Der kleine stämmige Ork witterte die Angst. Aber es sollte ja nur ein kleiner Test sein. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen, was seine Hauer hervor schob.
Falsch betont quetschte er zwei Worte durch die Hauer, die er auf seinen Reisen mal bei den Drow aufgeschnappt hatte "Quin bzwael!". Er hoffte damit noch mehr Eindruck zu machen. Dann zog er sich zurück und gesellte sich wieder zu den anderen Orks und der Lethi. Er warf Naira einen schelmischen Blick zu und verkündete an die Schwarzhaut gerichtet mit erhobener Klaue " Na ist nicht abgehauen oder vor Schreck umgefallen. Vai wird dich ein paar Dinge lehren." Dann drehte er sich ihm wieder zu und fügte hinzu "Aber na wird sich beweisen müssen! Xas?"
Aus Angst wird Zorn
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Uhlakks Worte erleichterten Chazsmyr enorm, auch wenn sein De'Sineth eher eine Qual darstellte für das empfindliche Gehör des Drows, er nickte und lächelte befreit. Es musste einfach ein gutes Zeichen sein, wenn ein starker Ork seiner Bitte nachkam, ihn zu trainieren und dieser sich sogar in der Sprache seines Volkes abmühte. Chazsmyr wusste das zu schätzen und er war stolz auf sich, dass er nicht umgefallen und weg gelaufen war. Er straffte die Schultern und sah Uhlakk nun direkt an.
"Xas. Darum geht es doch. Darum, sich zu beweisen. Und wo könnte ich das besser lernen, als hier?"
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Nun trat das Spitzohr an Chazsmyr heran und legte ihm ihre Rechte auf die Schulter.
Sie sah ihm freundlich in die Augen.
"Hier wirst du vieles lernen, kleiner Drow. Du wirst hier aber auch ausruhen können, von deinen vielen Reisen und deiner großen Angst. Kjona ist ein Ort der Heilung. Und ein Teil der Heilung besteht im Schlaf. Du hast dir dein Lager verdient, nicht nur für heute, sondern solange du hier bist und die Gesetze und Bräuche der Uruks respektierst. Ebenso wie die der Lethi."
Sie zwinkerte ihm zu.Dann wies sie auf die Hütten.
"Lasst uns an ein Feuer setzen und etwas essen. Und ich werde Khenai holen. Uhlakk, du möchtest ihn bestimmt wiedersehen. Er wächst sehr schnell." -
Das war mehr, als Chazsmyr am Anfang des Tages erwartet hatte und bei Nairas Worten schien er nicht nur erleichtert, sondern erfreut und mit einem neuen Gefühl der Selbstachtung. Er stand gerader und erwiderte den Blick der Lethi, eigentlich etwas unfassbares für einen Drow und im speziellen für Chazsmyr. Aber er konnte nicht umhin, sich hier wohl zu fühlen und die Aussicht auf ein wärmendes Feuer, etwas zu essen und eine Schlafstatt, zauberten ein Lächeln in das schwarze Gesicht.
"Bel'la dos. Ich danke dir... und ich werde die Gesetze und Bräuche der Uruks und Lethi respektieren, xas."
Der Drow unterdrückte ein Gähnen und hielt sich die Hand vor den Mund, als er Naira folgte.
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Uhlakk nickte nur und folgte der Lethi.
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Auf dem Weg zu den Hütten sah Chazsmyr sich genau um. Er betrachtete die Natur, die sie umgab und versuchte sich alles einzuprägen, wobei die vorangegangenen Ereignisse ihn noch so stark beeindruckten, dass sein Vorhaben nicht allzu leicht wurde.
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Vor den Hütten brannten mehrere Feuer; sie wurden meist durchgängig von den Uruks betrieben, da in den letzten Wochen immer wieder zu allen Zeiten des Tages und der Nacht Neuankömmlinge versorgt werden mussten.
Der Krieg schien zwar ferner gerückt - doch alle ahnten, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war. Die Neuigkeiten über Kell`Goron und unterirdische Angriffe hielt alle an diesem Ort in einer gewissen Spannung. Eine vergleichsweise geringe Spannung freilich, verglichen mit dem Grauen, das einige Tagesmärsche von hier toben musste...
