[Noch nicht] verschollen in der Hohld

  • Wann: Vor der Ankunft in der Hohld

    Wer: Wer möchte und zur Reisegruppe gehört

    Wo: Irgendwo auf der Reiseroute

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    Es war bereits an der Zeit, dass die Tage wieder kürzer wurden. Der Herbst klopfte an und mit jedem weiteren Tag, der verstrich, erzählte der Wind neue Geschichten. Für so viele Ohren unverständlich und ungehört. Für viele, nicht für alle...

    Die ersten Blätter färbten sich in warmen Farben und fielen zurück in die Umarmung der Erde. Nebel verschleierte nun beinahe jeden Morgen das Lager des Reisetrupps und eine klamme Kälte drohte sich in den Nächten durch Kleidung und Knochen zu ziehen. Die Stimmung war ob der Mission, die ihnen bevorstand erstaunlich gelöst. Das mochte daran liegen, dass man sich zumeist gut kannte, oder auch daran, dass man gelernt hatte die Zeit zu nutzen, bevor sie verstrichen war. Aber wer dieser Dinge nicht völlig blind war, der wusste, dass sie alle sehr wohl ruhige und nachdenkliche Momente hatten. Manche teilten diese, viele jedoch machten sie allein mit sich und ihren selbst gewählten oder auferlegten Aufgaben aus.


    So auch die Waffenmeisterin. Bestrebt darin diese kleine zeitweilige Gemeinschaft zusammenzuhalten, wo auch immer Streit und Unruhe aufkeimte, war sie zuweilen auch häufig alleine am Rande des Lagers und hing ihren Gedanken nach. Es gelang ihr häufig sich immer genau dann zurückzuziehen, wenn an den Lagern Geschichten erzählt oder leise Lieder gesungen wurden. Manchmal waren auch einfach alle so sehr mit ihren Vorbereitungen beschäftigt, dass es gar nicht schwierig war sich vom Rest der Gemeinschaft zu lösen.


    Ihre grünen Augen blickten ziellos in den Nebel. Einen starken Baum in ihrem Rücken, die Arme vor der Brust verschränkt, spielten die Finger ihrer rechten Hand mit einem kleinen Gegenstand.


    Die meiste Zeit hielt sie sich an Remi und Tianna. So seltsam sich das anhören mochte, aber sie kam in der Nähe der beiden innerlich zur Ruhe. Noch zumindest. Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln. Daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Es zog sie immer noch zu den Kindern Aeris', auch wenn ihr Weg längst ein anderer war.

    Je näher sie jedoch der Hohld kamen, um so mehr suchte sie die Stille. Wollte die Träume vertreiben, die sie quälten. Das Spannen in der Narbe, Wortfetzen, Bilder... und der Umstand, dass ihr etwas fehlte. Oder besser, jemand. In der letzten Zeit wurde es bemerkenswert hart, wie sehr ihr der Schatten mit dem violetten Turban fehlte.


    Die Monate in denen sie mit den Naldar und mit Elgon gereist war waren ihr leichter gefallen. Vermutlich... weil sie ähnlich schwer zu hüten, aber ebenso loyal waren wie Kelnozz...


    Sie steckte die kleine goldene Figur wieder in eine Gürteltasche und atmete tief durch. Es war wichtig, dass sie sich auf die bevorstehende Mission konzentrierte. Ihre grünen Augen verloren sich wieder in den Nebelschleiern und sie versuchte die Kälte in den Knochen zu vertreiben. Vieles arbeitete in ihrem Verstand... Sorge um Sorge reihten sich aneinander...


    Die Hohld. Dort hatte sie die Freundschaft zu Ignis verloren... Dort war sie verflucht worden... dort hatte sie sich der Ehre verschworen.


    Der Blick der Jademeister ruhte nun wieder auf ihr. Es war Zeit sich ihnen größer zu zeigen als jemals zuvor.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Am Rande ihres Lagerplatzes bliebt die Kundschafterin für einen Augenblick im Schatten zweier Bäume stehen. Ein kühler Wind zog mit strengen Fingern an ihrer warmen Kleidung, während sie die Arme verschränkte und einen nachdenklichen Blick auf ihre Mitreisenden warf.

    Sie kam grade von einem kleinen Erkundungsrundgang zurück, den sie sich nie nehmen lies, der aber in der Umgebung keine Anzeichen für nahe Gefahr gezeigt hatte. Irgendwann würden sie zwangsläufig auf solche stoßen. Die Gruppe war nicht wirklich zu übersehen. Aber da niemand wusste, was die Westsphäher aufgehalten hatte, war ein wenig Kampfkraft vielleicht garnicht so schlecht.


    Ruhig löste Tianna sich aus dem Nebel und nickte Remi zu, der sie längst entdeckt hatte. Manch anderer mochte vielleicht nicht mit ihr gerechnet haben - Die braungraue Gewandung war bei diesem Wetter ein guter Schutz. Ihr Körper hingegen war nach dem Sommerfeldzug immernoch angeschlagen und ein leichtes Humpeln schlich sich in ihren Gang.

