Aus Angst wird Zorn

  • wer? Chazsmyr, Naira und alle in Sahtubaah befindlichen Charaktere, wie sie mögen
    wann? unmittelbar nach der Heilerakademie zu Selfiran
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    Das Gefährt näherte sich zügig der Ansammlung von Pfahlbauten und niedrigen Lehmhütten.
    Schon von weitem sah man das weiße Spitzohr, wie sie sich auf dem Wagen aufrichtete und die Umgebung inspizierte, ob alles seine Richtigkeit habe.
    Im Arm hielt sie das Kind.


    Als sie hielten, kletterte sie in ihrer zurückgewonnenen Behendigkeit herunter und lief auf die Haupthütte zu.
    "Kaa-Ash! Uhlakk!", rief sie.


    Hinter ihr stieg ein schwarzes Spitzohr vom Wagen, das noch niemand in Kjona gesehen hatte.

  • Chazsmyr war froh, dass die Reise eine gewisse Zeit in Anspruch genommen hatte. So blieb seinem Körper die Möglichkeit, die Auswirkungen des letzten Abends in Selfiran, zu kurieren. Erst vor einem Tag hatte sein Körper sich dazu entschlossen, wieder Nahrung anzunehmen und dementsprechend unsicher fühlte er sich noch auf den Beinen, als er Naira folgte. Natürlich versuchte der junge Drow das zu verbergen und stattdessen seinem Bedürfnis nach Neugier nachzugeben. Er bedachte alles, was er sah mit großer Wissbegier und schaute hier hin und dort hin, während er gleichzeitig versuchte, Naira nie aus den Augen zu verlieren.


    Zunächst hielt er sich im Hintergrund und nahm die ersten Eindrücke schweigsam in sich auf. Da er wusste, dass es Naira eventuell gefallen konnte, hatte er an ihre Schale mit dem unappetitlichen Inhalt gedacht, die er ihr hinter her trug. Ansonsten trug er nur seine Reisekleidung und ein paar strategisch gut getarnte Taschen in der selben Machart wie Tunika und Umhang. Dunkel gehaltene Flicken zierten die ungewöhnliche Kleidung dieses ebenfalls recht ungewöhnlichen Drows.

  • Naira hatte mittlerweile alles inspiziert. Kaa-Ash hatte in ihrer Abwesenheit offenbar alles sehr gut bewacht, und auch Uhlakk hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass alles so wirkte, wie es sollte.


    Der Ort war ruhig; das fiel Chazsmyr sofort auf. Ruhig und grün, schon in dieser frühen Zeit des Jahres. Die Kräuter hatten angefangen, wieder aufzuschießen, und die Wegränder standen voll mit Frühlingsblumen.
    Es wirkte in der Tat wie eine Ansiedlung von Elfen - oder zumindest von naturverbundenen Wesen.


    Weiße Tücher wehten im leichten Wind zwischen den Hütten, Sonnensegel und Windschutz. Zahlreiche Feuerstellen waren über den Platz verstreut, so als hätten hier noch vor kurzem viele Leute kampiert.
    Doch nun war es fast verlassen. Nur wenige Grünhäute arbeiteten auf den Feldern oder hinter den Hütten. Sie begrüßten Naira von ferne. Das schwarze Spitzohr sahen sie kurz an, schienen aber keine weitere Notiz von ihm zu nehmen - sie waren Drow hier gewohnt.


    "Ich will das Kind schlafen legen, ich bin gleich wieder zurück", sagte Naira und verschwand den Hügel hinauf.
    Wenige Minuten später kam sie allein zurück.


    "Ich weiß - du wunderst dich, denn er schläft ja immerzu.", antwortete sie auf seinen fragenden Blick. "Aber er schläft besser im Stein."
    Und damit schien alles gesagt.

