• Sie konnte buchstäblich die Hand vor ihren Augen nicht mehr sehen!


    Wie eine weiße Wand war der Schneesturm auf sie zugekommen und hatte sie eingehüllt, in eine undurchdringliche Hülle aus Weiß.


    „Göttin!“ kam es der Frau von den Lippen. Mit einem Schütteln des Kopfes machte sie ihrem Unglauben Platz.

    Sie war schon seit über 20 Sonnenzyklen als Wanderpriesterin unterwegs und hätte nicht gedacht, dass sie das Wetter inzwischen noch einmal so in Bedrängnis bringen könnte!


    Mit Sorge hatte sie bereits den ganzen Tag zum Himmel gesehen, war jedoch in dem tiefen Schnee nicht schnell genug voran gekommen, um Selfiran zu erreichen.


    Überhaupt schien ihr Weg wenig genutzt zu werden- zumindest sah sie seit dem Morgengrauen keine Fußspuren im frischen Schnee.

    Lediglich Hinweisschilder am Wegesrand,- nicht die Wege zu verlassen- zeugten davon, dass hier durchaus eine häufig genutzte Strecke war.


    Sie brauchte einen Bezugspunkt! Felsen, die Schutz versprachen, hatte sie vor Eintreffen des Sturmes nicht entdecken können- nur die Wälder, die beide Seiten des Weges säumten, versprachen Schutz und Orientierung.


    Die Schneeflocken trafen sie wie eisige Nadeln im Gesicht und machten es ihr schwer, die Augen überhaupt geöffnet zu lassen.


    Halb blind taumelte sie in Richtung Wald. Dort angekommen, suchte sie einen besonders dicken Stamm.


    „Gut.“ flüsterte sie, während sie die Rinde des Stammes betrachtete um die typischen Zeichen der Wettereinschläge und somit der Himmelsrichtungen zu betrachten.

    „Hier ist Norden…dorthin muss ich…“


    Nach wenigen Schritten schüttelte Mairead jedoch den Kopf. – nicht hier und nicht jetzt- der Schnee im Wald war knietief, sie würde zuviel Energie verlieren.

    Seufzend ging sie zurück zu einem Baum mit großem Umfang und kauerte sich mit dem Gesicht gegen den Stamm. Rücken und Füße deckte sie mit Fellen ab, die sie bei sich trug- ihren dicken Wollmantel schlang sie um sich.


    Nur ihre Hände ließ sie aus dem Umhang hervorkriechen. Die Priesterin wärmte sie mit ihrem Atem während sie sie auf dem Baumstamm ablegte.

    „Enaid y goeden! Dw i’n hoffi cadwch yn gynnes.“ sprach sie leise, um die Seele des Baumes um Hilfe zu bitten.


    Sie würde sich einschneien lassen- die Felle sollten genug isolieren, dass der Schnee letztendlich wie eine Schutzhülle wirken würde.

    Sie wusste, dass sie bis zum Ende des Sturmes so würde ausharren müssen.

  • Selfiran hatte schon vor dem Sommerwinter viele eisige Tage in der kalten Jahreszeit.

    Der klare Sternenhimmel wurde jedoch unter den glitzernd fallenden Schneeflocken und dem grellen Mondlicht fast zu einem stroposkopartigen Flimmern vor den Augen.

    Die berühmt-berüchtigte Schneeblindheit.


    Einzig die verschneiten Warnschilder am Wegesrand verrieten das sie sich wohl noch auf dem richtigen Weg befindet.

    Viele Wege gab es sowieso nicht nach Selfiran nach dem Sommerwinter, wurde dieses Protektorat durch die geographischen Veränderungen zu einer großen Binnenmeerinsel.


    Bäume gab es hier jedoch viele, genug um Schutz zu suchen. Mairead musste nicht mal weit gehen.

    Sind die meisten Bäume, der Jahreszeit entsprechend, kahl und mit knorrigem Geäst, findet Mairead Schutz unter dem Stamm eines eher jungen Baumes den trotzig noch einige grünbraune Blätter zieren.

    Von Schnee bedeckt wirkt dieser einsame Baum schon fast wie ein holzgewordener Hoffnungsschimmer.

