Beiträge von Shirku

    Und für alle, die die Augen schließen und sich an das Innere der Pyramide erinnern wollen:


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    Hi, das nehme ich mir im Kern auch mit... es haben sich alle wohlgegühlt. Und bei 70 Leuten auf einem Platz ist das was großartiges.


    Und die Tatsache, dass ich niemand über die Reiter nebenan beschwert hat (und du, mein lieber Andi, sie nur erwähnst), zeigen mir, dass wir wohl die richtige Mischung getroffen haben.


    Auf der Con sagte ich schon, dass ich mir für 2015 den Stress einer Con-Organisation eigentlich nicht geben möchte. Wobei ich mich mehr um Plot und Requisiten gekümmert habe. Organisation hat alles Antje gemacht. Deshalb brauchen wir wohl noch ein paar Wochen, bis wir uns darüber klar sind.


    Wenn es unsererseits einen Entschluss gibt, werden wir das auch hier bekannt machen.

    Als noch kein Dungeon gebaut war, war die Idee von einem Innenleben der Pyramide irgendwie cool... Jetzt bin ich müde und erfreue mich an den Schreckensrufen, die durch die Pyramide hallten und den freudestrahlenden Gesichtern, die sie wieder verließen.


    Für mich wars ein sehr runder und vollkommen gelungener Con^^. Das steht in jedem Fall fest.


    Die sonstigen Eindrücke lasse ich erstmal sacken.

    Antje macht gerade die Abschlussmail fertig. Die Abschlussarbeiten laufen auf Hochtouren.


    Unter folgendem Link findet ihr die Einführungsgeschichte, die in ein Gerücht verwandelt vielleicht sogar die Runde machte:
    http://forum.noerdliches-siegel.de/index.php?topic=4180.0


    Jenen Ruf habt ihr aber sicherlich auf die ein oder andere Art, mal nett, mal schroff, aber im Grunde stets gleich gehört:
    "Die Orks von Sah'Tubaah blasen zur Jagd nach einem alten und einem unbekannten Feind. Sie wenden sich vor allem an jene, die das Ahnenfeuer bereits gesehen haben. Sie verbreiten die Kunde von dunklen Schrecken, die dort lauern, und als würdige Beute anzusehen sind. Sie lobpreisen jene, die bereit sind das schwarze Eis im Feuer des Kampfes hinfortzubrennen. Sie schätzen die Wissensdurstigen, die die Geschichte der Rahak'Dun saufen möchten und an der Tafel teilen. Es wartet der Kampf, es wartet der Sieg.
    Und an alle die diesem Ruf nicht folgen wollen. Sollen Sie doch zur Hölle fahren."

    Einige Wochen zogen ins Land. Die Aufregung um die verkehrte Welt ist allgegenwärtig zu spüren. Dennoch führen auch viele den Kampf in den Siegeln Mythodeas weiter. Zu den Wirren zwischen Welt, Krieg, Sein oder Nicht sein, mischt sich die Bitte aus Barach'Nar, die einige Siedler mit dem Vogel, einem Boten, einem Trunkenbold oder durch einen Freund erreicht.
    Jeder erzählt es anders, jeder hält etwas anderes davon...
    ...doch eins ist eindeutig: Die Orks von Sah'Tubaah blasen zur Jagd nach einem alten und einem unbekannten Feind. Sie wenden sich vor allem an jene, die das Ahnenfeuer bereits gesehen haben. Sie verbreiten die Kunde von dunklen Schrecken, die dort lauern, und als würdige Beute anzusehen sind. Sie lobpreisen jene, die bereit sind das schwarze Eis im Feuer des Kampfes hinfortzubrennen. Sie schätzen die Wissensdurstigen, die die Geschichte der Rahak'Dun saufen möchten und an der Tafel teilen. Es wartet der Kampf, es wartet der Sieg.
    Und an alle die diesem Ruf nicht folgen wollen. Sollen Sie doch zur Hölle fahren.

    (Mit obigem Post der versprochene Doppelpost)