    "Komm, lass uns Terra danken, dass wir wohlbehalten zurückgekommen sind und dass Kjona noch steht."
    , sagte sie fröhlich. "Hier geht es nämlich ganz schön rund, also, in Sahtubaah. Das Schwarze Eis ist überall, und wir hatten sehr viel damit zu tun, uns zu bewahren."


    In Wahrheit dachte sie noch an etwas anderes, als sie zum Wald blickte. Die Höhlen waren verlassen gewesen. Vielleicht war er auf der Jagd?
    Aber vermutlich hatte er ihre Ankunft bereits bemerkt. Und er spielte keine Spiele, dass sie ihn finden sollte. Ja, es war eher wahrscheinlich, dass er ihr nach Selfiran gefolgt war und wieder zurück. Oder von Anfang an gar nicht im Norden weilte. Und es sollte auch für sie keine Rolle spielen, wo er war.


    Das Spitzohr zuckte die Schultern zu ihren eigenen Gedanken - was etwas seltsam aussah, da Chzsmyr nicht ahnen konnte, woran sie dachte. Doch sie schien ja öfter in ihrer ganz eigenen Gedankenwelt versunken.

  • Chazsmyr nickte Naira zu. "Xas" sprach er und tat wie ihm geheißen, als er an Ort un Stelle verharrte, ehe seine Reisebgeleiterin wieder zu ihm traf. Mittlerweile wunderte es ihn kaum noch, dass er mehr als die Hälfte von Nairas Aussagen nicht verstand. Entweder kam das noch oder es gehörte einfach zu ihr und er würde es vielleicht niemals heraus bekommen.
    So nickte er er bloß erneut, als Naira ihm erklärte, dass das Kind besser im Stein schlief. Er würde sich vielleicht noch später danach erkundigen, war sich aber sicher, dass die Mutter instinktiv das richtige tat für ihr Kind, weshalb er das nicht in Frage stellte.


    Viel mehr interessierte den Drow der nächste Satz der Lethi, die äußerte, dass sie es in Kjona anscheinend mit einer ganzen Menge an Bedrohungen zu tun hatten. Chazsmyr schluckte vernehmlich, da er sich mit einem Mal mit seinem mickrigen Dolch nicht mehr allzu sicher fühlte. Schwarzes Eis - das klang schon alleine vom Namen her bedrohlich. Allerdings erschien es ihm ein Rätsel, dass er bisher nichts davon gehört hatte.


    Während er Naira ihre Schale hinhielt, falls sie sich bedienen wollte, erkundigte er sich danach. "Was ist das? Schwarzes Eis? Ist es auch im Moment da?" Er ließ den Blick aufmerksam schweifen. Vor seinem Besuch in Selfiran und dem dort stattgefundenen Ritual hätte er die Schultern hoch- oder den Kopf eingezogen, nun aber blieb er wachsam, sah sich um, lauschte, ob sie etwas ungewöhnliches beobachtete.

  • Die Lethi nahm sich einen Wurm und ließ ihn genüsslich in ihrem Mund verschwinden, was nicht ohne glitschige, schmatzende Geräusche vonstatten ging.
    Sie hatte sich in Selfiran vergleichsweise zurückgehalten, aber etwas von einem Ork - oder zumindest vom ork-typischen Verhalten - war schon an ihr.

    "Schwarzes Eis sind das Gegenteil vom Feuer; das sind welche von den Verfemten, Feinde! Sie sind sowas wie... wie Werkzeuge. Haben keine eigenen Gedanken, keine Namen. Sie marschieren in Formation und versuchen alles zu erobern. Und sie sind wissbegierig. Machen alles mit dem Kopf und dem Schwert, weißt du? Keine Gefühle. Und sie haben die Grenzen zum Norden überrannt und die Hauptstadt, und sie kämpfen mit den Orks in den Bergen. Mahrukkaa ist dort und führt die Orks. Aber bis hierher kamen sie nicht. Nur unterirdisch. Aber unten sind wir hier in Kjona geschützt. Sie werden nicht hierherkommen und das Kind stehlen."