Doch für den kleinen Drow musste Kjona wie ein grünes Idyll wirken. Die sauberen Pfahlbauten mit den weißen Stoffbahnen dazwischen, die Feuerstellen mit dem Duft von gebratenem Fleisch und räuchernden Kräutern, und der Anblick der Terrassengärten und fernblauen Hügel...
Sie gingen bis zur Haupthütte, die ein wenig größer war als die übrigen, und setzten sich dort ans Feuer. Sessel und Hocker mit weißen Fellen zeigten gleich, dass dies der Lieblingsort Nairas war.
Hier war auch Khenai geboren worden - am Feuer, vor den Hütten.
Uhlakk mochte sich an diesen Tag erinnern, und auch Naira schien einen Moment lang nachdenklich in die Vergangenheit zu blicken, als sie sich niederließen.
Sie blickte zum Wald zurück und dann zu den Hügeln."Ich werde nach Khenai sehen", sagte sie.
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Chazsmyr bestaunte die wunderschöne Gegend und die naturverbundene, ordentliche Bauweise der Orks. Irgendwie hatte er das anders vermutet bei dem rauen Aussehen der Uruks, aber der Ort strahlte eine Friedlichkeit und Fruchbarkeit aus, dass der Drow einfach kurz die Augen schließen und tief einatmen musste. Natürlich sah er sich alles, woran sie vorbei kamen, genau an, denn eine gewisse Neugier wohnte ihm inne.
Als sie sich schließlich nieder ließen, fiel die Aufregung des Tages von Chazsmyr ab. Er saß dort, sichtlich froh und erleichtert und wirkte still und nachdenklich. Dem jungen Drow war bewusst, dass er sich hier für einen neuen, besseren Weg entscheiden konnte und er war bereit, dafür zu kämpfen.
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Uhlakk sah sich beim Betreten des Lagers um. Er entdeckte nichts was seiner Aufmerksamkeit bedarf und erkundigte sich bei einem kleinen, gebrechlichen Goblin, ob es etwas Neues gäbe.
Als die Lethi angab nach dem Kind zu sehen, schloß er sich ihr an. "Vai wird mit Naira gehen. Vai brennt darauf die kleine Made zu sehen." -
Uhlakk und Naira gingen hinauf zu den Hügeln. Chazsymr blieb für etwa eine halbe Stunde mit Kaa-Ash und den anderen Uruks am Feuer zurück.
Dass Nairas Aufbruch nicht als Einladung für alle anderen zu verstehen war, begriff der kleine Drow. Es gab auch genug dort unten bei den Hütten zu sehen - zu essen und zu ruhen.Die beiden betraten die Höhlen, und das Spitzohr ging Uhlakk voran, leise und zügig. Es ging weit in den Fels hinein.
Und mit einem Mal stand ein Kind vor ihnen.
Es war irgendwie hinter einem Felsvorsprung hervorgeglitten und sah an Naira hoch.
Dann schaute es um Naira herum und erblickte Uhlakk. Es schien sich nicht über ihn zu wundern.
Zumindest zeigte sein Gesicht keine Emotion.Das Kind ging Naira bereits bis zum Bauch. Es hatte sehr helle Haut und auch sehr helle Augen, graugrün, die im Dunkeln der Höhle zu leuchten schienen.
Sein Haar war ebenfalls ganz bleich, fast weiß, mit einem Stich ins Rötliche.
Der Junge trug eine leichte braune Tunika, die an den Seiten geschnürt war, dazu dunkles Leder um die Arme und Beine gewickelt.
In der Rechten hielt er einen Dolch mit einer schwarzen Steinklinge, ähnlich wie Nairas Speer.Naira legte kurz ihre Handfläche an seine.
"Khenai, das hier ist Uhlakk, dein Tuva - er passt auf dich auf, schon vor deiner Geburt. Aber das hab ich dir ja schon erzählt.", sagte sie, ein wenig zurücktretend, so dass er freie Sicht auf den kleinen Grünen hatte. -
Uhlakk ging auf ein Knie um auf die Höhe des Kindes zu kommen. Seine Augen waren weit geöffnet und seine Nüstern sogen den Duft Khenai's in sich hinein.