    Die Querbalken des Waffenständers knisterten ihr Schicksal beklagend im Schein der Flammen. Marfa war im Sitzen eingeschlafen. Das Messer hielt sie immer noch krampfhaft in der Hand. Nargzab dachte darüber nach, ob er sie wohl als ein Köder missbrauchen könnte, um eine dieser dunklen Gestalten zu erlegen. Er verwarf diesen Gedanken aber wieder, als er mehrere Möglichkeiten der Umsetzung durchspielte. Alle endeten damit, dass sie begann unbequeme und nervende Fragen zu stellen in ihrer quietschigen Stimme. Neben dem Knacken des Feuers hörte er manchmal wieder das Klacken der Gestalten. Sie mussten in ihrem Lager sein. Noch einige Stunden bis die Sonne aufgehen würde. Ob die Fremden dann verschwinden würden?
    Plötzlich durchschnitt dumpfes Geschrei die Ruhe. Sowohl Nargzab als auch Marfa saßen kerzengerade, die Augen weit aufgerissen und angestrengt lauschend. Die Schreie erweckten mehr den Eindruck von Kampfgeschrei. Tatsächlich konnte Nargzab darin die Stimme von Thorkal erkennen. In Nargzab begann ein heftiges Ringen. Die Abscheu gegen die anderen Uruks in seiner Nähe wog sich gegen die lange vergessenen Ideale eines Wakari. Seine Augen schafften es sich in den Wirren seines inneren Gefechts zu Marfa zu drehen. Diese schüttelte den Schlaf ab und rieb sich durch das Gesicht, um sicher zu sein, dass alle Erlebnisse nicht mehr als ein böser Traum waren. Sobald die Erkenntnis dieser Nacht zurückkehrte, richtete sie sich auf, um aus dem Zelt zu schauen. Nargzabs Ringen hatte in diesem Augenblick ein Ende. Er griff nach seiner Waffe und stürmte aus dem Zelt an Marfa vorbei.
    Draußen sah er im schummrigen Licht des Ahnenfeuers nur wabernde und zuckende Schatten, die in der Finsternis zu schwarzem Nebel verschwammen. Dort musste der Shirku sein und kämpfte wie ein Jäger, wie ein Uruk mit Ehre im Leib, wie ein Wakari. Erneut hörte man das Klirren einer Klinge die auf festen Stein schlägt, einen wütenden Schrei und das das wilde Klacken und Knacken der schwarzen Gestalten, das sich in ihre Richtung zu bewegen schien. Marfa trat hinter Nargzab hervor. "Wir müssen ihm helfen!", brüllte sie ihn an, aber Nargzab war in der Beobachtung des Schattenspiels gebannt. Sein Puls raste und das Blut in seinen Adern rauschte. Neben sich sah er Krieger des schwarzen Eises, wie sie L'tosh den Arm abtrennten. Um sich herum hörte er die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. An seinem Arm fühlte er erneut die Kälte des Schwarzen Eises, als ein Rakh seinen Hieb mit der bloßen Hand versuchte zu parieren. Dann sah er das Blitzen der Klinge, als er kniend am Boden saß. Er versuchte sich wegzudrehen.
    Marfa rüttelte an Nargzab, der mit offenem Mund neben ihr auf die Kniee fiel. Doch der Riese war für sie nicht zu bewegen. Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf ihn ein, während die Schreie an Kraft verloren. Schlussendlich gab sie auf, den Berg zu bewegen. Sie nahm sich eine Fackel aus dem Zelt. In der anderen Hand hiel Sie das Messer. Sie hatte hatte ihre Entscheidung gefällt. Sie lief dem wabernden Schatten entgegen.
    Nargzab spürte das schmerzhafte Verkrampfen seines Beines. Die Klinge war tief in es eingedrungen. Mit letzter Kraft schlug er nach seinem Feind und zerteilte ihn mit dem Gewicht seiner Klinge und der Kraft seiner trainierten Arme in zwei Hälften. Dem Schnitt seiner Klinge folgend löste sich seine Erinnerung auf und gab den Blick auf die Wirklichkeit frei. Benommen blinzelte er und sah das sich bewegende Licht der Fackel. Er blinzelte. Die Fackel hatte das Ahnenfeuer und damit das Geschrei fast erreicht. Er senkte die Lider erneut. Er hörte die panischen Schreie von Marfa, als Thorkals Klinge in das Wesen direkt vor ihr fuhr. Er blinzelte und erkannte wie in zäh gewordener Zeit den Schrecken. Die beiden Uruks, Marfa und Thorkal, standen dort. Eine langgezogene Klaue, sicherlich einen Schritt lang bohrte sich in die Hüfte von Thorkal, dessen Gesicht von grimmigem Schmerz verzogen war. Vor ihm sackte eines der niedergeschlagenen Biester langsam in sich zusammen. Marfa hielt das Messer vor sich mit beiden Händen. Die Fackel neigte sich in der Luft schwebend zur Seite, wo sie gleich auf den Boden aufschlagen würde. Im äußersten Feuerschein brach sich das Licht auf einem Ring spinnenhafte, geifernder Mandibeln, die die beiden umringten. Die Nacht war erfüllt von ihrem klackenden Getöse, dass nun in der furchtgeschwängerten Luft zu einer verschlingenden Kakophonie anwuchs. Nargzab blinzelte. Die Fackel war zu Boden gefallen und stob eine Wolke von Funken auf. Die Kreaturen zuckten zurück und hielten sich die Klauen vor das glotzende Gesicht. Marfa hatte sich umgewandt und sah flehend in seine Richtung. Thorkal hatte sich stampfend auf einem Bein abgefangen, nachdem die Klauen seinen Körper wohl schon verlassen hatte. Das Licht der Fackel schwächelte nun und dämpfte sich zu einem flackernden Glimmen. In diesem Moment brach die Schwärze über sie herein.
    Nargzab ging in sich und suchte All jene Reste, die von dem würdigen Wakari noch übrig geblieben waren. Er sammelte all seinen Mut zusammen...
    ...und lief davon.

    Mit einem lauten, schleifenden Ton rutschte der Stein über die Klinge. Die Stelle, die Nargzab geschliffen hatte, glänzte im Licht der vielen Kerzen, die nun in seinem Zelt brannten. Erneut hob er den Stein und zog ihn kraftvoll über die Klinge. Sein Gehör nahm die Geräusche von Klinge und Stein gar nicht mehr wahr. Auch seine Augen waren nicht auf sein Werk gerichtet. Stattdessen starte er zur zugehangenen Zeltplane und lauschte ununterbrochen. Schweiß troff ihm von der Stirn. Manchmal hob er den Arm, um sein Gesicht abzuwischen. Hier fühlte er sich sicher.
    Marfa hingegen wurde fast zurück. Sie hatte sich etwas Sand zusammengescharrt und ein zerfetztes Stück Stoff darauf gelegt. Die ständige Wiederholung von Nargzabs Bewegung machte sie wahnsinnig. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie den Blick nicht mehr vom Schleifstein lösen konnte und der kratzend, helle Ton mit jedem Mal lauter wurde, bis es ihr drohte das Trommelfell zu zerreißen. Dann schüttelte sie den Kopf und kehrte in das hier und jetzt zurück. Diese Entscheidung bedauerte sie. Sie machte sich Sorgen... um Muskar, um Thorkal... um sich selbst. Sie konnte es nicht fassen, dass der einzige, der ihr derzeit noch Sicherheit bot, dieser fette, feiste Ork vor ihr war.
    Sie hatte zweimal versucht ein Gespräch mit Nargzab zu eröffnen. Sie fragte ihn, ob er glaubt, dass sie hier wieder wegkämen. Daraufhin zeigte er nur ein düsteres Gesicht mit zusammengekniffenen und wütenden Augen. Beim zweiten Mal erzählte Marfa kapp, dass sie mit dem Schiff nach Mythodea kam und vorher in einem anderen Land gelebt hat. Jedoch zuckte Nargzab nur mit den Schultern und antwortete nicht.
    Das Zelt füllte sich mit Rauch. Das Holz im Kohlebecken war heruntergebrannt und qualmte mehr, als dass es brannte. Nargzab legte den Stein, an dem der Blick der Versorgerin kleben blieb, und griff hinter sich nach den Resten des zertrümmerten Stuhls. Es blieb nur noch die Rückenlehne über, die er nun vollends ins Feuer warf. In seinen Gedanken prüfte Nargzab, was er noch verbrennen konnte, ohne das Zelt zu verlassen. War es feige, sich nicht draußen Holz zu beschaffen? Nun hatte er bereits einen Stuhl zerstört. Ob Marfa das nun als feige sah oder nicht, ein weiteres zerstörtes Möbel würde nun nichts mehr ändern. Marfa... die Hexenbraut. Warum war sie überhaupt hier? Hätte sie nicht auch verrecken müssen, wie alle Schwächlinge? Sicherlich war sie nur da, um sich an seiner Furcht zu ergötzen und ihn, den gefallenen Krieger zu verhöhen. Erstaunlicherweise hatten die Feinde in der DUnkelheit in seinen Gedanken gerade keinen Platz. Vielmehr war es Marfa, die ihm derzeit die Luft zum atmen nahm. Behutsam griff er wieder nach dem Stein und setzte erneut an. Der Blick der Kleinen folgte. Das Geräusch ertönte und sie verzog das Gesicht. Er hasst sie.

