Alte Spuren...(Voreinstimmung auf den Con "Alte Spuren")

  • Wann: Nach dem CoM
    Wer: Uruks und wer glaubt nach dem CoM noch zu leben
    Wo: In der Siedlung Barach´nar
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    Ein pulsierendes Ziehen zog sich durch seine Muskeln. Sein zäh gewordenes Fleisch wuchtete seinen Körper in einem beständigen Trab weiter voran. Die Natur diktierte den Rythmus seiner gequälten Lungen. Immer wieder blähten und zogen sich die beiden Flügel zusammen, als der gleichmäßige Takt plötzlich inne hielt.
    Für einen Herzschlag sogen seine Nüstern den rauchigen Duft brennender Feuer ein. In seinem Bewusstsein formten sich Bilder einer gemütlichen Höhle,... Den Kopf schüttelnd verwarf er dieses Bild. Zum stetigen Fluss seiner Bewegungen zurückkehrend zog der Augenblick vorüber. Er lief weiter, um Barach'nar zu erreichen.


    Hoi'Tal hatte einen langen beschwerlichen Weg hinter sich gebracht. Seine mit Lederstücken verstärkte Hose sowie sein Wams war verkratzt und verdreckt. Dort, wo Stoff seine Haut bedeckt hatte, waren nun nur noch Fetzen und darunter kleine glänzende Wunden, die Dornen und Gestrüpp hinterlassen hatten. In seinem Gesicht erkannte man die bittere Entschlossenheit, die den Verstand in einen Käfig sperrt und nur den Instinkt zurück lässt. Sein Zustand ähnelte weniger einem menschlichen Wesen als mehr einem gehetzten Tier. Hinter sich ließ er einen herben Duft, der sich aus Schweiß und Harn vermengte.


    Durch einen Tunnel blickend nahm Hoi'Tal nur seinen bekannten Weg war. Zelte, Hütten und die übrigen seines Volkes nahm er gar nicht war. Dann aber holte eine raue Stimme ihn aus seinem Lauf. Der Käfig, in dem er seinen Verstand eingeschlossen hatte, brach mit jedem einzelnen Wort auf. Mühsam setzte er die Worte zusammen, bis Verstand über den Instinkt die Oberhand zurückgewonnen hatte und das Gesprochene begriff.

  • "Hoi`Tal...das ist Hoi´Tal"
    hörte man es hier und da, wenn manche der Wesen, an welchen er vorbei lief, ihn erkannten.


    "Hoi´tal?...Heee, Hoi´tal!" riefen sie ihm nach, doch der selbst für einen seiner Art verdreckte,stinkende Uruk stampfte wie ein Uhrwerk einfach weiter.


    Weiter, das hieß auf den ausgetretenen Wegen der Siedlung in Richtung auf die Behausungen der Schamanen zu.
    Jenen Ort, an dem die großen Trommeln standen, wo die Uruks sich für Feste versammelten.


    Bremsen konnte ihn jetzt nur noch eines - und das wuchs grade vor ihm aus dem Boden:
    Die Wachen, welche dafür sorgten das die Schamanen ihre Ruhe hatten und somit die geschicke der Uruks leiten konnten.
    "Th´wa!! Wo solls denn hingehen, du stinkende Made!!"brüllte es deutlich durch die Ohren bis in die Gehirnwindungen Hoi´tals.


    Dem Dialekt und dem Wimple am Gürtel, war es ein Akkaga aus den Reihen der Djschhabuk Maah, welcher grade die Wachmanschaft führte.
    Und diese sah grade nicht begeistert aus, über den ankommenden.
    Doch zwischen den wilden Blicken, fanden sich auch jene die sich wunderten - und beobachteten, was der Späher wohl berichten würde.

  • "Th'wa..." wiederholte Hoi'Tal mit steinernem Gesicht. Sein Geruch war ihm nicht mehr aufgefallen. Er erinnerte sich an die letzten Tage. Weder hielt er lange um zu fressen, noch um seine Notdurft zu verrichten. Etwas ungläubig schaute er an sich herab. Noch hatte ihn sein Bewusstsein nicht völlig eingeholt.


    Unwillkürlich wanderte seine Klaue zu seiner Brust. Ein tiefer Schmerz sitzte knapp über seinem Herzen. Als seine Augen aber zitternd auf seine Brust sanken, konnte er keine Anzeichen für eine Wunde oder zerrissene Kleidung erkennen. In ihm brannte die Erinnerung wie Feuer. Zurück kam, was der Grund war, weshalb er die Vernunft zurückhielt und dem Tier in sich freien Lauf ließ. Seine Pranke grabschte seinen Wams und ballte den Stoff in einer Faust. Er presste die Augen zusammen.


