ruckartig mit aufgerissenen Augen um und verschwand mit schnellen kleinen Schritten, den Blick furchterfüllt zu Boden richtend.
Von einem Instinkt getrieben wollte Nargzab zur Verfolgung ansetzen, entschied sich aber mit dem ersten festen Schritt auf sein verletztes Bein dagegen. Wut erfüllte ihn und wie es nunmal die Natur der Wut war, verging sie nicht, ohne sich vorher Bahn gebrochen zu haben. Unter seinen Schuhen knirschte der Rest der zerdrückten Scherbe. Das Knacken und Krachen der zermalmten Stücke zauberte ein bösartiges Grinsen in sein Gesicht. In einer langsamen Bewegung drehte sich sein SChädel wieder dem Tisch mit den Scherben zu. Ebenso langsam wandelte sich seine Wut in zielgerichteten Zorn. "Scherben... ich bin hier für Scherben.... SOLLEN SIE HABEN!!" Sein Körper folgte seinem Kopf. Die Arme hoch über das Haupt erhoben holte er aus.
"Nargzab!" peitschte eine raue Stimme zu ihm herüber. Nargzab hielt inne. Er erkannte im Klang seines Namens den einzigen Uruk unter dessen Augen er gerne weiterhin der Krieger wäre, der er einst war. Mit großer Anstrengung ließ er seine Arme herab sinken und begrüßte den Jäger: "Thorkal."
Thorkal schritt hinter Nargzab vorbei, wie dieser es gerne bei anderen Uruks tat, und legte zwei tote Vögel auf den Tisch, auf dem bereits die Pilze trockneten. "Afal haben ein Problem.", eröffnete Thorkal dem wütenden Krieger. Nargzab schnaubte bei dessen Worten. Sein Zorn verwandelte sich in Wut zurück und er verstaute sie in den tieferen Ebenenen seiner Selbst. Wenn Thorkal sprach, erschien es immer so, als müssten seine Zuhörer bereits wissen, worum es geht. Manchmal glaubte Nargzab, dass Thorkal das tat, damit seine Zuhörer sich dumm fühlten. Nargzab hatte keine Lust darauf sich dumm zu fühlen. "Rück schon raus mit der Sprache, wo liegt das Problem." - "Afal hatten doch bereits die letzten Tage darüber gesprochen, dass immer weniger Beute vor vai s Bogen läuft.", setzte Thorkal zur Erklärung an und rupfte den Vögeln die längeren Schwanz- und Flügelfedern aus, "Zuerst dachte vai, dass es am kommenden Herbst liegt und die Kälte die Tiere in die Höhlen treibt." Geschickt zog der Jäger ein Messer aus einer Gürtelscheide und schnitt die Federn in der MItte durch, während er sprach. "Deshalb hat vai Fallen aufgestellt, um jagen zu können, ohne dabei zu sein." Nargzab verzog das Gesicht. Nicht weil ihm die Nachricht missfiel, sondern vielmehr, weil Thorkal erneut diesen widerlichen Ton am Leibe trug. Thorkal setzte sein Werk und seine Erklärungen fort: "Als vai in der Morgendämmerung die Fallen geprüft hatte, waren bis auf zwei Stück, alle leer." Thorkal pausierte, während er die halbierten Federn auf die richtige Länger senkrecht zum Kiel stutzte. Nargzab gab sein typisches Schnauben zu hören und brummte verächtlich: "Und in den beiden anderen waren nur die beiden kleinen Piepmätze, oder!?"
Thorkal blickte leicht zu Nargzab, ohne sein Gesicht vollends von seinem Machwerk abzuheben. Mit einer hochgezogenen Augenbraue tadelte er den Uruk neben sich und deutete mit dem Messer in der Hand kurz auf seinen Gürtel. Nun erkannte auch Nargzab, dass daran blutverschmierte, verbogene Metallgebisse sowie scheinbar gerissene Seile hingen. Den Blick wieder auf die zurechtzuschneidenden Federn gerichtet, berichtete Thorkal weiter: "Die anderen Fallen hat vai zerstört aufgefunden. Entweder hat sich ein größeres Tier daran verletzt und ist wieder weiter gezogen, nachdem es meine Fallen zerstört hat oder wir haben einen anderen Jäger, der sich afals Beute genommen hat." Wie beiläufig fügte er hinzu: "Die beiden Vögel habe ich so geschossen. Ich brauche neue Pfeile." Als hätte Nargzab das nocht nicht verstanden. Für Nargzab war es nun an der Zeit seine Autorität zu zeigen: "Und was gedenkst na nun zu tun, Shirku?" Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er fort: "Na hast dafür zu sorgen, dass genügend Fleisch rankommt. Kümmer na heute Nacht darum, und finde raus, was sich hier noch rumtreibt." Nargzab wandt sich von Thorkal ab. Im Weggehen kroch die Wut noch einmal aus seinem UNterbewusstsein hervor und wie beiläufig schob er noch eine weitere Scherbe vom Tisch. Als sie auf dem sandigen Boden dennoch zerbrach, genoß er es ein wenig.