    Nargzab hielt inne. Er drehte sich zum Ursprung der Stimme. Sich von einem Ast herunterlassend landete Thorkal auf dem Boden. Er taumelte, fing sich aber nach einem Augenblick. Leicht hinkend kam er in den Kreis der Fackel. "Diese Biester jagen in der Nacht", hauchte er, während seine Augen die DUnkelheit absuchten, "Sie riechen nur nach der Beute, die sie gemacht haben. Sie haben keinen Geruch. Sie nehmen Beute lebendig und tot." Die Art und Weise, wie Thorkal die Worte sprach verursachte bei den anderen beiden eine Gänsehaut. Dass er trotz der Bedrohung so ruhig blieb. "Sie meiden das Licht." Nachdem seine Augen und Ohren in der Dunkelheit weder eine Kreatur sehen noch hören konnten, wand er sich an Marfa. "Ihr solltet zurück zum Lager und einen geschlossenen Bereich suchen, den ihr gut verteitigen könnt."
    Nargzab schaute den Uruk ungläubig an. Thorkal hatte diesen Instinkt. Thorkal war ein Kämpfer. Gleichzeitig spürte er die Wut auftauchen, die dieser Shirku in ihm entstehen ließ. In diesem Augenblick hasste er Thorkal aus tiefster Seele. "Na will also alleine bleiben! Dann verreck alleine!" Seine breite Hand schob Marfa hinter sich. Diese protestierte heftig, konnte sich aber nicht wehren: "Aber er hat sie gesehen... Afal müssen zusam..." Nargzabs Hand schob sie hinter sich und presste sie einfach an sich, so dass sein Oberarm und sein Leib ihr die Sprache nahmen.
    "Verrecken... Nar..." antwortete Thorkal kühl, "Jagen... denn Jäger sind die interessanteste Beute." Mit diesem Worten setzte Thorkal sich in Bewegung und lief in den Wald hinein.
    Marfa versuchte sich von Nargzab zu lösen, der sie nun endlich frei gab. "Was zu allen Höllen ist na s Problem! Er hätte afal helfen können!"
    Der Grauork machte sich erst gar nicht die Mühe zu antworten. Er machte auf dem Absatz kehrt und hinkte zurück zu den Zelten. Marfa war für einen Augenblick hin und her gerissen, wem sie nun folgen sollte. Letztlich hätte sie mit Thorkal nicht mithalten können. Sie hoffte nur inständig das Thorkal zurück kommen würde.

    Auch das Weiß der Augen war verschwunden und die Schreie verstummten. In Nargzabs Innerem raste es. Angespannt verarbeitete er die Situation und versuchte sich zu bewegen. Aber er konnte nicht. Er war genauso erstarrt wie gerade eben Shak'Tu. "Neeein" grollte es in ihm. Er war ein Wakari, ein Krieger.... er gehörte zu denen die handeln. Sicherlich war die Situation schlciht zu plötzlich. Es musste sich um etwas anderes handeln, als den verweichlichten Instinkt eines Feiglings. Sicher war es Überraschung.
    Sich aus der Überraschung lösend setzte Nargzab einen Schritt in die Richtung, in die Shak'Tu verschwunden ist: "Marfa, schnapp dir die Fackel!" Er brüllte, um sich von seinem Mut zu überzeugen. Hinkend folgte er der blutigen Spur, selbst wenn ihn jeder Schritt eine enorme Überwindung kostete. Marfa nahm sich die Fackel und hetzte hinter dem aufgebrachten Grauork hinterher.
    Das Knacken und Klacken, das Nargzab nun erneut hörte ließ ihm Schauer über den Rücken laufen. Der Griff um seine Klinge wurde enger, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Kalter Schweiß lief ihm die Stirn herab und das fettige Gesicht. Er blinzelte, um die Tropfen zu beseitigen. Die Hand vom Schwert zu nehmen, um die Tropfen hinfort zu wischen, wagte er nicht. Die Spur führte die beiden Schweigenden bis über das höhere Gras an den Waldrand heran. Keuchend blieb Nargzab an dieser Grenze stehen. Was sollte er tun, wenn er Shak'Tu gefunden hatte? Was wenn der Gegner ihn zuerst angreift. Er blickte zur Seite, wo Marfa zitternd aber entschlossen in den Wald blickte. In der einen Hand hielt sie das Messer, in der anderen die Fackel. Niemals würde Nargzab weniger wagen, als eine Versorgerin wie Marfa. Er setzte zum nächsten Schritt an, als ihn eine Stimme zurück hielt:
    "Vai würde ihnen nicht folgen."

