Gespräch mit einer Trauernden

  • IT: Auf der Rückreise aus Siegelstatt in den Norden.
    ca 2 Wochen nach Siegelstatt.


    Teilnehmer: Amilithania und Ulrich andere auf Anfrage.


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    Ein Soldat Ulrichs trat vor das Zelt im dem Chaos übernachtete. Es war später Abend. Die Sonne war bereits dabei unter zu gehen.


    Entschuldigt die Störung, mein Herr Ulrich wünscht mit euch zu sprechen.

  • Der Abend war schon fortgeschritten als der Bote an Chaos' Zelt mit der Bitte herantrat seinen Herren aufzusuchen. Der Närrin setzte sich auf, den sie lag schon auf ihrem Nachtlager und wartete darauf, dass der Schlaf sie übermannen würde. Wenn sie schlief, konnte sie vergessen was in Siegelstatt passiert war. Alle sagten ihr, dass Wahnsinn nicht mehr leben würde, doch gesehen hat sie ihre Leiche nie. Vielleicht ist sie ja doch noch am Leben ist, vielleicht war sie rechtzeitig vom Tor runtergekommen, bevor die Verfemten es gestürmt haben. Doch wie wahrscheinlich konnte das wohl sein? Mit dem Mut einer Verzweifelten versuchte sie daran festzuhalten, dass all das nur ein Albtraum war. In solchen Abendstunden kreisten ihre Gedanken nur um ihre verlorene Schwester Wahnsinn. So entsetzlich schmerzte der Verlust, wo sie doch all die Jahre nie getrennt waren. Der Bote riss sie nun aus ihren Gedanken. Verdutzt über diese späte Einladung und ohne ein Wort zu sagen folgte sie dem Boten zu dem Zelt vom Herrn Ulrich. Warum ließ er nur nach ihr schicken? Chaos war nervös, was wenn das Gespräch keine gute Wendung nehmen würde? Alleine würde sie in Mitraspera wohl nicht überleben können.

  • Bitte tretet ein. Ihr werdet erwartet.


    Der Ritter hielt die Zeltplane auf so das Chaos hineinschlüpfen konnte.
    Sie kannte das große Zelt sie hatte schon viel davor gesessen doch nun war das Bett Ulrich's nicht mehr verhangen. Es war mit vielen Kerzen ausgeleuchtet. Ulrich lag im Bett und trug noch einen Verband ums Gesicht.
    So stark er im Sattel auch wirken mochte so schwach wirkte er nun. Stöhnend drehte er sich ein wenig und winkte sie zu sich hin.


    Tritt näher heran. Bitte bediene dich an Speis und Trank. Ich will mich dafür entschuldigen erst jetzt mit dir zu reden. Aber bitte nimm doch Platz. Lass uns über Siegelstatt reden.


    Ulrich richtete sich stöhnend auf. Er wirkte so zerbrechlich.

  • Chaos nickte stumm und betrat immer noch sichtlich verwirrt das Zelt. Sie musste sich beherrschen nicht gleich loszuheulen, denn schon der Gedanke an die abendlichen Runden in Siegelstatt vor eben diesem Zelt, ließen sie ihren großen Verlust spühren. Ohne viele Worte kam die junge Frau Ulrichs Bitte nach und setzte auf den ihr angebotenen Platz "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Ich bin mit sicher, dass Ihr viel zu viel zu tun habt, um Euch um ein kleines Mädchen, wie ich eines bin, zu kümmern." Sie zwang sich zu einem Lächeln, wollte sie doch ihrer Berufsehre gerecht werden. Es war ganz offensichtlich, dass Ulrich in Siegelstatt selber nur knapp mit seinem Leben davon gekommen ist. "Worüber wollt Ihr denn genau mit mir sprechen, mein... mein Herr?" Die letzten Worte waren zwar gepresst, aber seines Standes sicherlich angemessen, außerdem passten er und seine Leute auf sie auf. Ulrich wirkte so zerbrechlich, ganz anders als am Tage, scheinbar war sie nicht die Einzige, die sich etwas vormachte. "Ihr solltet Euch lieber schonen." Ein schon fast unerwarteter Stich der Sorge durchdrang sie. Auch wenn sie in Siegelstatt nicht viel miteinander gesprochen haben, so hatte er Wahnsinn und sie ohne große Umstände aufgenommen. "Kann ich Euch irgendwie helfen?"

  • Ulrich lächelte mild und freundlich. Er kannte die Närrin kaum, doch hatte sie schon einiges erlebt auf diesem Feldzug. Was tat sie überhaupt hier. Warum war sie nach Siegelstatt gegangen. Krieg fordert Opfer. Wußte sie das nicht.


    Nun meine Liebe. Ich habe duch her rufen lassen um dir zu helfen. Aber vielleicht helfen wir uns ja auch gegenseitig. Was bracht dich auf diesen Feldzug? Du wirst doch sicher sehen das deinesgleichen dort nicht am richtigen Ort war. Krieg fordert Opfer. Deines schmerzt sehr. Ich kenne diesen schmerz ich selbst habe hier auf Mythodea in den letzten Jahren hunderte von Freunden sterben sehen. Ich respektiere deine Trauer. Doch mußt du lernen mit ihr umzugehen. Was genau mit deiner Schwester geschah weiß niemand. Ich möchte es auch nicht genauer ergründen. Hoffendlich lebt sie noch. Doch vielleicht ist auch der Feind ihrer habhaft geworden. Eine Option die mir nicht gefällt. Dann doch lieber die Hoffnung sie eines Tages wiederzusehen.

