• Wieder waren es die Fischer, die die Segel näher kommen sahen. Bald war klar, dass es sich um zwei Schiffe handelt. Eines davon, die Kaiserliche Korvette BEREMON war für die meisten Exilanten ein vertrauter Anblick, das andere, die PHOENIX war den Bewohnern Exilias noch unbekannt.
    Obsohl Wachoffizier John Barent an Bord der BEREMON war und auch Vallas und Timeon inzwischen ohne weiteres in der Lage waren, das schmale Fahrwasser in den Hafen zu finden, stoppten beide Schiffe vor den Untiefen. Die BEREMON setzte ihre Schaluppe aus, die bemannt mit Kapitän Vallas von Hunoldshove, Wachoffizier John Barent und 4 Seeleuten zunächst die PHOENIX anlief, dort Kapitän Antoninos Thalassonikes an Bord nahm und schliesslich in den Hafen einfuhr.


    Im Hafen angekommen begaben sie die beiden Kapitäne sogleich zu Hafenmeisterin Nammu Mannanan, um die PHOENIX an- und die BEREMON zurückzumelden.

  • Noch während die Mannschaft der Schaluppe damit beschäftigt war, sie vorläufig an der Seite der PHOENIX zu vertäuen, war ein kleines Lostenschiff zu ihr gestoßen, das die Schaluppe in den Hafen begleitete- besonders John Barent schien darüber erleichterter, als die Freude über das Wiedersehen mit Exilanten nach seiner langen Abwesenheit erklären konnte, verlor aber kein Wort darüber.


    Als die Schiffe schließlich in den Hafen einliefen und an einem freien Kai-Abschnitt in unmittelbarer Nähe der Hafenmeisterei anlegten, konnte ihre Besatzung Nammu Mannanan bereits sehen: sie stand auf dem Kai, in der einen Hand ein Pergament, mit der anderen Hand mal hier, mal dorthin deutend und ihren großen Hut ein wenig in den Nacken geschoben, um besser mit dem hochgewachsenen Mann sprechen zu können, der neben ihr stand. Auch er war von weitem unschwer zu erkennen: die ungewöhnliche blaue Farbe seiner Kleidung, die Muschel an seinem Barrett und die silberne Amtskette, die um seine Schludern lag, ließ keinen Zweifel daran, dass sich der Protektor Exilias zum Zeitpunkt der Heimkehr der ersten Rückkehrer der Expedition ebenfalls- sei es Zufall oder nicht- im Hafen aufhielt. Beide hatten kurz zu den beiden kleinen Schiffen hinübergesehen, als diese das Hafenportal passierten, ihr Gespräch dann aber fortgesetzt. Kurz darauf entrollte Nammu das Pergament und reichte es Galwine, der anfing, es zu studieren, während sie auf einzelne Passagen zeigte und offenbar Erklärungen dazu abgab. Was genau sie sagte, konnten die Männer auf den Boten jedoch nicht verstehen. Als sie aber angelegt hatten und auf die Kaimauer traten, erkannten sie in gebührendem Abstand hinter den beiden zwei Kavalleristen in ihren glänzenden Rüstungen, die den Neuankömmlingen wachsame Blicke zuwarfen.


    Nammu schwieg, wandte aber den Herren, die nun auf dem Kai standen, ihr Gesicht zu und blieb auf einer Höhe mit Galwine, als dieser das Dokument zusammenrollend und an sie zurückgebend, den Blick hob und lächelnd auf die Männer zuging. Für einen kurzen Moment blieb sein Blick bei John Barent hängen, ehe er (vielleicht etwas mehr an den Wachoffizier, als an die übrigen gewandt) gewichtig und klar anhob: „Exilia…“
    Und John antwortete sofort, ergriffen und mit dem Brustton der Überzeugung und des Stolzes: „… Preis und Ehr!“
    Diesmal deutlich an alle gewandt fuhr Galwine fort:“Willkommen zurück in Exilia, meine Herren! Ich bin erleichtert, euch so offensichtlich gesund zurückgekehrt zu wissen und begierig zu erfahren, wie es euch ergangen ist.“

  • Vallas grüsste zackig und ergriff sofort das Wort: "Ich Grüsse Euch, Protektor Camdagnir! Bitte seht es mir nach, Eurer Bitte um Bericht später nachzukommen, ich kann dies mit mehr Ruhe und gründlicher tun, wenn mein Schiff und das meines Landsmannes hier" er zeigte dabei auf Antoninos "sicher angelegt haben. Hafenmeisterin," diese Worte waren nun an Nammu gerichtet, "Ich melde die BEREMON zurück und bitte um Zuweisung eines Liegeplatzes. Zugleich bitte ich um einen Liegeplatz für die PHOENIX, en weiteres kaiserliches Schiff, das wir unterwegs... nun ja, sagen wir mal gefunden haben."
    Antoninos hatte gleichzeitig mit Vallas gegrüsst und war einen halben Schritt hinter diesem stehengeblieben. Offensichtlich hatte Vallas den höheren Rang unter den beiden Kapitänen inne.