    Gierig versuchten seine Augen das Schwarze von der Schwärze zu trennen. Aber keine Bewegung brachte ihm die Erleichterung, den unbekannten Feind zu erkennen. Jedes Wesen dieser Welt verfügt in einer solchen Situation über drei mögliche Instinkte, die zumeist angeboren sind: Sofortige Flucht, Totstellen oder Kämpfen. Mit etwas Beruhigung nahm er wahr, dass sowohl Marfa, als auch noch Shak'Tu weiterhin bei ihm standen und angespannt die Umgebung erspähten.
    "Shak'Tu, hol die Fackel. Marfa, na bleibst in vai s Nähe!" ordnete Nargzab an. Beide seiner Hände packten nun das große Schwert fest und sicher. Der Schmerz, den sein Griff verursachte war vergessen. Stattdessen hörte Nargzab nur das Rauschen den Blutes in seinen Adern und das schlagen seines Herzens. In Stößen drang der Atem aus seiner Kehle und formt sich zu zartem Nebel. Marfa keuchte neben ihm, das Messer mit beiden Händen umklammernd. Mit entschlossenem Blick schien auch ihr der Instinkt eines Uruks gegeben. Sie würde kämpfen, wenn es soweit war. "War es Gorguls Finger?" hauchte sie hervor. Nargzab schaute auf den Finger, den er mit seinen Pranken an den Schwertgriff quetschte. Die Haut war schwarz und voller Schwielen. "Dabru, es ist Gorguls", anwortete Nargzab kurz. Shak'Tu nahm die Fackel aus ihrer Verankerung und kam damit zu den beiden anderen zurück. "Gehe seitlich von vai und halte das Feuer hoch über na!" raunte Nargzab ihn an. Sein Aufmerksamkeit wanderte von der DUnkelheit noch einmal zu der Stelle, wo er den Finger gefunden hatte. Blutstropfen zogen dort eine Spur. Die drei setzten sich in Bewegung.
    Einem roten Faden gleich führte sie Gorguls Verletzung direkt zum Ahnenfeuer. In einiger Entfernung vernahm Nargzab erneut dieses fremdartige Klacken. Es kam ihm vor wie eine lachende Stimme, die ihn verhöhnte. Am Ahnenfeuer selbst, verschwand die Spur in einer Senke, die Muskar hatte graben lassen. Nargzab scharrte mit seinem Füßen den Sand beiseite, bis er auf die nächste Steinplatte der Pyramide stieß. Muskar hatte diese gemeinsam mit seinen Helfern untersucht. Nargzab erinnerte sich, wie der Atani stets gezaudert hat das Erdreich direkt um die Pyramide herum abzutragen. Als er nun sah, dass die Blutspur zwischen zwei Steinplatten versickerte, begann er die Vorsicht des Schamanen das erste mal zu respektieren. Shak'Tu brach in Wimmern aus: "Afal hätten es nicht öffen dürfen... wir hätten dieses Ding nicht öffnen dürfen." Nargzab hieb ihm mit der Rückhand kräftig ins Gesicht. Shak'Tu flog nach hinten und ließ die Fackel auf das Ahnenfeuer fallen, auf dem stets die Kerze eine leichtes, aber umso wärmeres Licht von sich gab. Auf eine solche Gelegenheit hatte Nargzab gewartet. Es tat gut, den Schwächling zu schlagen. "Was habt ihr heute dort geöffnet?" knurrte Nargzab zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Afal habe die Platte, auf der afal nun stehen, angehoben, da afal dachten, dass es darunter hohl sei. Darunter war ein Gang... afal wollten ihn morgen erkunden." Nargzab machte einen hinkenden Schritt auf den Uruk zu und versetzte ihm dann mit dem anderen Fuß einen kräftigen Tritt vor den Brustkorb. Wütend brüllte er ihn nun an: "Und das sagst du mir jetzt!" Erneut trat er nun mit dem verkrüppelten Bein nach Shak'Tu, der einige Schritte weiter in die Dunkelheit kroch. Hinter sich bei den Zelten hörte Nargzab wieder dieses Klacken und Knacken. In den Augen Shak'Tu s erkannte er Furcht und Angst. Er rührte sich nicht. Also war er derjenige, der sich in solcherlei Situationen totstellte. Auch Nargzab wandte sich um, aber das Feuer der Fackel blendete ihn. Er sah Marfa, die noch in der Senke stand und weiter hinten beim Versorgungszelt einen Schatten, der weder Thorkal noch Muskar gehörte. Wieder ein Klacken und Knacken, aber diesemal wesentlich näher. Direkt hinter ihm. Ruckartig drehte er sich um, als das Geschrei von Shak'TU zu seinen Ohren drang. Das letzte was er von ihm sah, war seine glänzende Brust, aus der etwas Spitzes herausragte. Seine Silhouette verschwamm, bis auf das Weiß seiner weit aufgerissenen Augen, in der Schwärze der Nacht.

    So wie sich seine Augen verengten, blieb nicht mehr als kleine Schlitze. Nargzab hätte eine Betrug oder eine andere Machenschaft dahinter vermutet. Seine Nüstern sogen den DUft des Augenblicks ein. Ohne Zweifel roch er die Angst der kleineren Uruk. Das konnte nicht gespielt sein, schloss er aus dem Wahrgenommenen.
    "Wo hast du Thorkal das letzte mal gesehen... und wo ist...", er stockte kurz, "...Shak'Tu!" Marfa deutete mit dem ausgestreckten Finger in Richtung einer Zeltbahn direkt neben dem Eingang. Nargzab setzte seine Masse in Bewegung, hielt inne und langte nach seinem Schwert. Aus einer lang vergessenen Gewohnheit, wollte er im Augenblick nicht ohne es sein. Der Grund dafür war, dass er eine Gefahr witterte. Marfa vor sich herschiebend verließen die beiden das Zelt. Angestrengt spähte er in die Dunkelheit und trennte die Gerüche der Nacht.
    "Habt ihr bereits nach Muskar geschaut?" flüsterte er den beiden anderen zu. Diese schüttelten nur ertappt den Kopf. Mit einem Nicken lenkte Nargzab die beiden anderen Uruks in die Richtung von Muskars Zelt. Während sie dorthin schlichen, fuhr immer wieder der Wind in die umliegenden Kiefern und hob ein ständiges Knacken und Klacken hervor.
    In Muskars Zelt brannte noch Licht. Kurz davor brüllte Marfa flüsternd in das Zelt hinein: "Muskar, bist du das." Als keine Reaktion kam, wiederholte sie ihren Ruf und blickte in das Zelt. Nichts... nur ein geöffnetes Tintenfass, seine Lagerstatt und ein paar seiner Habseligkeiten. Ein kleines Büchlein, das er stets bei sich trug, war ebenfalls verschwunden.
    "Er ist nicht hier", erklärte Marfa an Nargzab gewandt, "aber sein Buch ist auch weg." Aus Shark'Tu brach es hervor, ehe Nargzab etwas sagen konnte: "Ohne dieses Buch geht er nicht weg. Also muss er hier in der Nähe sein. Vielleicht ist er am Ahnenfeuer." Nargzab antwortete nicht weiter und starrte in Richtung dieses steinernen Dinges, konnte aber im schwachen Mondlicht niemanden erkennen. "Bring vai zu der Stelle, wo Thorkal gegangen ist." Shark'Tu bestätigte mit einem Nicken und machte sich auf den Weg. Die anderen beiden folgten. Aus den Augenwinkeln sah Nargzab in der Hand des Urukweibchens etwas metallisches Glänzen. Im widerstrebte der Gedanke, dass das Weibchen ein kurzes Messer in seiner Nähe hielt. Er wusste, dass sie ihn nicht mochte. Angesichts ihrer Angst war es jedoch auch verständlich. Schnaubend entschied er sich, letzteres zu glauben und ignorierte das Messer in Marfas Klaue.
    Shark'Tu führte sie zum Holzplatz. Dort stand eine einsame Fackel, die den Boden beleuchtete. Neben dem Spaltklotz lag ein lederner Gegenstand. Bei näherem Hinsehen hätte Nargzab vermutet, dass es sich um ein Lederröllchen, wie es für Verschlüsse verwendet wird, sein könnte. Der Blick der anderen beiden Uruks zeigte aber, dass er auf der falschen Fährte war. In der windstillen Nacht, nahm er nun auch den metallischen Geruch wahr. Er tat, was die anderen im Augenblick nicht wagten. Innerlich verhöhnte er diese schwachen Vertreter seiner Gattung. Zwischen seinen Fingern hielt er nun den abgetrennten Finger eines Uruks. Als erneut das Knacken und Klacken der Bäume zu hören war, schauter er erschrocken in die Schwärze der Nacht. Der Schein der Fackel, nahm ihm einen Großteil der Sicht. Dann wurde er sich bewusst, dass es windstill ist und sein Herz begann vor Anspannung zu rasen.

