Beiträge von Darius

    Weigen nahm den Brief entgegen und verstaute ihn in einer ledernen Kladde, die er bei sich trug. "Der Herr Schwertarm wird den Brief so schnell als möglich erhalten. Ich nehme an, er wird ihm wesentlich lieber sein, als die Vermisstenmeldungen und Totenlisten, die ihn mehrmals wöchentlich von der westlichen Front erreichen." Er hielt einen Moment inne, dann sah er den Boten fragend an: "Welche Neuigkeiten bringt Ihr aus dem Süden? Wie steht es dort um die Fronten? Wie sieht es vor Doerchgaard aus und was treibt der Untod?"

    Der Wächter wieß auf eine Tränke, die hinter dem Tor, am Rand Straße stand. "Da kannsd dein Gaul drängn. Ob dä Hä Schwädarm grod da is, wassi ned, awä des wäd si glei zeing."


    (Hier übrigens ein Blick auf die Anlage der Kaserne: http://chris.dailybs.de/anderes/mythodea/Kaserne.pdf)


    Es dauerte wirklich nicht lange, bis ein Mann in etwas besserer Uniform die Straße vom großen zentralen Hauptgebäude richtung Tor kam. Auch er trug den grün-weißen Wappenrock, auf dem allerdings das Wappen von Paolos Trutz auf dem Ärmelaufschlag angebracht war. Die Wächter standen bei seiner Ankunft kurz stramm und salutierten mit der rechten Faust über dem Herzen. "Das is der Bote?" stellte er die Frage in den Raum. "Jawoll Hä Feldnä." antwortete einer der Wächter.


    Der Unteroffizier trat an Konstantin heran. "Für Mut, Stärke und Einigkeit. Für die Elemente!" grüßte er mit einem Schlag der rechten Faust auf die Brust. "Willkommen in Paolos Trutz. Ich bin Feldner Berthold Weigen, Ordonanz des Schwertarms Darius von Adlitz-Eichenfels. Du bringst Kunde aus dem Süden wurde mir berichtet? Hast du sie schriftlich, oder nur mündlich, und hast du den Auftrag sie persönlich zu überbringen, oder kann ich sie für den Schwertarm in Empfang nehmen, bis er wieder in der Kaserne ist?"

    "Awä sichä kanni da helfm. Nadann kummers amol mid!" Er wandte sich mit zu seinem Kameraden an der Pforte. "Saidzer, mach amol des Dürla aff, damid dä Hä Bod da nei ko un sach im Wasdl Bscheid, dasser nachm Feldnä vo dä Ordonanz läffd, all diwall da ä Bod fürn Hänn Schwädarm is." Er wandte sich wieder Melfor zu und versuchte nun seinen Dialekt zu unterdrücken, um möglichst saubere mithrasperianische Gemeinsprache zu sprechen. Wirklich gelingen wollte es jedoch nicht, da er manches nun sogar überbetonte: "Bitte folg mir toch. Es wirt kleich jemant kommen tun, tem tu teine Potschaft üpergepen können wirst." Er ging zum Nadelöhr voran, wo der Bote absteigen würde müssen, sollte er hindurch ins Innere der Kaserne wollen. "Serwas. Mogsd wos dringn?" fragte der zweite Wächter, der dem Boten die Tür aufhielt, durch das er sein Pferd gerade so durchbekommen würde.

    Das Tor zur Kaserne war geschlossen. Nur das Nadelöhr stand offen. Zwei Wächter in den grün-weißen Farben der Truppen der Hauptstadt des Nordens beäugten die Passanten. Als sie den auf ihnen ruhenden Blick des Reiter bemerkten, kam ihm einer der Männer einen Schritt entgegen. "Kanni dä helfm? Du schaugst su as als dädersd Hülfe braung?!"

