Die Frühstücksrunde

  • Der Himmel färbte sich in gelblichem Grau, als das Feuer vor der Haupthütte endlich aufloderte und das Holz zu knacken begann .

    Chaszmyr war als erster wachgeworden und kümmerte sich um Wärme. Er war sich nicht sicher , was er von dem neuen Trubel in Kjona halten sollte.

    Doch wenn er sich nützlich machen konnte , fühlte er sich weniger unsicher .


    Schritte erklangen oben in den Hütten, und kurz darauf konnte Chaszmyr einen Kopf sehen , der aus einem Fenster blickte.


    Rasch stand er auf und bewegte sich fort, zog sich zwischen die Gebüsche zurück . Einen Moment beobachtete er, ob jemand herauskam - dann tauchte er zwischen das Grün und ging Naira wecken . Sie mochte das gar nicht , aber wer Gäste hatte, musste sich kümmern !

  • Wie üblich war das Fräulein Salbei als erste wach. Und wie üblich hatte sie morgens die deutlich bessere Laune. Mit den ersten Sonnenstrahlen setzte sie sich auf dem Stohbett auf, rieb sich die Augen und räkelte sich. Dann hüpfte sie auf und steckte den Kopf aus dem Türspalt. Ungewohnte Gerüche drangen auf sie ein. Die Luft fühlte sich kühl und frisch an, aber Aeris und Aqua hatten noch nicht entschieden, welch ein Tag heute werden solle.


    Die Kräterfrau blickte sich um, aber es war wohl noch niemand auf den Beinen. Sie hatten des nachts noch eine der Hütten am Waldrand bezogen. Einer der Uruks hatte ihr Gepäck tragen helfen, und im Handumdrehen war ihre neue Heimstatt hergerichtet gewesen. Die Kräuterfrau lief zum Strohbett des Paters, der sich gerade seine Decke über den Kopf gezogen hatte, um das zunehmende Tageslicht und die gute Laune seines Mündels aus seinen Träumen auszusperren.

    Guten Morgen“, flötete sie ihm ins Ohr, „wacht auf, Prior, es ist ein neuer Tag angebrochen, es sind wichtige Amtsgeschäfte zu erledigen, und es ist ein herrliches Wetter draußen!“ zwitscherte sie weiter.

    Das Wetter ist meistens draußen, geht mir ab!“, grummelte es unter der Decke hervor, gefolgt von einigen Grunzlauten und nicht-gesellschaftsfähigen Flüchen.

    Aber Pater! Ich bin erschüttert! Ihr klingt, als habet Ihr Euch über Nacht in einen Uruk verwandelt.

    Dafür war die Nacht nicht lang genug!“, antwortete der Pater zerknirscht, wärt Ihr eine Gockel...“,

    „... würdet Ihr mich dem nächstbesten Fuchs zum Fraß vorwerfen, ich weiß!“, lachend warf sie ihm seine braune Hose und eine rote Tunika an den Kopf.

    Tragt dies heute. Euer Untergewand steht vor Dreck, ich werde es heute waschen.

    Das ist eine vorzügliche Idee, meine liebe, und nach der langen Reise wascht Ihr das Eure am besten gleich mit.“ Die Kräuterfrau sah an sich hinab und steckte die Nase in den Stoff ihres weißen Leinenkleides

    „Also, Herr Prior, ich muss doch sehr bitten! Mein Kleid riecht nach Salbei.“

    Schon, aber auch Salbei verrottet irgendwann.

    Mit einer theatralischen Geste drehte sich das Fräulein um, warf das Haar in den Nacken, gab ein demonstrativ verächtliches Schnaufen von sich und verließ die Hütte.

  • Der Pater stöhnte leise und setzt sich auf. Stille. Eine herrliche Stille. In seinem Kloster war er allmorgendlich vom Grunzen der Schweine, vom Blöken der Kühe, vom Sägen des Zimmermanns oder vom Hämmern des Schmieds geweckt worden. Von den Glocken der Abtei ganz zu schweigen. Hier, auf diesem Fleckchen Erde herrschte ein himmlischer Frieden. Blätterrauschen bei Wind, flatternde Insekten, sonst nichts. Würde er an das Paradies glauben, es wäre genau hier.


