• "In meiner Heimat wird alles für böse gehalten, dass die Menschen nicht kennen und nicht verstehen."
    Antwortete Ravi langsam.
    "Magie, Andersartigkeit im Aussehen oder im Verhalten... der Glaube an eine andere Religion."
    Ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton.
    "Alles was der Vorherrschaft der Priester einen Abbruch tun könnte, wird als wider des Glaubens und der Natur abgetan und verfolgt."

  • Sylvana nickte und erhob sich langsam.

    Nun... Fakt ist, dass jede Gesellschaft, ja im Grunde jedes Wesen irgendwann einmal... Dunkelheit in sich birgt. Die Frage ist immer für welchen Weg man sich entscheidet und was die Notwendigkeit von dir verlangt, welche Intention dahinter steht und so weiter und so fort...


    Langsam schritt sie an eines der Fenster und warf einen Blick hinaus. Sie hatte einfach nicht die Ruhe in einem Gespräch die ganze Zeit sitzen zu bleiben.


    Angst die vorherrscht... hat immer Wurzeln... manchmal vielleicht so alte, dass sie eigentlich schon wieder unsinnig wirken, es aber nicht sind. Ich diene einer Dunkelelfe, aber würde ich den Leuten predigen sie sollten sich nicht vor ihr fürchten? Nau... niemals. Zum einen wäre es falsch und zum andren dumm. Ka'Shalee ist die die sie ist und viele Ängste sind berechtigt. Doch das Gleiche gilt auch für Walays, oder Zerahl... Melekh... oder mich. Die Tatsache, dass ich Melekh vertraue hängt mit Dingen zusammen die auf andere nicht zutreffen, warum sollte ich es ihnen vorwerfen? Das kann ich nicht... ich bin ihnen nicht böse, dass sie skeptisch sind, sich fürchten oder Abscheu empfinden... das einzige was ich verurteilen kann und werde, sind kopfblinde die nicht hinterfragen was geschieht und Urteile fällen die ihnen nicht zustehen.


    Für einen Herzschlag lang schwieg sie.

    Sie haben alle das Recht auf ihren Hass, ihre Furcht... ihre Zweifel... aber jede Seele auf dieser Welt hat das selbe Recht anders als der Rest gesehen zu werden. Der Inhalt eines Buches ist es doch, der uns interessieren sollte... nicht der Staub auf dem Einband.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ravi hörte fasziniert zu und folgte Sylvana mit den Augen.
    "Aber wenn die vorherrschende Angst auf etwas beruht, dass so lange zurück liegt, dass niemand mehr genau weiß woher sie kommt... dann sollte es doch an der Zeit sein, der Angst entgegen zu treten und seine Überzeugungen neu zu überdenken."
    Ernst sah sie die Neches Re an.
    "In meiner Heimat mag es eine Zeit gegeben haben, in der Magiekundige eine Gefahr darstellten, aber Elva, die auf Grund der Gesetze gegen Magie hingerichtete wurde, hat den Menschen der Stadt stets geholfen."
    Sie zögerte.
    "Ich denke es liegt daran, dass es einfache ist über den Staub zu sprechen, als das Buch zu lesen. Es ist einfacher das zu glauben, was schon immer so war und danach zu urteilen, als selbst zu denken, zu hinterfragen und sich dann ein eigenes Urteil zu bilden."

  • Nachdenklich schwieg Ravi.
    "Vielleicht..."
    Antwortete sie ruhig.
    "Aber manchmal ist es nötig Dinge zutun, die grausam scheinen oder sind... aber ich denke nicht, dass du etwas Grausames getan hast, ohne dafür einen Grund zu haben, der reiflich überlegt war und nicht ohne zuvor alle Seiten der Fakten zu betrachten. Und das Buch zu lesen..."
    Das Mädchen sah Sylvana an.
    "Die Menschen meiner Heimat sagen vermutlich, dass es grausam von mir war unseren Vater zurückzulassen... aber für mich war es der einzige Weg."

  • Sylvana schloss einen Augenblick die Augen und legte sich die Hände auf den Bauch.


    Was ich damit sagen will... Viele von jenen die Melekh nicht so sehen wie ich haben durchaus gute Gründe ihm nicht zu trauen. Das Selbe gilt für Ka'Shalee, jeden anderen Drow oder Chaoten und vielen anderen auf diesem Kontinent. Es wäre dumm sich stets auf die Worte anderer zu verlassen, aber...

    Sie hob die Hand und sah über die Schulter.


    Diese Welt ist nicht schwarz und nicht weiß... niemand ist nur böse, oder nur gut... in diesem Punkt, sind wir alle gleich und das ist eine Wahrheit die vielen Schwierigkeiten bereitet. Deswegen ignoriert man sie lieber. Das Chaos ist grausam, Drow sind es ebenfalls.. aber... ebenso sind es auch alle anderen Völker dann und wann mal in ihrer Gesamtheit. DIe Frage die einen viel mehr beschäftigen müsste wäre doch, wann weiß man ob ein Einzelner es wert ist sich die Arbeit zu machen? Wann kann mana nfangen zu glauben, dass ein Einzelner anders ist als das Altbekannte?


    Hach... ich werde philosophisch... wie so oft in diesen Tagen. Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel Zeit über die Beweggründe jener nachzudenken die mich dafür verruteilen, dass ich in Melekh etwas anderes sehe als der Rest.