    Die Kundschafterin berichtete wie immer im Lager kurz von ihrem Rundgang und trat dann mit einem freundlichen Nicken wieder aus dem Kreis der dort sitzenden. Tiannas Gedanken kreisten um andere Themen und Erinnerungen.


    Vielleicht verstand sie sich deshalb mit Sylvana gut: Beide verloren sich manchmal in der Stille, versunken in Gedanken. Tianna wusste nicht, was die Ignisanhängerin beschäftigte und war auch zu zurückhaltend, um nachzufragen. Aber die Kundschafterin freute sich immer über ihre Gesellschaft.

    Mit einem Blick hatte sie sie am Rand des Nebels entdeckt und ging mit der Ruhe einer stets aufmerksamen, aber in diesem Moment nicht allamierten Siedlerin zu ihr und wartete ab, ob sie lieber allein sein oder erwas reden wollte.

  • Die Zeit bei den Dunkelelfen hatte Sylvana ungewöhnlich aufmerksam für ihre Umgebung gemacht. Ihr blieben sowohl Remi als auch Tianna selten verborgen. Auch wenn sich der Kundschafter allmählich einen Spaß daraus machte die Waffenmeisterin darin zu testen, ob sie auf ihren Rücken achtete.


    Diese Spiele kannte sie zu Genüge. Kelnozz und sie hatten jahrelang nichts anderes gemacht. War sie wirklich unaufmerksam, dann stimmte etwas mit ihr nicht. Vermutlich fühlte sie sich auch gerade deshalb so wohl bei den beiden. In ihrer Berufung waren sie dem Verhalten der Dunkelelfen sehr ähnlich. Es war ein wenig... wie zu Hause. Zu Hause... diese Worte machten etwas Seltsames mit ihr. Es gab schon lange keinen Ort mehr an dem sie sich zu Hause fühlte... Es hing immer von ihrem Umfeld ab und den Personen, die an ihrer Seite waren.


    Infolgedessen, dass sie sich mit den letzten Tagen auf die beiden eingestimmt hatte, hatte sie auch die herannahende hochgewachsene Gestalt Tiannas am Rande ihres Blickfeldes bemerkt. Sie konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Die grünen Augen lösten sich von den Nebelschleiern und richteten sich auf die Kundschafterin. Die Waffenmeisterin nickte ihr zu ...


    "So langsam glaube ich, dass man sich nach dieser Mission über uns erzählen wird, dass wir niemals schlafen..."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Mit einem Lächeln trat Tianna neben sie und verschränkte die Arme.


    "Leben wir nicht ein kleines bisschen auch von den Geschichten, die über uns erzählt werden? Abgesehen davon können wir ausschlafen, wenn wir das hier überlebt haben."


    Sie legte den Kopf ein wenig schief.

    "Auf dem ersten Hohldfeldzug habe ich meine ersten näheren Erfahrungen mit Untoten gemacht. Sie auf diesem Gebiet komplett umgehen zu wollen wird unmöglich oder ein Wunder."

    Die Kundschafterin warf einen kurzen Blick über ihre Schulter und fuhr fort: "Ich hoffe, dessen sind sich alle bewusst."

  • "Immerhin geht das mit Untoten noch besser als mit dem Schwarzen Eis. Aber ja... die Wahrscheinlichkeit ist groß. Sie haben ja quasi... eine Art Heimvorteil."


    Dann grinste sie ein wenig.


    "Natürlich tun wir das. Seit ich Waffenmeisterin bin gibt es so viele interessante Geschichten. Immer wieder ein Vergnügen, wenn ich eine neue höre."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Auch wenn mit den Geschichten manchmal ein gewisser Erwartungsdruck einhergeht" fügte Tianna an. Sie schmunzelte dabei, doch in ihrer Stimme lag auch Nachdenklichkeit und sie spürte Collins Brief tief in ihrer Tasche liegend.


    Während sie redeten, zog die junge Frau ein paar Trockenwürste hervor und bot sie Sylvana an. Den langen Speer lehnte sie dabei für einen Augenblick an einen der nahen Bäume.


    "Bei dem frischen Wetter auch noch gegen das Schwarze Eis zu kämpfen wäre auch deprimierend. Moment, das mache ich demnächst in der Freynmark... Es gibt viel zu viele Baustellen auf diesem Kontinent. Ich freue mich darauf, den Winter wieder an der Quelle zu verbringen um wenigstens zwei Monde mal Ruhe zu haben." sagte sie mit einem Augenzwinkern. "Aber am Ende wird man dann doch wieder unruhig und kann es nicht sein lassen..."

  • Sylvana lehnte das Fleisch dankend ab.


    "Jeder von uns folgte einem inneren Ruf hier her. Einigen ist das bewusst, anderen nicht. Aber jede Seele, die hier eine Aufgabe findet folgt einer Bestimmung. Wir müssen nur herausfinden welche der vielen Möglichkeiten jene ist, die für uns geschrieben wurde."


    Sie streckte sich leicht und vertrieb die Kälte aus ihren Gliedern.


    "Erwartungsdruck..." sagte sie und lachte leicht auf. "Wem sagst du das..."