    Zwischen seinen Lippen drückte er nach Atem ringend hervor:
    "Vai... muss... zu den... Atani"


    Er wollte es fest sprechen, aber sein trockener Rachen gewährte ihm nur ein heißernes Hauchen.

  • Mißtrauisch beäugten die Wachen den Späher.


    "Na ist seltsam...was bei den Niederhöllen willst na bei den Atani....?"
    neben Mißtrauen sah man die Ratlosigkeit in den Augen der Wachen.
    Eine wache hielt unaufgefordert Hoi´tal einen Trinkschlauch unter die Nüstern, das etwas schale Nass , dessen Duft aufstieg,mußte ihm wie ein Sommerregen vorkommen nach all der Entbehrung.


    "Trink! Und dann sag was so wichtig ist, dass wir dich erbärmlich stinkendes Bündel zu den Atani vorlassen sollen"bellte der wortführende Uruk schnappend.


    Am Versammlungszelt der Schamanen selber war ein Leder etwas beiseite gezogen worden, um den Krawall auf dem Vorplatz zu begutachten.....Gelbliche Augen schweiften über die Szenerie und blieben nachdenklich auf Hoi´tal hängen....

  • Der bei weitem nicht so hoch gewachsene Höhlenork fasste sich weiter. Seine auf der Brust geballte Faust öffnete sich, umschloss den Trinkschlauch und hob ihn zu seinen spröden Lippen. Saufend glitt ihm kühles Nass, das seinen Rachen verfehlte, über Wangen und Brust. Seine Augen wurden klarer, als die Frische des Wassers den Nebel der Erinnerung lüftete. Sein Hals schluckte weiter gierig das Wasser herunter. Die letzten Tropfen ließ er sich, die Flasche hoch über den Kopf gehoben, ins Maul tropfen.
    Danach reichte er sie der größeren Wache und packte sich selbst an die Kehle. Er hustete. Die Menge an Wasser war wohl zuviel für seinen trockenen Hals. Seine Klaue umfasste ein Lederband, das um seinen Nacken gelegt war. Mit einem Ruck riss es hinter seinem Nacken ab und Hoi'Tal hob ein silbrig funkelndes Amulett in den Schein der Morgensonne.


    "Du'Shakul wird wissen, was dieses Amulett bedeutet..."


    Nach der Flasche hielt er ihm nun auch das Amulett hin.

  • Getuschel wurde unter den Wachen laut....das Wort ...Leere fiel wie Wassertropfen in der Wüste.
    Aber auch die Möglichkeit eines Überfalles oder von Auseiandersetzungen zwischen rivalisierenden Orkclans.


    Da das Wasser wirkung zeigte, sah der Wachführer davon ab, Hoi´tal einfach in den Bach zum säubern zu werfen.


    Wasser, dreckige schweißige Kleidung und Körpergerüche vermengeten sich auf so unappetittliche Art, dass selbst die Uruks, welche einiges gewöhnt waren die Nüstern rümpften.


    Doch das silbrig glänzende Schmuckstück ließ sie innehalten.
    Verwundert schauten sie es an.
    War es das für das sie es hielten?


    "WOHER hast na das!!???"bellte der Uruk vor Hoi´ral diesen an.
    Ein oder zwei andere Wache rückten näher, die Klauen auf den Messern am Gürtel.


    " Tuva! Bringt eok Hoi´tal her!!" kam eine rasiermesserscharfe , schneidende Stimme aus Richtung des Versammlungszeltes...ein noch nicht ganz so alter Uruk oder war es ein schrumpeliger Troll, stand dort und wedelte ungeduldig mit der Klaue in Richtung Hoi´tals und des Amulettes.


    Seie gelblichen Augen leuchteten ungeduldig.

  • Sonnenlicht blitzte rötlich über die silberne Fassung des Amuletts. Der kurze Schimmer, ließ Hoi'Tal beben, denn mit jedem roten Funkeln sah er erneut wie das Blut aus seinem Brustkorb tropfte. Er schüttelte seine Gedanken erneut ab und packte den blauen Stein, in dessen Tiefen man sich verlieren konnte, direkt aus der Hand der Wache. Er vergrub das Amulett in seinen Handflächen, weil er seinen Schimmer nicht mehr ertragen konnte. Vermutlich verlor er den Verstand. Trotz seiner Erinninerung hatte er keine Wunde davon getragen. Dabei hätte er schwören können, dass...


    Mit einem leichten Grunzen, nickte er der Wache entgegen und wage einen Schritt in Richtung des fordernden Trolls. Vorsichtig wartete er ab, ob die Wache ihn gewähren lassen würde.

