OT: Offen für alle
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Einige Tage zuvor hatte man es bereits über Anschlagebretter und Boten verkünden lassen. Es sollte eine große Messe innerhalb des Protektorates geben, eine Messe aus der Feder der Mutter Konfessor. Es war ein seltenes Vorkommen wenn ein Konfessor in der Kanzel stand und im Dienste der Sechs, oder Sieben, das Wort erhob. Es sprach für den Ernst der Lage, aber auch für die Nähe die Sylvana für ihr Volk empfand.
Es war lange her, dass sie die Aufgaben der Priesterschaft auf diese Weise übernommen hatte und wenn sie ehrlich war, dann fühlte sie sich auch nicht besonders wohl dabei. Nicht weil sie nicht zu dem stand was sie zu sagen hatte, oder weil es ihr schwer fiel vor so vielen Menschen zu sprechen. Nein... sie war nur schon so lange mehr Kriegerin als alles andere, dass es ihr einfach nicht mehr behagte in diesem Kleid zu stecken.
Die Zofen richteten sie her und das seit gut gefühlten, nicht enden wollenden Stunden. Man zupfte ihr hier am Haar herum und strich dort Falten des Kledes glatt. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe zu erraten wieviele Hände gerade ihr Werk verrichteten. Nachdenklich feilte sie an den letzten Zeilen der Messe und hörte durch die Wände schon das gedämpfte Raunen vieler Menschen.
Dann war sie plötzlich allein und warf einen Blick in den Spiegel. Dieses schneeweiße Kleid und das lange offene rote Haar... So hatte Walays sie nach all den Jahren der Trennung das erste mal wieder gesehen. Liebevoll strich sie über das Gebetsbuch, dass er ihr anvertraut hatte als er Archon geworden war und nahm die Gebetsscherpe von dem kleinen Tisch.
Die Menschen sammelten sich um ihr zuzuhören. Der Ikone... Der Konfessor... Der höchsten Stimme des Glaubens an diesem Ort...
Sylvana atmete tief durch.
Auf in den Kampf...