    Das Leben geht immer weiter.


    Nachdem Mairead ihr leises Gebet gesprochen hatte und die angewärmten Hände auf die runzelige Boprke regte war es fast so als würde der Baum auf ihre Nähe reagieren.

    Die Borke bewegt sich, oder der ganze Baum?

    Die verästelte Baumkrone zittert und vibriert, so das Mairead von einem hinabfallendem Häuflein frischen Schnees bedeckt wird.


    Dieser Baum, wenngleich nicht so hoch und Kahl wie andere Bäume hier, bewegt sich in der Tat.

    Runzelige Borke teilt sich als gar Augen in mehreren Schritt Höhe aus Rindenwülsten hervorstechen.


    Maireas hatte ein Gebet gesprochen, zu dem Baum, und der Baum hat ihre Worte wohl erhört.

    Baum? Nein, ein Baumhirte! Ein Ent, wenngleich noch lange nicht aufgewachsen, der mit gesträubten Kopfgeäst und großen Kulleraugen zu der Frau hinabblickt als wisse er selbst nicht so recht was da gerade zu seinen borkigen Beinen kauert.

  • Unter ihren Händen durchlief ein Zittern den Stamm.

    'Ein Zittern?' irritiert rutschte Mairead ein Stück von dem Baum weg und blickte nach oben, während sie eine kleine Kaskade herabfallenden Schnees traf.


    'Natürlich war alles um sie herum beseelt...aber eine solche Reaktion...' Mit einem erschrockenen Keuchen unterbrachen sich ihre eigenen Gedanken, als sie plötzlich zwei große Augen wahrnahm, die sie direkt aus der Borke des Stammes prüfend ansahen.


    "Was..?" fragte sie ungläubig und starrte die Erscheinung an.

    'Trogen sie ihre vom Schnee gereizten Augen? Gaukelte ihr der vor ihren Augen wirbelnde Schnee ein Trugbild vor?'

    Ihr Herz klopfte und vergessen war der Sturm um sie herum. Ihre ganzes Sein fokusierte sich auf das Wesen vor ihr.


    Die Gedanken der Priesterin rasten- eine Erklärung suchend.

    "Bist du ein Baumhirte?" fragte sie leise und ungläubig.

    Noch nie hatte sie einen Ent gesehen! ...nur Geschichten am Lagerfeuer waren ihr bis jetzt zu Ohren gekommen.

    'Konnte man sich mit ihnen verständigen? War er ihr wohlgesonnen oder betrachtete er sie als Eindringling?' rauschten ihre Gedanken in ihrem Kopf weiter.


    Wegzulaufen kam ihr nicht in den Sinn. Die Schicksalsergebenheit ihres Glaubens machte sich bemerkbar- Ihre Göttin hatte sie hierhin geführt.

    'Wohin hätte sie auch flüchten sollen?'

    So stand sie nur wenige Schritte von dem Baumwesen entfernt und starrte ihn ungläubig an.

  • Dieses baumartige Wesen... schwer auszumachen ob es zu Selfirans Flora, oder Fauna, gehört... richtet seinen großen Kulleraugenblick fast unschuldig auf Mairead.

    Der verästelte Kopf mit den wenigen Grünen Knospen hin und her gewogen, was die knorrigen Äste beinahe knackend aufknarzen lässt.

    Der vermeindliche Baumhirte, wenn noch nicht ausgewachsen, beugt den bullig-stammähnlichen Körpoer etwas vor um dieses fremde Wesen... Mairead.. genauer in Augenschein zu nehmen.


    Von Außen muss dies ein märchenhafter Anblick sein. Die deutlich kleinere Frau neben diesem belebten Baum. Schneeflocken die verwehend beide umspielen.

    Wie lang harrt dieser Ent hier schon aus? Hatte Mairead ihn geweckt? Waren es ihre Worte, oder die aufgewärmten Hände?


    Fragen über Fragen die sich, den ausgetauschten Blicken nach, beide Wesen stellen. Mairead wie auch der Ent.


    "Hrumm humm hum mhhrum humm" brummt dieses wesen mit der langsamen, tiefen, langgezogenen Tönen.