"Urrotugosh, kleiner Khenai." er hielt kurz inne und fügte dann hinzu "Na ist groß geworden." Der Blick des Orks viel auf den Dolch "Na kann den Zahnstocher ruhig wieder wegstecken. Vai wird na nichts tun. Vai ist deiner Mutter und dem Oberhaupt der Orks verpflichtet." Er stand wieder auf und blickte zur Lethi. "Vai nahm damals an ihr würdet ihn mitnehmen, in die Dunkelheit. Das die Dunkelheit über einen Fußtritt eintrat war eine neue Erfahrung. Aber inzwischen verziehen. er wollte euch wohl nur beschützen." Uhlakk nickte und blickte wieder zu dem Kind. -
Der Junge sah ihm intensiv und ohne Furcht in die Augen, als Uhlakk vor ihm kniete.
Er hatte ein schmales ernstes Gesicht, und seine Mimik tendierte ein wenig zum Trotzigen, Entschlossenen.
Seine grünlichen Augen funkelten erneut auf, als Uhlakk über seine Waffe sprach, und er runzelte die Stirn.
Doch ohne sich weiter beeindrucken zu lassen oder den Dolch einzustecken, blickte er zu Naira auf.
Sie legte den Kopf ein wenig schief und lächelte ihn an."Wir waren in der Dunkelheit, dabru. Aber wir mussten zurückkehren an die Oberfläche, als der Untergrund zu brennen begann. Der Feind gräbt nach etwas in der Tiefe", antwortete sie Uhlakk.
Dabei betrachtete sie Khenai nachdenklich. "Die Kell´Goron... alle sprechen nur vom Schwarzen Eis, dabei rennt uns die Zeit davon, die Kell´Goron aufzuhalten. Die weißen Vögel werden sich nicht mehr erheben, wenn wir zögern..."Das Spitzohr drehte sich um und nahm ihren Speer aus einer Ecke der Höhle.
Sie reichte ihn dem Jungen, der nun den Dolch an seinem Gürtel befestigte. Er schien den Speer nicht das erste Mal zu halten."Uhlakk, wenn Khenai dich wählt, so sollst du ihn unterrichten im Kampf", sagte sie und blickte den Grünen fest an.
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Der kleine grüne Ork lauschte wie immer ihren Worten und sah sie eindringlich an. Auf die Frage der Lethi antwortete er mit Stolz "Vai wird ihn lehren zu kämpfen. So wie ich es auch mit dem jungen Drow tun werde. Falls Khenai das wünscht." Er schlug sich mit der Faust auf die Brust.
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"Dann werd ich dich prüfen", sagte das Kind selbstbewusst.
"Genau, das wirst du tun", bestätigte Naira und lachte Uhlakk an. Sie schien sehr stolz auf ihren Sprössling zu sein.
"Lasst uns hinausgehen; unten am Feuer warten noch andere Gäste auf uns, Khenai!"Der Junge nickte und folgte Naira in Richtung des Ausgangs. Dabei versuchte er den Speer möglichst aufrecht und sicher zu tragen, aber der war für das Kind noch etwas unhändlich. Entschlossenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er ging trotz der Anstrengung leichtfüßig auf diese unauffällige leise Weise, die auch seiner Mutter zu eigen war.
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Uhlakk sah zu wie die beiden an ihm vorbei gingen. Seine Muskeln spannten sich und sein Gesicht wurde hart. Die Gedanken schwirrten ihm wieder im Kopf herum ..... Der Zwerg wollte ihn prüfen, im Ernst? Die Made trägt die Nase ziemlich hoch. Aber wer weiß schon, was er bis jetzt gelernt hat....
Lange schaute er den Spitzohren nach bis er ihnen folgte. -
Chazsmyrs Blick folgte zunächst Naira und Uhlakk, die verschwanden, wurde dann aber rasch abgelenkt von all den Reizen, die den Drow umgaben und auf ihn eindrängten. Da wären zum einen die Massen an Uruks. die Chazsmyr noch etwas beunruhigten, wenngleich sie keine Anstalten machten, über ihn herzufallen. Das Feuer war angenehm und entgegen allem, was gut für die empfindlichen Augen des Drows war, ertappte er sich dabei, wie er hinein starrte, während er saß und seinem Körper und seiner Seele etwas Ruhe gönnte, während von allen Seiten Gespräche auf ihn einprasselten, denen er nicht folgen konnte, da er die Sprache nicht verstand. Daher hielt Chazsmyr sich ans Essen und achtete genau darauf, dass er keien Würmer aß.