  • Chazsmyr wandte rasch den Blick ab, als Naira voller Hochgenuss den Wurm nahm und verspeiste. Er erinnerte sich leider noch zu gut an den Geschmack, als er aus Höflichkeit und von Angst beseelt ebenfalls aus der Schale gekostet hatte, so dass sich ihm gerade der Magen umdrehen wollte. Nur mit Mühe behielt er seine erste Mahlzeit seit Selfiran bei sich. Er befürchtete sowieso, dass er sich an solcherlei Anblicke gewöhnen würde müssen.


    "Xas" brachte der Drow hervor und ignorierte seinen rebellierenden Magen erfolgreich, da seine gesamte Aufmerksamkeit jetzt Nairas Antwort galt. Sie würde bald feststellen, dass Chazsmyr jetzt, wo um, sier herum nicht mehr allzu viel Trubel herrschte, viel besser ihren Worten folgen konnte und sein Blick ihr nur noch gelegentlich entglitt, wenn er sich vergewisserte, dass die Umgebung unverändert sicher war.


    "Das klingt, als seien sie zwar eine große Bedrohung, aber sie sind in Schach gehalten, richtig? Wenn sie das Kind wollen, müssen sie vermutlich nicht nur an Euch und mir vorbei. Ihr spracht von Freunden hier? Sind die meisten in der Schlacht? Es wirkt ruhig hier, ruhiger als in Selfiran und das hatte ich bei einer Ork-Siedlung nicht erwartet."

  • "Das hier ist ein Heiligtum", sagte sie, während sie sich mit den Fingern den Schlamm aus dem Mundwinkel strich.
    "Ein Heiligtum Terras, für die Heilung, der Versammlungsort der Schamanen. Ich bin doch Atani, also, Priesterin, hab ich das nicht erzählt? Wenn irgendwo in Sahtubaah, dann sollte es HIER ruhig sein. Wir pflanzen hier die Kräuter an, für Heiltinkturen und Salben und für die Visionen, die die Schamanen brauchen. Und wir ziehen Grubenwürmer und Grauglanzkäfer zum Essen. Wir jagen Wild in den Wäldern und haben Enten unten am Teich... und auf den Ebenen brüten die Arus. Weiße Arus - ich habe sie selbst auf Eiern gezogen. Seit mehr als 50 Jahren hat es keine weißen mehr gegeben, weil die Linesti sie aufgegessen hatten. Jetzt aber nicht mehr! Sie fragen zwar immer danach, aber wir werden ihnen so schnell keinen Albino-Aru-Braten auf den Teller legen..."
    Das Spitzohr lachte. Sie schien ebenfalls sehr viel gelöster zu sein als in Selfiran.


    Sie schlugen einen Pfad ein, der Richtung Wald führte.


    "Die Uruks sind hier friedlich, denn sie verehren Terra. Und es sind vielleicht auch andere Orks, als du sie dir vorstellst. Du hast hier zwar gelebt, aber richtig kennengelernt hast du sie nicht, oder? Hast du überhaupt jemals einen Uruk getroffen? Also die hier sind Dschbukmaah - so heißt der Stamm, MEIN Stamm, zu dem ich auch gehöre. Sie gehen den neuen Weg - den guten. Sie haben Gesetze, die die Weibchen und die Welpen schützen. Aber auch sie sind große Krieger. Die meisten von ihnen stehen in der Schlacht und verteidigen den Norden gegen das Schwarze Eis und die anderen Verfemten. Aber Uhlakk dürfte wohl hier sein, und Kaa-Ash. Die beiden sind Tuva von Naira. Wächter. Sie passen auf das Kind auf und auf die Atani."

