Ein seltsamer Greis [Dakara]

  • Die Welt lag in düsterem Schatten, trotz des begonnenen Sommers war der Himmel verdunkelt und voller Wolken. Regen strömte herab und jeder der nicht dringende Geschäfte zu tätigen hatte verkroch sich vor dem Wetter. Jeder der ein Dach über seinem Kopf wusste, oder zumindest eine trockene Stelle kannte zog sich dorthin zurück. Das Wasser lief die Straßen hinab und die nicht gepflasterten Wege wurden schlammig und schmierig. Der Regen suchte sich jede noch so kleine Ritze und hinterließ ein kaltes klammes Gefühl. Der seltsame Greis schien dies alles nicht zu bemerken. Er schlurfte langsam, auf einem langen stabilen Ast sich stützend, durch die Straße. Er trug weder Schuhe noch einen Mantel, führte keinen Beutel oder andere Habe mit sich. Der Regen rann an seinem spitzen Kinn herab, tropfte von seinen Lumpen auf den Boden und jeder Tropfen schien dunkel, fast ölig, zu werden. Jeder Schritt den er ging, jedes nachziehen seines lahmen Fußes, wurde vom prasseln des Regens begleitet. Doch immer wieder wurde es von einem dunklen >>Tock<< , >>Tock<< des Holzes das den Boden traf übertönt.
    Unbeirrt ging er durch die Straße. Voran, "Voran" wisperte er. Plötzlich blieb er stehen, warf den Kopf in den Nacken und rief "VORAN!" . Husten erfasste ihn, rang ihn zu Boden auf die Knie. Überall lief es kalt herunter, doch der strömende Regen versteckte zumindest seine Tränen. Tränen des Schmerzes, den er fühlte. Tränen der Angst, die er hatte. Tränen über die Lügen in seinem Leben, Tränen über den Verlust den die Welt erlitten hat. "Voran" flüsterte er und bemühte, mit Hilfe des Astes, sich zu erheben.
    "Der Unrat wird fortgespült!" rief er durch den Schleier aus Wasser. Irgendwo dort vorn waren Menschen, in einem Gasthaus oder vielleicht nur Neugierige? Er konnte es nicht sehen, denn sein Blick war getrübt. "Die Zeit naht! Rettet eure Liebsten, rettet euch! Stemmt euch gegen den Strom und erhebt euch! Eisen wird euch schmerzen, Gold könnt ihr euch nicht leisten! Silber ist verlogen und die Wahrheit ist teuer! Nur zusammen ist nichts, nur getrennt ist nichts. Nichts aber kann nicht sein! Im Dunkeln liegt das Schwarz, der Weg ist klar. Voran! Rettet euch!"
    Seine Warnung klang seltsam klar, trotz des Unwetters.
    >>Tock<< entfernte er sich,
    >>Tock<< langsam, immer weiter,
    >>Tock<< weiter voran.