    Mit leicht verzogenem Gesicht richtete sich der ehemalige Prior auf. Seine Knochen kamen mit langen Reisen nicht mehr so gut klar. Aber er hatte wohl noch den ernüchternden Anblick seines beteubten Körpers vor Augen, den der Genuß des Blauen Kaninchens ihm am letzten Abend beschert hatte. Widerwillig stellte er sich in die Mitte der Raumes und begann mit seinen Morgenübungen.

  • Helrik, der für seine Verhältnisse relativ früh aufgewacht war, schnappte sich seine Decke, sein Buch, einen Stift und setzte sich etwas abseits der Hütte ins Grün und beobachtete, wie die Stadt langsam zum Leben erwachte. Noch immer über die Gespräche vom letzten Abend grübelnd, schlug er sein Buch auf und begann etwas dort hinein zuschreiben.


    Nachdem er mit seinen Beobachtungen und Aufzeichnungen fertig war, fragte er einen Einwohner wo man sich waschen könne und ging, nachdem er sein Buch weggebracht hatte, dorthin. Helrik genoss das Wasser, von dem er auf seiner Reise leider nicht so viel hatte und blieb dort relativ lange.


    Auf dem Rückweg ging Helrik an der gestern erwähnten Feuerstelle vorbei um nachzusehen, ob dort schon jemand ist.

    Helrik Schütze

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  • Das Fräulein Salbei hatte derweile die Kleider gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Über ihrem beigefarbenem Untergewand trug sie ein Kleid in einem warmen Grünton. Ihr Haar hatte sie unter einem Kopftuch aus dem gleichen Stoff geordnet. An den Füßen trug sie knöchelhohe Stoffschuhe aus einem festen Leinen. Über ihrem Arm baumelte ein geflochtener Korb, in dem neben allerlei Kräuterpastillen auch eine große Sichel lagen.

    Guten Morgen Helrik“, grüßte sie freundlich und deutete einen Knicks an, als sie zu ihm an die Feuerstelle trat. „Ist Naira schon aufgetaucht? Ich würde gerne beim Frühstück helfen. Oder machen das die Uruks? Ich habe einen Bäääärenhunger. Wie steht es mit Euch? Habt Ihr gut geschlafen?“ Sie sah den jungen Mann fröhlich an.




  • Als der Pater seinen Kopf in den Eimer voll Wasser steckte, wurde er schlagartig hellwach. Das Wasser war eiskalt, so als käme es geradewegs von einem Gletscher. Kein Wunder, dass sein Haar schütter wurde, bei solch einer Behandlung würde er als Haar auch ausfallen, überlegte er sich, während er seinen restlichen Körper wässerte und dabei undefinierbare Geräusche von sich gab.


    Etwas später stapfte eine frisch gewaschene Gestalt mit rosa Gesichtshaut in Richtung Feuerstelle. Sie trug weite, braune Hosen über braunen Lederschuhen, einer rostrote Tunika, die von einem schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde. Darüber flatterte ein wollenes, schwarzes Kapuzencape, aus dem ebenso rosafarbene Hände hervorschauten.


    Einen wunderschönen guten Morgen“, sagte der Pater, als er sich zu Helrik und dem Fräulein Salbei an die Feuerstelle gesellte. „Welchen Baum reißen wir heute aus?“ Die Kräuterfrau grinste und zeigte auf einen kleinen Steckling einer Birke, der sich im Garten auf eine kniehohe Existenz hochgewachsen hatte. „Na gut“, grummelte der Pater, „zuerst Frühstück, gute Idee. Hat sich unsere werte Gastgeberin schon sehen lassen? oder eines ihrer ... Geschöpfe?