    Ängstlich und eingeschüchtert hallte Marfas Stimme durch das Zelt. Erneut machte sich die Wut in Nargzab bemerkbar. Offensichtlich lag noch einiges von dieser Wut in ihm verborgen und er würde noch lange schürfen müssen, bis er sie vollständig abgebaut hätte. Doch etwas in Marfas Ton machte ihn aufmerksam. Nargzab erlebte den gleichen Effekt, der eintritt, wenn eine Herde von Dammwild eine Bedrohung wahrnimmt. Ohne sich des eigenen Handelns bewusst zu sein, wird die Aufmerksamkeit zunächst auf das Tier gelenkt, das aufgrund seiner Angst Alarm schlägt und anschließend auf die Umgebung gerichtet.
    Nargzabs natürlicher Instinkt half ihm die Wut zu unterdrücken: "Warum stört Na mich?"
    "Gorgul ist... er ist verschwunden, Warkari." eröffnete Marfa nach Worten suchend. "Vai wissen nicht wo er ist."
    "Na und!?", entgegnete ihr der Grauork, "was hat vai damit zu schaffen. Vermutlich ist er einfach nur abgehauen, um sich vor seiner Arbeit hier zu..." Marfa schüttelte heftig mit dem Kopf: "Aber Nein... er würde nie... nie ohne seine Sachen verschwinden. Sein Lager sieht so aus, als wäre er nicht weggegangen. Außerdem hätte Gorgul mit Shak'Tu gesprochen, bevor er geht."
    "So hieß die zweite Made also", funkte ein Gedanke in Nargzabs Bewusstsein auf. Er biss sich auf die Lippen den Gedanken nicht laut auszusprechen. Stattdessen antwortete er: "Wenn er nicht weg ist, wo ist er dann?"
    "Aber genau das ist es doch. Afal wissen es doch nicht. Afal wissen nur, dass er nun schon seit mehreren Kerzen weg ist. Shak'Tu sagt, dass er noch etwas Feuerholz holen wollte. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen." Sie schabte mit einem Fuß im sandigen Boden und wechselte den Blick stets zwischen dem Gesicht der Kriegers und dem Muster, das sie aufgeregt in den Sand scharrte.
    "Vai versteht immer noch nicht, warum das vai s Problem sein sollte. Fragt Thorkal. Er ist der Shirku. Wenn er sich weigert, sagt ihm, dass ich den Befehl gegeben habe." grunzte Nargzab zufrieden, dass das Problem für ihn an dieser Stelle beendet war.
    Marfa druckste und gluckste ehe sie antwortete: "Mit Thorkal haben wir bereits gesprochen..." Nargzabs Augen verengten sich. Selbst wenn er sich im tiefsten Inneren, ohne es bis vor Kurzem bewusst zu wissen, keine Kriegerwürde mehr anerkannte, so empörte ihn diese frevelhafte Untergrabung seiner Autorität umso mehr. Zumal er nun etwas von seinem Glauben an sich selbst zurück gewonnen hatte.
    Marfa schluckte erneut und fuhr fort: "...er sucht bereits nach ihm. Er sagte, dass er, ob er Gorgul nun finden würde oder nicht nach einer Kerze zurück sei. Das ist nun schon über eine weitere Kerze her."

    (War doch eine längere Wartezeit^^, bitte entschuldigt)


    Nargzab warf sich selbst auf einen robusten Stuhl, der mit festem Leder und gepresster Wolle gepolstert war. Die Arme ließ er mit einem Rest an Spannung über die Lehnen hängen. Seine rechte Hand rieb beinahe verträumt über die schartige Klinge seines Schwertes. Seine Augen zuckten zur Zeltplane, als der andere Uruk ihm endlich den Schleifstein, einige Tücher und das Öl brachte. Der große Uruk nahm die Gegenstände entgegen, ohne sich auch nur einmal zu bewegen. Der andere Uruk stellte sie einfach vor dem fleischigen Berg ab, ohne dass seine Augen sich von der verschlingenden Präsenz des Wakari, des Kriegers lösten. "Und nun verschwinde", raunte Nargzab dem Uruk entgegen.
    Der kleinere zögerte, als wolle er irgendetwas sagen, überlegte es sich aber angesichts der Situation anders. Mit einem Nicken bestätigte er den Befehl und stahl sich davon. Draußen hörte man Genuschel einer weiblichen und einer männlichen Stimme.
    Nargzab beugte sich nach vorne und begutachtete das Werkzeug. Sein Körper hatte nicht verlernt, was es bedeutete ein Wakari der Uruks zu sein. Mit Routine griff er nach einem Tuch tränke es und rieb einmal über das schartige Schwert, bis auch die letzten Roststellen schwarz gefärtb waren. Anschließend nahm er den Schleifstein in die Rechte. Ein Zucken und die unsanfte Berührung löste erneut den befriedigenden Schmerz aus. Mit ausholenden Bewegungen begann Nargzab den Stein über die Klinge zu ziehen. Seine Kiefer mahlten konzentriert aufeinander, während er sich bemühte in der Ausübung dieser Tätigkeit Haltung zu bewahren. Für einen Außenstehenden hätte das wallende Fett seines Körpers erheiternd oder ekelerregend wirken müssen. Doch sein Gesicht hätte beide Gedanken vertrieben. Mit jedem Schliff festigte sich seine Mine.
    Nach einer langen Weile, drang eine weibliche Stimme in das rhythmische Schleifen des Steines ein: "Nargzab, vai machen sich Sorgen."