  • Die gelben Augen verengten sich kurz beim Anblick des Anhängers.
    Eine silbrige Fassung, in welcher ein blauer Stein gefaßt war, welcher scheinbar auch vereinzelt schimmernde Partikel beinhaltete.
    Der Aufhänger war massiv gestaltet und zierdeartige SChwunge umfaßten den Stein zusätzlich.


    Nachdem Hoi´tal sich der Jurte genähert hatte, schlug der gelbäugige die Eingangsplane zurück und ließ den Späher eintragen.
    Der Geruch von diesem war erbärmlich.


    Doch das Amulett nahm er nicht, dass mußte Hoi´tal schon selber Du´Shakul in die Klaue legen.....

  • Die Düfte der Jurte, eine angenehme Mischung aus teerigem Feuerrauch und verschiedensten verbrannten und getrockneten Kräutern, vermengte sich mit dem Gestank des Spähers zu einem beißenden Geruch. Von gespannten Seilen hingen verschiedene Kräuter herab, die dort im Dunkeln trocknen sollten. Vereinzelt war dort auch ein Fuß eines Hasen oder anderer Tiere zu finden. Manchmal auch ein zerupfter kleiner Vogel. Ärgerlicherweise für Hoital waren diese Utensilien so tief aufgehangen, dass Sie den freien Blick durch die Jurte versperrten. Er musste sich bücken, um nichts von den Seilen zu reißen.
    An kleinen erhobenen Wölbungen, die im Dach der Jurte Gauben formten, tropfte Licht in das rauchige Zelt und erschuf damit einen goldig schimmernden Morgenschleier. Am gegenüberliegenden Ende der Jurte sah er eine Gestalt am Boden sitzen. Er konnte sie nicht richtig erkennen, da sich eine der Gauben direkt über dieser befand. Hoital setzte sich zu den schwarzen Umrissen und wartete darauf, dass seine Augen sich endlich an das Dämmerlicht gewöhnten.
    Die Gestalt ihm gegenüber bewegte sich zunächst nicht. Ein leichtes Husten verursachte ein klackerndes und raschelndes Klingeln. Hoital erkannte endlich, dass er vor einem der hohen Schamanen saß. Er hatte Du'Shakul gefunden.


    Der alte Uruk war über und über mit Amuletten behangen. Seine Augen erschienen grau und getrübt. Sein Atem war kratzig.


    Hoital hob das Amulett in Richtung des Schamanen:
    "Op'Tark sagte, dass Na meine Geschichte glauben würde, wenn Vai euch das hier bringen würde."


    Mit gesenkten Blick hielt er dem Schamanen das Amuelett entgegen, wohl wissend, dass er damit das Todeszeichen des Schamanen Op'Tark in den Händen hielt.

  • Es dauerte eine Weile, doch dann reagierte das Wesen vor dem Späher.
    Die runzligen Nüstern des Uralten schnoberten feucht gen Hoital.


    " Vai riecht Op`Tarks Geruch, aber na ist nicht Op´tark. Welcher Wurm kommt hier her und trägt das Quixa eines Atani hierher?" raspelte die Stimme.
    Im Maul waren noch vereinzelte Hauer - und Zahnstümpfe zu sehen, teils schwarz,braun verfärbt.


    Der gelbäugige war hinterher gehuscht und hatte sich etwas Abseits ,aber in guter Sichtweite positioniert.
    Hoffte er auf eine Art Demonstration von Du´Shakul?


    Wieder senkte sich Stille über die Szenerie , nur das schnaufen und schlotzige Röcheln des Schamanen durchbrach diese , während er erwartete das Hoital sich dazu durchrang oder auch zwang über die Geschehnisse zu berichten.

  • Hoital legte das Amulett vor Du'Shakul auf den Boden. Sein Blick war auf die Silhouette vor ihm gerichtet. Im Schneidersitz saß er nun vor dem alten Schamanen.


    "Wie Na wünscht, wird Vai nun berichten", schluckte er.


    So vor dem alten Uruk sitzend hob er seine Augen den goldenen Sonnenstrahlen entgegen und ließ sich vom blendenden Licht zu den vor einigen Tagen vorgefallenen Ereignissen zurückwerfen.


    "Ihr könnt euch sicher noch daran erinnern, warum Op'tark mit uns reiste, und welches unser Auftrag gewesen ist.", säufste er verloren.

  • "Vor etwas mehr als einen Mond erhielten ich und meine Sha'zu den Auftrag das südöstliche Gebiet von Sah'Tubaah nach einem geeigneten Platz für einen Wachposten abzusuchen. Da dieses Gebiet aber seit der Rückeroberung weitestgehend von einem Schleier des Unwissens bedeckt wurde, konnte niemand wissen, was uns erwartet. Gerade in diesem Land hier, das vor Magie doch fast überquillt, befahl der Shamanenrat, dass jede Sha'Zu stets auch mit einem kundigen Uruk unterwegs ist. Eben jenen Uruk lernte ich hier in Ba'rach Nar kennen: Op'Tark. "


    Er dachte an das zurück, was er in der kurzen Zeit von ihm erfahren hatte. Der Atani war ein grauhäutiger Uruk, gezeichnet vom Leben und dem was seine Bestimmung war. Die Quixa der Atani lagen seiner Linie im Blut. Seine Saaba war eine Kräuterkundige, welche sich auf Salben und Tinkturen verstand, während sein Vater ein geachteter Schamane seines Stammes war. Häufig lag Neugierde in seinen Augen. Scheinbar war Op`tark schon früh auf den Pfaden des Quixga gewandelt und folgte den Spuren seines Vaters in den Kreise der Alten.


    "Wir warteten hier vor den Zelten der Schamanen, bis der Ausgewählte Atani zu uns kam. Er trug Pluderhosen, eine Vielzahl von Ketten aus Nüssen, Perlen, Knochen und gebohrten Steinen. Sie vielen ihm um Hals und Körper. Sein Gesicht beherbergten nur die wachen Augen. Aber Schmutz und Zeichen ließen sein graues Gesicht düsterer erscheinen. Ich schätzte ihn für seine schlanke und sehnige Figur. Für gewöhnlich machten Schamanen mehr Schwierigkeiten auf langen Reisen."


    Für einen Moment hielt Hoital in seiner Erzählung inne, prüfend, ob er Du’Shakul beleidigt hatte. Als er keine Regung von ihm vernahm, fuhr er fort.


    "Sein Bau ähnelte eher einem Späher und auch längere Waffen als Dolche trug er bei sich. Er stellte sich als in den Stamm der Ne`Dan geboren vor. Er sei mit ihm den Nachrichten und Gerüchten nach Mythodea gefolgt und nun war er hier, um den Auftrag des machtvollen Du`shakul, seinem Meister, zu erfüllen."


    Hoital nickte anerkennend in die Richtung des Schamanen.


    "Ashkal, mein Truppführer bestätigte mit einem Nicken. Ohne große Worte nahmen wir vier anderen Shirku unsere Beutel und Taschen auf und machten uns zur Abreise bereit. Am Hals des Atani, der mit uns reisen sollte, konnte ich bereits das Amulett erkennen, das ich euch gerade überreicht habe.
    Auf unserer Reise in den Südosten blieben wir von Störungen verschont. Wir hatten Erfolg bei der Jaqd und deshalb auch Zeit uns näher kennen zu lernen. Op'tark war mir durch seine fast aufdringliche Art, den Dingen auf den Grund zu gehen sympathisch. Er ließ sich nicht durch einfache Worte beiseite stoßen. Als würde Widerstand ihn nur noch anheizen suchte er in den Wesen um sich herum nur noch intensiver, wenn er etwas als interessant befunden hatte. Während der Mond sichelförmig eine sternenklare Nacht erhellte, lauschte ich zur ersten Wache seinem Gespräch mit den Ahnen.
    Er gehörte nicht zu den schweigsamen Anbetern seiner Ahnen. In ständiger Bewegung führte der Grauhäutige einen verworrenen Tanz auf. Wiegend und schiebend streckte er die Arme zum Mond, spreizte sie ab und schien etwas heranzuziehen, zu verknüpfen. Dann wurden die Klauen wieder zu Schalen, mit denen er unsichtbares Schöpfte."


    Um seine Erzählungen zu untermauern, deutete Hoital die Bewegungen plump an. Mehr ließ seine Kraft nicht mehr zu. Er merkte wie er durch das viele Reden heißer wurde. Gleichzeitig hoffte er durch die genaue Erzählung von Op’Tark mehr Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

    "Op’Tark ehrte seine Ahnen in Wort und Tat, vergoß das Blut unserer Beutetiere über Kräutern, die er ihnen im Feuer schenkte. In dieser Nacht verehrte er Taturga, den Mond. Dem Gegenstück, Rana, der Sonne, huldigte er während der Mittagsrast. Er wollte, dass gerade Sie als Ur-Ahn uns gewogen blieb und nicht zu heiß auf unsere Haut scheinen möge. Dabei sprach er häufig vom Kreislauf… Geben und nehmen, fließen und strömen...
    Am vierzehnten Tag sahen wir einen halben Tagesmarsch entfernt einen grauen Streifen, der sich vom blauen Horizont abhob. Wir schlossen daraus, dass ein unachtsamer Wanderer oder schlimmeres dort ein Lager aufgeschlagen haben muss. Letztlich wäre es nicht ungewöhnlich so nahe der Quellen und der Pforte Makurathons auf wandernde Gruppen zu treffen. Wenn ich mich aber nicht täuschte, waren wir dafür im Grunde genommen zu weit ab der Wege. Es sei denn diejenigen, die das Feuer gemacht hatte, wollten nicht auf den Hauptstraßen wandeln. Ashkal gab den Befehl sich dieses Feuer näher anzusehen. Op´tark schien etwas zu spüren, das nicht zu den normalen Strömungen in der Magie gehörte. Wir waren noch vorsichtiger, nahmen leisere Wege und tasteten uns näher heran."


    Kurz schüttelte Hoital den Kopf, als müsste er seine Wahrnehmung in die reale Welt zurückbringen.


    "Wenn ich nun daran denke, waren auch die Vögel nicht mehr zu hören. Kein Ausstoben, Meckern oder kreischen. Es war ruhig. Während des Marsch schritt ich erneut neben Op'Tark. Zwischenzeitlich hat er mir soviele Antworten über mich selbst aus dem Maul geleiert, dass ich in den letzten zwei Wochen mehr über mich erfahren hatte, als ich glauben wollte. Diesmal bat ich ihn, dass ich die Fragen stellen dürfte. Nachdem er belustigt zustimmte, fragte ich ihn nach dem Amulett, das er am Hals trug. Neben den Holz und Knochenketten stach es gerade zu hervor.Er behauptete etwas überrascht, misstrauisch und dann erfreut. Er sagte, dass das Amulett eine Gabe Du`Shakuls sei. Er habe es zu seiner Weihe erworben. Dabei sollt ihr nicht leichtfertig Dinge aus der Klaue geben, insbesondere keines eurer Amulette, Du’Shakul."


    Im Dunkel konnte der Späher ein Nicken erkennen. Ob sich der Atani daran erinnerte?


    "Noch im Gespräch striff Op’Tark behutsam über den Stein in seinem Amulett. Dieses seltsam metallisch-bläuliche Schimmern, gewelltes Silber…"


    Benommen suchten seine Augen nach dem Anblick des Amuletts, das er Du’Shakul überreichte. Du’Shakul hob die Hand und wedelte sie ungeduldig, als würde er den Uruk vor sich antreiben wollen.


    "Gerade als ich ihm die nächste Frage stellen wollte, hörten wir aus der Ferne ein Raunen, wie ein weit entfernter Chorus, der sich im Wind verlor. Der Klang schwoll an und ebbte wieder ab. Unser Sha'Zuri, Ashkal, gab uns den Befehl unser Gepäck zu straffen und die lauten Dinge abzustreifen. Op'Tark hingegen vollführte mit einer stummen Bitte an die Ahnen einen stehenden Tanz, als würde er sich in eine Decke hüllen. Kurz darauf war von seinen Amuletten und Beuteln nichts mehr zu hören. Selbst die Blätter und Äste unter ihm gaben keinen Ton von sich."


    Die Verblüffung über diesen Trick war Hoital auch noch jetzt anzumerken.


    "Ich selbst fasste meinen Speer enger. Meine Nackenhaare sträubten sich, denn der Gesang eines... ich wusste es schlicht nicht, wessen Gesang das war. Der Ton klang manchmal wie die Stimme eines Einzelnen, dann wieder wie mehrere Stimmen. Als das Feuer nur noch wenige hundert Schritt entfernt lag, konnten wir über den Hügel hinweg einen verlassenen Hof erkennen. Dahinter herrschte hektisches Treiben. Auch wenn das Geraschel hörbar war, übertönte eine Stimme jeden Laut. Ein Atani betete in einem unverständlichen Singsang. Hinter ihm machten sich Warkhari bereit. Wir waren auf ein fremdes orkisches Lager gestoßen.
    Op´Tark war auf einmal wie berauscht. Seine Augen wurden schmal, der Kopf schob sich nach vorne wie der einer Schlange, die Beute witterte...es fehlte nur noch das er seine Zunge aus dem Maul streckte um die Luft zu kosten... stattdessen sog er einen tiefen Zug durch seine Nüstern und flüsterte in die Stille: Quixga der Rahak Dun…
    Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber ich verstand durchaus, dass es das Schauspiel vor uns sein musste. Dort, vor uns bot sich ein seltsamer Anblick - ein Gebilde war dort zu sehen, es ragte etwas über Kniehöhe aus dem Boden. Kunstvolle Muster waren darauf. Der Atani, der dort auf Knien vor dieser Pyramide lag, richtete sich auf und flehte. Er sah anders aus , als alle mir bekannten Stämme. Auch seine Worte waren in einer Zunge gesprochen die mir nicht verständlich war, doch Op´Tark schien zu spüren, dass dort gewaltige Kräfte wirkten. Op’Tark schaute mich an und befahl mir genau hinzuhören. Plötzlich verstand ich einzelne Worte, aber nur eines blieb mir im Gedächtnis… Ahnenfeuer. Der Atani vor der Pyramide sprach es mehrere Male. Op’Tarks Augen strotzten vor Neugierde.
    Noch hatten diese fremden uns nicht gesehen, aber sie waren in Vorberitung auf einen Kampf. Uns konnten sie aber nicht erwarten. Es war windstill und wir waren leise."


    Hoital musste heftig schlucken. Es kostete ihn besondere Kraft mit diesem Teil der Geschichte fortzufahren.


    "Nur vier Schritt von uns entfernt hörten wir plötzlich den rhythmischen Klang des Feindes. Ich hasste diesen Ruf. Er war kalt und mechanisch. Dann erschütterte er, der ihren Gegnern das Herz gefrieren lassen sollte, auch uns: Rhak, Rhak, Rhak...
    Wie konnten sie sich so schnell und lautlos an uns heranpirschen, fragte ich mich. Zwei von uns folgten Op'tark, der furchtlos oder bessessen zu Pyramide schritt. Er war ganz in den Worten des Atani vor diesem pyramidenartigen Ding verloren. Er schien ihn beinahe zu wiederholen. Ich empfand es wie einen Kampf auf einer anderen Ebene, denn auch die beiden passten ihren Rhythmus wie mit Klingen kämpfende aneinander an. Jeder Schritt Op'Tarks geschah immer näher im Rhythmus des sich wiegenden alten Schamanen, bis der Takt seiner Füße gleich war, dem Takt des Tanzes um das „Ahnenfeuer“."


    Ganz instinktiv nannte Hoital das Ding Ahnenfeuer. Es erschien ihm richtig.


    "Auch die anderen, fremden Uruks hatten uns und die Truppen des Schwarzen Eises gesehen. Ich selbst rollte mich hinter die Baumwurzel neben mir, sodass sie mich vollkommen verbarg. Dann hörte ich schon das erste Geschrei. Einer der anderen Späher stand mitten im Trupp des Schwarzen Eises. Er konnte doch nicht so dumm gewesen sein…"


    Hoitals Augen waren mit wütenden Tränen gefüllt, seine Stimme klang rau und endlich vollkommen heißer.


    "Er sah überrascht aus, weshalb ich glaube, dass er nicht in den Trupp hineinlief. Sie müssen über ihm erschienen sein. Ein Hammer zerquetschte seinen Brustkorb. Als er auf dem Boden aufschlug, zersplitterte der Rest seine Brust, als wäre er spröde geworden, wie gebrannter Ton."


    Die Fäuste Hoitals waren geballt und ihn jeder Pause knirschten seine Zähne. Die Wangenmuskeln traten pressend hervor.


    "Ein anderer unserer Sha’Zu wurde von einem Armbrustbolzen erwischt. Ich ließ den Trupp passieren, erkennend, dass ich nichts hätte ausrichten können. Die anderen Warkhari der fremden Uruks hatten den Kampf eröffnet. Glücklicherweise haben sie meine Leute verschont. Hinter den Truppen umlief ich die schwarz-blauen Soldaten und näherte mich der Pyramide durch das Gehöft. Hinter dem Hof hörte ich den Kampflärm und immer noch den Gesang des Atani. Als ich meine Augen schloss, war ich mir sogar sicher, dass es nun zwei singende Stimmen waren. Am Ende des verlassenen Gebäudes erblickte ich Ashkal der sich den Schild eines gefallenen Uruk genommen hatte und Op’Tark, der zu dem anderen Atani geschritten war, verteidigte. Zwei Rhaks näherten sich im toten Winkel hinter Ashkal. Sie hatten gerade einen der fremden Uruks getötet. Selbst zu zweit bildeten sie noch eine Formation. Ich nahm Anlauf und schleuderte meinen Speer an Ashkal vorbei, in der Hoffnung, dass er nicht zurückweichen würde."

    Hoital war mitten im Kampfgeschehen. Er redete, als wäre er nicht mehr vor Du’Shakul im Zelt.