  • Chaos hörte Ulrichs Worte, auch wenn sie so klangen als würde sie von weit weg kommen. Geduldig ließ sie ihn ausreden, dann wog sie besonnen ab, was sie am besten wie sagen konnte. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass Vorsicht zu walten in diesem Falle vollkommen hinfällig sei. Sie stutzte über die Bezeichnung 'meine Liebe', versuchte sich, aber nichts anmerken zu lassen. "Wenn Ihr das Gefühl habt, dass es Euch hilft mehr über mich zu wissen, dann werde ich Euch gerne auf Eure Fragen antworten." Chaos überlegte kurz wo und wie sie am besten anfangen könnte. "Den Entschluss nach Mythodea zu reisen, lag nicht bei Wahnsinn und mir. Wir beiden haben versucht unserem verstorbenem Herren diese Flause aus dem Kopf zu treiben, aber er wollte nicht auf uns hören. Als seine Mündel sollten wir Ihn begleiten, doch bei der Überfahrt ist er bei einem Sturm umgekommen. Man geht davon aus, dass er ertrunken sei. Seine Liebe zur Reise und seine Neugierde nach neuen Landen hat ihn das Leben gekostet. Somit kann man also sagen, dass meine Schwester und ich nicht freiwillig hierher gekommen sind, aber wir haben uns nichts anmerken lassen." Ein Seufzer ronn über ihre Lippen und sie sprach weiter "Ich bin zuversichtlich, dass ich bald die Trauer soweit überwunden habe, dass ich Euch wieder von Nutzen sein kann." Eine Frage brannte der jungen Frau allerdings auf den Lippen und sie konnte nicht umhin sie an den jungen Adligen zu richten. "Meint Ihr wirklich, dass sie noch am Leben ist? Ich habe Wahnsinn bei dem Angriff aus den Augen verloren und sie danach nicht wiedergefunden... viele haben wir erzählt, dass die Verfemten keine Gefangenen machen." Erneut keimte der Funke der Hoffnung, wo sie sich doch schon fast mit der harten Realität abgefunden hatte.

  • Ulrich atmete rasselnd ein. Es gab viele Dinge die geschehen sein konnten.
    Er trank etwas von einer dampfenden Flüssigkeit neben seinem Lager.


    Oh doch sie machen Gefangene. Diese dienen ihnen zu vielerlei Zwecken. Ich bedaure den Verlust deines Herrn. Doch es scheint dir mehr Freiheit zu geben. Doch eine der wichtigsten Fragen für mich ist nicht ausgesprochen. Welchen Nutzen bringst du Aes Uluniar? Oder vielmehr welchen Nutzen bist du bereit zu bringen. Vergiß das was hinter dir liegt. Lass es ziehen. Du kannst es nicht ändern. Schreite voran, lebe dein Leben. Die Frage ist eben nur was du damit anstellen willst.

  • Die Worte von Ulrich ließen Chaos einen Moment inne halten. Immerhin hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, was sie nun tun wollte. In ihrer Heimat gab es nichts mehr, was sie erwarten würde. Deswegen könnte sie auch in Mythodea bleiben und dieses Land weiter erforschen. Dafür würde es sich sicherlich lohnen bei einer Gruppe zu bleiben, denn alleine würde sie in diesem sonderbaren Land wohl kaum in der Lage sein lange zu überleben. Doch was könnte sie denn tun, um sich in dieser Gruppe wirklich nützlich zu machen? "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, womit ich mich groß nützlich machen kann. Meine magische Begabung ist nicht wirklich nennenswert, ganz zu schweigen von meinen kriegerischen Künsten" Den Gedanken daran, dass Wahnsinn noch leben könnte verdrängte sie vorerst. Es schien ihr mehr so als wollte Ulrich mehr über die Zukunft reden. "Ich kann ein bisschen zaubern. Doch meine Gaben reichen im Moment für kaum mehr als ein paar Taschenspielertricks." Wie sollte das denn auch anders sein, wo sie doch nie das Privleg wahrnehmen konnte, eine Magier-Akademie zu besuchen. Alles was sie wusste, hatte sie sich selber beigebracht. "Ich kann nichtmal lesen und schreiben. Im Moment wäre ich Euch wohl keine große Hilfe." Das auszusprechen war zwar hart, aber nichts mehr als die blanke Wahrheit. Ihre Schwester konnte lesen und schreiben, aber Chaos hatte sich weniger dafür interessiert als bei den kleinen Magiern in der Gassen der Stadt einige Zaubertricks zu lernen. Was würde Ulrich wohl machen, wenn er keinen Nutzen aus der Närrin ziehen konnte. Würde er sie wegschicken? Sie konnte den jungen Adligen noch nicht gut genug, um ihn richtig einschätzen zu können. Unsicherheit machte sich bei Chaos breit und sie hatte das Gefühl, dass ihr Geist durch die Stille zermürbt wurde.

  • Ulrich lächelte mild was jedoch von einer Hustenatacke unterbrochen wurde.


    Du hast deinen Weg längst gewählt. Sprich aus was du gerne machen würdest und wir werden es gemeinsam schaffen dir diesen Wunsch zu erfüllen ob du bisher lesen oder schreiben kannst ist einerlei. Denn wenn du gewillt bist kannst du es lernen. Also, wo siehst du deine Zukunft?

  • Chaos überlegt, ob sie Ulrich um einen solchen Gefallen überhaupt bitten konnte, wo sie ihn doch kaum kannte. Aber im Grunde genommen, hatte sie ja die Erlaubnis ihren Wunsch frei zu äußern. "Ich würde gerne meine magischen Fähigkeiten ausbauen." Ihre Wangen röteten sich, denn von ihrem eigenem Gold konnte sie sich eine Schulung sicherlich nicht leisten. "Ich will Euch aber finanziell nicht noch mehr zur Last fallen" Sie schämte sich dafür, dass sie ihre Bitte überhaupt geäußert hatte.