  • In diesem Augenblick ertönte ein Gerumpel von der Haupthütte her und die Tür zur Terrasse schwang auf.

    Der Gebäudekomplex war wie ein Gebilde aus Waben oder Zellen aufgebaut; überall gab es Türen und Durchgänge, so dass niemand mitbekommen hatte, wie Naira offenbar von der Rückseite hineingelangt war.


    Das Spitzohr trug ein einfaches braunes Kleid und ein braunes Überkleid aus Samt. Tagsüber bevorzugte sie dunkle Stoffe - ab dem Einbruch der Dunkelheit trug sie Weiß. So bildete sie immer einen Kontrast zur Umgebung. Trotzdem übersah man sie leicht.

    In diesem Augenblick war aber ein Übersehen völlig unmöglich. In ihren Händen hielt sie je eine große Bratpfanne, in der anscheinend Speck aufgehäuft lag.

    Sie balancierte sich mit der schweren, unhandlichen Last die Treppe hinunter, wobei die Pfannen so hin und her schaukelten, dass man schon Speckstreifen über den Rand rutschen sah...


    Endlich unten angekommen, stellte sie die Pfannen schmetternd auf einem Stein neben dem Feuer ab.

    "Die anderen schlafen wohl noch! Nicht mal der Kessel hängt!" rief sie aus. "Kannst du mal den Kessel holen gehen - oben links? Da ist die Küche!" sagte sie in die Runde, ohne jemanden bestimmten anzusehen.


    "Wir brauchen heißes Wasser für Tee und zum Waschen! Auch wenn Helrik sich schon ins kalte Wasser des Sees gewagt hat! Bist du nicht zum Eiszapfen geworden?!" fügte sie fröhlich hinzu. Offenbar war sein Bad von den Hütten aus zu sehen gewesen.

  • Ihr wart in diesem Wasser?“, fragte der Pater erstaunt und mit einem Anflug von Respekt in der Stimme. „Ich nehme an, etwas an Euch ist ganz bestimmt zum Eiszapfen geworden.“, ergänzte das Fräulein Salbei schelmisch. „Verzeiht meinem überaus vorlautem Mündel, sie hat eine sehr nachlässige Erziehung genossen.“, griff der Pater ein. „Wenn Ihr überschüssige Energie habt, dann könntet Ihr Euch um Wasser und Töpfe kümmern!“ Kopfschüttelnd sah er der jungen Frau nach, die sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Dann wandte er sich wieder an Naira. „Es ist schön, Euch zu sehen, meine liebe. Euer Kleid steht Euch sehr gut, und Ihr sorgt vorzüglich für Eure Gäste.

  • "Jaja... bei Speck werden die meisten ganz zufrieden mit ihrem Leben !" grinste Naira , die im Feuer gestochert hatte und jetzt die Pfannen hinein stellte.

    Aus einer Kiste zwischen den Sesseln holte sie einige Hühnereier hervor.


    "Hühner und Schweine - das wäre mal ein Anfang ! Bisher holen wir die Sachen mit dem Wagen , aber das wird nach diesem Frühstück schon knapp werden ! Was haltet ihr davon , nach dem Essen einen Platz abzustecken , an dem wir Gehege und eine größere Küche errichten können? Und für das, was euch sonst noch vorschwebt? Ein Trainingsplatz?"


    Sie sah Helrik an.

    "Zum Beispiel wenn du für die Kampfprüfung üben möchtest ?"

  • Der Pater legte den Kopf leicht zur Seite und zog eine Augenbraue hoch. Man schritt zur Tat. Es gab etwas zu planen und zu organisieren. Es entstand etwas Neues. Unwillkürlich spürte der ehemalige Prior eines Klosters, wie einige Lebensgeister in ihm erwachten.

    Habt Ihr eine maßstäbliche Karte von dem Gelände? Sonst würde ich vorschlagen, dass wir zunächst eine erstellen und darauf dann einen Plan zeichnen. Sonst enden wir vielleicht mit lauter Gebäuden, zwischen denen kein Karren mehr hindurch passt.

