Ein seltsamer Reisender

  • Mühsam kämpfte er sich die Straße entlang. Es war die längste Straße auf der er jemals gewandert war. Doch er fühlte sich besser als noch vor einigen Tagen. Sein Gang war immer noch schleppend aber das fast lahme Bein behinderte ihn nicht mehr so sehr. Der Dreck war durch die regelmäßigen Schauer teilweise abgewaschen und sein Durst war gestillt. Er sehnte sich nach dem endgültigen Ende, vor dem er bereits so viele gewarnt hatte. Es blieb nicht mehr viel Zeit, das wusste er. Aber es wussten nicht alle. Freundlich nickte er den Reisenden zu, wenn sie an ihm vorbei kamen, und rief: "Viel Glück! Das Ende kommt in Sicht!" und er bekam freundliche Antworten. Was auch immer geschehen war, man hörte ihm plötzlich zu! Seine Kleidung war sauber, und gewaschen. In reinem weiß war seine Robe und kein Loch ließ den Wind mehr hindurch pfeifen. Die Sonne schien auf ihn herab, und die sanfte Wärme durchströmte ihn. Er wusste sein Ziel ist fast erreicht. Seine Aufgabe, die zuvor noch so schwer auf ihm lastete, schien lösbar, fast einfach. Sein fröhliches Lächeln war von purem Glück gezeichnet und die strahlenden Augen sahen in die verheissungsvolle Zukunft.
    Dann sah er sie. In einem blau weissem Kleid stand sie dort. Um sie herum waren einige Menschen, und es wurden stetig mehr. Der Himmel verfinsterte sich und dichte Regenwolken zogen auf. Das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb. Nein! Er rannte los, wollte zur Menge. Sie wurde niedergerissen, und in weiter ferne schlugen die ersten Blitze ein. Ein lautes Donnern rollte über die Ebene, ein Erzittern ging durch alle Umstehende. Sie war tot. Und jeder der sich dem Eisen verschworen hatte wand sich in Agonie und Schmerz. Die Arme des seltsamen Reisenden zuckten unwillkürlich, ein Schmerz erfasste ihn.


    Mit einem Schrei erwachte der seltsame Reisende, der noch eben so friedlich im Gras lag. Man hätte ihn für eine Leiche halten können, mit seinem zerlumpten Kleidern und dem vielen Dreck im Gesicht. Die eingefallenen Wangen und die abgemagerten Arme taten ihr übriges. Panisch blickte er um sich, griff an sein Herz und atmete tief durch.
    "Erinnert euch stets, die Taten der Vergangenheit sind unauslöschlich" murmelte er, erhob sich und humpelte, ein Bein nachziehend, den Weg entlang. Er machte für jeden Reisenden platz der den Weg entlang kam und rief mit krächzender Stimme "Das Ende ist da!".

  • Auf dem Rückweg vom Treffen in Exilia kam auch Tovak an dem merkwürdigen Reisenden vorbei. Schon auf der Entfernung war er zu erkennen. Viele blickten in mit Unverständnis an und schüttelten den Kopf.


    Als Tovak dem Reisenden sich näherte, hörte er auch seine Worte.


    "Ich grüße dich." sprach er ihn ab. "Aber sage mir doch, wovon du redest?"

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Sah er einen Geist? War dieser Mann der dort sprach einer von jenen die in seinem Traum erschienen sind? Oder war es seine trübe Erinnerung? Vorsichtig schritt der seltsame Reisende auf den Geist zu, und beobachtete ihn. "Das Ende der Zeiten naht, Geist, es ist vorher bestimmt. Die Prophetin hat es gesehen und so wird es geschehen." Antwortete er dem neugierigem Wesen. "Er blickte durch ihn hindurch, als gäbe es ihn nicht. Dann blinzelte er verwundert, machte die Augen längere Zeit zu und öffnete sie wieder erneut. Doch der Geist schien nicht verschwinden zu wollen.
    Ratlosigkeit machte sich auf dem zerschundenen dreckigen Gesicht breit. Das wirre fettige Haar wippte als der seltsame Reisende seinen Kopf schüttelt, doch der Geist blieb vor ihm. Ängstlich wich er zurück.

  • "Vor was fürchtest du dich, Fremder?" Tovak schaute ihn verwirrt an. So ein Verhalten war ungewöhnlich. "Ich bin kein Geist, doch immer noch ergeben deine Worte keinen Sinn für mich. Von welcher Prophetin sprichst du?"


    Er grübelte, wen der Fremde meinen möge. Es gab einige Prophetinnen in diesen Landen, und er könnte eine jede meinen.

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • "Du wirst mich nicht täuschen können, ich erkenne was du bist!" erwiderte er, doch konnte er sich sicher sein? "Die Prophetin erschien im Westen und Osten, warnte jeden und verschwand." kam seine Antwort, mit zitternder Stimme. Dann versuchte er einfach durch sein Gegenüber durch zu laufen, und wunderte sich das dies nicht möglich war. Es musste ein sehr mächtiger Geist sein, der vor ihm stand.

  • Tovak vernahm die Worte. Er kannte die Orakel des Nordens und des Südens und ihre Prophezeiiungen. Doch erschienen nie im Osten und um Westen, sondern nur an einer Stelle. Er grübelte etwas, wen der Fremde meinen könnte und langsam kam eine Vermutung ihm in den Sinn.


    "Ich weiß nicht, welche Prophetin du meinst, aber sage mir doch, was du in mir siehst" waren Tovaks Worte. Mit diesen wollte er seine Vermutung bestätigen oder verwerfen.


    Gespannt, erwartet er seine Antwort.

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Panisch zuckten seine Augen umher, wie sollte es gelingen den Geist zu umgehen? Er sah keinen Ausweg. "Ich flehe dich an mächtiger Geist, ich muss sie warnen! Jeder der noch lebt muss gewarnt sein!" sprach der seltsame Reisende und sank auf die Knie.
    "Die Schritte sind ungezählt, doch das Schwarz wird kommen. Vergessen wurde es, mit Eisen geschlagen. Verkauft wurde es mit Gold. Verleugnet in Silber und keiner will es erkennen. Du, oh machtvoller Geist, weisst es. Du bist dort gewesen und spürtest keinen Schmerz."
    Hilfesuchend sah er sich um, und begann verzweifelt den Boden aufzuwühlen.

  • "Ich spürte keinen Schmerz, doch war ich anwesend." dachte sich Tovak. "Sprach dieser Mann etwas vom Convent in Holzbrück. Es musste so sein, was anderes konnte der Fremde nicht meinen".


    "Ich weiß, was du meinst, Fremder."erwiderte Tovak de Fremden und reichte ihm die Hand, damit er aufstehen konnte. "Und Ja, ich war da, als sie, die du Prophetin nennst gerichtet wurde. Doch deswegen bin ich kein Geist. Wollen wir uns nicht einen ruhigen und schattig Platz zum reden suchen?"

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • "Nein!" schrie er und versuchte aus seiner knienden Position zurück zu kriechen. Der Geist will ihn ablenken, in aller Stille in die Schatten ziehen. Voller Argwohnen sah er der ausgestreckten Hand entgegen."Lass mich gehen, Geist! Die Warnung muss verbreitet werden!" bettelte er voller Verzweiflung. Und begann erneut im Boden zu wühlen, ohne Rücksicht auf seine Hände.

  • Mittlerweile hatten die Beiden schon Aufmerksamkeit erregt. Man merkt, wie es Tovak unangenehm wurde.


    "Ich bin kein Geist, ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, genau wie du. Du kannst dich gerne davon überzeugen." und wieder reichte Tovak ihm die Hand. "Bitte erhebe dich"

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Abrubt hörte der seltsame Reisende auf im Boden zu wühlen und sah mitleidig sein Gegenüber an und kam der Bitte wortlos nach. Ohne jedoch die Hand zu nehmen, denn dies wäre ein Frevel sonders gleichen gewesen. "Es steht mir nicht zu, Geist, zu urteilen ob du aus Fleisch und Blut bist, und deine Macht ist groß genug das meine Sinne alles glauben werden. Bitte reisse mich nur nicht mit in dein Reich, bevor ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe!" flehte er nun, mit dem Blick auf den Boden. Gebrechlich und steif stand er vor dem Wesen, das er für einen Geist hielt.

  • "Ich bin kein Geist, ich bin nur ein einfacher Mann. Auch werde ich dich nicht davon abhalten, deine Aufgabe zu erfüllen. So beginne doch bei mir, und sage mir, welches deine Aufgabe ist." Tovak Worte klangen sanft und ermunternd.

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Je öfter der Geist beteuerte das er ein Mensch sei, desto mehr war sich der seltsame Reisende sicher, das es ein Geist sein muss.
    "Ich wandere, und verbreite die Warnung vom Ende der Zeit. Von dem einen Schwarzen zum anderen. Am Ende bleibt die Mitte, und wenn sie nicht alle erkennen, was sie vergessen und verleugnet haben, dann wird die Welt brennen." wisperte er.

  • "Ich hörte von dem, was im Westen und im Osten geschah, und mir wurde erzählt, das im Süden und Norden es nicht so geschah. Von der Mitte ist mir nichts bekannt." erzählte Tovak von dem, was er wußte.


    "Doch ich hoffe, das es nicht zum nächsten Weltenbrand führen wird. Das, was geschah, schuf auch einen Samen in den Gedanken einiger Siedler. Jetzt ist es an diesen Siedlern, das dieser Samen gedeiht und wächst."

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • "Du bist frei, Geist, ich bin es nicht." murmelte er. "Gedeihen wird nichts, wenn nicht die Wahrheit bekannt ist. Die Entscheidung ist gefallen, nur die Warnung muss noch gesprochen werden. Die Vergangenheit wird sich nicht ändern und die Zukunft wird brennen." langsam blickte er auf. In den alten traurigen Augen glitzerte es, und die ersten Tränen rannen sein Gesicht herab. "Keiner hört zu, keiner versteht. Müssen erst die Geister wiederkehren bevor verstanden wird?"
    Er schlang seine Arme um sich selbst und begann leise zu wimmern.

  • "Nein, auch ich bin nicht frei. Dieses Land liegt mir am Herzen und ich werde alles tun, um es zu retten." fing Tovak zu.
    "Ich muss dir Zustimmen, Die Vergangenheit können wir nicht mehr verändern, aber es liegt in unserer Hand, die Zukunft zu gestalten. Die Ersten haben erkannt, das sich etwas ändern muss, damit die Welt eben nicht endet, wie sie es damals tat. Doch dieser Weg ist ein mühsam. Wenige sind es, die diesem Weg folgen, in der Hoffnung, das es das Beste für das Land ist."

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Der seltsame Reisende nickte, ein mächtiger und weiser Geist war vor ihm. "Die Wahrheit wird nicht getilgt, nur verschleiert. Vereint und getrennt gleichzeitig wird sie am Ende sein. Und jene die mit dem Eisen eins sind, werden leiden. Jene die mit Silber handeln, werden verblendet sein und jene die glauben Gold vor sich zu haben, merken das es gefälscht ist. Warum nur Geist? Warum nur? War die Wahl der Krone falsch? War die Krone falsch? Sind die Regeln des Spiels nur ein Spiel mit den Regeln?"
    brabbelte er vor sich hin.

  • "Nein, Eisern und Silbern, das sind Begriffe aus einer Vergangenheit, die in dem Endete, was du prophezeist. Eisern und Silbern spiegeln die Vergangenheit wieder und müssen auch dort bleiben." Tovak schüttelte den Kopf. "Ich war dabei, als die Ouai die prüften, von welcher du redest. Und auch sie war Eisern." Er schaute sich um. Viele Ohren gabs es, die solche Sätze nicht vernehmen wollten. War es doch einfacher, sie nicht auf ihrem Weg zu wissen.

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.

  • Der seltsame Reisende wurde ruhiger, und schaute auf. Mit ernster Miene musterte er den mächtigen Geist, der schon soviel wusste. "Beim Eisen wurde etwas vergessen, doch ohne wird alles zerbrechen. Sie war nicht eisern, sie war mehr. Aber Eisen hatte sie auch. Die Zeit läuft ab, das Ende ist da. Ich gehe den Weg zu Ende und verkünde die Warnung, vielleicht erkennt nicht nur ein freier Geist die Wahrheit, sondern auch eine lebende Seele." plötzlich erfasste ihn ein Husten und er begann sich in Krämpfen zu schütteln, Schweiss tropfte von der Stirn und seine Augen glänzten fiebrig. "Die...Qual...Strafe...Schmerz.." röchelte er.

  • Tovak griff nach dem Fremden und hielt ihm mit einem Arm. Sein Hand suchte den Puls, um zu erkennen, was es war. War er schnell? oder eher zu ruhig?
    "Was ist los mit dir?" fragte er, doch erwartet Tovak keine Antwort.


    Vorsichtig legte er ihn auf den Boden. Er konnte es sich nicht erklären, was mit dem Fremden passiert war.

    Eine Stimme, Eine Kraft, dein Licht wird mich leiten.....<br /><br />Ich bin nur verantwortlich, für das was ich schreibe. Nicht für das was andere daraus lesen.