  • Nammu nickte leicht, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Schnell überschlug sie den Platz, den das Hafenbecken im Moment bot: Wenn ihr Bericht stimmte, dass das zweite Schiff von ähnlicher Größe wie die BEREMOn war, würde sie es, damit die Fahrten der Fischer- Lotsen- und Patrouillenboote nicht behindert und auch der Zugang zur Werft nicht eingeschränkt würde, direkt neben der BEREMON anlegen lassen, an einem Abschnitt des Kais, der sonst für die Frachter der Mitrasperanischen Hanse reserviert, momentan jedoch unbesetzt war. Sollte eines von deren Schiffen allerdings in der Zeit den Hafen anlaufen wollen, in der sich die kaiserlichen Schiffe hier aufhielten, würde sie Anweisungen erteilen, die PHOENIX längs und ablandig mit der BEREMON vertäuen zu lassen.
    "Ein weiteres kaiserliches Schiff? Nun, auf diese Geschichte bin ich gespannt...", unterbrach Galwine in diesem Moment mit ernster Stimme ihren Gedankenfluss. Sie fing seinen Blick auf und auf sein Nicken entfernte sie sich, um ihre Befehle zu erteilen. Die Kavalleristen traten ein kleines Stück näher.
    Kurz darauf verließ das gleiche Lotsenschiff, dass zuvor die Schaluppe in Empfang genommen hatte, den Hafen erneut und steuerte jedes der beiden auf See wartenden Schiffe an. Auf jedem wurden Lotsen abgesetzt und wenig später konnten sie wohlbehalten in den Tunnel unter der Klippe einfahren.

  • Nachdem beide Schiffe angelegt hatten gesellten sich die weiteren Offiziere zu den Kapitänen und machten Meldung. Vallas gab Befehle für die Schiffswachen und das weitere Vorgehen aus, dann wandte er sich an den noch immer gespannt wartenden Protektor: "Nun, Protektor, da Ihr noch immer hier seid, nehme ich an, Ihr wollt die geschichte sofort hören. Lasst mich Euch aber zuvor jemanden vorstellen: Dies hier" er zeigte auf den Inselelben "ist Kapitän Antoninos Thalassonikes, Kommandant der PHOENIX."
    "Es ist mir eine Ehre, Protektor!" Antoninos verneigte sich höflich.
    "Aber zurück zu der Geschichte," setzte Vallas fort, "beginnen wir mit der Expedition... "
    Vallas beschrieb den genauen verlauf der Expedition bis zu dem Zeitpunkt, als man der BEREMON den Befehl gab, nach Exilia zurückzukehren, die Begegnung auf See und den gemeinsamen Weg zurück nach Exilia. " ... Die Geschichte der PHOENIX müsste Antoninos Euch erzählen."
    Antoninos schliesslich gab einen kurzen Überblick der Ereignisse von seinem Schiffbruch mit der LUDOWICA, dem Sklavenaufstand und dem weiteren Weg der PHOENIX.
    "Beide Schiffe stehen Exilia zur Verfügung, jedoch haben wir weiterhin vor, in unsere Heimat zurückzukehren, so wir hier nicht gebraucht werden." schloss Vallas den Vortrag ab.

  • Galwine erwiderte Antoninos Gruß freundlich und hörte dann dann aufmerksam den Schilderungen der beiden Männer zu. Was er hörte, schien ihm zu gefallen. Hier hatte er es mit einer eingeschworenen Mannschaft tapferer und für ihre Freiheit einstehender Wesen zu tun, die sich in gewisser Weise gegen das Gesetz aufgelehnt hatten und nun doch auf es (oder wenigstens ein ähnliches) zurückbesonnen hatten- alles Tugenden, die bei den Exilanten in hohem Kurs standen.
    "Hervorragend! Ich danke euch, meine Herren", antwortete er, als sie geendet hatten, und fuhr fort, sich zunächst an Antoninos wendend: "Nun, nocheinmal und ebenso an eure Männer: Willkommen in Exilia! Nammu Mannanan und Av'Sha werden sich um eure Unterkunft und Verpflegung kümmern. Solltet ihr Material aus der Werft benötigen, wendet euch ebenfalls an sie oder direkt an an Talbot- ach, lasst euch im Zweifel von den Herren von der BEREMON alles zeigen, sie kennen sich hier inzwischen zur Genüge aus und sollten mit den Gepflogenheiten vertraut sein.
    Wenn ihr euch einigermaßen eingerichtet, umgesehen und beratschlagt habt, kommt in meine Amtsräume, damit wir alles weitere besprechen können!"


    Damit ging er in Richtung der anderen Höhlenseite, wo sich der Eingang zum großen Tunnel befand, davon. Blieb jedoch nach wenigen Schritten noch einmal stehen und wechselte ein paar Worte mit Nammu, die ihm hinterhergeeilt war. Anschließend kehrte Nammu zu den Kaiserländern zurück, während die beiden Kavalleristen zu Galwine aufschlossen und hinter ihm im Tunnelingang verschwanden.

  • Am folgenden Tag kam nochmal etwas Bewegung in die kaiserlichen Schiffe, Vallas und Antoninos hatten sich geeinigt, vor allem um mehr Ruhe zu haben, fals ein Schiff der Hanse plötzlich auftauchen sollte, beide Schiffe ins "Packet" zu legen und die Hansepier freizumachen.
    Danach galt bis auf weiteres der Hafendienstplan, sprich auf jedem Schiff war eine Wache von 4 Mann anwesend, die täglich abgelöst wurden, immer abwechselnd stellten die Schiffe dabei den Offizier vom Dienst, der zusätzlich zu den Schiffswachen an Bord war. Der Rest der Mannschaften bezog Quartier in der Stadt und erhielt den Auftrag, sich dort nützlich zu machen.