    "Ich traf einen der Rakhs tötlich. Mein Speer und sein eigenes Gewicht brachte auch seinen Nebenmann zum Taumeln, ehe das Schwein sich auflösen konnte. Ashkal hatte die beiden und auch mich bemerkt. Mit einem Blick, der nur zwischen langen Kampfgefährten möglich ist, wenn ihr versteht , was ich meine, machte er mir klar, dass der Weg zu ihm frei war. Mein Kopf war zu hitzig vom Kampf, als dass ich auf Op’Tark geachtet hätte. Ich griff nach meinem Speer, der sich kalt anfühlte. Ich schleuderte ihn in den Schild eines der kommenden Rhaks. Der Speer durchbrach den Schild, aber die Wucht des Wurfes ließ das gefrorene Holz zerbersten, das danach strebte seine Masse tiefer in das Schild zu bohren. Mein Schwert ziehen verschaffte ich mir einen kurzen Überblick. Die Uruks kämpften wild. Aber wir würden unterliegen. Ashkal sah es genauso und gab den Befehl an Op’Tark sich zurück zu ziehen.
    Er blökte voller Macht zurück, dass dies wichtiger sei, als unser Leben… wir müssen diese Pyramide halten. Er verwirrte mich und Ashkal. Unser Instinkt sagte uns, dass wir fliehen mussten, aber die Sorge euch, Du’Shakul, unter die Augen treten zu müssen und zu sagen, dass wir Op’Tark zurück gelassen haben, hielt uns bei ihm."


    Mit einem Blick in den goldenen Strahl, der durch das Zelt gewandert war, schweifte Hoital wieder zurück an diesen Ort.


    "Wir hielten uns wie in die Enge getriebene Wölfe… aber wie man es mit einer starken Beute macht, fügten sie uns Stück für Stück kleine Wunden zu. Für einen Augenblick glaubten wir sogar gewinnen zu können. Auch der Atani und Op’Tark schienen einem Ziel näher zu kommen, denn ihr Murmeln schwoll stetig an. Ashkal wagte sich weiter vor, um einen möglichen Fluchtweg frei zu halten, als ein Gerüsteter mit einem gigantischen Hammer auf ihn deutete und seine Faust ballte. Ashkal blieb mitten in seiner Bewegung stehen und drehte sich widersinnig zu seinem Gegner. Ich hatte keine Zeit mir den Kampf anzusehen, denn ein markerschütternder Schrei zwang mich nach Op’Tark zu sehen. Einer der Schwarz Blauen hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht mit einer Waffe nach dem fremden Atani zu schlagen, sondern hielt mit beiden Händen seinen Kopf. Ich konnte sehen, wie die Kälte das Leben erst aus den Wangen, dann Mund und Nase und zuletzt den Augen des Atani vertrieben. Röchelnd brach er zusammen. Er war vermutlich tot oder zum Tod verdammt. Ich setzte nach vorne und stach in das Gesicht des Schwarzen Eises. Sein stummes Gesicht gönnte es mir nicht, sich zu einer Schmerz verzerrten Fratze zu verziehen. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe das beinahe bis zum Parier fest steckende Schwert wieder herauszuziehen.


    Eine Klaue riss mich herum. Op’Tark schaute mich panisch an. Er wirkte erschöpft und ausgelaugt. Seine darauf folgenden Worte werde ich nicht mehr vergessen:
    „Ahnenfeuer… auf der anderen Seite… sie gesehen. Er… muss wissen… darf nicht fallen.“ Er riss sich das Amulett vom Hals und gab es mir. Dann wurden seine Augenplötzlich so groß, dass ich glaubte sie würden platzen. Er brüllte mich aus weit aufgerissenem Maul an: „Laaaaaaaauuuuuuuuuf!“


    Dann ergriff ich meine Gelegenheit. Ein Blick zeigte mir, dass Ashkal unterlegen sein würde, aber der Weg, den er gewählt hatte, war wegen seines Duells frei. Ich rannte so schnell meine Beinde mich tragen konnten. Mein Schild viel von meinem Arm ab. Meine Brust trieb ständig brennende Luft in meine Lungen. Ich konnte meine Muskeln spüren, wie sie ächzten. Dieser Augenblick war, als würde die Zeit gerinnen. Das Schwarze Eis würde den Kampf gewinnen. Hinter mir spürte ich eine plötzliche Hitze, die mich einer Druckwelle gleich fast zu Boden riss. Ich schaute mich nicht mehr um. Das Amulett fest umklammert, fing ich mein Stolpern ab und rannte. Meine Ohren hörten nichts mehr außer einem schrillen pfeifenden Ton. Als ich bereits hinter dem Hügel war spürte ich hinter mir eine Präsenz. Ein Armbrustschütze des Schwarzen Eises legte auf mich an. Einen Hacken schlagend wollte ich den Abstand zwischen ihn und mich bringen, der die Leben schenkende Flucht verhieß. Dann kam der Schmerz."

    Hoital perlte der Schweiß von der Stirn. Es fiel ihm nun sichtlich schwer weiter zu berichten.


