• Wann: Mitte November
    Wo: Heilzentrum Kjona
    Wer: Kaa-Ash, Naira (oder stellvertreter), wer da sonst noch so rumläuft


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    Der Botenvogel war fast lautlos auf die Ansammlung von Hütten zugeglitten, welche sich zum Heilzentrum Kjona entwickelt hatten.
    Große und kleinere Pfahlbauten, manchmal nur Hüfthoch vom Boden entfernt mit dem Boden, andere die vermutlich Lagerräume oder Trockenhütten waren standen höher, damit die Winde ihre Arbeit verrichten konnten.


    Der Milan hatte sich einen Platz auf einer der Streben gesucht, an der die Sonnensegel hingen, welche an der großen Feuerstelle aufgebaut waren. Mittlerweile und in Anbetracht der Kälte, waren Lederne und Holzerne Seitenwände dazu gekommen - es war zwar nicht kuschelig warm, aber man konnte kochen und in dicke Felle gehüllt seinen Tee trinken und essen.


    Auch die Kleidung der hier arbeitenden Grünhäute hatte sich dem Wetter angepaßt -gewachstes/gefettetes Leder, Pelze, dicke Umhänge und wärmende Tuche.

  • Die weiße Elbe saß an einer großen Feuerstelle, oder vielmehr lag sie halb in einem tiefen, kugeligen Sessel, ausgestopft mit zahlreichen weißen Fellen.
    Sie hatte ein Bein angewinkelt auf dem Sessel an ihren Körper gezogen, das andere auf die Sesselkante gestellt, und stützte ihren Ellbogen auf das aufgerichtete Knie, während sie sinnend in die Flammen starrte.


    Eine weiße Decke lag um ihre Schultern, eine weitere war um ihren Leib gewickelt und darunter trug sie ein weißes schlichtes Leinengewand. Nur ihre schwarzen Haare und ihr selbst noch im Winter leicht goldfarbenes Gesicht erinnerten daran, dass sie ein Wesen des Dunkels war - eingehüllt in soviel schweres, weiches Weiß.


    Ihre Augen waren fern, und ein feiner Duft lag um sie, der an Kräuter und Nüsse erinnerte.

  • Kaa-Ash hatte den Vogel entdeckt, er war ja nicht zu übersehen und näherte sich ihm.
    Problemlos konnte sie die Nachricht auf weißem Leder entnehmen und kam herüber zu Naira.


    Sie warf einen flüchtigen ersten Blick auf das Schreiben, das in den alten Runen der Djschhabuk Maah verfaßt war.


    Kaa-Ash runzelte die Stirn.


    "th´wa" murmelte sie halblaut.


    Ein weiterer Blick über die Zeichen, dann plumpste sie auf eines der Sitzkissen.


    "Eine Botschaft von Mahrukkaa....."eröffnete sie Naira.

  • Die Elbe blickte hinüber zu Kaa-Ash, ohne sich im Mindesten zu bewegen. Sie hielt den Kopf weiterhin auf die Hand gestützt, dessen Ellenbogen sich wiederum auf das Knie stützte....


    Konstrukte beschäftigten ihren Geist sehr, und da dieser Geist in jüngster Zeit etwas viel in astralen Ebenen unterwegs gewesen war, schien es ihr schwer, sich ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren.

    "Was denn?"
    , murmelte sie mit der geringstmöglichen Bewegung ihres Mundes. Es klang fast genuschelt.

  • Das Spitzohr war träger und träger geworden in letzter Zeit, manchmal hatte Kaa-Ash das Gefühl als würde Naira einfach ein weißer Fellberg werden, der Augen hatte.
    Bei Grünhäuten hatte sie sowas zwar auch gesehen und erlebt, aber nicht so...stark, wie bei Naira.


    " Die Maah´toch,"
    sie betonte das Wort etwas gedehnt
    "hat in den alten Zeichen"
    auch das Wort Alte Zeichen war betont worden


    "aus Paolo´s Trutz geschrieben. Es geht um Betsandsaufnahmen was Heilbestände angeht."


    Kaa-Ash blickte Naira an und der Blick aus den violetten Augen zeigte deutliche Sorge. Offenbar im Zusammenhang mit der tatsache das Mahrukkaa Zeichen verwendete, die so gut wie keiner wohl auf diesem Kontinent lesen konnte....


    "th´wa" wiederholte Kaa-Ash deutlich, warnend.

