Die Frühstücksrunde

  • Uhlakk betrachtete den Pater aufmerksam und sagte "Jaaaaaa, na hat Frage?" Dem Ork entging es nicht, das sich der Pater auf mehr vorbereitete. Oder wollte er ein Tuch vorholen? Er beschloss es auf sich beruhen zu lassen. Denn immerhin war er ein Gast. Auch wenn es eine Weichhaut war.

  • Es entstand eine kurze Pause, in der nichts passierte, außer, dass sich die beiden ungleichen Gestalten ansahen. „Es ist gut, wenn wir ein paar wichtige Worte lernen“, sagte der Pater dann, „zum besseren Verstehen.

    ... ‚um Missverständnissen mit undiplomatischen Folgen vorzubeugen‘, hätte der Pater sagen wollen, ahnte aber, dass dies, angesichts des offenbar beschränkten Wortschatzes des Uruks, nicht verstanden worden wäre.


    Das Fräulein Salbei saß derweile in ihrem Stuhl und hoffte, dass die beiden Männer, deren Säfte offenbar in Wallung geraten waren, keinen Unfug anstellten, der sie den Kopf kosten würde. Sie setzte unbegrenzes Vertrauen in den Pater, aber noch nie war sie so unmittelbar vom Ausgang eines Wortwechsels betroffen gewesen. Sie versuchte sich zu entspannen und die Zuversicht zu bewahren. Als der Pater eine Hand auf ihre Schulter legte, atmete sich tief durch.

  • Uhlakk überdachte kurz die Bitte und entschied, dass dies gar keine schlechte Idee wäre. "Dabu!" entgegnete er knapp, ging zurück zu seinem Stuhl, den der Gobbo inzwischen wieder hingestellt hatte und setzte sich.

    "Vai hat viel Zeit bei Menschen, die wir Orks Najorim nennen, verbracht. Ich kann lehren ein paar Worte. Wichtige Worte." Er schielte zu Naira und wieder in die Runde. Er hoffte auf Unterstützung, fall's ihm Worte nicht einfallen sollten.

    Uhlakk überlegte was er diesen Najorim wohl beibringen sollte und runzelte seine Stirn.


    Dann fing er an "Zuerst ein Gruß. Man sagt Urrotugosh, was heißt Willkommen oder Hallo. Versucht mal!" Der Ork wollte wissen wie sich seine Gäste mit der Aussprache anstellten.

  • Der Pater drückte dem Fräulein Salbei noch einmal beruhigend die Schulter und setzte sich dann wieder. Er war froh, dass die Situation nicht eskaliert war, und den Schultern der Kräuterfrau sah man an, dass sie das ähnlich empfand.


    Eine gemeinsame Sprache führte zu gegenseitigem Verständnis, dachte der Pater, und Verständnis bildete seit jeher die Basis für Vertrauen. Urro... tugosh“, wiederholten die beiden gleichzeitig, während sie etwas unsicher versuchten, das gerollte R des Uruk zu imitieren. „Urrotugosh“.


  • Uhlakk war sichtlich überrascht. Der Grüne hatte sich nicht vorstellen können das Sie das rollende R so gut hinbekommen. Er nickte anerkennend und meinte "Dabru, dabru! Sehr gut!" und ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, so das die Hauer links und rechts noch mehr zur Geltung kamen.

    "Dabu bedeutet Ja. P´chakk ist Nein. Muk dhonach ist Bitte und Attilaak ist Danke." er machte eine kurze Pause schaute über die Schulter zu den gegenüberliegenden Hütten. "Und sollte ein Ork mal sh’teek allak sagen, dann meint er Maul halten! und ich rate euch das tun." Uhlakk lehnte sich zurück und fragte Naira "Was hat na schon über Orks erzählt?"

  • Die Lethi hatte die ganze Zeit über, seit deer Pater aufgestanden war, lautlos in sich hineingekichert.

    Eigentlich war es eine Frechheit, dass Richie dem Uruk unterstellte, HIER, in Kjona, am Frühstückstisch Gäste einfach anzugreifen. Aber es war völlig abstrus, dass Uhlakk ausgerechnet Salbei attackieren würde!