  • Chazsmyrs Blick wanderte unauffällig in eine andere Richtung, als Naira sich den Schlamm aus dem Gesicht entfernte. Ehrfürchtig nickte der Drow und ließ seine Augen über den Ort gleiten, darauf bedacht, weder in die Sonne, noch in das Gesicht seiner Begleiterin zu sehen.


    "Xas, Ihr spracht davon, dass Ihr die Atani seid, aber bis gerade war mir nicht ganz bewusst, was das bedeutet. Ihr habt hier Eure eigene Art der... Landbewirtschaftung, wie mir scheint."


    Würmer und Käfer klangen jedenfalls in Chazsmyrs Ohren alles andere als Leckerbissen, da beruhigte es ihn, dass Naira kurz darauf auch das Wild erwähnte und Enten und dergleichen. Er folgte ihr bewundernd und neugierig geworden den Pfad entlang zum Wald hin.


    "Ich würde sehr gerne einen Aru sehen, vielleicht auch einen weißen. Ihr habt recht, wenn Ihr sagt, dass ich hier kaum etwas kenne. Ich kannte nur den Hof, der anscheinend sehr gut verborgen lag, wenn er nie entdeckt wurde. Ich würde gerne neues sehen und lernen."


    Und dann versucht der junge Drow sich daran, die Namen, die Naira genannt hat, zu wiederholen.


    "Dschukma? Uhlak und Kaa-sh..." müht er sich mit den ganzen hart gesprochenen Silben ab und grinst, dass seine weißen Zähne aufblitzen, als es nicht ganz so gelingt, wie es sollte.


    "Ich werde es wohl noch lernen."

  • "Sicher wirst du das", sagte die Lethi bestimmt. "Uruk-Sprache klingt seltsam, aber man gewöhnt sich daran. Man muss auch gar nicht soviel kämpfen, wenn man akzeptiert werden möchte. Das ist der Norden - hier sind die Völker friedlich miteinander. Aber wenn du DAZUGEHÖREN möchtest, also zu den Uruks, dann solltest du vorher erstmal noch mehr Kraft bekommen. Du musst was essen! Und trainieren. Uhlakk kann mit dir trainieren. Aber bist du überhaupt ein Kriegfer? Oder was ist deine Aufgaben?"


    Sie hatten mittlerweile den Wald betreten und das Spitzohr an Chazsmyrs Seite wanderte beschwingt und sorglos einher. Ihre Augen glitten nur oberflächlich über Büsche und Bäume, so als sei sie unbesorgt um ihre Umgebung.

  • "Xas" bestätigt der Dunkelelf und kann nicht umhin, Naira zu bewundern für die Leichtigkeit, mit der sie das Leben nimmt. "Ich werde es rasch lernen" verspricht er ihr und sich auch. Zu seinem Glück scheinen die Erinnerungen der beiden an die letzte Nacht in Selfiran doch sehr verschleiert und lückenhaft zu sein, sonst würde sich Chazsmyr sicher dafür schämen, was er gesagt hatte und Naira hätte zumindest eine Teilantwort auf ihre Frage bereits erhalten.


    Nun kann sie nur beobachten, wie der Drow seinen Blick schnell abwendet und sichtlich angestrengt nachzudenken scheint.


    "Also, früher war ich... eine Art Diener in allen... in verschiedenen Belangen, aber seit mein Mentor Silas und ich hier in den Wäldern Sah'tubaahs lebten, habe ich viel gelernt darüber, wie man Tiere versorgt und sein eigenes Essen anbaut oder Tiere erlegt und wie man alles von einem Tier angemessen nutzen kann. Allerdings würde ich sehr gerne wieder mal ein Schwert in die Hand nehmen. Es ist lange her, da wurde ich von Wel... von jemandem gelehrt. Aber ich bin aus der Übung und mir fehlt eine Waffe."