    Als die erste Blase aufplatzte, war der Schmerz überwältigend. Sicherlich nahm sein Körper den Schmerz als etwas negatives wahr, eben jenes dumpfe ziehen und pochen, dass von einem jähen Stechen begleitet wird, wenn sich die Haut das erste Mal öffnet und anschließend langsam wieder zu diesem dumpfen Drücken verebbt. Für Nargzab war es ein Hochgefühl. Er genoss es seinen Körper zu spüren. Zum ersten Mal seit einer langen Zeit sah er sich als ein Wesen, das in dieser Welt ist, Teil dieser Welt ist.
    Einige Stunden nachdem er bereits viele Scheite gespalten hatte, kam einer der beiden Helferuruks hinzu. Seinen Namen hatte er sich nie richtig gemerkt, Gorgal, Gorgul, oder so etwas. Der Uruk erstarrte, sobald er den Ursprung des ständigen Knallen und Schlagens erkannte, das sich dennoch von einer normalen Spaltaxt unterschied. Doch weder erstarrte er aus Angst, die Nargzabs Stellung und Launenhaftigkeit zuzuschreiben war, noch aus Verwirrung über das ungewohnte Verhalten. Aus den Augen des Uruks stach Ehrfurcht, die in ein Wesen fährt, wenn es die Macht in einem anderen erkennt, Respekt, der dem machtvolleren zu schulden ist. Der Uruk lief davon, nachdem er sich aus seiner Starre gelöst hatte, aber das Bild, das er hinterlassen hatte blieb. Genau an dieses Gefühl erinnerte sich Nargzab, als er nun den Schmerz spürte.
    Noch einmal auf der nun offenen Blase herumdrückend kostete er die Erinnerung aus. Neben ihm stand sein Zweihänder, zu seinen Füßen, ein Werkzeug, nichts das ihn mehr verhöhnte. "Gorgal!", brüllte Nargzab. Als der Uruk auch nach einigen Augenblicken nicht erschien, schrie er nur noch lauter: "Gorgal! Komm zu VAAAAIII!"
    Erneut verstrichen einige Augenblicke, die Nargzab damit verbrachte in das Feuer zu blicken, welches genüßlich in einem Kohlenbecken schwelte. Als die Zeltbahn von einer kleinen aber kräftigen Hand beiseite geschoben wurde, blickte der zweite der Uruks, die beim Ausgraben mit angepackt haben, hinein: "Vai ist gekommen. Gorgul hat nicht gehört. Gorgul ist nicht da. Was kann vai für den Wakari an Gorguls Stelle tun?"
    Ohne seinen Blick vom Feuer zu heben, gab Nargzab seinen Befehl: "Bring vai einen Schleifstein und Öl, vai muss vai schärfen."

    Erst jetzt viel Nargzab auf, dass Thorkal ihn gar nicht darauf angesprochen hatte, was er gerade eben noch im Begriff war zu tun. "Afal haben ein Problem", hatte der Shirku gesagt. "Hatte Thorkal das vielleicht anders gemeint? Meinte er vai mit dem Problem und mit Afal nur die anderen?", pulsierten die Gedanken in seinem Schädel. "Dieser miese kleine Shirku", schnaubte er leise aus, als er in seine Jurte zurück gekehrt war. Darin ging er auf und ab. "Wenn vai wollte, dann könnte vai ihn in den Boden rammen mit nur einem Schlag meiner Pranken!" So hielt sich Nargzab in einem Selbstgespräch die geöffneten Hände vor das Gesicht. Neben einigen alten Narben waren keine Schwielen mehr darauf zu sehen. Stattdessen wirkten sein Hände fleischig und aufgequollen. Er ballte sie zu Fäusten, öffnete sie wieder und wiederholte den Prozess mehrmals. Dann verloren seine Hände vor ihm an Schärfe, als er das Bild dahinter an sich heranzog. Dort thronte spottend ein grobschlächtiges zweihändiges Schwert auf einem Waffenständer, der lediglich dieser Waffe, einem Schild sowie einigen Dolchen Platz bot.
    Von Empörung angestachelt machte sich Nargzab die Waffe untertan und wog ihr Gewicht in seinen beiden Händen. Ein paar Schwünge zeigten ihm, dass er massiv aus der Übung geraten war. Es wurde Zeit, dass sich das änderte. Nargzab verließ sein Zelt erneut und suchte den Platz auf, an dem die beiden anderen Uruks für gewöhnlich Holz hackten. Mit Ungeduld packte er einen zurechtgesägten Holzklotz auf das Schlagholz. Er positionierte sich, nahm Maß und hob die Klinge. Mit wuchtigen Schlägen dauerte es dennoch eine Weile bis er das Holz gespalten hatte. Selbst von dieser kurzen Bewegung brannten seine Muskeln. Nach Atem hächelnd spürte er, dass seine Wut ihn beflügelte und das Brennen vergessen ließ. Nun zornig schlug er weiter auf das Holz ein, bis nichts mehr übrig blieb, das seinem Wunsch nach Zerstörung ausreichend Nahrung bot. Er hasste die anderen Uruks, die sich über ihn lustig machten. Zwischen den Schlägen zuckten seine Augen immer wieder zu den Stellen, an denen er vermutete, dass sie dort sitzen und glotzen. Er hasste dieses elende Leben, als Unwürdiger, dessen Stolz mit Füßen getreten wird. Schlag um Schlag vibrierte durch die Klinge bis zu seinen Handgelenken. Er hasste sich selbst und deshalb hasste er alle anderen.

