Die zwei Schlösser

  • Wer: Merle, Jassir, Lioba, Saga

    Wann: eine kurze Zeit nach der Expedition zu Tannesang 2, einen Tag nach der Audienz bei Kashalee

    Wo: Akademie in Schmiedestadt


    Lioba und Saga sahen Schmiedestadt das erste Mal von der Fähre aus, die sie über den Zhennu Niar brachte. Aus den wässrigen Tiefen des gewaltigen Flusses scheint sie hervorzuragen, majestätisch gegen das Licht der Nachmittagssonne, die hinter ihren hohen grauen Türmen steht. Das Klirren von Eisen auf Eisen hallte klar über das Rauschen des Wassers - das wird wohl die Große Schmiede sein, denn Schwarzem Eis ist nicht in Sicht.

    Die Fähre nährte sich dem schnellen Strom der Flussmitte mit Wassermassen, die wild gegen die Fähre schlugen und die Mitfahrenden beunruhigten. Hier zeigte sich, wer schon häufiger übergesetzt war - auch Saga sandte ein kurzes Gebet an Rahja und bat um eine sichere Überfahrt.

    Im Schatten der Stadt liegt schließlich der Fährhafen, und die Passagiere verliessen die Fähre in die Arme der wartenden Wache. Hier wurden sie alle kontrolliert, auf Male der Verfemten und sonstige Gefahrenzeichen, wie Lioba und Saga schnell feststellten. So reihten auch sie sich ein. Es wurden die normalen Untersuchungen durchgeführt - Spiegeltest und so weiter - und dann fiel den Wachen das Portalschloss ins Auge. Zu dem doch auffälligen Gegenstand mussten die beiden einige Fragen beantworten. Sie hatten mittlerweile oft über das Schloss berichtet und so bemerkte Saga irgendwann: "Wir wollen Jassir ben Aman in der Akademie aufsuchen, damit er sich das Portalschloss ankucken kann..." und dann wurden sie zur Seite beordert und man entsandte einen Boten nach Jassir, damit dieser sie am Stadttor abholen konnte.
    Saga blickte dem Boten nach: "Wenn ich gewusst hätte, dass sie Jassir jetzt aus der Akademie holen...ich hoffe, er ist überhaupt da. Eigentlich wollte ich ja Merle suchen...Wir haben uns ja nicht mal angekündigt."

  • Zur selben Zeit stand Merle auf dem Hof der Akademie. Die junge Frau wirkte etwas orientierungslos und schaute sich um.
    Es war ein schöner Nachmittag fand Merle, aber Merle würde selbst bei strömenden Regen und kaltem Wind sagen, dass es ein schöner Nachmittag ist.
    Sie suchte sich einen geeigneten Platz und kramte in ihrer Tasche, nur um einige Augenblicke später einen anderen Platz zu suchen und wieder irgend etwas zu tun, was für Außenstehende nicht so wirken würde, als würden ihre Handlungen irgendeinen Sinn verfolgen.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Merle sprang sofort auf, lächelte und nickte. Sie würde gerade alles tun um aus der Akademie zu kommen, denn ihr war hier ja immer so langweilig.
    Die wenigen Habseligkeiten die sie hatte passten in eine Tasche und ansonsten in die vielen Taschen an ihrem Gürtel.
    Sie war ganz aufgeregt, versuchte aber mit alles Kraft sich das nicht anmerken zu lassen, als die Reise los ging.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Saga zog ihren Mantel enger um sich. Sie hatte nicht erwartet, dass es so kalt werden würde, bevor sie irgendwo im warmen waren. Lioba blickte sich suchend in der Stadt um.

    "Ob man hier irgendwo Nüsse kaufen kann?" Besorgt zählte Lioba, was sich in ihrer Gürteltasche befand. Die Bilanz war schlecht: Drei Hasel- und eine Walnuss auf vier Grasschweine, die langsam aus ihrem Nachmittagsnickerchen erwachten. Silas, der alte Fresssack, quiekte auch schon suchend und wuselte durch Liobas Klamotten. Nun sah auch Saga sich um. "Uuuuh."

    Ihre Umgebung bestand nicht wirklich aus Läden. Viele Menschen huschten vorbei, darauf bedacht, in ihre warmen Unterkünften zu gelangen, und auch die ein oder andere Kutsche war zu sehen. Tatsächlich hielt eine von ihnen kurz vor den beiden Wölfinnen.

  • In genau dieser Kutsche viel es Merle schwer ruhig zu sitzen. In der Akademie hatte sie zwar gelernt wie wichtig es war ruhig zu sitzen, aber sie war doch so aufgeregt. Am liebsten würde sie losplappern und alle ihre Gedanken ohne Pause aus ihrem Kopf sprudeln lassen.
    Dann atmete sie tief ein und aus. Sie fuhr sich mit der Hand durch Gesicht, was dazu führte das ihre Bemalung noch mehr verwischte und schaute Jassir mit großen Augen an, als die Kutsche anhielt.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • "Oh Jassir, wie schön dich wiederzusehen!", begrüßte Saga ihre Lehrmeister erfreut in der Kutsche. Dann wandte sie sich an die unruhige junge Frau. "Und du musst Merle sein! Jassir hat viel von dir erzählt. Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen. Meine Begleitung hier", und sie deutete neben sich, "ist Lioba, auch eine Wölfin des Rudels."


    Eigentlich war Lioba sich sicher, dass die Grasschweine keine menschliche Sprache verstanden. Doch bei dem Wort 'Früchte' zuckten sechs Grasschweinohren in Liobas Tasche. Das vierte Paar Ohren sprang - in Gestalt von Silas - aus der Tasche auf Jassir's Schoß und quiekte dabei, als würde es seit Tagen, wenn nicht Wochen, schrecklich hungern. Dabei geriet die Wasserpfeife bedrohlich ins Schwanken und Saga konnte sie nur knapp auffangen. "Silas, vorsichtig!" Der kleine grüne Grasball quiekte, als wäre es nie in seinem Leben an irgendetwas Schuld gewesen. "Jassir, du kennst Silas ja schon - Merle, das ist Silas, das abenteuerlichste unserer Grasschweine..." stellte Saga vor. Dann stellte sie die Wasserpfeife zurück und setze sich wieder hin. "Ich nehme dein Angebot mit der Wasserpfeife gerne an."

    Lioba versorgte die Grasschweine mit dem angebotenen Trockenobst. Vorwurfsvoll blickte sie den kleinen, dicken, schmatzenden Grasball auf Jassirs Schoß an. Irgendwann würde sie ihm mal Benehmen beibringen müssen.

    Nach einem Moment fragte Saga verwirrt: "Welches Konzil eigentlich? Ist das der Name der Akademie?"

  • Merle strahlt als sie hört, dass Jassir etwas über sie erzählt hat und schaut dann beide an und grinst dann noch mehr. Sie knibbelt mit den Fingern an ihrem sowieso schon ausgefranstem Kleid herum.

    "Hallo ja ähm, ich bin Merle. Ich bin auch ein Lehrling von Jassir und ich also ich komme nicht aus Mitraspera, aber jetzt lebe ich hier und es ist meine Heimat. Ich mag es hier sehr gerne und.."

    Sie schaute Jassir kurz verunsichert an, entschied sich dann aber wohl weiter zu reden.

    "Und mein Lieblingsessen sind Pfannkuchen mit Zucker und Zimt, ich mag die Farbe grün sehr gerne und am aller liebsten habe ich es auf einem Baum zu sitzen wenn ich mein Frühstück esse. Ich kann außerdem gut Kräuter sammeln und durch den Wald laufen."

    Dann schaut sie wieder zu Jassir.

    "Und ähm.. wenn ich darf, würde ich auch sehr gerne etwas Wasserpfeife ab haben."

    Offensichtlich zufrieden mit ihrem kurzem Vortrag lehnt sie sich nun zurück und schaut auf die Tasche, als das Grasschwein heraus springt schaut sie es interessiert an.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Saga hörte Merle aufmerksam zu. Pfannkuchen, grün...das waren immerhin Dinge, die sie sich merken konnte. Merles Name war ihr glücklicherweise auch noch nicht entfallen - praktisch ein Wunder. Bäume, Kräuter, und Wälder...das hörte sich ja fast schon nach Lioba an.
    Auf Jassirs Bemerkung hin verriegelte sie die Halterung der Wasserpfeife. Ein Konzil also... das würde bestimmt interessant werden. Als sie die Aufgabenstellung hörte, biss sie sich auf die Lippe. Informationen, ohne nachzufragen? Fragen nur nicht-fragend zu formulieren wäre auch wieder zu langweilig.