    Ist dies schon ein artikulierter Satz?

    Der Ent schaut sich in den Schneeverwehungen um, bevor er seine Kulleraugenblicke wieder auf die verschneite Mairead legt.


    Knarzend öffnet sich die Borke am Stamm und gibt die Ent-Entsprechung eines Mundes frei.

    Die Töne, die der Ent von sich gibt, wirken nun mittlerweile vertraut.


    Das Elfische, Sindarin, aus der alten Welt.

    Mag der Ent die Worte stark in die Länge ziehen, brummend und bei jeder Bewegung ästern knarzend, so sind es deutliche Worte.



    "Sirad an Forod?"


    Es klingt zumindest nicht feindselig. Das würde auch nicht zu der ruhigen Haltung des Baumwesens passen.

    Vielleicht sieht der Ent auch Mairead einfach nicht als ein Lebewesen an das in der Lage wäre ihm zu schaden. Keine Bedrohung -> keine Aggression

  • Fasziniert betrachtete Mairead den Ent, der offensichtlich ebenfalls neugierig und nicht bedrohlich war.


    "Sir-ad an Fo-rod?" wiederholte sie fragend. Mit einer leisen Ahnung vermutete sie, dass es Elfisch sein könnte, doch war sie dieser Sprache nicht mächtig.

    "Rwyn heddychon." versuchte sie es nochmals mit der Sprache ihrer Heimat. Walisisch- die Sprache ihres Glaubens.


    "Ich habe nichts böses im Sinn." wiederholte sie in der gemeinen Sprache, während sie frierend, den um sie wehenden Mantel, fester um sich zog.

    Sie blinzelte zu ihrem Wanderstab und den Fellen, die nun zu Füßen des Ents lagen.

    Mit langsamen Bewegungen und Blickkontakt zu den Augen des Wesens bewegte sie sich zu ihrem Hab und Gut. Wenn er einen Schritt mit seinen Füßen aus Wurzeln darauf machen würde, wären diese Dinge zermalmnt und ihr Überleben hier im Sturm vollends in Gefahr.


    Die Priesterin ging davon aus, dass er sie gewähren lassen würde. Er wusste, dass sie für ihn keinerlei Bedrohung darstellte.

  • Diese borkige Wesenheit gibt leise, knarzende, Laute von sich als die borkigen Gliedmaßen sich strecken und knacken.

    Ganz so als wäre der Baumhirte aus einem langen Schlaf erwacht.


    Der verästelte Kopf wird auf Mairead's Worte hin gewogen, leicht geschüttelt.

    Nonverbale Kommunikation auf Entisch läuft wohl nach einem ähnlichen Schema ab wie bei Namensgebern.


    Frisch gefallener Schnee, der auf den Ästen des Entkopfes glitzernde Spitzen und Häufchen bildet, fällt hinab und wird mit den Schneeverwehungen gemischt als der Baumhirte sein Unverständnis nonverbal kommuniziert.

    Mairead und dieses Baumwesen sprechen wohl nicht die selbe Sprache, doch sind sie eindeutig einander nicht feindlich gesonnen.


    Oder aber der Ent nimmt Mairead immer noch nicht als Bedrohung wahr.

    Er verfolgt zwar aufmaerksam, aber doch gewissermassen passiv, mit den entischen Kulleraugen die Bewegungen Mairead's als sie ihre spärliche Habe aus dem Schnee sammelt.


    "Hrumm ho humm.. mmhrmlg..." brummt der Ent nachdenklich wirkend, als aus diesem Brummen erneut langgezogene Worte entstehen. Dieses Wesen hat wohl ein anderes Verständnis von Temperatur, Witterung und Zeit als die walisische Frau.


    "Is an as tú ó thuaidh?"


    Der Ent kratzt sich mit einem Astfinger zwischen den Augen als er, sich sichtlich Mühe gebend, versucht in einer Sprache zu artikulieren die Mairead's Betonung mehr oder weniger ähnelt.

  • Mairead hatte eben die Felle an sich gerafft, als sie vertraute Wörter hörte.

    'Irisch?' ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und sie blickte zu den Kulleraugen nach oben.