    Darius blickte Creo lange nach, auch nachdem sie bereits unter Deck verschwunden war. Er dachte über Vieles nach. Schließlich ging er hinüber zu seinem Pferd und streichelte ihm beruhigend über die Nüstern, bevor er sich zu dem kleinen wärmenden Ofen aufmachte, um einen heißen Tee zu sich zu nehmen.


    Er wollte gerade noch gar nicht über den großen Haufen Papiere nachdenken, die auf seinem Schreibtisch in Paolos Trutz warteten. Und irgendwie musste er der Juristrix Maxima von dem Geschehenen berichten...

    Darius legte den Kopf leicht schief und blickte die Shuaryph einen Moment lang nachdenklich an. Schließlich nickte er: "Habt ein Auge auf Ulrich. Er ist ein guter Mensch. Manchmal zu gut."


    Er tippte sich gegen die Unterlippe: "Noch was. Eine Bitte: Sollte es im Süden einen Kriegsrat zum Vorgehen im Sommer geben. Bitte schickt mir eine Botschaft, oder bittet darum, dass ich als Führer des Xerikans anwesend sein darf und meine Stimme Gehör findet."

    Der Bote schob den Brief in seine lederne Umhängetasche, schwang sich auf seinen gesattelten Gaul und nickte dem Diener zu. Er reichte dem Stallburschen, der sein Pferd am Halfter hielt und ihm vorsichtig über die Nüstern strich, noch dankbar lächelnd ein Kupferstück. ""Für Mut, Einigkeit und Stärke. Für die Elemente!"


    Dann schnallzte er mit der Zunge und wendete sein Tier mit einem sanften Schenkeldruck. Als er das offene Tor und die Wache hinter sich gelassen hatte, lies er die Stute in leichten Trab verfallen und verschwand alsbald im sich nur langsam hebenden Morgennebel, durch den sich die frühen Strahlen der Sonne noch schwer taten.

    "Danke, Herr." Er verließ das Zimmer.


    Am nächsten Morgen, zu früher Stunde ließ er einen Diener anfragen, ob der Herr für ihn ein Antwortschreiben für den Schwertarm habe.

    Der Bote nickte, dankbar über Tee und Weinbrand. "Ja Herr, eine warme Bettstatt für die Nacht und eine kräftigende warme Mahlzeit, da wäre ich Euch sehr dankbar." Er schlürfte den heißen Tee und nippte vom Weinbrand. Dann erhob er sich. "Ich werde Euch besser in Ruhe arbeiten lassen. Vielen Dank für den Tee und den Weinbrand und für das herzliche Willkommen. Das erfährt man nicht überall." Er verneigte sich. "Gute Nacht, Herr."

    "Ich habe den Hauptmann lange nicht mehr gesehen. Und er hat sich verändert, seit er die alte Heimat verlassen hat. Wie gesagt, dieses Land verändert seine Bewohner nachdrücklich. Alte Werte werden hier über Bord geworfen, alte Freundschaften gebrochen und alte Feindschaften ins Gegenteil verwandelt. Oder alles wird deutlich intensiver.
    Ich kann Euch sagen, dass der Hauptmann früher stets ein Mann war, für den die Tugenden der Ritterlichkeit über allem Anderen standen."

    Der Bote nahm dankbar Platz und striff sich den langen Reitmantel ab.
    "Danke, Herr. Und einem heißen Getränk wäre ich nicht abgeneigt." Er zögerte einen Moment, fragte sich, ob es zu dreist sei. Dann fasste er Mut: "Wenn es nicht zuviel verlangt wäre, vielleicht dürfte ich einen Schuss Rum hineinhaben, dann geht das mit dem Aufwärmen gleich etwas schneller." Er grinste verschmitzt.
    Dann kramte er in der Ledertasche, die er umgeschnallt trug und holte einen ordentlich gefalteten Brief hervor, der sauber versiegelt war. Wortlos reichte er ihn dem Elben.