    "Im hinteren Rücken begann es. Plötzlich ein feuriges Ziehen in der Lunge und ein Stechen im Herzen, das ich mit nichts auf dieser Welt vergleichen kann. An mir runter schauend, hob sich vor mir mein Wams. Ein Berg wuchs aus meiner Brust und an seiner Spitze erkannte ich metallenes Glänzen."

    Mit der Klaue fuhr er sich über die Brust, an der nichts auf eine Verletzung hindeutete.


    "Ich habe den Tod gekostet, aber plötzlich war alles verschwunden. Ich sah mich nicht mehr um. Welche Quixga auch immer mich gerettet haben. Es gab nur noch den Boden und meine Beine. Laufen, um jeden Preis…. Bis ich hier und jetzt vor euch sitze."


    Es war offensichtlich, dass seine Geschichte und Hoital selbst am ihrem Ende angekommen waren.

  • Stille senkte sich über das Zelt und nur das Knarren von Tuch und Holz war zu vernehmen, als der Kuss Sa´ar-kuuks darüber hinwegstriff.
    Raschelnd bewegten sich Kräuterbündel. Es entstand der Eindruck, als würden unsichtbare Klauen an ihnen entlang streifen anstatt der Wind.


    Du´Shakul jedoch sprach nicht, fast schien es als wäre der faltige Riese eingeschlafen, so trübe schauten die Augen. Sein Gemüt blähte sich auf. Wie von einer Woge getroffen spürte Hoi’tal Schmerz, Trauer und Wut.


    Der Gelbäugige Diener, der ihn auch herein gebracht hatte, blökte in diese Präsenz hinein:
    „Na hat genug Schwachsinn von Na gegeben. Es ist Zeit zu geh…“


    Er konnte seinen Satz nicht mehr beenden. Entweder weil ihn diese Woge erfasst hatte oder weil Du’Shakul nun beide Arme hob. Sie waren beeindrucken lang und gebogen. Sie erinnerten an jene rötlichen Menschenaffen mit langem, zotteligem Haar. Im Zenit angekommen berührten sich die Finger. Plötzlich erschien den beiden anderen Uruks im Zelt die Luft schwül und drückend.


    Dann wiegend, wie in einem unsichtbaren Strom, wie jemand der seine Klaue spielerisch ins klare Wasser taucht, ließ Du’shakul seine Arme kreisen. Er erhob einen sonoren Klang, der sich aus seinem Brustkorb in das Zelt ergoss. Das Geräusch fuhr tief in Mark und Bein. Hoital musste sich an den fremden Atani erinnert fühlen.


    So plötzlich wie es aufkam, war es auch wieder einer erdrückenden Stille gewichen. Ob der Alte eine Klage an die Alten darbrachte oder Op’Tark die letzte Ehre erwies. Hoital konnte es nicht wissen, auch wenn ihn das Geschehene nicht unberührt ließ.



    Der Gesang war verebbt, versickerte wie Wasser in der Wüste und der Alte sprach:
    " Schickt die Botenvögel aus! Lasst sie mit Sa´ar-Kuuk´s kath´lal hoch und schnell fliegen - zur Maah´toch - sie wird den Dom-Otuk Walays informieren und all jene im Palast die wichtig sind, zu den Clansältesten, zu den Obroks, welche die Türme sichern. Und zum Protektor nach Pir´tanusar.....v´srot, v´srot.....schnell!"

  • Hoital fiel es sichtlich schwer, das Erlebte zu erfassen. Die Stimmen des Gelbäugigen drangen nur entfernt an seine Ohren.


    Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, fühlte er sich aufgezehrt. Seine Muskeln fühlten sich nun vollends an, als wären sie zu zähes Trockenfleisch geworden, auf dem man Stunden herumkauen müsste, um es schlucken zu können.


    Nur Du'Shakul blieb deutlich. Hoital konnte ihn nicht begreifen, bis seine Stimme in seine Gedanken drang.


    Nicht wissend, ob der Befehl ihm galt, erhob sich der Späher. Sein fleischiges Gebäude aus Sehnen und Knochen ächste unter dem Gewicht. Noch drohte es nicht einzustürzen. Erst als er sich an den glotzenden gelben Augen vorbeigeschoben hatte, blickte er in die helle Mittagssohne. Der heiße brennende Ring am Himmel raubte ihm die letzten Kräfte. Seine Wärme brachte nicht mehr dieses angenehme Gefühl nach einer kalten Nacht, sondern nur noch ein Brennen auf zerschundener und trockener Haut. Sie verbrannte.


    Dann wurde es schwarz. Das Gebäude stürzte in sich zusammen.