    Sie nickte- "Ja, ich komme hier aus dem Norden. Is as an tuaisceart mé. Nebelwacht."


    Maireads Blick war nun offen und freundlich, als hätte die irische Sprache ihr die letzten Bedenken genommen.

    Ihr Blick streifte über die Schneemassen. Der Sturm hatte zwar kurz abgeflaut, aber die Frau konnte mit jeder Faser spüren, dass dies nur ein Luftholen des Sturmes war.


    "Gibt es hier eine Höhle oder eine Hütte? uaimh nó both?" fragte sie das Baumwesen. Er würde sich hier bestimmt auskennen?

  • Der Ent blinzelte einige Male, was bei einem solchen Wesen wie eine Mischung aus verstörend fremdartig und überirdisch putzig wirkt.


    "Is... gaelige"... .. die gebrummten und langgezogenen Worte des Ents sind, obgleich seiner Wahrnehmung von Zeit, wohl selbst für Kenner dieser Mundart anstrengend zu verstehen.

    Da ist das von borkigem Knacken begleitete Nicken des Baumhirten schon fast eine eindeutigere Antwort.


    "Ceo.. Faire..." erneut ein Nicken, das etwas festgesetzen Schnee vom ästrigen Kopf des Ents auf Mairead hinabrieseln lässt.


    Diese Wesen, dessen elementgefällige Existenz sich irgendwo zwischen Flora und Fauna bewegt, breitet seine ästrigen Finger über der Frau aus.

    Wenngleich die Kraft des Baumhirten zu dieser Jahreszeit kaum vermag volle Blüte hervorzubringen, so entfalten sich zwischen den gespreizten Astfingern breite, braune Blätter.

    Etwas traurig wirkend, aber schillernde Farben in das schneeverwehte Weiß tragend, hängen diese dunklen Blätter zwischen den Fingern und bieten Mairead etwas Schutz vor der schneidenden Kälte des Windes und des Schnees, den er trägt.


    "Tabhar..fa..idh mé tre...ooooir duuuit" Die Laute des Ents, wenngleich langgezogen und von unwirklich-unendlicher Geduld gezeichnet,, spiegeln dabei eine schon fast fürsorgliche Vertraut heit wieder.


    Der andere Arm des Baumhirten entfaltet sich unter borkigem Knarzen, abgespreizt von seinem knorrigen Leib. Ein ausgestreckter Ast, der als Zeigefinger dient, weist in eine Richtung die man bei dem Mondstand grob als Süden deuten könnte.


  • Sie beobachtete, wie er über sie einen seiner Äste streckte und daraus- wie durch Zauberei- Blätter hervorkamen. Geschickt hielt der Baumhirte sie so, dass der scharfe Wind gebrochen wurde.

    Dankbar lächelte sie ihn für den Schutz seiner Blätter an. "Diolch."


    Es war sonderbar mit diesem Wesen. Wie ein wahrgewordener Traum, bewegte sich der Baumhirte so betont langsam und machte dabei diese knorrigen Geräusche der Unendlichkeit.


    Der Blick der Priesterin folgte seinem ausgestreckte Finger.

    "Amddiffyniad? ...ähm ..Cosaint?" verwirrte Mairead nun die Sprachen. Sie spürte, dass sie langsam träge wurde, die Kälte zog ihren Tribut.


    Prüfend sah sie nocheinmal zu dem Ent hinauf. 'Gut. Sie vertraute ihm. Er zeigte eindeutig in eine Richtung...dort würde es wohl Schutz geben.' Sie hoffte, dass sie sich nicht täuschte!

    Nachdem sie die Felle zusammengerollt und an ihrem Rucksack befestigt hatte, benutzte sie den Wanderstab, um den Boden zu sondieren. Der Stab gab ihr Halt und er würde den Weg suchen.

    Der Wind hatte inzwischen wieder an Geschwindigkeit zugenommen und Schneewirbel stiegen immer wieder aus der weißen Fläche auf.


    "Diolch." bedankte sie sich nochmal. Nachdem sie an einem echten Baumstamm die Himmelsrichtung abgelesen hatte, brach sie in die gezeigte Richtung auf.

    Dann verharrte sie noch einmal.