    Chazsmyr wirkt verlegen, als er das sagt, aber mit einem Anflug eines Lächelns fügt er hinzu:


    "Allerdings denke ich, dass meine Aufgaben demnächst mehr dem Heilen zugetan sein werden, da Bar'akan mich nun in dieser Kunst unterweist. Trotz allem wäre ich Uhlakk sehr dankbar, wenn wir trainieren könnten."


    So neben der fröhlichen Naira wirkt Chazsmyr noch immer etwas steif, aber vermutlich würde sich das von selbst geben.

  • Sie nähern sich einer Lichtung, auf der einige große Steinbrocken verstreut liegen.


    "Du solltest besser wissen, was du sein möchtest", sagt das Spitzohr ernst. "Es ist gut, wenn jemand dich unterweist. Manchmal merkt man auch erst später, dass man das alles so wollte. Dass alles so kommen MUSSTE. Trotzdem..."

    Ihre Augen gleiten langsam über den Ort.


    "Terra ist das Wachsen der Pflanzen, das weißt du sicher. Wir heilen mit Terra. Geben den Wesen ihre Form zurück. Auch den Seelen. Aber das ist nur die EINE Seite von Terra... diejenigen, die sich mit ihr beschäftigen, säen nicht nur, und bewahren und machen wieder ganz. Verstehst du, was ich meine?"

    Sie sieht ihn mit dunklen Augen an und es liegt etwas Gefährliches in diesem Blick.

  • Chazsmyr wirkt nachdenklich bei Nairas Worten und gibt ein leises, fast zu sich selbst gesprochenes "Xas" von sich.


    "Xas, das sollte ich besser wissen. Dabei war ich schon so vieles und einiges davon nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich es musste. Ihr habt mir durch das Ritual die Kraft zurück gegeben, die mein bisheriges Leben unterdrückt hat, welches die Angst unterdrückt hat, die in mir wohnte. Nun kann ich frei entscheiden, was ich sein will und das ist ein gutes Gefühl. Ich denke, ich will lernen, was man wissen muss, um Wesen zu heilen... aber ich will auch wissen, was es mit der verborgenen Magie in mir auf sich hat. Außerdem will ich wirklich gerne wieder kämpfen, aber nur um des guten Kampfes willen" entkommen die Worte Chazsmyr fast von selbst, ebenso ernst, wie zuvor die Worte der Elbin gesprochen.


    Fragend blickt er sie an, hält inne und wiegt den Kopf.


    "Nau, ich verstehe nicht... zumindest nicht ganz. Meint Ihr, dass Ihr mit Terras Hilfe auch zerstört? Dass Ihr die Macht Terras auch dazu einsetzt, zu kämpfen?"


    Die Fragen leiten sich nur aus reiner Intuition ab und der Drow ist sehr angespannt, als er auf Nairas Antworten wartet.

  • Das Spitzohr nickt.


    Sie setzt sich auf einen der Felsen, breitet ihr Kleid um sich aus, lehnt sich zurück und sieht in die Wipfel der Bäume.
    Dann schließt sie die Augen und atmet aus.
    Es vergeht ein Moment, und Chazsmyr kann es so vorkommen, als würde sie etwas tun, was er nicht versteht oder sehen kann - beten? Meditieren?


    Es hat den Anschein, als warte sie auf etwas.


    "Töten ist auch eine Gestalt Terras, xas.", sagt sie plötzlich leise und mit dunkierer Stimme, ohne die Augen zu öffnen.
    "Wir kämpfen nicht nur, um uns zu verteidigen. Wir vernichten das Schwache. Wir beseitigen Fehler. Diejenigen, die in die Irre gehen. Ihren vorbestimmten Weg verlassen."

    Ihre Stimme wird lauter.


    Sie öffnet die Augen und sieht zu ihm, den Kopf etwas schief haltend, so als wolle sie ihn einschätzen.
    "Wir töten, wie wir Leben bewahren. Beides gehört zu Terra. Und die Angst zeigt uns, wo wir sie finden. Aber nicht immer sagt sie uns, was wir tun sollen."