    Diese eine Zeile in Collins Brief hatte ihr noch in Yunalesc eine schlaflose Nacht bereitet.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ruhig kaute Tianna auf ihrer Trockenwurst und dachte über das Gesagte nach.


    "Das unterscheidet diejenigen, die hier auf Mythodea wirklich siedeln von den meisten, die gelegentlich zu Besuch kommen, denke ich. Zumindest viel mir das bei einigen alten Reisegefährten auf: Sie konnten kaum verstehen, wie schnell ich hier eine Heimat gefunden habe, weil sie selber in Aventurien verwurzelt sind. Sie helfen den Siedlern gerne und haben Freunde hier, aber keine Aufgabe wie du oder ich."


    Dann lachte sie kurz zusammen mit der Waffenmeisterin und hob dann die Schultern.

    "Sie erwarten die Wunder immer mit einer gewissen Beiläufigkeit, nicht?"

  • "So kann man das sicherlich auch beschreiben." sagte sie schmunzelnd.


    Sie warf einen Blick gen Himmel und versuchte abzuschätzen welche Stunde es inzwischen sein mochte. Noch ein paar Tage in aufkommender Kälte und anhaltender Nässe würde die Reisegruppe auf ganz natürliche Art und Weise schwächen... vielleicht auch unaufmerksam machen.


    Manchmal war es beachtlich wie sehr die Elemente ihren Dienern auch ihre Schattenseiten präsentierten. Es gab durchaus einige Reisende unter ihnen, die icht an andauerndes Reisen bei Wind und Wetter gewöhnt waren...


    Abschätzend warf sie einen Blick über die Schulter in das kleine Lager. Ihr Blicke ruhte auf der ein oder anderen Person... mal länger, mal flüchtiger...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Die Kundschafterin folgte ihren Blick und zog sich ihrem Umhang etwas enger.

    Das Wetter schützte sie genau so wie es die Feinde vor ihren Blicken verbarg. Und Nachts ließ jedes Knacken, jedes Tier Tianna innehalten.

    Irgendwie konnte sie ein Seufzen nicht unterdrücken. Spezialaufträge wir diese waren auch für sie in gewisser Weise neues Terrain.


    Dann spitzte sie die Ohren, lauschte auf die entferntrn Gespräche im Lager und spürte, wie es ihr warm ums Herz wurde. Einige kannte sie nicht wirklich gut, aber mit anderen der kleinen Gruppe war sie in Freundschaft verbunden.

    "Nirgends anders möchte ich leben. " sprach sie leise.

    Mit einem Blick zur Seite stupste sie die Waffenmeisterin an.

    "Mal was anderes, weißt du, ob Untote gegen Gift gefeit sind? Sie haben ja keinen funktionierenden Körper mehr wie wir."

  • Freundschaften. Wenn es hier Mitreisende gab auf die das zutreffen mochte, dann waren sie gering an der Zahl. Die Waffenmeisterin war geizig mit diesem Wort geworden. Der Unterschied zwischen Abban und Abbil... sie verstand ihn nun besser, denn je...


    Aus den eigenen Gedanken gerissen blickte sie fragend zu der Kundschafterin.


    "Mein Bauchgefühl sagt, es macht ihnen nichts aus, sicher bin ich dahingehend aber nicht." Sylvana dachte nach.


    "Die untote Hexe hatte jedenfalls keine Probleme mit meiner Giftklinge als ich sie in ihrem eigenen Ritualkreis damit erwischte..."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Einfach ausprobieren... aber möglichst ohne sinnloses Riskieren..." fügte sie beiläufig hinzu.


    Dann spannte das Narbengewebe auf ihrem Unterarm bei Tiannas Frage.


    "Hmm... Ja. Als ich das letzte Mal im Süden war, um mit einer kleinen Delegation nach Vermissten zu suchen bin ich ... sagen wir... in Schwierigkeiten geraten." ihre Hand fuhr unbewusst über ihren linken Unterarm.


    "Die Untoten Hexen wollten meine Unterstützung... und haben ihrer Forderung mit jeder verstrichenen Stunde mehr Nachdruck verliehen."


    Sylvana verschränkte die Arme wieder vor dem Körper. Ihre Stimme klang gelassen, aber ihr Blick glitt für einen Augenblick in die Ferne.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Verstehe."

    Die Jüngere ließ ihren Blick kurz auf der unbewussten Geste ruhen. Sie kannte dieses beiläufige Zusammenfassen von Geschichten und ahnte, wie viel mehr dahinter steckte.


    "Wir versuchen diesmal alle so lange wie möglich, weniger riskante Dinge zu tun?" fragte sie in dem Bewusstsein, das es nicht lange andauern würde.

  • "Wir wissen beide, das derlei Dinge immer nach hinten los gehen."


    Die Waffenmeisterin hob leicht die Schultern und ließ sie sogleich wieder sinken.


    "Als ich gefangen genommen wurde sind wir klug und taktisch vorgegangen. Hat auch nicht geholfen. Wenn es nach mir geht bringe ich euch einfach am Ende dieser Mission lebendig und möglichst in einem Stück wieder nach Hause."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.