  • "Nö." sagte Naira rundheraus. "Ich hab schonmal maßstäbliche Karten gesehen, bei Ffalmir, als er seine neue Stadt geplant hat! Aber von diesem Ort hier gibts nichts!"


    Sie war sich nicht sicher, ob eine Karte eine gute Idee war. Einerseits mochte sie Übersichtspläne - andererseits mochte sie es nicht, wenn jemand alles kontrollieren wollte!

    Doch sie beschloss, es darauf ankommen zu lassen - immerhin hatte sie das Vertrauen zum Pater, dass er Kjona nicht vollkommen auf den Kopf stellen würde und dem Ort seine Eigenart nehmen.


    "Die Höhlen würde ich aber lieber unkartografiert lassen."

  • Der Pater spürte das leichte Unbehagen, das von Naira ausging. Er sah sie kurz an, und überlegte es sich dann anders. „Andererseits, wenn wir diesen Ort in einem Konfliktfall ohnehin nicht verteidigen würden, dann brauchen wir auch nicht über Wehranlagen nachzudenken. Und dafür benötigt man die Pläne in erster Linie. Den Rest bekommen wir auch mit der Methode des besonnenen Hinsehens hin. Außerdem... wenn es keinen Plan gibt, kann er auch nicht in falsche Hände geraten.

    Ich habe eine Idee: nach dem Frühstück gehen wir alle nach draußen, und jeder von uns erzählt, wie er sich diesen Ort vorstellen würde. Wir sammeln die Ideen und überlegen dann gemeinsam, was davon wir wie umsetzen wollen und können. Das gibt uns zum einen die Möglichkeit, in Konzepten zu denken, zum anderen festzustellen, was wir lieber nicht umsetzen wollen.“

    Der Pater blickte in die Runde um zu sehen, wie sein Vorschlag aufgenommen wurde.

  • Nachdem Helrik kurz verschwunden war um sich vollständig anzukleiden, kam er zurück und meinte


    "Auch wenn das für einen Soldaten vielleicht unüblich ist, bin ich ein sehr reinlicher Mensch. Wenn ich für so lange Zeit nur sporadisch etwas Wasser zum waschen habe, bekomme ich eine Kriese. Von dem her war jedes Wasser egal wie kalt perfekt. "


    dann fügte er hinzu


    "Gegen einen Trainingskampf habe ich nichts einzuwenden, das klingt sogar nach einer sehr guten Idee. Dafür bräuchte ich nur einen Gegner und eine Langwaffe, wenn ihr zufällig irgendwo eine rumstehen habt. Ein langer Stock würde auch reichen. Ich habe leider nur mein Kurzschwert dabei und ich würde ungern mit scharfen Waffen gegen jemanden hier kämpfen. Nicht das ich noch verletzt werde." *augenzwinkern*


    Helrik wartete kurz und fügte dann etwas verwirrt hinzu


    "Pater, ihr sprecht immer von 'Wir' wohnen Fräulein Salbei und Ihr wohl mit Naira hier ? Ich dachte ihr seid auch nur ein Reisender und hier zu Besuch. So viel Plane ich ja nicht mal bei mir zuhause, geschweige denn bei anderen."

    Helrik Schütze

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  • Ich glaube, unsere werte Gastgeberin wollte uns darauf hinweisen, dass, wenn wir einen Trainingsplatz brauchen, wir einen bauen müssten“, sagte der Pater schmunzelnd, „und das ist ja auch nur sinnvoll, schließlich wollen wir nicht zwischen den Gartenkräutern fechten. Oder auf Kürbisse schießen.“ Er machte eine Bewegung, als würde er einen Pfeil auf die Sehne legen. „Insofern: erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

  • Ich habe Schluckauf! Hier wird von mir gesprochen?“, platzte das Fräulein Salbei herein, das gerade mit Töpfen und Kessel bewaffnet die Treppe herunter stampfte. Im vorbeigehen drückte sie dem Pater ein bauchiges Stück Gusseisen in die Arme. „Hier, der Kessel! Vielleicht könnten die beiden starken Männer Wasser holen gehen?