    "Dürfen wir zusammenarbeiten?", fragte sie Jassir, als dieser fertig gesprochen hatte. "Und was Geschehnisse in Mythodea angeht...wir könnten dir ein bisschen zur Nord-Expedition erzählen."

  • Merle sah Jassir an und saugte alle Worte in sich auf. Als Jassir von einer Belohnung erzählte funkelten ihre Augen, sie hatte noch nie einfach so etwas geschenkt bekommen.
    Dann nickte sie und sagte nur: "Natürlich, ich verspreche ich werde mich benehmen und nichts anstellen... ähm... also nichts was wirklich schlimm ist. Das nichts kleineres passiert kann ich nicht versprechen weil das weiß ich ja vorher oft nicht, dass das schlimm ist und dann denke ich, dass das nicht schlimm ist, aber es ist trotzdem nicht gut und dann weiß ich ja erst im nachhinein, dass es nicht gut war. Aber ich werde mich ganz doll anstrengen, versprochen."
    Dann schaute sie Jassir unsicher an und stopfte sich eine Dattel in den Mund um nichts weiter sagen zu müssen.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Silas stürzte sich, vor Entzücken quiekend, auf die dargebotene Köstlichkeit.

    "Tatsächlich hat sich niemand infiziert.", antwortete Saga. "Und ich glaube, die Expedition war recht erfolgreich. Hat mein Brief dich erreicht? Wir kommen direkt von unserer Audienz bei Ihrer Exzellenz. Da wir unsere Köpfe noch haben, könnte man sagen, es ist ganz gut gelaufen." Sie schmunzelte. "Im Wesentlichen gab es auf der Expedition drei Dinge, mit denen sich beschäftigt wurde: ein verschlossenes Aeris-Portal, die Katakomben unter Tannesang 2 - so wurde das Trigesimmae benannt, da es Tannesang 1 sehr ähnlich ist - und die Wächter der Burg, die von der Expedition als Boro-Madar-Echos betitelt wurden. Das Aeris-Portal konnten wir befreien und es ist nun nutzbar - aufgrund unserer Verwicklung in die Befreiung hatte Aroné uns überhaupt zu Ihrer Exzellenz geschickt. Das Schloss haben wir mitgenommen und wollen versuchen, es wieder einsatzbereit zu machen, um es an strategisch wichtigen Punkten anwenden zu können. Die Katakomben unter der Burg wurden vollständig erkundigt, und in ihren Tiefen lag in einem Sakophag mit einem Narech'Tuloch voller Ignis. Zu den Boro-Madar-Echos... Diese Wächter der Burg waren nach dem Vorbild der Boro-Madar geschaffen, aber laut Veran'Khanis ging ihre Seele nicht in den Kreislauf zurück. Ihre Anführerin ...vielleicht mehr die Person, die für sie sprechen konnte, war eine Laka-Tain, die Herrin des Waldes. Nachdem ein Tivar'Kharassil namens Valentin durch Verschiedenes Stärke bewiesen hatte, konnte er ihr das Herz aus der Brust schneiden und irgendwie wollen sie damit etwas wachsen lassen und möglicherweise führt das zu Kalisangs Gefängnis. Soweit als Kurzfassung. Wozu hast du Fragen?"

  • "Ich habe zwar gehört, dass wir ein Hochamt für Forschung und Wissenschaft haben, weiß aber leider nicht, wer dazugehört. Menotos war allerdings anwesend und sollte auch alle Informationen haben. Lioba und ich haben den Mechanismus, der wahrscheinlich wieder nutzbar gemacht werden kann" - Saga deutet auf eine große Tasche, die sich auf Liobas Schoß befindet - "und Käpt'n Theodor hat den zweiten Teil, der nicht mehr nutzbar gemacht werden kann."

    Saga versucht einen Sinn aus den Zeichen zu machen - manche scheinen Abkürzungen zu sein, aber einige kann sie nicht zuordnen.