    Mit einem Mal lehnt sie sich zurück und legt sich mit dem Rücken auf den Fels.
    "Du musst selbst herausfinden, was dein Weg ist. Aber eins kann ich dir gleich sagen: Es gibt nicht Entweder - Oder. Du kannst nicht einer von den Guten sein, die immer NUR heilen und bewahren. Es ist nicht das Wesen Terras. Es ist nicht unsere Natur. Jedes Element hat ZWEI Seiten. Auch wenn viele zu feige sind, das zuzugeben! Die Uruks töten das Schwarze Eis nicht, weil sie liebe Aru-Hüter sind und gezwungen würden, das zu tun. Sie töten das Schwarze Eis, weil es in ihrer Natur liegt. So wie es in deiner und meiner Natur liegt. Wir gehen in den Schatten, dabru, xas. Wir sind von Terra."

  • Chazsmyr schaut Naira zu und stellt in der Tat fest, dass sie vieles tut, was er nicht versteht. Er versucht noch einen Moment dahinter zu kommen, aber dann ist er plötzlich gefangen von ihrer Stimme, die auf ihn fast so anmuted, als sei sie gar nicht richtig da, als würde sie sich in einer Art Schlaf befinden. Vage erinnert es den Drow an den Zustand, in dem er sich bei dem Ritual befunden hatte, nur dass die Elbin näher an ihrem eigenen Bewusstsein zu sein scheint.


    Der schwarze Elf stellt sich in diesem Moment viele Fragen, wagt es aber nicht, Naira zu unterbrechen. Er steht, einem Baum nicht unähnlich, neben dem Felsen, hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und starrt Naira an, als diese die Augen öffnet. Anstatt etwas zu sagen, nickt er bloß. Er denkt viel daran, was er in Selfiran gesehen und gelernt hat und wie er sich dort veränderte. Inniglich hofft er, dass die Angst in ihm nicht mehr übermächtig ist und somit die vernichtenden Mächte von Terra ihn in Frieden lassen.


    Chazmyr räuspert sich. "Ich glaube, die meisten, die mich kennen lernten, haben einen Eindruck von mir gewonnen, der noch sehr lückenhaft ist, auch weil ich über meine Vergangenheit nicht gerne spreche, die mich formte, zu dem, der ich heute bin, aber ich kann Euch versichern, dass es auch in meiner Geschichte dunkle Flecken gibt, die ich ungern mit Licht beleuchten würde."


    Er lächelt unbestimmt und zeigt seine Zähne dabei, irgendeine Erinnerung scheint ihn zu erfreuen, aber er teilt sie nicht mit.


    "Fürs erste wird mein Weg sein, Bar'akan ein gewissenhafter Schüler zu sein. Und hier in Kjona würde ich sehr gerne die Gepflogenheiten kennen lernen und mich im Kampf trainieren."


    Chazsmyrs Blick richtet sich in die Ferne. "Ihr sprecht von Terra, aber Terra ist ein Teil von Fünfen, richtig? Seit einer bestimmten Begebenheit fühle ich mich mit der lebendigen Flamme des Feuers verbunden. Ich frage mich, inwieweit das Einfluss hat auf meinen weiteren Weg und ob es eine Bedeutung hat für mich oder für unser Miteinander."


    Naira kann vielleicht heraus hören, dass dieser Gedanke ein schwieriges Feld ist für den Drow, er ist nachdenklich und fürchtet sich davor, dass es die beginnende Freundschaft belasten könnte, dass er sich rein instinktiv dem Feuer nahe fühlt, auch wenn er nicht weiß, wie Ignis in dieser Welt angebetet wird. Bisher ist es nur sein ganz persönliches Gefühl.

