Schatten der Vergangenheit

  • Der Zeitpunkt war nicht länger nur ein Gedanke. Das Gefühl packte sie und riss sie hoch. Wild pochte ihr Herz. Gehetzt blickte sie sich um. Nein da ist nichts doch ihr Bauchgefühl sagte ihr etwas anderes. Ihre alten Instinkte gewannen die Oberhand und sie schritt zielsicher in den dunklen Wald hinein. Keiner folgte ihr. Der Mond schien hell und beleuchtete den Pfad. Abrupt blieb sie stehen. Dort am Busch. Hatte sich da nicht gerade noch etwas bewegt. Es war nichts zu hören nur ihr eigener Herzschlag. Tief atmete sie ein. Sie hockte sich hin. Stille lag über dem Wald. Leise raschelte es am Boden einige Schritte von ihr entfernt. Es waren nur Tiere. Sie erhob sich und ging langsam weiter. Schließlich gelangte sie zu einer Lichtung. Auf einem Baumstumpf setzte sie sich hin, schloss die Augen und genoss die Ruhe und die Einsamkeit.


    Du bist die Einzige die es kann waren die Worte der Nyame an sie gewesen. Und noch vor einigen Stunden glaubte sie, niemals wieder seinen Blick zu spüren. Sie glaubte er wäre gegangen, vergangen. Sie wollte ihn hassen, wollte ihn sterben lassen, wollte alles tun nur um nicht das fühlen zu müssen. Doch dann war alles anders. Die Finger spielten, die Stimme erklang und die Melodie legte sich nieder.

  • Das Band war zerrissen, zerfetzt durch die Geschehnisse, die Zeit. Aber auch wenn sie sich es niemals eingestanden hatten, bestand es doch weiter … bestand in dem Schmerzhaften Sehnen der beiden Seelen, der Kinder der Sterne. Als er sich den tosenden Gewalten der Mutter stellte, sich gegen ihren Willen stemmte da waren seine letzten Gedanken bei ihr. Doch auch dieses Mal gelang es ihm nicht einzutreten in die Stille des Vergessens. Ein Lied erklang und erfüllte sein Sein, getragen von den Emotionen von Ihr. Doch was es in ihm auslöste war anders und vertraut zugleich.


    Und nun, wo die Stimmen leiser geworden waren stand er, wiederum fortgerissen von den Geschehnissen der Zeit und betrachtete den Mond, als er das Näherkommen von ihr Wahrnahm. Dennoch bewegte er sich nicht, war er doch gefangen zwischen den Wünschen seines Selbst und der Notwendigkeit des Augenblickes.

  • Zu spät erkannte ich, was ich ihm hätte sagen müssen und dabei wäre es so einfach gewesen. Worte die den Gefühlen Boden hätte geben können. Bedenken hatte sie um ihn, und den Platz den er bei dem Spiel eingenommen hatte. Spielfiguren zerbrachen und stumm musste sie es ertragen.


    Sie legte den Kopf in den Nacken. Die Nacht war wunderschön. Bitterkalt aber doch wunderschön, klar und rein. Langsam öffnete sie ihre Augen. Für einen Moment schien das Licht des Mondes heller zu leuchten. Das Lied veränderte sich, wurde stärker, klangvoller und dann wusste sie es einfach. Ein Lächeln der Gewissheit lag auf ihrem Gesicht. Wärme durchströmte ihren Körper. Sie war nicht allein.

  • Sanft berührte sie seine Hände und hielt diese fest. Konnte nicht sprechen kaum atmen. Suchte etwas altes in seinem Blick. Sie hob seine Hände zu ihrem Mund und küsste diese. All das Leid und all der Hass wichen. Sorgen und Gedanken schliefen ein. Für scheinbar unendlich lange Augenblicke schauten sie sich nur an. Sie beugte sich zu ihm vor und schmiegte sich an seinen Körper. Sie wollte weinen, schreien.
    „Komm mit mir“ sprach sie sehr leise zu ihm.

  • Wenn ich mit dir gehe, wirst du nur den Schatten dessen sehen der nicht mehr ist. Du wirst dich klammern an eine Erinnerung und nur noch mehr Leid erfahren. Erinnere dich doch, wir sind das was wir sind, wir sind grausam und bittersüß. Wir waren und werden sein was wir sind.“ Innerlich schien er zerrissen, zum einen vom Wunsch getrieben sich an sie zu lehnen, zum anderen fort in die Nacht zu stürmen.

  • Das weiß ich... und diese Antwort war viel zu sehr eine Bestätigung.
    Ich hab es ihm nie sagen können, weil es immer etwas gab, was zwischen uns lag Sie setzte sich wieder gerade hin, hielt seine Hände weiter fest und rutschte näher zu ihm heran. Das Lied hatte bereits ein Ende gefunden und es erklang für uns neu. Nehme ich meine Vergangenheit nicht an, werde ich nicht sein sie lehnte ihren Oberkörper weiter zu ihm hin, löste sich von seinen Händen und hielt sein Gesicht in den ihrigen. Es ist gleich ob Sambar oder Zerahl sie küsste ihn auf seine rechte Wange Du wirst es immer sein.

  • Sanft nickte er. „Dann soll es so sein. Ich werde kommen wenn du das Lied anstimmst, gerufen durch den Ruf deiner Seele.“ Er schwieg lange Zeit, die Augen geschlossen haltend „Eines musst du mir versprechen: Wenn der Mond sich drei und ein halbes Mal gewandelt hat, wirst du mich ziehen lassen, wenn es Zeit ist deinen Blick von mir wenden und mich nicht daran hintern was ich tun muss!

  • Ich verspreche nichts was ich nicht halten kann. Ich werde solange an deiner Seite bleiben wie du es wünscht... und die Erinnerung an das letzte mal wo sie diesen Satz hörte, liess sie schmunzeln. Wenn du rufst, werde ich es hören...