    Der Pater sah sie belustigt an und entgegnete „Wir haben gerade festgestellt, dass wir alle sauber sind“, sagte er verschmitzt und stellte den Kessel ab. Zu Helrik gewandt erklärete er: „Ja, mein Mündel und ich pilgern gemeinsam über diesen Kontinent, der für uns recht neu und unbekannt ist. Bevor Ihr eintraft, erzählten wir Naira von unseren bisherigen Stationen. Wir trafen uns während der Expedition nach Burg Tannesang, wo sie uns anbot, sie hier zu besuchen.


    Und hier zu bleiben, wenn es uns gefiele“, ergänzte die Kräuterfrau, „und spätestens seit heute in der Frühe bin ich zu dem Schluss gekommen: Mir gefällt es hier sehr. Diese Landschaft, dieser Duft, ... wunderbar!

    Und diese himmlische Ruhe!“, beeilte sich der Pater beizusteuern.

    Ja, die Ruhe auch!“, die junge Frau lachte.

    „Und es sind wohl schon andere Neusiedler eingetroffen. Wie steht es denn mit Euch, Helrik? Werdet Ihr auch hierbleiben?

  • Schließlich wollt Ihr Euch auf die Prüfungen vorbereiten. Wo könntet Ihr das besser tun als hier?


    Dann wandte sich der Pater an Naira. „Meine liebe, Ihr habt es vernommen: Auch mein überaus selbstloses Mündel erachtet Eure abgelegene Welt als bleibenswert“, sagte er mit einem ironischen Unterton und einem etwas vorwurfsvollen Seitenblick auf die Kräuterfrau. „Solltet Ihr also immer noch so leichtsinnig sein, uns aufzunehmen, dann wollen wir uns mit Freuden hier bei Euch niederlassen.“ Seine Stimme hatte schon fast etwas Feierliches, als er sich leicht vor Naira verbeugte.

  • "Ja, das hatte ich doch schon gesagt!" erwiderte Naira etwas ungeduldig.

    Ihr wurde ein wenig mulmig zumute. Menschen hier aufzunehmen, war für die Lethi eine Grenzerfahrung... sie hatte schon Schwierigkeiten, mit Menschen in einem Lager auf dem Feldzug zu hausen - sie permanent um sich zu haben, könnte lästig werden... Ihr Impuls, die netten Leute, die ihr geholfen hatten, weiter um sich haben zu wollen geriet in Konflikt mit ihrem Wunsch nach IHRER Art von Konversation...



    Von allen Wesen auf Mythodea hatten nur Mahrukkaa, Alnock und Kherankor die metaphorische Sprechweise der Lethi verstanden und sich darauf eingelassen. Es war die Brücke gewesen, um von dem sehr unzureichenden Wortschatz Nairas, was Menschensprache anging, zu einem flüssigen Dialog zu kommen. Nur mit diesen dreien hatte sie komplexere Dinge besprechen können und das Zutrauen gefunden, ihre echte Stimme und ihre echte Denkweise zu zeigen.

    Menschen hingegen hatten nach wie vor große Schwierigkeiten, Nairas urtümliche Weltbetrachtung nachzuvollziehen. Aus Menschensicht verstand die Lethi zu wenige Details, drückte alles zu einfach aus und zog falsche Schlüsse. Und sie verfiel - sobald sie sich missverstanden fühlte - immer noch rasch in eine Sprechweise, die kindlich und kender-artig schien.


    In diesem Moment rangen Nairas Kinder-/Kenderzunge und ihre Lethi-Gedanken miteinander. Sie wollte ausdrücken, dass es nicht um den Entschluss ging, in Kjona zu bleiben, sondern um das, was die Menschen hier erschaffen würden! Das Resultat konnte gut oder schlecht sein. Schlecht war es, den Gang der Dinge zu stören.