    "Wie ist dein Name? ...cad is aim duit?" fragte sie.

  • Der Baumhirte selbst achtete, auch wenn man keine wirkliche Sorge an diesem Wesen erkannte, doch sehr deutlich darauf den schneeverwehten befestigten Weg nicht zu betreten.

    Jeder der langsamen, stapfenden, Schritte ließ ihn in den Schnee sinken und sich mit dem gefrorenen Grund verwurzeln.

    Ein Knacken und Knirschen begleitet dabei jeden seiter Schritte, als die wurzelnden Fußäste die Eisdecke auf der Erde aufbrechen.


    Während der Ent mit seinem improvisierten, rotbraunblättigen "Fingerschirm" Mairead zumindest ansatzweise vor der weißen Witterung schützt, wendet er den borkig verästelten Kopf kurz zu der Frau und deutet ein Nicken an.


    "Dèa..niiiim túúúú aaaa chooo..ssaaa..int" brummt der Baumhirte mit knazend trockener Stimme.



    Auf die Frage nach seinem Namen, verstehen scheint er Mairead, grollt er nachdenklich. Der freie Arm hebt sich mit gespreizten Fingern.

    Die Astfinger deutet auf einige Furchen in der Borke, auf Brusthöhe.

    Ein Zeichen das aussieht als wäre es ihm in die Borke geschnitten worden, so wie liebende es mit ihren Initialen tun.

    Hier jedoch ist es ein stilisiertes Nordwappen, fast ein simples Piktogramm, das er mit gar stolzem Grollen Mairead zeigt.


    "Beiiiiith-Sciiiaaaaath" Der Baumhirte klopft sich sogar, was laut pocht, mit der flachen Asthand auf dieses eingeritzte Wappen. Stolz oder Pflichtgefühl sind deutlich wahrnehmbare Emotionen die dieses wandelnde Stück belebte Natur ausstrahlt.

  • Mairead war gerührt von der Fürsorge des Waldhüters. Damit hatte sie nicht gerechnet.

    In den Legenden und Geschichten, die sie kannte, waren Ents nicht immer freundlich.

    Vielleicht lag es an seinem Alter? Es war schwierig zu schätzen- aber er schien noch "jung" zu sein- überlegte sie während sie ihn beobachtete.


    "Birkenschild- Arwydd bedw." murmelte sie leise, während sie angestrengt durch den Schnee stapfte. Von einem Weg konnte nicht die Rede sein. Der Wald vor ihr glich einem Mini- Gebirge mit all den Verwehungen Rings um, so dass sie immer wieder kurz den Schutz seiner Blätter verließ um die höchsten Hindernisse zu umgehen.


    "Tá d'ainm iontach." lächelte sie. "Tá tú bródúil aß i gceart." Es war so seltsam wieder gälisch zu sprechen. Teilweise wollten ihr die Worte nicht einfallen.

    Seitdem sie ihren Geburtsort verlassen hatte, waren solche Worte nicht mehr über ihre Lippen gekommen.


    "cá as a labhraíonn tú gaelic?" seitdem der Ent mit seiner Hand den Wind und Schnee brach und sie sich wieder bewegte, erwachte langsam die Neugier, die sie schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hat.

  • Als Mairead den vermeindlichen Namen, oder die Bezeichnung, des Baumhirten mit eigenen Worten und nebligem Altem in der Kälte verkündete, knackte der borkige Kopf wieder zu einem Nicken.

    Mag der Ent doch noch nicht die Höhe und Breite alter Eichen erreicht haben, mag er neben der Menschenfrau dennoch gewaltig wirken.

    Doch wie eine Birke? Einem Kundigen würde dieser Baumhirte wohl eher wie eine Eiche wirken. Zumindest von der Ähnlichkeit der Borke her, die Form der Blätter.


    "Beii...iiith-Sciiiaaa....aath" widerholt der Ent mit langgezogenen, brummend-knarzigen Lauten seine "Bezeichnung"


    Dieses.. in so vielen Belangen.. ungleiche Paar stapfte weiter durch den Schnee.

    In der Entfernung konnten die schneewehengeblendeten Augen von Mairead, wenn sie denn nicht nur für den Baumhirten Augen hat, andersfarbige Lichter erkennen.