Während er saß und sich stärkte, bemerkte Chazsmyr, wie ihm dann doch die Augen, die am nächsten Tag etwas angeschlagen sein dürften, immer wieder zufielen. Er gab sich Mühe, sie offen zu halten, aber die Wärme und ein voller Magen taten schon beinahe ihr Übriges.
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Plötzlich spürte Chazsmyr, dass ihn jemand beobachtete. Zwischen seinen halb geschlossenen Augenlidern konnte er eine kleine, schmale Gestalt mit heller Haut erkennen, die direkt vor ihm stand.
Khenai war mit ans Feuer getreten. Sobald er Chazsmyr sah, war seine ganze Aufmerksamkeit nur auf ihn gerichtet. Er stellte sich vor den Drow und musterte ihn von oben bis unten.
Naira grinste erneut, sagte aber nichts.Sie setzte sich neben Uhlakk. "Er ist noch nicht lange wach", sagte sie halblaut zu ihm. "Wie schnell er groß geworden ist! Ich weiß nicht, ob ich auch so schnell gewachsen bin. In meiner Erinnerung war ich einfach irgendwann da und lag auf dem Stein."
Ihre Augen glitten über ihr Kind mit Wohlwollen.
"Er wird ein großer Krieger werden. Aber er braucht einen Lehrer. So wie ich ihn hatte...." Einen Moment blickt sie auf zu den Sternen.
"Einen, der ihm sagt, was richtig und was falsch ist. Der ihm beibringen kann, im Licht zu gehen. Denn Dunkelheit ist genug in diesem Kind." -
Uhlakk nickte nachdenklich, während er da saß und Naira zuhörte. "Vai wird tun was möglich ist um aus Khenai einen echten Warkhari zu machen."
Er legte seine Klaue auf ihre Schulter und drückte sie sanft. Dann stand er auf und lief weg. -
Naira sah Uhlakk verwundert hinterher. Was hatte der Grüne vor?
Sie hatte irgendwie den Eindruck, als erwarte er von IHR eine Entschuldigung dafür, dass Tarabas ihn getreten hatte.
Oder dass sie ihn nicht mitgenommen hatten in den Untergrund.Innerlich zuckte sie mit den Schultern, während sich äußerlich ihre Augen ein wenig verengten. Uhlakk mochte keine Magie - das hatte er immer gesagt!
Er machte eine ganze Menge Dinge, die sie wiederum nicht guthieß, aber man hatte sich noch immer geeinigt.Ihr Blick fiel auf Khenai, der immer noch regungslos vor Chazsmyr stand und ihn beäugte.
"Das ist Chazsmyr, so heißt er", sagte sie ruhig. "Er ist kein Uruk, sondern sein Volk nennt sich Illithyri. Wir nennen sie die Teleutaii, ich habe dir von ihnen erzählt. Du sollst gut zu ihm sein - er ist hier, weil er geheilt werden muss. Andere haben ihm große Angst gemacht."Das Kind nickte und setzte sich stumm neben den kleinen Drow. Es saß ganz still und betrachtete Chazsmyr weiter. Nach einigen Augenblicken lächelte es.
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Chazsmyr war anscheinend wirklich schon ziemlich weggetreten, so dass er den Schatten Khenais gar nicht wahrnahm zunächst.
Erst als Naira sprach und ihn vorstellte, zuckte der junge Drow leicht und schlug die Augen auf. Da erblickte er den Jungen vor sich und musterte ihn seinerseits nun auch genauer.
"Vendui" grüßte Chazsmyr leicht verwirrt, aber freundlich. Als Khenai lächelte, erwiderte der Schwarzhäutige dies. Instinktiv schien er das Kind zu mögen, auch wenn dem Drow noch nicht bewusst war, wen er vor sich hatte. Khenai kannte er nur als kleines Bündel, als einen Säugling. Er konnte nicht wissen, dass die Lethi-Kinder so schnell wachsen konnten.
Fragend blickte er zu Naira.