    Die wesentlich kleinere Uruk zuckte zusammen, so dass die bereits getrockneten Pilze, die sie in ihren flachen Flechtkorb gelegt hatte, übereinander purzelten. Nargzab wuchtiger Leib bebte in sich. Auch wenn er fett war, wusste er dennoch seine Masse in Bewegung zu bringen. Schwächere Gemüter konnte er damit durchaus beeindrucken. Marfa gehörte zu letzteren. Sie drehte sich ruckartig mit aufgerissenen Augen um und verschwand mit schnellen kleinen Schritten, den Blick furchterfüllt zu Boden richtend.
    Von einem Instinkt getrieben wollte Nargzab zur Verfolgung ansetzen, entschied sich aber mit dem ersten festen Schritt auf sein verletztes Bein dagegen. Wut erfüllte ihn und wie es nunmal die Natur der Wut war, verging sie nicht, ohne sich vorher Bahn gebrochen zu haben. Unter seinen Schuhen knirschte der Rest der zerdrückten Scherbe. Das Knacken und Krachen der zermalmten Stücke zauberte ein bösartiges Grinsen in sein Gesicht. In einer langsamen Bewegung drehte sich sein SChädel wieder dem Tisch mit den Scherben zu. Ebenso langsam wandelte sich seine Wut in zielgerichteten Zorn. "Scherben... ich bin hier für Scherben.... SOLLEN SIE HABEN!!" Sein Körper folgte seinem Kopf. Die Arme hoch über das Haupt erhoben holte er aus.
    "Nargzab!" peitschte eine raue Stimme zu ihm herüber. Nargzab hielt inne. Er erkannte im Klang seines Namens den einzigen Uruk unter dessen Augen er gerne weiterhin der Krieger wäre, der er einst war. Mit großer Anstrengung ließ er seine Arme herab sinken und begrüßte den Jäger: "Thorkal."
    Thorkal schritt hinter Nargzab vorbei, wie dieser es gerne bei anderen Uruks tat, und legte zwei tote Vögel auf den Tisch, auf dem bereits die Pilze trockneten. "Afal haben ein Problem.", eröffnete Thorkal dem wütenden Krieger. Nargzab schnaubte bei dessen Worten. Sein Zorn verwandelte sich in Wut zurück und er verstaute sie in den tieferen Ebenenen seiner Selbst. Wenn Thorkal sprach, erschien es immer so, als müssten seine Zuhörer bereits wissen, worum es geht. Manchmal glaubte Nargzab, dass Thorkal das tat, damit seine Zuhörer sich dumm fühlten. Nargzab hatte keine Lust darauf sich dumm zu fühlen. "Rück schon raus mit der Sprache, wo liegt das Problem." - "Afal hatten doch bereits die letzten Tage darüber gesprochen, dass immer weniger Beute vor vai s Bogen läuft.", setzte Thorkal zur Erklärung an und rupfte den Vögeln die längeren Schwanz- und Flügelfedern aus, "Zuerst dachte vai, dass es am kommenden Herbst liegt und die Kälte die Tiere in die Höhlen treibt." Geschickt zog der Jäger ein Messer aus einer Gürtelscheide und schnitt die Federn in der MItte durch, während er sprach. "Deshalb hat vai Fallen aufgestellt, um jagen zu können, ohne dabei zu sein." Nargzab verzog das Gesicht. Nicht weil ihm die Nachricht missfiel, sondern vielmehr, weil Thorkal erneut diesen widerlichen Ton am Leibe trug. Thorkal setzte sein Werk und seine Erklärungen fort: "Als vai in der Morgendämmerung die Fallen geprüft hatte, waren bis auf zwei Stück, alle leer." Thorkal pausierte, während er die halbierten Federn auf die richtige Länger senkrecht zum Kiel stutzte. Nargzab gab sein typisches Schnauben zu hören und brummte verächtlich: "Und in den beiden anderen waren nur die beiden kleinen Piepmätze, oder!?"
    Thorkal blickte leicht zu Nargzab, ohne sein Gesicht vollends von seinem Machwerk abzuheben. Mit einer hochgezogenen Augenbraue tadelte er den Uruk neben sich und deutete mit dem Messer in der Hand kurz auf seinen Gürtel. Nun erkannte auch Nargzab, dass daran blutverschmierte, verbogene Metallgebisse sowie scheinbar gerissene Seile hingen. Den Blick wieder auf die zurechtzuschneidenden Federn gerichtet, berichtete Thorkal weiter: "Die anderen Fallen hat vai zerstört aufgefunden. Entweder hat sich ein größeres Tier daran verletzt und ist wieder weiter gezogen, nachdem es meine Fallen zerstört hat oder wir haben einen anderen Jäger, der sich afals Beute genommen hat." Wie beiläufig fügte er hinzu: "Die beiden Vögel habe ich so geschossen. Ich brauche neue Pfeile." Als hätte Nargzab das nocht nicht verstanden. Für Nargzab war es nun an der Zeit seine Autorität zu zeigen: "Und was gedenkst na nun zu tun, Shirku?" Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er fort: "Na hast dafür zu sorgen, dass genügend Fleisch rankommt. Kümmer na heute Nacht darum, und finde raus, was sich hier noch rumtreibt." Nargzab wandt sich von Thorkal ab. Im Weggehen kroch die Wut noch einmal aus seinem UNterbewusstsein hervor und wie beiläufig schob er noch eine weitere Scherbe vom Tisch. Als sie auf dem sandigen Boden dennoch zerbrach, genoß er es ein wenig.