  • Jetzt wandte Naira doch den Kopf, zumindest so weit, dass Kaa-Ash die eine sehr weit hochgezogene Augenbraue sehen konnte.
    Das war eine Mimik, die dem Spitzohr zueigen war und die weder ganz bewusst noch ganz unwillkürlich zu sein schien.
    Sie zeigte an, dass ihr etwas gegen den Strich ging.


    "Bestandsaufnahmen? Heilbestände?", murmelte sie, immer noch den Mund halb auf die Hand gestützt.
    "Du sprichst wie ein verdammter Najor, Kaa-Ash! Sind das wirklich Mahrukkaas Worte?!"


    Naira seufzte und starrte zurück in die Flammen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    "Sie will wissen, wie viele Leute wir heilen können?", fragte sie ohne große Begeisterung. "Oder geht es um Blaues Kaninchen? Waffengifte? Soll ich jemanden stillmachen? Ist mal wieder Krieg oder müssen wir wieder mal Seelen zurück ans Land binden?"

    Es sprach nicht gerade spontanes Interesse aus der sonst so schnellen, wachen Lethi.

    In der Tat fand Kaa-Ash sie immer öfter im Halbschlummer vor, tief versenkt, die Beine unter dem Leib gekreuzt, die eine Hand auf dem Bauch, die andere über den Augen, so als wolle sie sie verdunkeln. Während sie den Sommer hindurch den überwiegenden Teil des Tages in den Höhlen verbracht hatte, saß sie nun, da bereits Minusgrade in den Hügeln herrschten, fast immerzu am Feuer, das die Uruks von Kjona ihr zuliebe ständig unterhielten.
    Sie kam sich selbst wie eine immer praller werdende Baumwollknospe vor, und das schien sie zugleich zu ermüden und in einen schwer durchdringbaren Kokon zu hüllen, abgetrennt von der greifbaren, sichtbaren Welt und den Belangen der Gegenwart...

  • Kaa-Ash grollte.
    Die Launen der Lethi waren mit fortschreitender Trächtigkeit nicht immer zu ertragen.


    "Dabru, es sind ihre Worte. Jene Worte die sie nutzt , wenn ernsthafte Gefahr droht und sie zur Tuva wharkhar wird....."
    Wieder knurrte Kaa-Ash kehlig.


    "Etwas lauert..eine Gefahr. Nichts konkretes, abgesehen davon das das Schwarze Eis die Makurathon Pforte besetzt hat...aber das wußten afal schon seit vor den Feierlichkeiten......Na sollte sich eher fragen, was Mahrukkaa nicht schreibt....."


    Die Violette Uruk hatte sich gesetzt und prüfte das Leder noch ein mal genauer.


    "Seltsam" murmelte sie.


    An Naira eher nebenbei gewandt.
    "Vai glaubt, sie möchte einfach nur wissen, wie gut die Plantagen sich entwickeln und welche Menge an Uruk-Kriegern afal im Falle eines Krieges gegen das Schwarze Eis behandeln könnten....der Winter naht und afal wissen doch beides was das normalerweise bedeutet?"

  • "Das heißt, wir haben nicht genug Wärme. Die Hütten reichen nicht aus", sagte Naira, wieder in die Flammen starrend. "Zelte aus Leder werden wir brauchen, mit Feuerstellen darin, um alle unterzubringen, wir brauchen Holz und Stoff für Verbände. Fleisch ist notwendig, und Eier. Einiges werden die Wälder geben, anderes muss gebracht werden."
    Sie seufzte bei der Vorstellung, bald von einem Zeltlager verwundeter, hungriger und frierender Uruks umgeben zu sein... Oder gar Menschen?!
    Es war schwerlich denkbar, dass sie in diesem Zustand so energisch zupacken könnte, wie man es von ihr kannte...



    "Aber die Kräuter sind gut gewachsen in diesem Sommer, und wir haben kräftige Grubenwürmer gezogen, feiste Käfer; Öl und Gefäße dafür sind entstanden, und wir werden die ersten Salben und Essenzen und die schwarzen Steine verwenden. Terra sieht nach Kjona... vielleicht ist es uns vorbestimmt, dass das jetzt im Winter geschieht..."


    Sie wandte sich nun ganz um zu Kaa-Ash und nahm die Hand herunter.
    "Im Sommer denken alle an Leben, Wachsen. Aber vielleicht ist es unsere Aufgabe, den Winter zu einem Sieg des Lebens zu führen. Dann wird Terras Geschenk nicht umsonst gewesen sein... wir werden Leben zurückgeben, Kaa-Ash."