    Gut war es, den Gang der Dinge zu nutzen, um hier gemeinsam leben zu können.

    Aber da Naira nicht in der Lage war vorherzusehen, was der Gang der Dinge im Einzelnen sein würde, musste sich lange nachdenken...


    "Vielleicht solltet ihr heute eine Weile bei den Hütten bleiben und lauschen!" sagte sie endlich. "Holt euch ein Fell und probiert verschiedene Orte aus. Wenn ihr den Boden fühlt.. den Wind... die Sonne... dann findet ihr bestimmt die besten Plätze!"


    Ihre Gäste hatten Nairas Angewohnheit, auf dem Boden zu sitzen und zu liegen, noch nicht kennengelernt. Die Lethi verbrachte lange Zeit damit, irgendwo zu ruhen und den Fortgang der Welt stumm zu beobachten. Viele Leute sagten, dass man "nie wisse, wo Naira ist, aber dass sie immer urplötzlich im richtigen Moment auftaucht". Natürlich lag das daran, dass die Lethi oft unbemerkt stundenlang in einem schützenden Schatten kauerte!

    Erst in den letzten Jahren war sie gezwungen gewesen, sich auffällige Kleidung zuzulegen und mehr zu stehen als früher - um nicht wieder angeklagt zu werden, sie spioniere. Für Naira sselbst war es kein Spionieren, lautlos und reglos neben einer Stätte, einem Thron oder einem Tisch zu liegen - sondern die einzige Methode, um herauszufinden, was geschehen würde...

    Ihr Rat an den Pater erschien ihr daher absolut vernünftig.

  • Der Pater war etwas verwundert ob des ungewöhnlichen Ansatzes, den Naira da vorschlug. Normalerweise würde er sich einen Überblick verschaffen, die Gegebenheiten analysieren, einen Plan anfertigen und diesen dann umsetzen. Die Vorstellung, auf einer Terrasse zu sitzen und die richtigen Orte für zukünftige Bauten zu erspüren, kam ihm völlig abstrus vor.


    Andererseits... Die Elfin hatte einiges erzählt über die Art, wie die Freunde Terras die Natur wahrnahmen und behandelten.

    Dann wollen wir also heute Nachmittag meditieren. Möglicherweise wird das eine ... einzigartige Erfahrung.


    Aber jetzt... jetzt sollten wir erst einmal die Eier vernichten.

  • "Das stimmt. Sich an der Quelle der Informationen vorzubereiten ist natürlich optimal. Jedoch möchte ich keineswegs die Gastfreundschaft von Naira überstrapazieren. "


    Herlik von Nairas Worten leicht überrascht


    "Umso länger man sich unterhält, umso mehr unterschiede werden mir zwischen unseren Kulturen klar. Bei uns wird geschaut wo es am platzsparensten ist, oder wo es am besten in das restliche Stadtbild passt, aber nicht wie die Natur darum beschaffen ist. "


    Danach an den Pater gerichtet


    "Das ist eine sehr gute Idee. Ein gelungenes Frühstück ist gleich ein guter Start in den Tag."

    Helrik Schütze

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  • Eine Weile später standen Eier und Speck, gebratenes Gemüse, etwas Brot und dampfender Tee auf dem Tisch und die drei setzten sich. Der Pater blieb stehen, legte die offenen Handflächen übereinander und hielt sie eine handbreit vor seinem Bauch, so als erwartete er, dass jemand Wasser hinein gieße. „Wir danken den Kral Urien dafür, was sie hervorgebracht haben, um uns zu nähren und uns zu beschützen.“, sagte der Pater in sich gekehrt und etwas andächtig. „Und wir danken unserer Gastgeberin für unsere freundliche Aufnahme. Mögen die Elemente diesen Ort und unsere Speisen segnen!“ Nach einer Verbeugung setzte sich nun auch der Pater. „Wollen wir?