  • Während Naira mit dem Unbekannten die Bereiche Kjonas durchstreifte und er somit auch einen guten Einblick erhielt in das was hier entstanden war und immer noch weiter wuchs, stetig wie ein Baum dessen Wurzeln fest im Boden verankert waren. Und der nun begann sein Laub zu entfalten, um eine prachtvolle Baumkrone zu bilden.
    Genau währenddessen wurden sie nicht aus den Augen gelassen. Seit Naira das Gebiet wieder betreten hatte, dessen Markierungen massive verziehrte und geschmückte Dreibeine waren, seit dem richten sich Augen auf sie, das Kind und die Begleitung.


    Und auch wenn Kaa-Ash nicht am Hauptbereich anzutreffen gewesen war, so war sie längst informiert worden - die Atani war zurück.


    In die Geräusche des Waldes mischte sich nun ein leises Geräusch hinein, ein gleichmäßiger Rhythmus.
    Und der Wind trug einen bekannten Geruch mit sich, striff Nairas Nase.


    Irgendwo in der Umgebung mußte eine berittene Patroullie unterwegs sein - kam sie auf die beiden zu?
    Entfernte sie sich?
    Zumindest waren sie bemerkbar ..als wollten sie genau das.

  • Das Spitzohr zieht den Duft ein, der ihr vom leichten Lufthauch zugetragen wird.


    Erneut schließt sie die Augen und streckt sich nun ganz auf dem Fels aus, wie auf einer Lagerstatt. Ihr Geist vertieft sich und sie sinkt für einen Moment hinein in eine Erinnerung...
    Kühl strömt der Atem des Steins in ihren Rücken, fest und sicher hält er sie, lässt er sie sein, wie sie ist... ausgestreckt auf dem Fels erträgt sie das Licht der Welt, emporgeholt aus den Schatten, ohne Furcht...


    "Mhmmm....", murmelt sie zu Chazsmyr schließlich. "Ja.... es sind fünf.... aber das ist nur für die Menschen und anderen Leute wichtig, die alles zerteilen müssen..."
    Sie atmet tief erneut ein, den Duft des Mooses und der Tiere.
    Offenkundig fühlt sie sich sehr behaglich.
    Und sie hat keine Lust, über etwas Anderes nachzudenken als über den Fels, auf dem sie liegt.


    "Du wirst es herausfinden, was für dich von Bedeutung ist. Wie ich schon sagte..... such das, was dir Angst macht. Wovor du zurückschreckst. Oder wo du auf einen hörst, obwohl er dir nichts zu befehlen hätte. Dort ist ein Weg, den du noch nicht kennst, hinter der Angst. Überwinde sie und finde deinen Weg."


    Die Lethi bedeckt ihre Augen mit ihrem rechten Arm, den sie sich über das Gesicht legt.
    "Irgendwann wird es dich zurückziehen in die Schatten, was du >dunkle Flecken< nennst... es wäre wohl besser, wenn du dein Dunkel von Anfang an nicht verleugnest... im Dunkel sind wir vereint.... en s´koto p´ha-oata hämoan synesthoata..."
    Die Sprache des Spitzohrs klingt rauchig und hart.

  • Chazsmyr zog seinen pilzähnlichen Hut tiefer in sein Gesicht, ehe er die Hände wieder hinter dem Rücken und um die Würmerschale schloss. Ein besonders vorwitziges Exemplar berührte seinen Finger bei dem Versuch, sich aus der Schale heraus zu winden. Der Drow zuckte zusammen und schüttelte den Wurm gnadenlos zurück zu den anderen, während er nachdachte.


    "Xas" reagierte der Dunkelelf auf Nairas erste Aussage. Es erleichterte ihn, dass sie es so sah und er begriff, dass das Feuer auch ein Teil von Terra sein musste, sowie das Wasser, die Luft und die Magie. "Es ist alles miteinander verbunden" äußerte er seine Gedanken sehr allgemein gehalten, weil es ihm nicht möglich war, alles, was er dachte, in Worte zu fassen, ohne sich gnadenlos zu verhaspeln.