    Ihre Augen wurden für einen Augenblick fern und ihr Gesicht erschien im goldenen Licht des Feuers seltsam zeitlos. Es war offenkundig, dass sie nicht nur an Wundheilung und Chirurgie dachte. Ihre Worte wurden langsamer und tiefer.
    "Das trotzige Leben soll die tote Kälte der Angst vertreiben! Lass uns Feuer entfachen! Und lass uns die Kinder der Tiefe herbeirufen, um Terras Kraft an diesem Ort groß werden zu lassen!"

  • "Nar, sie werden den Krieg nicht nach Kjona bringen...so wie es aussieht wird der Krieg nach Paolos Trutz getragen und noch weiter hinüber in den Osten...


    Doch Mahrukkaa schreibt hier, dass sie die schlimmsten Verletzten gerne Naira und Kjona anvertrauen würde, sie geht davon aus das Brustkörbe und vor allem Seelen brechen werden beim Ansturm des Schwarzen Frostes....."


    Kaa-Ash hob den Kopf und fixierte Naira.
    "Na´s Ziehmutter glaubt an die Kraft der Tiefe in Naira." sagte sie dann schlicht und das fasste dazu mit ein, was hier auf diesem Boden geschaffen worden war.


    Dann nickte sie.
    "Dabru, die Kinder der Tiefe zu rufen ist ein guter Gedanke. Wie möchte Naira das tun?"


    Die Uruk hatte bereits ein Leder hervorgezogen und begann Runen darauf zu schreiben und diesmal in einer Art die Naira nicht lesen konnte.


    "Die Heiler werden aus dem Blut nicht mehr herauskommen in diesem Winter und der Schnee wird die Farbe von auk tragen...Blutschnee." murmelte sie dabei,als sie darüber nach dachte was wohl kommen würde.


    "Soll Vai nachsehen was für Mengen afal hier produziert haben an Kräutern und anderem - möglicherweise bittet Selfiran oder Heiler aus anderen Protektoraten um Kräuter oder Öl und afal sollten aufpassen das nicht zu viel vergeben wird. Der Winter ist da und wer wird lang werden."

  • "Etwas wird stärker", nickte Naira, wie zu sich selbst sprechend.


    "Das haben die gewusst, die die Welpe Naira berührt haben und sie bewahrt haben und immerzu von ihren Welpen sprachen, lange bevor ich selbst daran gedacht habe - die Grombasha, die Rotte, die Jaelre, die Dschabukmaah..."


    Ihre Augen glänzten intensiv und ihre Stimme wurde erneut tief und leicht rauchig.
    "Die Woge ist finster und entschlossen.
    Alles, was vorherbestimmt war, trifft nun ein.
    Die Wellen schlagen hoch und verschlingen diejenigen, die zu herrschen versuchen.
    Wir aber lassen uns treiben in den dunklen Tiefen.
    Wir steigen auf mit der Wärme des Blutes, das ruft.
    Aus einer in den Schatten wurden zwei und aus zwei entstanden drei Verborgene...
    Und die Kraft des Dritten vereint Woge und Stern.


    Öle und Kräuter sind gut, dabru. Aber besser und mächtiger ist das auk, das in mir anschwillt.
    Es ist Zeit, auf die Weise der Lethi zu handeln, zu heilen.
    Auk, Magie, der Strom.
    Es ist Zeit, die bewahrenden Tiefen zu öffnen für jene, die fortgerissen zu werden drohen."


    Sie blickte nun auf das Leder.
    "Schreib, dass die Kinder der Tiefe nach Kjona kommen sollen, um den Bund zu stärken. Mach Leder und schick sie dorthin, wo sie es lesen können. Und wo andere sind, die sich anschließen wollen. Heiler und Atani, die Brustkörbe bewahren wollen.
    Schreib das mit dem Triumph des Lebens im Winter und so. Ich glaube, das verstehen sie am ehesten..."


    Dann verschränkte sie die Arme und schien wieder in die Gegenwart zurückzukommen.
    "Wir brauchen Wärme in den Höhlen. Wir haben Öl, Kräuter, Rauschzeug, dabru. Wir haben gute kräftige Nahrung. Es ist alles da, um den Verletzten zu helfen - wenn es Sommer ist. Wir haben nicht genug Feuer, um die Aufgeschnittenen zu wärmen.
    Und ich misstraue den Verbänden, die die Najorim benutzen! Zuviele Hände, die daran herumgefingert haben!
    In Kjona verwenden wir Leder und Moos, aber jetzt brauchen wir Stärkeres, Festeres... etwas, das von selbst haftet..."

