Wann: kurz vor der Abreise von Tannesang durch das Portal
Wo: Burg Tannesang
Wer: Aïsala und Tianna
Status: geschlossen
Die Burg hatte sich in Aïsalas Augen zum Vorjahr in keinster Weise verändert. Stolz thronte sie oben auf ihrer Anhöhe, erhob sich als deutliches Zeichen aus dem Goldbraun der Wälder und den im grauen Dunst des Abendnebels verschwindenden Hügelketten am Horizont. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen schien sich der Herbst noch einmal in all seiner Pracht zu zeigen, verwöhnte sie mit den wohl letzten warmen Sonnenstunden vor dem langen Winter. Sicherlich hätte sie dieses Wechselspiel der Farben genossen, den frischen Wind der durch den Burghof wehte und gerade jetzt zur Abendzeit den Geruch von frischem Brot und gebratenem Fleisch mit sich trug.
Aber die Erfahrungen des letzten Jahres machten sie nervös. Sie misstraute dem Lächeln der Burgbewohner, dem Essen, selbst dem Wasser. Zum wohl hundertsten Mal sichtete sie die Notizen des ersten Vorstoßes, suchte nach Details die ihr bisher verloren gegangen waren. Eine leise Stimme verlangte von ihr hinaus zu gehen, die Bilder einzufangen die Wind und Wolken zeichneten, aber sie schob diese stur beiseite. Neben ihr auf dem Feldbett lagen lose Schriften, kleine Büchlein und Schreibfedern verstreut zwischen ihrer Kleidung. Nervös tippte sie sich an die Unterlippe, legte das Papier beiseite. Der Rest der sich sammelnden Truppen würde wohl bald beim Essen sein, sie nutzte die Gelegenheit um die Fenster im engen Schlafsaal aufzureißen und etwas frische Luft hinein zu lassen.
Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich wieder zwischen Papiere, Kleidung und ihre frisch gepflegten Waffen fallen. Sie hatte für die morgige Abreise packen wollen, war aber an ihren Notizen hängen geblieben. Das tiefe Hinsetzen jagte ihr einen jähen Schmerz durch die schlecht verheilte Beinwunde. Eine weitere Erinnerung an den missratenen Feldzug.
Mit mehr Schwung als notwendig schlug sie ihr Notizbuch zu und begann ihre Habseligkeiten erst ordentlich zu sortieren und dann in ihren Taschen zu verstauen. Kleidung, Schriften, Schreibzeug, Proviant, eine ganze Kiste verschiedenster kleiner Gegenstände die vielleicht nützlich sein könnten. Die frisch ausgebesserte Rüstung, die stark lädierten Stiefel. Nur nicht an das denken, was zusammen mit ihrem Zelt in Flammen aufgegangen war...