  • Merle sitzt die ganze Zeit still daneben und hörte dem Gespräch zu, während sie langsam aber sicher den Teller mit den getrockneten Früchten aufisst, der während des Gesprächs immer leerer wird.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Lioba und Saga hörten aufmerksam zu. Schließlich sagte Lioba: "Wir werden das Schloss nicht aus den Augen lassen - vielleicht kann ich ja auch die Grasschweine abrichten oder so... Ich möchte mich auf jeden Fall aber auch weiter mit dem Schloss beschäftigen."

    Saga blickte sie an und zwinkerte ihr zu. "Ich werde dir schon alles erzählen, das ich rausfinde." Dann wandte sie sich Jassir zu.

    "Ich freue mich sehr auf deine Anleitung." Ihr kribbelte es schon in den Fingern. "Und auf die ganzen Leute, die wir hoffentlich auf dem Konzil sehen und wiedersehen. Und achja, fahren wir eigentlich dorthin durch, oder wie sieht die Reise aus?"

  • Merle schaut Jassir ein wenig erschrocken an.

    "Aber.. aber... also ich habe doch.. also ich kann doch jetzt lesen und schreiben und.. ich will ja auch zuhören, aber die Vorlesungen sind immer so langweilig und dann sind da ja auch immer Leute... aber..."

    Merle schaut nun auch ernst und knibbelt wieder an ihrem Saum herum.

    "Aber ich werde alles alles alles tun, damit du nicht wieder böse auf mich sein musst. Versprochen... ich will ja auch ganz viel lernen und jetzt vernünftig werden und sowas."

    Die Aussicht vielleicht Mina und Kydora zu besuchen konnte sie gerade nicht fröhlich stimmen, die saß nun recht bedröppelt in der Kutsche undsteckte sich die nächste Dattel in den Mund.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • Saga blickte Jassir direkt an und sprach ernst: "Danke für dein Vertrauen, Jassir, es ehrt mich. Ich und sicherlich auch Merle werden unser Bestes geben, unseren Aufgaben würdig zu sein." Sie zögerte einen Moment. Die meisten Grasschweinchen schliefen mittlerweile, und auch Silas Mapfen wurde langsamer. "Wenn wir es einrichten können, würden wir gerne einen Brief an das Rudel senden. Wir befinden uns keineswegs auf dem geraden Weg zurück, auf dem sie uns wahrscheinlich erwarten..."

  • Jetzt lag ein sanftes Lächeln auf Merles Gesicht, aber man konnte ihr Ansehen wie sehr es in ihr arbeitete.

    In ihrem Kopf überschlugen sich Erinnerungen. An die Nacht mit den vielen Untoten, wo sie Mina hat mit Benjen sprechen lassen und die ihr so furchtbar viel Angst gemacht hat. An die Inquisition die sagte sie sei eine Magierin, obwohl sie doch eigentlich gar keine war. Das hatte sie noch nie verstanden. Sie verstand nicht wieso sie etwas besondere sein soll und sie verstand nicht, wieso gerade Sie für diese Aufgabe ausgewählt wurde.


    Merle nickte nur, während Sich in ihrem Kopf ein Wirbelsturm aus Gedanken langsam den Weg bahnte.

    Wieso musste sie stark und fokussiert sein? War da etwas Böses was sie jagte?

    Sie verstand die Welt nicht mehr und zog ihre beine hoch auf die Sitzbank, dann schloss sie die Augen. Gerade wollte sie nur noch alleine im wald sein und mit den Bäumen und Vögeln über all das Reden was hier passiert.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."

  • "Ich versuche es gerne!", antwortete Saga erfreut. Mit einem Blick auf die in sich zurückziehende Merle fügte sie hinzu: "Vielleicht könnten wir aber vorher eine kurze Pause machen, um uns die Beine zu vertreten? Wir sitzen nun schon etwas länger...."

  • Merle schaute das Fläschchen erst etwas verwirrt an. In dem Moment als ihre Finger es berührten grinste sie.
    Dann schaute sie ein wenig auf das Fläschchen und steckte es ohne noch etwas zu sagen weg und wartete darauf, endlich die Kutsche verlassen zu können.

    "Weil alles ist, wie es nicht ist.
    Weil gelogene Wahrheiten zu wahren Lügen werden.
    Weil ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, nicht ungedacht werden kann."