    Sie dachte scharf nach.


    "Schick ein Leder nach Drada d´Issan!", sagte sie schließlich entschlossen. "Sie sollen uns die schwarzen schleimigen Flechten schicken, die sich in der Wärme zusammenziehen. Das wird die Wunden umschließen und Dreck fernhalten. Selbst wenn hier hunderte von verletzten Grünhäuten auf einem Haufen lagern..."

  • "Dabru - als ein Leder nach Drada `dissan, eines zum Rufen der Kinder der Tiefe.
    Dazu werde vai Du`shakul ein Leder schicken, damit er informiert ist. Und aus Ba ´rach Nar entsprechendes schickt, zusätzliche Häute für Zelte.
    Oder mehr Arbeitskräfte die , solange es das Wetter zuläßt ,Holz schlagen und Unterstände bauen, die man dann mit Lederhäuten zuhängen kann. Und weiteres Holz für Feuer aus den Wäldern holen
    Ja, mehr Arbeitskräfte das wäre wirklich nicht verkehrt und Wachen, die Aru´s müssen geschützt werden."


    notierte Kaa-Ash und beschrieb das Leder vor sich weiter.


    "Was Verbandsstoff von Najorim angeht - afal haben doch diesen scharfen Saft der Feuerpflanze...vielleicht hilft er in niedriger Konzentration Verbände zu reinigen?? Und diese vorher durchkochen mit Seifenkraut."


    Fragend schaute die Uruk, ob Naira noch etwas einfallen würde...

  • Naira rümpfte die Nase. Ihr war gar nicht nach Waschen zumute bei diesen Temperaturen... aber wenn es nicht anders ging.


    "Wärme für die Höhlen...", dachte sie laut nach. "Ich möchte hinuntergehen, wenn hier oben alles voller Uruks ist. Das Kind braucht den Fels. Aber die Kavernen sind kalt, zu kalt, weil wir noch nicht tiefer hinab gegraben haben..."

    Sie machte sich Sorgen, das konnte die Holunderbeerfarbige deutlich sehen.
    Das Spitzohr sprach nicht oft von der Geburt, sie schien das Thema eher zu vermeiden. Es war noch nicht darüber gesprochen worden, wie sie das Kind in Kjona aufzuziehen gedachte.

  • Jetzt kam Kaa-ASh doch deutlich schnobernd näher und beäugte die Lethi.


    "Vai hat immer gedacht, dass die Atani dieses Wissen auch erhalten hat von den Ahnen, wie man Welpen wirft und aufzieht"
    sie sah irgendwie verblüfft aus.


    "Hat na schon Tuva ausgewählt für den Wurf? Und eine Amme die hilft?"
    kamen die Worte recht flugs, bevor die violettschwarze Uruk das Maul zuklappte.


    Sich dann neben Naira setzte und sie anschaute...wartend, abwartend.
    Irgendwann mußte die Lethi ja mal raus mit der Sprache.


    Innerlich machte sie sich einen Knoten in einen Grashalm, damit sie dag tiefer in die Kavernen jagen würde, damit er einen passenden Ort suchen sollte. Voll weicher Moose und Flechten, mit Platz für Wärmesteine und möglicherweise einer heißen unterirdischen Quelle dabei.

  • " Wie man Welpen wirft? ", fragte Naira zugleich verständnislos und interessiert. "Wohin sollte ich den Welpen denn werfen? Ist das ein Ritual der Uruks?"


    Sie sah Kaa-Ash nun ebenso intensiv an. Offenbar gab es eine 'kulturspezifische Besonderheit', wie das Spitzohr es zu nennen pflegte, die ihr noch unbekannt war. Womöglich eine Prüfung oder eine symbolträchtige Handlung, durch die man sich auszeichnen musste?


    "Tuva, ja, die gibt es. Gwo und Drake, Uhlakk und Ranctar für das Große, Ffalmir und Alais, Zarim und Ilana für das Kleine. Und noch mehr haben geschworen, den Welpen zu beschützen. Niemand soll wagen, von seinem Blut nehmen zu wollen! "
    Sie klang kämpferisch.


    "Und was ist eine Amme? Eine, die Essen zubereitet bei den Najorim, oder? "