    "Nicht viel. Außer dass er aufpassen soll, weil Uruks klarmachen, wie sie Dinge finden!" grinste Naira auf Uhlakks Frage.

    "Vielleicht sollten wir ihm mal sagen, wie das mit den Welpen und den Weibchen läuft bei den Dschabukmaah! Der Najor hat einen heißen Brustkorb!" zwinkerte sie.

    Sie hatte Spaß an diesem gegenseitigen Belauern und langsamen Verstehen.

  • Der Pater reagierte nicht auf Nairas Bemerkung, obwohl er ‚nicht viel‘ für deutlich untertrieben hielt. Immerhin hatte sie ihnen von den Hierarchien bei den Orks erzählt, wie leicht es war, als Sklave angesehen zu werden und dass Milde gegenüber Uruks kein akzeptables Konzept sei. Auf keinen Fall etwas gefallen lassen, hatte es geheißen. Ohne diese eindringlichen Mahnungen hätte sich der Pater dem Uruk gegenüber wahrscheinlich anders verhalten. Möglicherweise neigte ihre Gastgeberin etwas zur Übertreibung.


    Wie beiläufig nahm der Pater sein kleines Notizbuch aus der Gürteltasche und begann, die neu erlernten Vokabeln aufzuschreiben. urrotugash, dabu, p‘chakk, muk dhonach, attilaak, sh‘teek allakk“, rezitierte er, während er sich bemühte , für die Wörter eine dem Klang angemessene Schreibweise zu finden. Darunter schrieb er Wörter, die er im Laufe der Unterhaltung aufgeschnappt hatte. „vai, na, najorim, najor, djschabukmaah, maah.“ Nicht bei allen war er sich über die Bedeutung im klaren. ‚na‘ musste ‚du’ heißen, wurde aber offenbar in der dritten Person verwendet. Demnach musste es soviel wie Er/Sie/Es bedeuten.

  • Uhlakk schaute die Lethi entgeistert an und sprach aufgeregt in Uruk-Sprache "Ich soll über Welpen und Weibchen sprechen? Mir hat schon die Geburt eines Lethi gereicht! Außerdem kann Kaa-Ash das sicher besser."

    Die anwesenden Menschen verstanden nur die Wörter Lethi und Kaa-Ash, mehr konnten sie nicht verstehen. Der Grüne schaute zum Pater und erwähnte beiläufig "Vai ist Ich, na ist Du, najorim bedeutet Menschen, maah ist Schwester"

    Er blickte wieder zu Naira und sagte dann entspannter in Uruk "Ich bin dafür das Kaa-Ash das übernimmt. Ich kenne mich nicht so mit Welpen aus..." damit verschränkte er die Arme vor der Brust, wie ein kleines trotziges Kind.

  • ach... Maah heißt Schwester!“, sagte das Fräulein Salbei, mehr zum Pater als in die Runde. „Ich hätte auf Freundin getippt.

    So weit ist das ja nicht von einander entfernt.“ pflichtete der Pater ihr bei. „Djschabuk Maah ist dann so etwas, wie der Bund der Schwestern? Immerhin würde das zum matriarchalischen Charakter des Clans passen.

    Attilaak!“, bedankte sich der Pater, als die beiden ihren aufgeregten Disput beendet hatten. „Wir werden uns bemühen, die neuen Worte zu lernen. Und wir würden uns freuen, wenn jeden Tag ein paar neue hinzu kämen.

    Es ging um Weibchen und Welpen?

  • Naira brummte ablehnend zu Uhlakks Worten. Sie nahm sich einen weiteren Bissen und schmatzte diesmal geräuschvoll, um zu zeigen, dass sie jetzt nachdachte und nicht zu antworten bereit war.


    Ihre Augen gingen weg zu den Hütten, wo Kaa-Ash irgendwo zugange sein würde.


    "Dabru, Weibchen und Welpen." nahm sie den Gesprächsfaden des Paters wieder auf. "Uruk stehen im Ruf, bevorzugt Weibchen von anderen Völkern zu stehlen, weil sie sie hübscher fänden. Besonders die Männchen anderer Völker denken so.

    Also Uruks machen tatsächlich Gefangene, mehr als andere Völker wahrscheinlich. Es gibt kaum einen Clan, der sich keine Snaggas hält! Meistens sind es aber Gobbos. Und ich kenne keinen Clan, der eine Horde aus Uruks mit weißer Hautfarbe haben möchte!"

  • Uhlakk mischte sich wieder ein. "Afal finden Weiber anderer Völker nicht hübscher. Es gibt nichts schöneres als ein Ork Frau mit Narben und starken Muskeln. Aber es soll Stämme geben, die Weiber anderer Rassen tatsächlich schänden...". Sein Blick traf den des Fräulein Salbei und er entschied das Thema nicht weiter zu vertiefen. "Wenn jemand Uhlakk mögen würde, von anderer Rasse, dann könnte es auch gut sein dass vai mag. Wenn kann kämpfen und hat vielleicht ein oder zwei Narben..."

    Er schmunzelte "Aber niemand mag hässlich ORK."

    „Auk iglaach navaak!“ Möge das Blut unsrer Feinde in Strömen fließen!

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  • Das Fräulein Salbei war dem Uruk sehr dankbar, dass er auf die Schilderung von Schändungsdetails verzichtete. Gleichzeitig entschied sie, den Grad der Hässlichkeit, den ein Ork in ihren Augen annahm, höflicherweise ebenfalls nicht zu kommentieren. Stattdessen lächelte sie nur, wenn auch etwas gezwungen.

    Verstehe“, schaltete sich der Pater ein, „und was hat es mit den Welpen auf sich?

  • "Halb-Orks überleben meistens nicht lange!" sagte Naira leichthin. "Es ist eine große Schande, ein Mischblut zu sein - für alle Völker, die es sich nicht leisten wollen, Schwache durchzufüttern! Jedes Halbblut, das ich kenne, hält geheim, dass es menschliche Anteile in sich hat! Sie versuchen diese Anteile loszuwerden, mit Ritualen. Sie sind zerrissen vor Angst, dass sich die Schwäche zeigen könnte. Deswegen würde wohl kaum ein Uruk absichtlich einen Welpen mit einem Menschen zeugen!"

  • Der Pater und die Kräuterfrau sahen sich bedeutungsschwer an. Sie wussten beide, ohne darüber sprechen zu müssen, dass das kalkulierte Zeugen von Nachfahren etwas anderes war als Schändungen. Ihre Gastgeber gaben sich offenbar alle Mühe, ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben, und vor allem das Fräulein Salbei war ihnen sehr dankbar dafür. Doch sie verstanden auch die Zerissenheit dieses Volkes. Die Konflikte, die damit verbunden sein mussten. Sie mussten diese fremde Kultur verstehen lernen, wenn sie hier leben wollten. Auch hierüber waren sie sich unausgesprochen einig. Aber vielleicht sollten sie sich erst einmal besser kennenlernen und bis dahin diesen Ort so gestalten, dass sie alle hier leben konnten.


    Gut!“ sagte der Pater und sah sich in der Runde um. „Wollen wir das Frühstück auflösen und uns draußen Gedanken über nötige Arbeiten machen? Ich habe Lust, das Gelände zu erkunden. Wie geht es Euch?

  • Nun denn, dann lasst uns Tuchfühlung mit dem Terrain aufnehmen und Ideen entwickeln.“, sagte der Pater voller Elan und stand seinerseits auf. „Wann wollen wir uns wieder treffen? Wenn sich die Sonne im Westen dem Gras nähert?


    Das Fräulein Salbei nickte. Sie freute sich schon, die hiesigen Pflanzen zu sammeln, um sich dann zum Dokumentieren in die Mitte des Gartens zu setzen, Zeichnungen anzufertigen und sich dabei von der Sonne bescheinen zu lassen. Wahrscheinlich würde sie sich zwischendurch mitten im Grün ausstrecken und dabei einnicken. Kjona war so ein friedlicher Ort. Jedenfalls schien es ihr so. Und Frieden hatte sie nun schon eine ganze Weile nicht mehr genossen.

  • Auch Uhlakk schwang sich in die Höhe. "Vai geht zu den anderen und sehe was man tun kann." Der Ork grüßte kurz mit einem Schlag seiner rechten Faust auf die Brust, schritt die Treppe hinab und verschwand zwischen den Hütten, wo er schon erwartet wurde.