    Im Versorgungszelt angekommen, suchte der träg gewordene Uruk unbewusst nach etwas Essbarem. Nargzab schnappte sich einen der Krüge indem der Sud von Zuckerrüben mit gemalenen Sonnenblumenkernen zu einer klebrigen und zähend Masse verkocht wurde. Als er den Krug bereits in der Hand hielt, erfasste ihn ein fremdes Gefühl der Scham. Seitdem er verletzt worden war, fraß er... er konnte nicht mehr essen, nur noch fressen, aus Frust. Wieder schnaubte er wütend und packte mit einer ausgestreckten Klaue in den Krug und genoß den erleichternden Geschmack auf seiner Zunge. Nachdem die Süße die Scham vertrieben hatte, nahm er sich trockenes Brot und bedeckte es herzhaft mit der Masse.
    Hinter ihm raschelte es. Ein erschrockenes Glucksen war zu hören. Eine Uruk, Marfa, Mitglied in der Versorgerkaste der Naruk-Hai, duckte sich, schob sich an dem fettleibigen Grauork vorbei und holte einen breiten und flachen Korb aus einem der Holzregale hervor. Verächtlich schaute sie auf das Frühstück des Kriegers, wagte es aber nicht etwas zu sagen. Nargzab hatte sie einmal zusammengebrüllt, nachdem sie ihm tadelnd von einander achtenden Verhalten ihrer Kriegerkaste berichtete.
    Krachend schlang Nargzab das Naschwerk herunter und folgte Marfa aus dem Zelt. Seine Augen folgten ihren Schritten bis zu einem großen Tisch, auf dem Sie gesammelte Pilze bereits am Vortag ausgelegt hatte. Direkt daneben stand ein weiterer Tisch auf dem bereits einige Tonscherben und auch andere Kleinigkeitne, die der Atani wohl für wertvoll hielt ausgebreitet wurden. Nargzab schritt zu diesem Tisch hinüber und hob eine dieser Scherben auf. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger, und hielt es direkt zwischen sich und die Sonne. Beim besten Willen konnte er darauf nichts erkennen.
    Eine leichte Erschütterung ließ ihn Wanken. In seinem plötzlich fester werdenen Griff zerfiel die Scherbe zu Staub. Auch wenn er nun Halt gefunden hatte, war dieser Zeuge der Zeit zerstört. Grunzend warf er den Dreck in seiner Hand zu Boden. "Dreckige Pthaah!!", fluchte er. Er würde nur zu gern wissen, was dort an der Front geschah, dass es sogar hier zu spüren war. Als er aufblickte sah er, dass die Uruks an der Pyramide noch nicht einmal aufgehört hatten zu arbeiten. Sein Blick zog weiter nach rechts, wo er das überraschte Gesicht von Marfa sah. Sie selbst schien von dieser leichten Erschütterung bei weitem nicht so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht worden zu sein. "Verfluchter Mist!", bölkte er los. Einen Schritt auf die Versorgerin zumachend, brüllte er sie an: "Hast du nicht etwas anderes zu tun, dämliche Skessa?"

    Mit zusammengekniffenen Augen blickte Nargzab unter der ledernen Plane hervor. Die Vormittagssonne erbrach sich von Wolken ungetrübt in die große Lichtung und hüllte den gesamten Platz in grelles Licht. Nargzab blinzelte mehrmals und schob anschließend seinen wuchtigen Körper durch den Zelteingang. Dabei blieb sein nachgezogenes Bein an diesem vermaledeiten Stumpen hängen, der es wagte aus dem Boden dreist hervorzustehen. Kurz spürte er die Wut in sich aufkeimen und wollte ihn wie so oft in den Boden treten. Dass er schon viele Schlachten mit diesem Stumpen verloren hatte, rettete Nargzab vor einer weiteren Niederlage. "Wenn meine Lust irgendwann größer ist...", nuschelte er in sich hinein und schob den lästigen Gedanken, eine Axt zu holen, beiseite. Er hinkte auf den Vorplatz, an dem einige Uruks unter der Aufsicht eines Schamanen das Erdreich um die Pyramide, das Ahnenfeuer, weiter abgetragen haben.
    Er genoss es diesen wuselnden Ameisen beim Arbeiten zuzusehen, auch wenn deren rhytmisches Hacken, Schaufeln und Schippen ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Die Uruks hatten früh begonnen, um nicht in der Mittagssonne zu arbeiten. Nargzab schüttelte sich kurz, als er merkte, wie sein Atem bereits sanfte Schleier in die kalte Morgenluft warf. Mit einem Schnauben brachte er sein fettes Gesicht in Wallung.
    "Die Arbeiten kommen voran, Muskar?", erkundigte sich Nargzab bei dem Schamanen. Dieser nickte lediglich kurz und widmete seinen Blick wieder auf das Loch im Boden vor ihm, "Afal haben wohl etwas gefunden. Bis heute Mittag können Afal wohl besser nachschauen, ehe wir uns wieder an die umliegeden Stellen machen. Afal haben schon einige Scherben des alten Volkes gefunden."
    Im Kopf des verkrüppelten Kriegers kam nur ein lang gezogenes Gebrabbel an. In Gedanken bemitleidete Nargzab wieder sich selbst, als der Schamane die ersten drei Worte begonnen hatte. Ihn interessierte dieser ganze Kram hier nicht. Ihn interessierte der Krieg mit der zweiten Schöpfung. Er wollte Köpfe einschlagen, Ruhm erlangen und eine Maah durch seine schiere Macht für sich gewinnen. Vielleicht sogar mehrere. Stattdessen traf ihn die Axt eines verrottenden Lebenden von hinten in die Hüfte. "Ehrloser Schweinehund", murmelte er.
    "Was sagt na?", entgegnete Muskar dem mürrischen Krieger. Er hatte den Blick von den Ausgrabungen gehoben und blickte Nargzab nun mitten ins Gesicht. "Ach nichts, Atani. Weitermachen, einfach weitermachen."
    Die anderen Krieger wurden abgezogen, um im Krieg zu kämpfen. Ihn hatte man hier alleine mit zwei Uruks als Arbeiter, einem Atani, einem Versorger und einem Shirku zurück gelassen. Er sollte für die Sicherheit sorgen. Und obwohl die Frontlinie wohl nur wenige Meilen entfernt war, "Als würde hier schon groß etwas passieren... "

    Immer noch benommen sah er den anderen Ork, der bis zur Hüfte im Bach stand, plötzlich auf ihn zu eilen. Gegen den Strom brach sich das Wasser an Kaadashs Körper. Mit den breit geöffneten Armen sah es so aus, als würde der wütende Ork keinen Feind durch den Bach passieren lassen, nahm er nun die gesamte Breite des Wasserlaufs ein. Die Kraft des Baches schenkte ihm wertvolle Zeit sich seitwärts aus dem Bach zu rollen. In dem Augenblick, indem wieder in die Richtung des anderen Orks schaute, war er kurz verdutzt, denn Kaadash nutzte die Gelegenheit, um sein Messer nach ihm zu werfen. Vor Schreck zuckte Hoital zusammen, als die Schneide an seinem Rippenbogen abprallte und lediglich einen leichten Schnitt hinterließ.
    Die Kälte des Wassers verhinderte jedes Gefühl von Schmerz.
    Sein Angreifer hatte Hoital an der Hüfte gepackt und riss an ihm. In diesem Moment setzte Hoital einen heftigen Schlag mit dem Knauf seines Schwertes an. Mit beiden Händen packte er den Griff und hob seine Hände über den Kopf, als die Kräfte seines Gegners seine Trägheit überwanden und sein Körper sich wieder in Richtung Bach bewegte. Die Hände sausten hinab.