Wann: Einige Wochen nach der zweiten Expedition Tannesang
Wo: Kjona
Wer: Naira und Einwohner Kjonas, Gäste
Der Pater spazierte über das Gelände und ließ die Landschaft Kjonas auf sich wirken. Normalerweise wäre er mit Papier und Stift bewaffnet gewesen, hätte Entfernungen abgeschritten, Höhen bestimmt, Skizzen gemacht... doch diesmal, so hatte er sich fest vorgenommen, würde er einfach nur die Landschaft auf sich wirken lassen. Er wollte hören, ob sie ihm etwas mitzuteilen hatte. Er versuchte sich vorzustellen, wie eine künftige Siedlung aussehen mochte. Seltsamerweise fiel ihm das gar nicht leicht, war er doch von den hohen Gräsern, den üppig wuchernden Kräuterbüschen, von Blumen und Insekten, von all den Gerüchen, die sie verströmten derart eingenommen, dass er dieses Ensemble des puren Friedens am liebsten überhaupt nicht stören wollte.
So wanderte er also umher, schnupperte in den Wind, lauschte den Geräuschen und hörte bald komplett auf, an irgend etwas Konkretes zu denken. Irgendwann stand er auf halbem Weg zwischen See und Waldrand in der einen und zwischen den ersten Hügeln und den Kräuterbeeten in der anderen Richtung. Er blieb stehen und schaute sich um. Diese Stelle hatte etwas Besonderes. Als wären hier alle vier Elemente gleich stark, so wirkte dieser Platz seltsam energiegeladen. Er musste seinen Fokusstein aus der Hütte holen und diesen Ort untersuchen. Es mochten sich hier mindestens zwei Leylinien kreuzen, dem würde er auf den Grund gehen. Er würde die Energie auspendeln und den Schnittpunkt triangulieren, doch zunächst... Der Pater setzte sich in das hohe Gras und lauschte. Nichts war zu hören, außer den Insekten, die zum Ende des Jahres den letzten Pollen der Herbstblumen sammelten, und den Gräsern, die friedlich im Wind rauschten, als würde einen große Hand über die Halme streichen. Er ließ sich ins Gras sinke, blickte zum blauen Himmel und genoss die Wärme, die durch seinen Körper strömte. Was für ein phantastischer Flecken Erde in dieser so feindlichen Welt dies doch war, dachte er, während er die Augen schloss.