    "Es mag auch so gedeutet werden, dass der Hauptmann vielleicht das Schwert in Eurem Namen führen würde, wenn Ihr es nicht könnt. Egal welchen Grund das haben mag. Und er streitet in Eurem Namen. Sein Schwertarm steht für den Euren. Was wohl auch bedeuten würde, dass sein Sieg der Eure ist. Von Euch erstritten.
    Es ist eine alte Ansicht und auch ich bin eher ein Pragmat, aber manche Dinge sind einfach festgefahren. Bei den Bentholiern... ich glaube das Volk heißt hier Kelten... kann es auch passieren, dass der Krieger eines Stammes für einen unter ihm stehenden seiner Sippe das Schwert in die Hand nimmt, um eine Schuld zu begleichen. Wenn ihr die Leute im Osten fragen würdet, dann würden die Adeligen dort nicht mal einen Kampf gegen einen der vom Rang her unter ihnen steht, annehmen. So sind einfach mancherorts die Regeln."
    Er zucke mit den Schultern, als hätte er sich damit angefunden.
    "Wie lange der Hauptmann allerdings Euer Schwertarm zu sein gedenkt, das solltet ihr mit ihm am besten selsbt ausmachen. Denn ich wäre mir nicht bewusst, dass es überhaupt eine zeitliche Beschränkung geben würde... außer den Tod. Alles andere ist wohl Abmachung zwischen denjenigen, die dieses Abkommen treffen."

    "Hmmm... wenn er es genauso wie meine Position in Paolos Trutz deutet, dann hieße das, dass er Euer militärischer Berater, General über Eure Truppen und verantwortlich für die Befestigung und Verteidigung der Stadt wäre. Ich denke aber eher, dass es wohl auf eine Ehrenposition hinauslaufen wird. Jemand, der vielleicht auch Eure Ehre verteidigen würde, wenn es soweit kommen sollte."

    Der Bote folgte den Elben, schwang sich vom Pferd und hielt dem Tier zwei Zuckerstückchen hin. Nach einem zärtlichen Klopfen gegen den Hals drückte er dem Stallburschen zwei Kupferstücke in die Hand: "Reib ihn gut ab und mach die Hufe sauber. Ich brauche ihn morgen zur zweiten Stunde des Tages wieder gesattelt."


    Dann folgte er dem Elben ins Haus: "Als der Schwertarm mir seine Botschaft gab, saß er über einem Haufen Papieren. Ich nehme an, dass er regelmäßig Nachrichten und Verlustlisten aus dem Westen erhält und mit Allem, was in der Stadt vor sich geht, gibt es genügend zu tun. Er übersieht selbst in weiten Teilen die Rekrutierung und Ausbildung der Soldaten. Ich habe selten einen General gesehen, der so eine enge Bindung an seine Truppen gesucht hat. Man könnte meinen, er betrachte sie als seine Familie."

    Darius stützte sich gegen die Reling: "Creo, wenn das alles so einfach zu erklären wäre, dann würde ich es tun. Wenn es euch beruhigt, dann kann ich Euch sagen, dass ich ihn wahrscheinlich besser kenne und schätze als alle anderen Menschen." Er zögerte: "Zumindest war das so, bevor wir nach Mitraspera gekommen sind. Jetzt ist alles anders." Er zog seine Stirn kraus. "Ich glaube, dass mein Br... mein Hauptmann dem Süden treue Dienste leisten wird. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Aber fragt mich ruhig die Fragen, die Euch auf dem Herzen liegen, Creo. Ob ich sie beantworten kann oder werde, steht auf einem anderen Blatt."

    Darius zögerte sichtlich und ein gequälter Blick trat auf sein Gesicht: "Sir Ulrich von Hochkamer ist von Geburt und Verdienst her mein Hauptmann im Orden des Flammenphönix unserer Heimat... unserer ehemaligen Heimat..." Es wirkte als wollte er noch etwas mehr dazu sagen, aber er verschluckte es. Es vermittelte den Eindruck, als wäre er sich selbst gerade nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte.