• Wer: Pepin, Rest auf Anfrage
    Wann: Dezember
    Wo: Paolos Trutz
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    Der Abend des Salons war, wenn man einmal die ganzen Nachrichten und Gespräche außen vor ließ, durchaus als Erfolg zu bezeichnen. Es war ihm gelungen in annehmlicher Weise seine Gäste zu bewirten, keiner musste sich ob der Speisen oder Getränke übergeben oder hatte versucht eine Prügelei zu beginnen. Alles in allem also ein Erfolg in dieser neuen Stadt.


    Dennoch wirkte der angebrochene Morgen irgendwie trüb und leer. Etwas missmutig saß er allein in seinem großen Speisezimmer, was er zugleich zu einem Arbeitszimmer umfunktioniert hatte, und starrte auf das Spiegelei vor ihm. Wie immer vorzüglich zubereitet, der Rand knusprig und in der Mitte das Dotter noch flüssig hatte Minna, seine Haushälterin, dieses Frühstück vorgesetzt. So sehr er sich auch mühte, spürte Pepin doch eine gewisse Übelkeit in der Magengegend wenn er auf das Essen blickte. Wie hatte noch Herr Paisner gesagt „… Seid unbesorgt Ihr befindet Euch in dem stärksten Siegel und den besten Mauern. Euch kann nichts passieren...." So sprachen die Einfältigen immer, wenn es daran ging Unschuldige zu einer Sache zu überreden, die eigentlich aussichtlos war.


    Pepin blickte herüber zu seinem Model der Stadt, welches er gebastelt hatte. Haus um Haus, Straße um Straße, Tor und Erker, all dies hatte hier seinen Wiederschein gefunden. Sein Blick schweifte ab, wurde starr als er sich an all das entsann, was er im letzten Monat über den Gegner, das Schwarze Eis, aus den Schriften von Herrn Paisner gelernt hatte.
    Er stand auf und holte sich den kleinen Standspiegel herüber, stellte ihn vor sich auf den Tisch. Sein Blick suchte sein Ebenbild, während er seinen Gedanken erlaubte in die Ferne zu schweifen. Strategie, Macht, Logik, Wahrhaftigkeit, Kostenkalkül … wieder und wieder wiederholte er gleich einem Mantra die Worte, wog sie ab in seinem Geist, formte sie zu neuen Worten „…Glaube, Stärke, Wahrheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit.“ Dann schloss er die Augen und wandte sich dem Modell der Stadt zu. Sein Geist flog förmlich über die Dächer hinweg, suchte jene Stellen an denen nun er selbst angreifen würde.
    Das Nordtor, absolut unerlässlich für die Versorgung der Stadt, ebenso wie der Hafen und die beiden Aquädukte würden seine ersten Ziele sein. Er würde diese kleinen Punkte irgendwie blockieren um die Bewohner der Stadt einzuschließen. War dies erst einmal geschehen, mochten sie nicht mehr hinaus und es war nur eine Frage der Zeit bis sie verhungerten oder, große Truppenteile vorausgesetzt man einen Angriff gegen die Stadt selbst führen konnte.


    Seine Gedanken schweiften umher, suchten nach einer Möglichkeit des Entkommens der gesamten Bevölkerung, doch diese war in diesem Falle nicht möglich. Die Bauweise der Stadt selbst war eine Falle.


    Pepins Blick fiel wieder auf das Spiegelei und die Scheibe frischen Brotes, welche daneben lag.

  • Dann, von einer Idee beflügelt sprang er auf, wischte die Blätter voller Zeichnungen vom Nachbartisch und begann mit einem Stück Kreide auf selbigen Zahl um Zahl zu schreiben. Es dauerte wohl gut zwei geschlagene Stunden ehe der Erfinder seine Berechnungen abgeschlossen hatte.
    Dann seine Weste noch im Laufen zuknöpfend eilte er förmlich die Treppe herunter, an der verdutzten Minna vorbei, welche er noch verkündete erst spät zurück zu kommen. Er habe Besorgungen zu machen.



    Pepins Schritte wandten sich zu den Kaufmanskontore der Stadt. Er wollte Mehl und zwar jede Menge davon und diese waren die Einzigen, welche liefern konnten.

  • Nach und nach sonderte Pepin die Kontore der Stadt, fand die Standorte und Preisvorstellungen all der kleinen und großen Händler heraus. Es wurde ihm bewusst, dass nicht nur er mit dieser Idee auf den Markt getreten war, sondern auch vor allem die Großkaufleute in umfangreichem Maße angefangen hatten am Markt zu spekulieren. Eine Änderung der Vorgehensweise war dementsprechend dringend angeraten. So widmete er seine Aufmerksamkeit vor allem den kleinen und Kleinsthändlern und begann diesen das vorrätige Mehl abzukaufen.

  • Beinahe einen Monat beteiligte er sich am Markt und kaufte jeden Mehlsack auf, welchen er nur habhaft werden konnte. Unter der Hand schien sich die Lage in der Stadt stabil zu sein, auch wenn er von den ihn bislang bekannten Personen wenig Erfreuliches hörte. Das Schwarze Eis marschierte auf die Stadt zu, war in irgendwelchen Tunneln gesichtet worden und schien sogar eines der beiden Aquadukte zerstört haben. Das Szenario einer Belagerung, welches Pepin vorausgesehen hatte, nahm immer mehr an Gestalt an. Mittlerweile waren auch die üblichen Lieferungen von Außerhalb ausgeblieben, so dass die Stadt begann von ihren Vorräten zu leben. Dies hatte zwangsläufig Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise innerhalb der Stadt, welche merklich anzogen.

  • Geduldig verfolgte Pepin das stete Ansteigen der Lebensmittelpreise seit dem Auftauchen des Schwarzen Eises. Das Zusammenbrechen der Aquädukte wirkte sich zudem förderlich auf die Kauffreude der normalen Bevölkerung der Stadt aus. Viele von Ihnen begannen Vorräte anzulegen, was wiederum auf die vorhandenen Lebensmittel und ihren Preis einen Einfluss hatte.


    Eineinhalb Monate später befand der Erfinder den Zeitpunkt für gekommen das aufgekaufte Mehl schlagartig auf den Markt zu werfen. Er würde mit diesem Schritt nicht nur einen ordentlichen Schnitt machen, sondern auch die Preistreiberei für eine gewisse Zeit unterbrechen und dem steten Anstieg der Preise einen Dämpfer versetzen. Vielleicht gelang es ihm ja sogar beruhigend auf die Psyche der Stadtbewohner einzuwirken.

  • Die Wirkung war besser als erwartet. Der Mehlmarkt, aufgrund der Verknappung seitens der Belagerung , war sehr angespannt und hatte durch einen Preisanstieg der Ware reagiert. Zudem hatte sich Pepin dazu entschieden die Säcke des wertvollen Mehls nicht zu verkaufen sondern in Form einer Auktion zu versteigern. Die Angst der Großhändler ein Geschäft zu verpassen und der Wunsch der Bäcker weiterhin Waren anbieten zu können führte in dieser so angespannten Situation dazu, dass sie begannen sich gegenseitig zu überbieten. Der Gewinn welchen der Erfinder schließlich einstrich machten ihn entweder zu einem reichen Mann oder sie würde dazu ausreichen zumindest ein bis zwei seiner Projekte weiter voranzutreiben.


    [Thread Ende]