Ein seltsamer Mann [Mrimm'Rath Hafen]

  • Zwischen einigen Tonnen und Seesäcken lag er dort. Ein abgemagerter seltsamer Mann. Lumpen wäre eine Beschönigung seiner Kleidung gewesen und der Geruch von Seetang, und faulendem Fisch tat sein übriges um jeden auf Abstand zu halten. Während die Seeleute die Ladung löschten, lag er dort zwischen all dem Tant und Dingen die verkauft und verschifft werden sollten. Keiner wusste wo er her kam, oder wie er so lange unbemerkt auf dem Schiff gewesen sein konnte. Ja nichtmal sicher war es ob er überhaupt auf einem der Schiffe zuvor war. "He da! Dreckige, stinkende Leut' wie dich woll' wa nicht zwischen unserer Fracht!" brüllte ihn der Schiffsmaat an, der seine Leute beaufsichtigte. Der seltsame Mann begann die Augen zu öffnen, leicht blinzelnd stellte er fest das es hell war. Die Welt war noch nicht untergegangen und er war noch am Leben. Gedämpft drangen die Worte des Maats an sein Ohr und langsam mischten sich die Geräusche von anderen Menschen hinzu. Das kreischen von Möwen war zu hören, Stimmengewirr in den Gassen und das ferne rauschen des Meeres. Jemand packte ihm an seinen Lumpen, zog ihn hoch. Er griff nach etwas, das er vermisste. Er griff ins Leere. Kaum in der Lage zu stehen, klärte sich nach und nach sein Blickfeld. Vor ihm der Schiffsmaat der ihn auf die Beine gestellt hatte und mit der Faust drohte. Der Hafen von Mrimm'Rath. "Ich bin hier um euch zu warnen, zorniger Herr" begann der seltsame Mann. Doch der Maat wollte von sowas nichts hören! "Ich warn' dich Bürschchen'! Aye. Zieh Leine und lass dich nicht mehr bei meinem Kahn sehn !" Mit einem kräftigen Stoß landete er wieder im Dreck. Auf dem harten Stein des Hafens. Der seltsame Mann erhob sich langsam und versuchte jeden Blick auf den Seefahrer zu vermeiden, der seine Hand am eigenen Hemd abwischte, als hätte diese arme Kreatur eine anstreckende Krankheit. Langsamen Schrittes entfernte er sich, doch die Warnung musste gesprochen werden, und so sprach er weiter auch wenn der Seemann bereits außer Hörweite war:
    "Der Untergang naht, rettet eure Liebsten. Der Untergang kommt. Sie hat es gesehen. Die Schuldigen werden sterben, so wird es geschehen. Die Gerechten bleiben stark, doch groß ihr Leid. Mythodea wappne dich für das Ende dieser Zeit! Das Eisen wird vor Schmerzen schreien, das Silber unter dem Hammer zerbrechen und das Gold im Feuer schmelzen. Am Ende bleibt das Schwarz und jeder hat vergessen was dahinter steht. Im Osten und Westen ist sie erschienen, der Süden ist gewarnt Im Norden hat die Zeit neubegonnen. Am Ende bleibt die Mitte."
    So hinkte der seltsame Mann davon. In die Gassen der Stadt verwschwand er, begleitet von seinen Lumpen und dem Geruch von faulendem Fisch.

  • Weit kam der nach Fisch stinkende Mann jedoch nicht. Alarmiert durch die aktuellen Verwicklungen mit dem Nachbarn Raetien - und nicht zuletzt durch das Exempel, das der Cal'yarr an den letzten unaufmerksamen Wächtern vollzogen hatte - waren die Wachen in Mrimm'Rath auf der Hut. So hatte der blinde Passagier mehrere rote Augenpaare auf sich gerichtet, als der Maat ihn von seinem Schiff auf den Kai stieß - nicht daß in einem so kleinen Ort wie Mrimm'Rath ein Fremder unbemerkt geblieben wäre.
    Während der stinkende Mann über den notdürftig reparierten Steg taumelte, setzten sich zwei mit Armbrüsten bewaffnete Wachen in bewegung um diesem zu folgen, während die anderen beiden den Maat zur Rede stellten. Die fünfte Wache, eine hagere Drow in Kettenhemd mit auffallend kurzem, weißen Haar, blieb auf Abstand und unterhielt sich weiter mit dem Hafenmeister.
    Der Maat, noch immer wütend über den unerwarteten Passagier, wurde nun auch noch mit zwei Drowwachen konfrontiert, die ihm nicht grade höflich erklärten, daß Passagiere die im Hafen von Bord gehen gefälligst beim Hafenmeister zu melden wären und Abfall nicht auf demKai geworfen werden dürfe. Der Maat staunte nicht schlecht, als man ihm erklärte, er könne sich überlegen, ob er sich wegen Personenschmuggel oder Abfallentsorgung verantworten dürfe...


    Ein paar Meter weiter wankte der Mann in eine Gasse zwischen zwei Lagerschuppen hinein und sah sich ebenfalls mit zwei Drow konfrontiert. "Halt!", schrie ihn jemand an. "Beweg Dich keinen Schritt weiter, Rivvil!", forderte die Stimme harsch. "Dreh Dich langsam um und halte Deine dreckigen Hände, wo wir sie sehen können!"
    Die Dockarbeiter kannten diesen Tonfall und taten ihr bestes Abstand zu gewinnen und möglichst unbeteiligt zuwirken...

    Nennt mir Euer Angebot, dann laßt uns herzlich darüber lachen - und dann sage ich Euch wieviel es tatsächlich kosten wird.<br />.<br />**Die höchste Form der Kriegsführung ist die Zerstörung des Willens seines Feindes, um so allen Angriffen vorzubeugen**<br />.

  • Kopfschüttelnd sah der Maat von seinem Schiff dem seltsamen Mann hinterher, der scheinbar auf direktem Wege aus Mrimm'Rath geworfen wurde. Was auch immer die dunkelhäutigen Wesen von ihm zu hören bekamen, es schien ihn zumindest am Leben zu lassen.
    Währenddessen beglich der Kapitän des Schiffes jeden Fluch unterdrückend die Strafzahlung, wegen unerlaubter Abfallentsorgung.

  • Einen Tag und eine Nacht später trat der seltsame Mann seine reise nach Raetien an, unterstützt von guten Ratschlägen und tatkräftiger Unterstützung der Drowwachen - wobei die Ratschläge ein einem "laß dich hier bloß nicht wieder sehen!", und einem Tritt in den verlängerten Rücken bestanden.

    Nennt mir Euer Angebot, dann laßt uns herzlich darüber lachen - und dann sage ich Euch wieviel es tatsächlich kosten wird.<br />.<br />**Die höchste Form der Kriegsführung ist die Zerstörung des Willens seines Feindes, um so allen Angriffen vorzubeugen**<br />.