    In meiner Heimat haben die Menschen Angst vor Wesen wie mir. Wenn sie auf mich treffen bedeutet es selten etwas Gutes und dennoch... habe ich hier Brüder und Schwestern die mich als die Person die ich hinter den Geschichten und Fakten bin lieben... Es ist eine Lebensaufgabe immer das Richtige tun zu wollen und man wird auf diesem Weg immer Fehler machen. Seelen treffen und sie wieder verlieren, sich irren und auch Recht behalten... Eine Gratwanderung die dich zerreißen kann.


    Sie drehte sich um und betrachtete Ravi einen Moment.


    Dennoch... du erinnerst mich an mich als ich so alt war wie du...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ravi schwieg...
    ~Diese Welt ist nicht schwarz und nicht weiß... niemand ist nur böse, oder nur gut.~
    Sie wollte an das Gute in den Wesen glauben...
    ~Eine Gratwanderung die dich zerreißen kann.~
    Es war ein Risiko anderen zu vertrauen... das war es immer. Sie lächelte, als Sylvana sich mit ihr verglich. Es war ein Risiko, dass sich lohnte.
    Während die Neches Re gesprochen hatte, tanze eine Erinnerung durch Ravis Gedanken. An dem Abend an dem sie im Lazarett gelegen hatte. Fats alle ihre Erinnerungen waren von den Schmerzen vernebelt, doch erinnerte sie sich an ein eigentümliches Augenpaar von unterschiedlicher Farbe. An behandschuhte Hände, die sanft aber mit Druck ihren Kopf hielten.
    "Ich glaube, auch Melekh war daran beteiligt mich zu retten."

  • ~ Das Chaos ist grausam, Drow sind es ebenfalls~
    Ravi dachte an ihr kurzes Gespräch mit Creo.
    "Als Zerahl und Jeasi mit der Clava aus der Zwischenebene zurückkehrten, da brachten sie zwei Untote mit... Die Edalphi töteten den Einen, bevor entschieden werden konnte, was mit ihnen passiert... der andere erklärte sich bereit sich Terras Urteil zu stellen. Die Knochenkönigin hatte sie zurückgelassen und sie wollten ihr nicht mehr dienen."
    Ernst sah Ravi Sylvana an.
    "Das der Edalphikrieger die Untote vernichtet hat, ohne dies zu wissen ist auch grausam. Und Creo erzählte mir, dass auch Terra grausam sein kann..."

  • Rabi schwieg einen Moment nachdenklich.
    "Ich habe gehört, dass Terra dem zweiten gestattet hat entgültig zu sterben... das scheint mir eine gute Lösung."
    Sie drehte den Kelch zwischen den Händen.
    "Sie zurück zu ihres Gleichen zu schicken, damit sie davon erzählen können, was ihnen von der Knochenkönigin angetan wurde, wäre, denke ich aber auch ein guter Weg gewesen. Vielleicht hätte es einige von ihnen davon ab gehalten weiter für sie zu kämpfen."

  • Vermutlich hätten die Untoten ihnen schlimmeres angetan als die Siedler es könnten wenn sie den Weg zurück zu ihresgleichen gewählt hätten... Also verstehe ich dich richtig, dass du ihnen geglaubt und dafür gesorgt hättest, dass sie durch Terras Hand sterben? So wie es schon vor ihrem Unleben hätte sein sollen?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Erneut dachte Ravi einen Augenblick nach bevor sie antwortete.
    "Ich weiß nicht viel über die Untoten und wie sie entstehen, aber ich denke auch sie haben ein Recht darauf, zu wählen. Diese beiden sind Jahrelang zurückgelassen in der Zwischenebene herumgeirrt. Sie haben um die Gnade Terras gebeten. Für mich spricht nichts dagegen sie ihnen zu gewähren. Wieso sollten sie darum bitten, wenn sie lügen würden? Durch die Klinge eines Siedlers oder der Edalphi wären sie irgendwannwieder zu dem geworden was sie schon sind."
    Sie zögerte.
    "Allerdings, habe ich nur so wenig vom Krieg mitbekommen... ich kann verstehen, es anderen widerstreben würde ihnen diese Bitte zu gewähren, da sie es als zu gnädig für einen Untoten erachten. Aber damit ist man wieder genau bei dem Thema, ob man einen Einzelnen aufgrund seiner Art verurteilen darf..."
    Das Mädchen verstummte und sah Sylvana unsicher an. Sie hatte ehrlich geantwortet und fragte sich, wie die Kriegerin, die gegen die Untoten wie gegen alle Verfehmten kämpfte, die noch zuvor gesagt hatte, dass Untote kein Leben waren, auf diese Antwort reagieren würde.

  • Innerlich schmunzelte sie, doch nach außen hin nickte sie bloß andächtig.


    Xas. Ganz richtig. Es steht außer Frage, dass man jeden Verfemten der auf dem Felde steht und gegen uns zieht, oder Paktierer die durch ihr Tun ein höheres Wohl vieler gefährdet aus der Existenz tilgen sollte. Doch in diesem Fall hätte ich sie ebenfalls zu Terra gebracht, damit ihr Urteil sie richtet und ihre Seelen frei sein können... Viele Siedler nehmen sich zu frei heraus über Leben und Tod zu entscheiden. Radikalität ist nicht immer schlecht, aber oft mit maßloser Dummheit und Engstirnigkeit verbunden.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.