    Durch den staubig-glitzernden Schnee, von Aeris leidenschaftlichem Atem getragen, erkennt sie in der Ferne das Gold von Ignis.

    Irgendwo dort vor ihnen, Anzeichen der Zivilisation. Feuer, Fackeln, Laternen.

    Goldgelb blitzende Sterne vor einem schneeverwehten, nächtlichen, Leichentuch.


    "Thu...ill... é mé" Antowrtet der Baumhirte mit schier endloser Geduld. Mairead wird schnell klar das sie, jetzt wo sie den Weg kennt, nur noch unnötig Zeit und Körperwärme opfert, wenn sie ihre Schritte weiter an den Baumhirten anpasst. Zeit scheint für dieses Wesen, ähnlich wie Witterung, ein ganz anderes Konzept darzustellen.



    "Maaar gheeee..aaaall ar na Sióóóóga" .. brummt der Ent als Antwort auf Maireads Frage.


    Und nach leisem, schier endlos.. und atemlos.. wirkendem Gebrumme und borkigem Geknarre fügt der Baumhirte hinzu.


    "Agus.... toisc guuuuur ordaaaa...iiigh séééé dooooom"


    Da pocht sich das baumartige Wesen, nach seinen Worten, so laut auf die borkige Brust das man das Gefühl bekommt unter dem Knall könnten Risse im holzigen Fleisch des Ents entstehen.

  • Die Priesterin schmunzelte über den Stolz des Baumhirten. So gerne würde sie tagelang mit ihm reden und noch vieles erfahren.

    Warum hatte er sich den Namen Birkenschild verdient? Was für eine Geschichte steckte dahinter?

    Sprachen Feen wirklich Gälisch? Und wer befehligte Ents?

    So viel wusste sie nicht über Mythodea. So viel würde sie zu gern erfahren!


    Als Mairead die Lichter von Feuer wahrnehmen konnte seufzte sie. Nicht nur aus Erleichterung, sondern auch aus Wehmut, denn ihre Begegnung würde wohl dort enden?


    Sie beschleunigte ihre Schritte in keinster Weise. Sie wußte ihren Körper einzuschätzen und an den Feuern könnte sie sich aufwärmen- als war also keine übermäßige Eile geboten.


    Während sie schweigend neben oder hinter dem Ent herging, überlegte sie, wie es für ihn sein musste....sie gingen auf Feuer zu....Feuer, dass Holz verzehrte....Feuer, das seine Schützlinge auffrass...

    alamiert stockte ihr Schritt und sie sah Birkenschild an- es war nicht mehr, als ein Verharren in der Schrittfolge. Dann ging sie neben ihm weiter.


    "Wie alt bist du? Cén aois thú?" fragte sie neugierig weiter, den Schnee mit aller Macht ignorierend.

  • "Is Beaaaagaaaan Cheu....daaaaan bhliaaaadh...naaaaicheeeeaaaan"


    Der Ent brummelt borkig knarzend vor sich hin. Wenn Ents so etwas wie Höflichkeit besitzen, ähnelt es für Menschen.. in diesem Fall.. wohl eher wie Gleichmut.

    Schützt dieses Baumwesen Mairead? Nimmt er sie als mehr wahr als einen Augenschlag.. weniger als die Jahresringe unter der Borke?

    So jung wie der Ent scheint, so zeitlos ist sein Wesen. Und die schwere der Zeitalter, die auf den borgenbedeckten Schultern lastet, wiegt schwerer als die Lebensjahre seiner Existenz.


    "Thaaaa baaaile na.... Selifran"


    Der Baumhirte deutet erneut mit einer ästrigen Hand auf die näherkommenden, goldgelb blitzenden, Lichter.

    Selbst durch den verwehten Schnee kann man nun langsam die Mauern der Stadt erkennen, die sich trotzig aus diesem naturbelassenen Umland erheben.

    Banner, weiß und rot, so schneebedeckt das nur noch der rote Blutstropfen und der verästelte, endlose, rote Weltenbaum des selfiranischen Wappens auf den weißen Mauern als Farbkontrast auszumachen ist.