    Chazsmyr lächelte, als er sah, wie Naira diesen Tag zu genießen schien, aber seine Mundwinkel wanderten nach unten, als sie weitersprach.


    "Ich verleugne mein Dunkles nicht... ich meine, teilweise ist es doch sogar offensichtlich, aber es sind Dinge, über die ich nicht reden möchte. Außerdem sind sie vergangen, lange Zeit vergangen. Ich ziehe es vor, im Hier und Jetzt zu leben. Mein Leben hat mich gelehrt, dass jeder Tag kostbar ist, da das Gute, was einem an dem einen Tage wiederfährt, am nächsten schon vorüber sein kann. Genauso ist es aber auch mit schlimmen Dingen, auch sie gehen irgendwann vorbei. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr so viel Angst haben will wie früher und dafür werde ich alles tun."


    Diese Worte klangen bestimmt und es schien, als sprächen sie Chazsmyr aus dem Herzen. Er schien schon seit einer ganzen Weile danach zu leben.


    "Was ist das für eine Sprache? Und was habt Ihr gesagt?"

  • Uhlakk hatte reiche Beute gemacht. Der Wald und die Höhlen gaben ihnen was sie brauchten. Er legte sich das Wild über die Schulter und machte sich auf den Weg. Er hatte es nicht eilig, wer weiß schon wann er die Atani wieder sehen würde. Seit sie in die Tiefen verschwand, wartete der kleine grüne Ork auf ihre Rückkehr.


    Uhlakk nährte sich dem Dorf und verharrte einen Augenblick. War da was? Ein Ruf? Es klang vertraut.
    Er sog die Luft ein und konnte einen Hauch eines vertrauten Geruchs herauslesen. Da war aber auch noch etwas anderes....


    Der Ork schritt weiter auf die Rückseite einer Hütte zu die als Küche genutzt wurde. Dort angelangt knüpfte er das erlegte Tier auf und ging um die Hütte herum um zu sehen ob er seine Vermutung bestätigen konnte...

  • Die Elbe antwortete eine Weile nicht, so als sei sie schon eingeschlafen.
    Tatsächlich lauschte sie - in den Wald, dann in sich, und dann unter sich....


    Sie ließ Chazsmyrs Worte in den Waldboden versickern, ohne sie ganz zu erfassen.
    Der Drow war immer noch voller Entweder-Oder-Aber-Mal-sehen....
    Und sie war zu froh, wieder hier zu sein, an diesem heiligen Ort, um sich darum zu kümmern.
    Er dachte wohl, er habe mit dem Ritual alles hinter sich gebracht. Dabei fing es in Wahrheit erst an.... und jeder Tag würde für ihn gefährlicher und schwieriger werden.
    Denn so war es hier, an der Oberfläche, unter denen, die im Kreis gingen!
    Sie empfand keinerlei Mitleid. Es würde kommen, wie es kommen musste.


    "Lethi...", murmelte sie schießlich doch leise und wie im Schlaf. "Die Sprache meines Volkes... im Dunkel sind unsere Lichter verbunden...."

  • Nichts...


    Uhlakk überblickte den Platz, schaute zu den Feldern mit Kräutern... nichts. Ein Goblin mit Feuerholz lief ihm über den Weg. Der Ork hielt ihn an und fragte nach Neuankömmlingen. Der Gobbo nickte erfreut und berichtete die Atani sei zurück. Uhlakk klopfte dem Goblin auf die Schulter und bedeutete ihm weiter zu machen. Dann ging er auf die Suche.


    Ein altes Kriegslied summend strich er um die Häuser, aber fand sie nicht. Aber es lag etwas in der Luft. Uhlakk öffnete seine Sinne und hob den Kopf in die Luft. Tief ließ er die Düfte der Umgebung durch die Nase in die Lungen fließen.


    Er ahnte etwas und lief in Richtung Wald...