    Aeris selbst vermag nicht nur Kälte und Schnee zu tragen. Als der Wind sich dreht vernehmen Maireads Ohren auch die deutlichen Laute einer geschäftigen Stadt.


    Gelächter und Gesang, Geschrei und Geplärre, auch das Rauschen eines breiten Flusses verleihen dieser märchenhaften Kulisse einen adäquaten akustischen Hintergrund.

    Rauch, Ruß, der Duft von gebratenem, Fleisch, exotische Gewürze.

    Hinter diesen Mauern sprudelt das Leben in einer bunten Vielfalt, die die weiße Leinwand des kalten Winters Lügen straft.


    Es mag vielleicht noch eine halbe Meile sein die Mairead von den Stadtmauern trennt.

    Der baumhirtige Begleiter stoppt seine Schritte letztendlich, nachdem sie sich immer mehr und mehr verzögerten.

    Kein plötzlicher Stillstand.


    "Aaaan sin gheeeibh thuuuu" Das anschließende, tiefe, Nicken wirkt fast wie eine Verbeugung.

  • Tief sog Mairead die Düfte der Stadt ein.

    Nicht dass sie Städte mochte- sie lebte nicht umsonst in einer Einsiedelei! Aber sie hatte Hunger und sehnte sich nach Wärme und Unterschlupf.


    ...ein paar hundert Jahre...das schien für einen Ent kein Alter zu sein.


    Mairead blieb stehen, als er sich von ihr verabschiedete und sah ihn freundlich an.

    "Tha mi airson rudeigin a thoirt dhut. gum faod mi suathadh riut?"

  • "Ní gá duuuu...iiiit"


    Die Borke des Ents teilt sich unter den Augen zu einer Art Mund, wie immer wenn dieses Wesen seine uralt wirkende Stimme erhebt.

    Doch diesmal sind die Spitzenl des klaffenenden Mondes auf seinen borkigen Zügen höher gestreckt.

    Vielleicht die baumhirtische Ent-sprechung eines Grinsens, Schmunzelns, oder Lächelns.


    Bedeutsam, aber sehr langsam, schüttelt der Baumhirte zu seinen Worten den verästelten Kopf, so das sich weitere Schneehäufchen auf dem fingerastentfaltenen Blätterdach bilden die Maireads Kopf vor dem Schneefall schützen.


    "Freeee..aaaaassstalaaaa... íoooon mééééé aaaarrrrr aaan trooomluí aaaaaa shiúúúúúlann"


    Die Worte des Ents, so langgezogen sie auch sind und wie geduldsam der Baumhirte jete einzelne Silbe bis zum äußersten Reizt... so kann er nicht verdecken das selbst Menschen im Klang seiner Stimme tiefe Emotionen wahrnehmen.

    Diesmal ist es eine eindeutige Verbeugung, bei der der Baumhirte mit einer Asthand das eingeritze Wappen auf seiner Borke, fast schützend, hält und bedeckt.

    Sogar ein baumstammdickes Bein knickt sich unter lautem Knarzen etwas ein.

    Ein wohlerzogener Ent mit fast höfischem Gehabe? Selfiran ist seltsam.




  • "Croeso."

    Etwas feierliches war auch nun in Maireads Ausstrahlung .

    Nicht mehr nur wie ein Mensch in Not, sondern wie eine Priesterin stand sie aufgerichtet vor ihm.


    Ihr Mantel wehte im Wind und ihre Kapuze- vorerst tief ins Gesicht gezogen - schlug durch eine Böe nach hinten auf ihre Schultern.

    Das Zeichen ihrer Weihe - eine doppelt in sich verschlungene Spirale, war nun deutlich auf ihrer Stirn erkennbar.

    Wohl das Abzeichen der Priesterin, auf das SIE stolz war?


    Sie sammelte sich kurz und trat auf den Ent zu um ihn zu berühren.


    Ein Gefühl tiefster Dankbarkeit und Verbundenheit strömte aus der Priesterin über ihre rechte Hand in den Ent und auch über ihre Füße in die Erde unter ihr.

    Jahrelange Übungen im Konvent hatten ihre diese Fähigkeit verschafft, mit aus ihrem Geist erschaffener Dankbarkeit Mutter Erde zu nähren.


    Zelebrierte sie dies jeden Tag für ihre Göttin bei Sonnenuntergang- und ehrte damit ihre Existenz ....so war diese Energie nur für Birkenschild und seinen Wald.


    "Gabhaim buíochas leat!"

  • "Táááá fáilte rooooom..haaat"


    Würdevoll verneigt sich dieses baumgleiche Wesen nach dieser empathisch-prickelnden Verbindung, die der Baumhirte fast gönnerhaft annahm,

    Er Ent schüttelte die beblätterte linke Hand vom Schnee aus und ließ die runzeligen rotbtaunen Blätter wieder zu winzigen, grünen Knospen werden.

    Wahrlich sind diese Baumwesen ein lebender Beweis für den Zyklus des Lebens, Frühling bis Frühling.


    "Coooosnaí sì ..... maraíoooooon sééééé"


    Erneut pocht sich der Baumhirte, diesmal mit der geballten Holzfaust, auf das eingeritze Wappen. Fast eine sehr menschliche Geste... was man vielleicht seiner Jugend anrechnen mag.

    Ein kurzer Moment in dem die großen Kulleraugen auf Mairead hinabsehen, dann dreht sich der Baumhirte um und stapft... ein brummelndes Lied auf den borkigen Lippen.. neben dem verschneiten Weg zurück woher er kam.

    Mairead mag ihm vielleicht noch nachsehen, aber dieser Baumhirte wird unter den Schneeverwehungen ... mit jedem Schritt.. mehr zu einem Schatten.. und schließtlich verhallt gar sein fröhlich-gebrummtes Lied im kalten Atem Aeris'.


    Mairead steht nun vor dieser Stadt, trotzige Mauern und helle Lichter.. ebenso hell wie das Lachen und der Gesagt seiner Bewohner.

    Vieles mag man hinter diesen Mauern finden, vielleicht gar alles was der Norden in seiner Vielfalt zu bieten hat.

    Aber diese Gerüche, die Klänge, die märchenhaft beschneiten Dächer und Kuppeln.. sie lassen einen den Eindruck gewinnen das man hier lang, sehr lang, nach Kälte suchen müsste.

  • Die schweren Holztore der befestigen Stadt mögen geschlossen sein, dennoch sieht man anhand der wandelnden Schatten auf den Zinnen deutlich das die Ankunft der Frau bemerkt wurde.

    Von Außen scheint die Stadt auch nicht beleuchtet zu sein. Fühlte man sich hier so sicher?


    Die einzigen erkennbaren Lichter befanden sich hinter den Mauern, so dass die Wachen auf den Zinnen lange Schatten warfen.

    Man hatte Maireads Ankunft bemerkt, wie sich zeigt als eine kleinere Tür im großen Holztor sich knarzend öffnet.


    Einladend der Lichtschein der durch den Türspalt fällt, und nicht minder einladend der verlockende Duft unzähliger Speisen in ebenso vielen Töpfen und Pfannen.

    Die erste Gestalt, wie auch Stimme, die Mairead wahrnimmt ist ein junger Mann. Ein Wachsoldat der die Tür öffnete.


    "Wilkommen in Selfiran. Die Nyame beschützt!" Sagt der junge Mann gleichsam pflichtbewusst wie freundlich, wenngleich etwas zitternd und stotternd. Eine Faust schlägt er sich dabei auf die Herzgegend.


    Es mag Mairead vielleicht verwundern das diese Wache, wie auch sein Kamerad etwas abseits, kaum bekleidet sind.

    Neben dem Speer und dem Helm tragen beide Wachsoldaten nur den selfiraner Wappenrock.

    Mit bloßen, nackten, Füßen stehen sie im Schnee.

    Die Kälte zeichnet sich deutlich an den Rändern der Arm- und Beinschienen ab. An den Rändern, wo das blanke Metall auf der Haut aufliegt, verfärbt sich die wettergegerbte Haut leicht bläulich.

    Nach einer flüchtigen Musterung der jungen Frau fügt der Wachsoldat hinzu


    "... Ihr wollt bestimmt zur Heilerakademie, Fräullein?"